Die abfotografierte Aufnahme zeigt einen Blick ins so genannte "Schwarzviertel" aus östlicher Richtung. Diese Bezeichnung geht auf den Umstand zurück, dass 1876 hier die "Schwarzfabrik" eingerichtet wurde, in der bis 1908 aus der Braunkohle aus dem Dürkheimer Bruch Umbra - also dunkelbraune Farbe - hergestellt wurde. Weil den Arbeitern ihre Tätigkeit "ins Gesicht geschrieben" war und sie auch noch im Umkreis ihrer Fabrik wohnten, etablierte sich im Volksmund der Name "SchwarzvierteL"
Auf dem Bild ist das schmale Haus abgebildet, das zwischen der ehemaligen Wormser Straße (später: Weinstraße Nord) und der einmündenden Mühlgasse steht. Auch wenn die größeren Nachbargebäude aus dem letzten Viertel des 19. Jh. stammen, dürfte dieser Bau eher aus dem frühen 19. Jh., wenn nicht sogar aus dem späten 18. Jh. stammen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme befand sich hier eine "Parfümerie". Heute ist das Haus noch existent und dient momentan nur als Wohnhaus.
Das große Haus mit der rundbogigen Tordurchfahrt in der rechten Bildhälfte steht heute nicht mehr. Möglicherweise fiel es dem Luftangriff am 18. März 1945 zum Opfer, bei dem gerade der Bereich im Umkreis des nahegelegenen Stadtmauerturms stark betroffen war. Es aber aber auch durchaus denkbar, dass es im Rahmen der nachkriegszeitlichen Aufbau- und Sanierungsmaßnahmen beseitigt wurde. Zwischen diesem Haus und dem kleineren Gebäude ist der Hang des Kastanienberges mit dem 1930 eröffneten Klinkums "Sonnenwende" zu erkennen.
In der linken Bildhälfte ist ein Haus zu sehen, in dessen Erdgeschoss ein Ladengeschäft eingerichtet war. Der Eingang war links von einem großen Fenster und rechts von zwei entsprechenden Fenstern flankiert. Dem Firmenschild zufolge befand sich hier die Buchdruckerei von Thomas Hautz. Im Adressbuch von 1938 findet sich der entsprechende Eintrag, während 1931/32 nur seine Wohnadresse angegeben wurde. D.h. Hautz´ Buchdruckerei "entstand" in diesem Zeitraum.
Das Gebäude ist immer noch vorhanden und wird nun als reines Wohnhaus benutzt. Die Tür der Ladenfassade wurde zugesetzt und sowohl hier, als auch in den Schaufensterrahmen wurden kleinere Fenster eingebaut.
Dieses Bild stammt vermutlich aus den späten 1930er Jahren; es wurde aber auf jeden Fall vor 1945 angefertigt.
Das Originalfoto befindet sich in der Privatsammlung Dr. Klein und wurde der Stadt als Repro zur Verfügung gestellt.
Filmnummer SW59/3.
Dat.: späte 1930er Jahre; vor 1945