Kalender und Almanache waren bis zum 19. Jh. ein populäres Lektüremedium für breite Bevölkerungsschichten. Der Zweibrücker Hinkende Bote wurde zunächst bei Baur und Rost gedruckt, später bei Ritter und Comp. Wie für die Gattung der Volkskalender üblich, enthält der Zweibrücker Hinkende Bote einen Kalender nach verschiedenen Zeitrechnungen und so genannte astrologische Praktika (auf Astrologie beruhende Wettervorhersagen und Anweisungen), eine Aderlasstabelle, Termine für Messen und Feste in der Region, Anekdoten, Leerseiten für eigene Eintragungen, historische Begebenheiten und politische Neuigkeiten.
Die Ausgabe von 1819 enthält außerdem einen Holzschnitt zu einem Hochwasser im schweizerischen Kanton Schwyz am 18. Januar 1818, das "viele Dörfer in den traurigsten Zustand gesetzt und verheert hat".
Der Zweibrücker Kalender hat den namengebenden "Hinkenden Boten" auf der Titelseite abgebildet: einen Mann mit Holzbein in Soldatenuniform. Tatsächlich waren es häufig invalide Soldaten, die versuchten, sich als Kolporteure von Nachrichten und Geschichten oder als Verkäufer von Volkskalendern ein Auskommen zu sichern. Die Schnecke zu Füßen des Boten symbolisiert dessen Langsamkeit. Gerade diese ließ ihn jedoch als eine vertrauenswürdigere Quelle erscheinen als etwa den schnellen Postreiter mit seinen nicht überprüfbaren Nachrichten. Kalender mit "hinkenden Boten" im Titel waren vor allem im südwestdeutschen Raum, der Schweiz und dem Elsass verbreitet. [Johanna Kätzel]