Die zwei Schwarzweißfotografien, die um oder kurz nach 1900 entstanden sind (1910 gelangten sie in den Bestand des Historischen Museums der Pfalz) zeigen den Napoleonbrunnen auf dem Marktplatz in Blieskastel von zwei unterschiedlichen Standpunkten aus.
Blieskastel wurde im Zuge der Französischen Revolution bereits 1793 von den Franzosen besetzt und die Familie von der Leyen, die Grafen von Hohengeroldseck, von ihrem Sitz in Blieskastel vertrieben. Zusammen mit dem restlichen besetzten linksrheinischen Gebiet, kam auch Blieskastel 1795 unter französische Regierung und wurde drei Jahre später als Hauptort des Kantons Blieskastel in das Département de la Sarre (Saardepartement) eingegliedert. 1804 ließ die Blieskasteler Kantonsregierung zu Ehren Napoleons einen Brunnen errichten. Die Inschrift bezieht sich auf den Senatsbeschluss vom 18. Mai 1804 in St. Cloud, in dem Napoleon zum Kaiser erklärt wurde: „A Napoléon Premier, Empereur des Français. Le Canton de Bliescastel le 28e Floréal An XII“. Die Datumsangabe ist an den Revolutionskalender angepasst.
Der Brunnen besteht aus einem niedrigen Becken und einem hoch aufragenden Obelisken, um den sich eine Schlange windet, die das Wasser ausspeit. Die Verwendung eines Obelisken reflektiert die durch den Ägyptenfeldzug Napoleons ausgelöste Faszination für ägyptische Kunst. Die Schlange ist wohl als Apell an Napoleon zu deuten, das Saargebiet weise zu regieren. [Johanna Kätzel]