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Abdruck Rede Trauergottesdienst Königin Therese von Bayern in der Synagoge

Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Schriftgut - Familie/Lebenslauf Totenkult Jüdische Zeremonialobjekte sowie Objekte und Unterlagen zur jüdischen Gemeinde und jüdischen Mitbürgern [2021/0021]
https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/resources/documents/202111/24140243012.pdf (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Heft mit dem Abdruck der "Rede bei dem Trauergottesdienst Ihrer Majestät der höchstseligen Königin Therese von Bayern gehalten in der Synagoge zu Dürkheim den 8. November 1854 von Aaron Merz, Bezirks-Rabbiner" Neustadt a/H Buchdruckerei Ch. Trautmann, 1854.

Heft aus 4 Blättern geheftet.

1. Seite Deckblatt, 2. Seite Ablauf des Trauergottesdienstes, 3. Seite kurzes Gebet, 4. bis 7. Seite längeres Gebet, 8. Seite unbedruckte Rückseite.

Material/Technik

Papier, Druckerschwärze / gedruckt

Maße

20,7 x 13,5 cm

Abschrift

Original: Deutsch

Rede bei dem Trauer - Gottesdienste Ihrer Majestät der höchstseligen Königin Therese von Bayern gehalten in der Synagoge zu Dürkheim den 18. Nov. 1854, von Aron Merz, Bezirks - Rabbiner. Neustadt a/H. Buchdruckerei von Ch. Trautmann. 1854. Vor der Rede wurden die Psalmen 16, 23, 91 von dem Vorsänger, der Gemeinde und der Jugend gebetet. — Nach der Rede wurde das Gebet Melech male Rach'mim vom Bezirks-Rabbiner vorgetragen und zum Schluffe von einer Waise das gebetet. Ewiger Vater! „Wer darf wellen in Deinem Zelte? Wer darf wohnen auf Deinem heiligen Berge? — Wer wandelt tadellos und thuet, was recht ist und Wahrheit spricht in seinem Herzen. Wer reiner Hände, lautern Herzens ist, dem der Ver-worfene verächtlich ist, der die Gottesfürchtigen ehrt." Eine solche edle Frau, die Dich über Alles liebte, ist heim gegangen zu Dir, Herr! Sie wohnt in Deinem heiligen Zelte. Die geliebte Königin Therese war ein Unterpfand Deiner Liebe. Du gabst Sie zur Glückseligkeit Ihres Königl. Gemahls, zur edelsten Freude Ihrer Königl. Kinder, der Prinzen und Prinzessinnen, und zum Wohl und Segen unseres Landes. Sie war eine Mutter der Waisen, eine Retterin der Armen, die Alles im Stillen that nur vor Deinem Auge, o Vater! Bei allen Tugenden, mit denen sie leuchtete, war Sie so de-muthsvoll; nur zu Dir war ihr Auge gerichtet. Sie war ein Abglanz Deiner Güte, Deiner Liebe und Segnung. Sie lebte nur, o Vater, in Deinem Willen, im Schooße Ihrer Pflichten und Bestimmungen, im Willen und in der Liebe Ihres Königl. Gemahls, den Sie mit ganzer Empfindung liebte und verehrte. — Mit welchem Schmerze ist Ihr Abschied weit und breit empfunden worden! — Allein Ihr Bild, Ihr Andenken wird ewig fortleben; „das Andenken des Frommen ist zum Segen." A m e n. Text: Spr. Sal. Kap. 31, Vers 25. „Macht und Würde ist ihr Gewand und sie sieht, vergnügt dein letzten Tag entgegen." M. t. Z.! Unter Macht ist nicht irdische Kraft zu verstehen , sondern die Macht, die Kraft des Geistes, des Herzens, der Offenbarung, der Willensfreiheit und der Sittlichkeit. „Gott ist meine Kraft und mein Schild, Ihm vertrauet mein Herz, und es ist mir geholfen, und mein Herz frohlockt. Gr ist seinen Frommen eine feste Burg, in Gott ist mein Heil und meine Ehre begründet; eine feste Burg ist mir