Das Porträt eines Philosophen entspricht mit dem wallenden Bart, der Stirnglatze und den nachdenklichen Zügen dem Idealbild eines antiken Denkers. Der Dargestellte ist namentlich nicht zu benennen. Seit frühgriechischer Zeit errichtete man für den Gott Hermes Kultmale in Form eines pfeilerartigen Schaftes mit dem Kopf des Gottes. Später verwendete man für diese Hermen auch andere Götter- und Menschenbilder. Aus der spantantiken Villa von Welschbillig, als Zentrum eines ausgedehnten kaiserlichen Landbesitzes vor der Residenzstadt Trier, stammen mehr als 100 dieser Pfeiler, die einst die Balustrade eines großen Wasserbassins zierten. Rund 70 diieser Exemplare aus Kalkstein haben sich erhalten. Sie stellen griechische und römische Philosophen, Feldherrn und Götter dar, aber auch Germanen und Nichtrömer. Die Hermen gelten als das späteste bekannte Bildnisprogramm der Antike, sie sind um 375 n. Chr. geschaffen worden.