Zwei kleine, zueinander gehörende kleine Bildmedaillons zeigen die Portraits eines Jungen und eines Mädchens. Die jeweils vierjährigen Kinder sind als Oberkörper fast bildfüllend von vorn wiedergegeben, so dass auf den Bildfeldern nur wenig Fläche für einen einfarbig graublauen, raumlosen Bildgrund bleibt. Dadurch konzentriert sich der Ausdruck auf die mit enormer Akribie in feinster Gouachemalerei wiedergegebenen Gesichter und die bürgerliche Kinderkleidung. Darunter stehen die Namen der Kinder "Ludwig Priester" bzw. "Maria Luise Priester" mit den Jahreszahlen 1826 und 1831. Die originale Rahmung ist ganz im Stil der Zeit gehalten und raffiniert aufgebaut: Ein Ring aus ziseliertem Messing umschließt exakt den Rand jedes Medaillons. Zugleich hält er das Bild und das schützende Glas fest und verbindet beides mit dem äußeren, dicken Holzrahmen. Dieser ist zum Zentrum hin mit einer tiefen Kehlung ausgeschnitten und ansonsten flächig und eckig. Die beiden Bilder vertreten in der Kombination von meisterlicher Ausführung und gediegener, schlichter Erscheinung idealtypisch das bürgerliche Selbstverständnis ihrer Entstehungszeit. Als Zentrum, Schwer- und Ankerpunkt des Lebens betrachtete man in der Biedermeierzeit die eigene Familie, für deren wirtschaftliches Auskommen man gewissenhaft sorgte, ohne den erreichten Status allzu auffällig zu repräsentieren.