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"Rozzekäppchen" in Weiß mit Goldenem und Hellgelbem Seidenband

Freilichtmuseum Roscheider Hof Textilien [JUNO 012 2021]
Gesteppte Trachtenhaube in Weiß mit Goldenem und Hellgelbem Seidenband (Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof CC0)
Herkunft/Rechte: Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof / Julia Nonn (CC0)
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Beschreibung

Es handelt sich hierbei um ein sogenanntes Rozzekäppchen, eine Art von Trachtenhaube die im Saargau verbreitet war. Das aus weißem Leinen gefertigte Käppchen wurde am Hinterkopf getragen und je nach Alter der Trägerin farblich unterschiedlich gestaltet. Erwachsene Frauen trugen aufgestickte und später aufgemalte schwarze Blumen, komplett weiße Hauben wie bei diesem Exemplar waren üblich für junge Mädchen. Links ist die Nummer "228" mit grünem Stickgarn eingestickt.
Die Herstellung eines Rozzekäppchens verlief wie folgt:
"Ein Stück Musselin wurde in der entsprechenden Größe geschnitten, dann begann genau in der Mitte das bietzen (Steppen) der Muddel (Musterung) und zwar ohne irgendeine Vorzeichnung. Das Zählen der Maschen des feinen Batistgewebes gab für das Muster den Anhalt. Letzteres besteht aus Streifen, welche den Stoff in rautenförmige Felder einteilte, und aus Blumen, welche die Mitte der Felder einrahmten. Die Streifen und Blumen entstanden dadurch, dass der Grund dicht mit Mustern bedeckt wurde, wodurch er niedergehalten wurde, während die Streifen und Blumen etwas erhaben standen. Die Streifen selbst wurden durch sogenannte "Irrgänge" belebt, die als "doppelte Irrgänge" (doppel) und als "einletzige Irrgänge" (einzelne) oder als "doppelte Irrgänge mit einletzigem Drumherum" gearbeitet waren. (...) War so der ganze (Boden) gesteppt, was oft 14 Tage in Anspruch nahm, dann wurde er an drei Seiten "eingeriehen", d.h. in kleine Falten zusammengezogen, dadurch erhielt man die Form; Dabei mussten sorgfältig alle "Belfen" (d. h. Kanten) vermieden werden. Nun wurde das "Vierscht" (d. h. der senkrecht stehende Teil) genäht und am "Boddem" befestigt. Darauf folgte die Arbeit des Waschen und Trocknens. Sodann bereitete man eine kräftige Stärke, und das Rozzekäppchen wurde damit "gepappt", d. h. gestärkt. Während es getrocknet wurde, schnitt man Paper (meist Zeitungen) in der Form des Boddems und klebte mehrere Blätter übereinander; Waren dann diese Blätter in das Innere des Rozzekäppchens befestigt, so wurde es mittels eines eigenen Bügeleisens gebügelt. Dabei wurden die rings um das Vierscht laufenden Falten des Boddems "rein gemacht", d.h. gleichmäßig gelegt. War die nötige Steife erreicht, dann wurden die Falten noch mit einem stumpfen Messer gerichtet. Nun faßte man das Vierscht an seinem unteren Ende mit einem schmalen Seidenband ein. Um das ganze Vierscht kam nun das breite blauseidene Band, das nach hinten zu einem "Schlopp" gebunden wurde. Schließlich wurden die beiden Bindbänder angenäht, die aus blumiger, gestreifter Seide (in verschiedenen Farben) bestanden." Ein fertiges Rozzekäppchen kostete 2 Taler, genauso viel wie ein gewöhnliches Frauenkleid."
Dieses Käppchen weicht leicht von der Beschreibung ab, es ist nicht von innen mit Papier verstärkt, stattdessen wurde ein Stück Pappe am "Vierscht" angenäht das durch das darüber laufende Satinband verdeckt wird. Die Farbe des Schleifenbandes entspricht ebenfalls nicht der Beschreibung."
Zitat aus Mitteilungen über Trachten, Hausrat, Wohn-und Lebensweise im Rheinland (Franz von Pelzer Berensberg)

Den Fotos ist ein Schnittmuster zugefügt.

Material/Technik

Leinen, Seidenband, Pappe, Stickgarn / Gesteppt, Stiftelfalten

Maße

Rand der Krempe 32,5m; Tiefe der Krempe 4cm; Vordere bis hintere Mitte 25cm; Ansatznaht 30cm; Rückwärtiges Teil max. Höhe 21cm max. Breite 30cm; Länge Bindebänder 58cm rechts 52cm links; Länge der Schleifenbänder ab Knoten 20cm; Schlaufen 10cm

Literatur

  • Franz von Pelser-Berensberg (1909): Mitteilungen über Trachten, Hausrat, Wohn- und Lebensweise im Rheinland. Düsseldorf
Freilichtmuseum Roscheider Hof

Objekt aus: Freilichtmuseum Roscheider Hof

Das Freilichtmuseum Roscheider Hof ist ein Museum der Alltagskultur an Mosel, Saar und den umgebenden Mittelgebirgen. Den Kern des...

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