Gott." Wenn wir Gott mit ganzem Herzen und ganzer Seele lie ben; wenn wir ergriffen, begeistert sind für die heilige Offen-barung; wenn wir es uns zu unserer Hauptbestimmung machen, unsern Geist und unser Herz zu bilden, zu veredeln; und wenn wir durch unsere Gesinnung und Handlung unserer Menschen würde entsprechen: dann haben wir uns in Macht und Würde gekleidet. — Dies sind Gewänder des Lichtes, des Glanzes und der Pracht. Es sind Kleider, die nicht der Zerstörung, der Verwesung unterworfen sind. Es sind nicht nur Kleider, wodurch der äußere Mensch Glanz verbreitet, sondern es sind Prachtgewänder für die Seele; es sind nicht nur Kleider für diesseits, sondern auch für jenseits; dort in der Geisterwelt wird die Seele durch sie verklärt erscheinen. Es sind göttliche Kleider, wie es in der heiligen Schrift heißt: „Er kleidet sich in Hoheit, Licht umhüllet ihn, wie ein Gewand, Er kleidet sich in Gerechtigkeit , wie Schnee so weiß und rein ist sein Kleid." M. t. Z.! „Macht und Würde war Ihr Gewand", Macht und Würde war das Gewand der geliebten Königin Therese; Sie strahlte durch Ihren reinen, Hellen, klaren Geist und durch Ihr edles Herz; Sie strahlte durch Ihre Liebe zu Gott und durch wahre Frömmigkeit. Sie versäumte nie, das Haus des Herrn zu besuchen; mit Freude wandelte Sie von Ihrem königl. Pallaste zum Gotteshause; mit David sprach Sie: „Mein Herz war froh derer, die zu mir sprachen: in das Haus Gottes laßt uns gehen. — Gott, ich liebe Deines Hauses Stätte und den Wohn ort Deiner Herrlichkeit; mein Fuß steht fest auf ebener Bahn; in Chören preise ich Gott." — Mit tiefer Andacht betete Sie zum König aller Könige; mit anhaltender Aufmerksamkeit hörte Sie auf die begeisternden Worte des Predigers. Die Andacht war der Hochgestellten Frau eine Geistes- und Herzens-Stärke und gab Ihrem Geiste und Herzen eine Richtung zu dem Heiligen. — Ihr ganzes Leben war eine Kette, zusammengesetzt aus den edelsten Ringen der Wohlthätigkeit, die Sie den Armen und Dürftigen erzeigte, des Trostes, welchen Sie ertheilte, der Thränen, die Sie trocknete, der Liebe und Gefühle, die das Königl. Herz empfand. — Nicht nur, daß Ihre Kasse ein Vor-rathsbehälter für die Dürftigen war und zu Tausenden aus derselben an die leidende Menschheit gespendet wurden, sondern Sie arbeitete auch selbst für die Bedrängten, weil Sie in die-ser Arbeit eine religiöse Beschäftigung fand; wie es in den Sprüchen der Väter heißt: „Beobachte ein geringes Gesetz, wie ein schweres, denn Du kennst die Belohnungen nicht, die auf Beobachtung des Gesetzes bestimmt sind." — So wird im Talmud erzählt: „Rabbi Chanina, Sohn Dosa's, ging zu Rabbi Jochanan, Sohn Sacki's, um das Wort Gottes zu hören. Das Kind des Rabbi Jochanan wurde eben krank. Dieser sprach zu seinem Schüler Chanina: „Mein Sohn, bete zu dem himmlischen Vater wegen meines kranken Kindes, daß es leben bleibe." Rabbi Chanina betete für den geliebten Kranken, und er genas. Rabbi Jochanan sprach: „Hätte ich den ganzen Tag gebetet, ich wäre nicht erhört worden." Die Gattin fragte ihn: „Ist denn Rabbi Chanina gelehrter, als Du?" Nein, erwiederte der Gatte, er gleicht einem Knechte des Königs, und ich gleiche einem hohen Beamten des Königs." Rabbi Jochanan war sehr gelehrt, er war der Vorstand einer gelehrten Schule; Rabbi Chanina war zwar nicht