In dieser überwiegend in dunklen Gelb-, Grau- und Brauntönen gehaltenen, neusachlichen Darstellung zeigt der Maler Brand-Pagés einen Ausschnitt der in unmittelbarer Nähe zum Hauptmarkt gelegenen »Judengasse«. Sie gehörte zum mittelalterlichen jüdischen Wohnquartier der Stadt Trier, das mit der Vertreibung der Juden aus Trier 1418 aufgelöst wurde. Der Blick richtet sich aus der schmalen, verwinkelten und dunklen »Judengasse « mit ihrer bis heute erhaltenen historischen Bebauung auf die an die Simeonstraße angrenzenden vorderen Häuser mit der sogenannten »Kleinen Judenpforte«.
Das mittelalterliche Judenviertel Trier liegt zwischen Hauptmarkt, Jakobstraße und Stockstraße. Bis zum 14. Jahrhundert entwickelte es sich zu dem am dichtesten bebauten Bereich innerhalb der Stadtmauer. In enger Nachbarschaft zu den christlichen Bewohnern der Stadt lebten hier jüdische Familien, zusammen bis zu 300 Personen. Sie bildeten eine Gemeinde mit Synagoge und anderen Einrichtungen. Zur Judengasse führte die Kleine Judenpforte, zur heutigen Stockstraße die Große Judenpforte und von der Jakobstraße die Untere Judenpforte in das Innere des Viertels. Die Tore waren nachts geschlossen und tagsüber geöffnet.
Durch den Torbogen fällt nur wenig Helligkeit der Simeonstraße in die ärmlich und heruntergekommen wirkende Gasse ein. Der Betrachter findet sich eingeschlossen zwischen den hohen Gebäuden, kaum ein Lichtstrahl gelangt zwischen den dunklen Fassaden bis zum Boden. Die Gelb-, Ocker- und Grüntöne haben fast etwas Giftiges und verursachen in diesem menschenleeren Ambiente ein unangenehmes Gefühl.