Original: Deutsch
Wiederentdeckung eines Bergwerkes
Eigenartige Folgen eines Unfalls
Morschheim. 25. Jan. Vor kurzem be-
fand sich das Fuhrwerk von Frau Witwe
Hch. Koch beim Pflügen auf einem Acker
an der Gewann ,,an den Halden", ein
Name, der allen Einwohnern unverständ-
lich war, well er an ein Bergwerk er-
innerte, als das Pferd plötzlich mit den
Hinterbeinen einbrach und sich nicht mehr
befreien konnte. Der Fuhrmann stieß
geistesgegenwärtig das Pferd um, so daß
es auf festen Boden fiel und sich wieder
aufrichten konnte.
Wie nun die erste Untersuchung ergab,
befand sich unter der 1,50 Mtr. dicken
Decke ein Stollen von ziemlicher Länge.
Auf Veranlassung der Behörde wurde
nun die Einbruchstelle von Sachverstän-
digen und Ingenieuren aus Obermoschel
untersucht, wobei der Stollen eines frü-
heren Bergwerkes, der fachgemäß ange-
legt ist, freigelegt wurde. Seine Breite
mißt 1,20 Mtr., seine Höhe 1,80 Mtr., eine
Länge von etwa 15 Mtr. kann noch jetzt
durchschritten werden, die Fortsetzung ist
aber deutlich erkennbar.
Auf Grund alter Akten befand sich hier
vor etwa 800 Jahren ein Bergwerk, in
welchem nach Quecksilber und Zinnober
gesucht wurde. Die Anlage wurde von
Facharbeitern sorgfältig freigelegt und
gestützt, um ein Einstürzen zu verhüten.
Ueber das Ergebnis der sofort vorgenom-
menen Bodenuntersuchungen ist nichts be-
kannt geworden, immerhin ist nach ge-
rüchtweise gemachten Andeutungen die
Möglichkeit vorhanden, daß weitere Un-
tersuchungen durchgeführl werden, die,
was für Morschheim von großem Wert
wäre, eine Neuaufnahme des Bergwerks-
betriebes bringen könnten. Auch Morsch-
heim stand früher unter der Herrschaft
der Fürsten von Nassau-Weilburg, die in
Kirchheimbolanden residierten, und wel-
che dafür bekannt waren, daß sie eifrige
Förderer von Bergwerksanlagen im Be-
reich um den Donnersberg waren. Noch
heute findet man im ganzen Bereich des
Donnersberges eine ganze Reihe der-
artiger verfallener Bergwerksanlagen
und Stollen. Neu allerdings ist dieses
Bergwerk bei Morschheim.