so gelehrt, er hatte es aber nicht verschmähet, in die Hütten der Armen , der Kranken zu gehen, sie zu trösten, zu beruhigen, ihnen zu helfen, beizustehen, er betete für sie, reichte ihnen Nahrung und kleidete sie; ihm war kein Gang zu lästig, keine Mühe zu groß, keine Wohnung zu schlecht, wenn es galt, der leidenden Menschheit zu helfen, er war ein Knecht Gottes; so beißt es auch von Moses: „Mein Knecht Moses ist meinem ganzen Hause vertraut." — Die geliebte Königin Therese war im wahrhaften Sinne eine Dienerin Gottes, Sie nahm liebreich, freundlich den Verlaffenen auf und strebte durch Worte und Handlungen die Leiden zu lindern. M. t. Z.! „Macht und Würde war Ihr Gewand, und Sie sah vergnügt dem letzten Tag entgegen." Sie hatte diese Gewänder selbst verfertigt, selbst erzeugt; sie sind aus erhabenen Gedanken, heiligen Gefühlen, edlen Empfindungen zusammengesetzt; und in diesen Gewändern stehet die Seele der geliebten Königin Therese vor dem Thron Gottes. — „Und Sie sah vergnügt den letzten Tag." Ihr ganzes Leben, Ihr Denken und Fühlen war ja für diesen Tag bestimmt. — Aus jedem erhabenen Gedanken, edlem Gefühle, aus jeder guten Handlung werden Engel erschaffen; und gewiß haben Tausende von Engeln die fromme Seele der geliebten Königin Therese zur Geisterwelt begleitet. Und gewiß hat die Pforte der Geisterwelt sich geöffnet, um die liebenswürdige Seele, welche so innigst den Ewigen liebte, aufzunehmen. — „Engel verkündigten. die Ankunft, und der Herr sprach zu den Frommen, der geliebten Tochter entgegen zu wallen," und sie führten Sie zum Throne des Herrn, und Sie schauet Gott von Angesicht zu Angesicht und spricht: „Ich schaue in Unschuld Dein Antlitz, ich labe beim Erwachen mich an Deinem Bilde; Freudenfülle ist vor Deinem Angesichte, ewige Wonne ist in Deiner Rechten." Die frommen Schwestern sangen: „Der Du belebst die Hülle, Sei hoch gebenedei't! Bei Dir ist Freudenfülle, Bei Dir ist Seligkeit." Amen. Ewiger Vater! Durch das Hinscheiden der geliebten Königin Therese ist der Königl. Gemahl, der geliebte König Ludwig, unser geliebter König Maximilian, die geliebte Königin Maria, das ganze Königl. Haus und ganz Bayern verwundet worden. O, laß von Deinen himmlischen Höhen herniederträu-fen Trost und Kraft in die Seelen der Königl. Trauernden! Stärke und tröste unsere Herzen, erleichtere die beklommene Brust der um ihren großen Verlust wehklagenden Landeskinder. Laß die Trauernden erkennen, daß es für Fromme, die im wahren Geiste Dein Ebenbild sind, keinen Tod gibt, und daß die fromme allbeglückende, allgeliebte Königin bei Dir in Wonne und Freude lebt. — Allgerechter! vergelte unserer tugendhaften Königin in vollem Maße Ihre reinen, schönen Gefühle, Gesinnungen und Handlungen. Laß Sie verklärt im himmlischen Glanze zur allerhöchsten Stufe der Seligkeit gelangen, Deine Herrlichkeit schauen und selig sein. Amen.

Links/Dokumente

Verfasst Verfasst
1854
Aron Merz
Bad Dürkheim
Gedruckt Gedruckt
1854
Neustadt an der Weinstraße
1853 1856
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Objekt aus: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Der über 2000-jährigen Tradition des Weinbaus in Bad Dürkheim entsprechend, ist das Stadtmuseum in einem ehemaligen Weingut untergebracht. Auf über...

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