Kalender und Almanache waren bis zum 19. Jh. ein populäres Lektüremedium für breite Bevölkerungsschichten. Der Zweibrücker Hinkende Bote wurde zunächst bei Baur und Rost gedruckt, später bei Ritter und Comp. Wie für die Gattung der Volkskalender üblich, enthält der Zweibrücker Hinkende Bote einen Kalender nach verschiedenen Zeitrechnungen und so genannte astrologische Praktika (auf Astrologie beruhende Wettervorhersagen und Anweisungen), eine Aderlasstabelle, Termine für Messen und Feste in der Region, Anekdoten, Leerseiten für eigene Eintragungen, historische Begebenheiten und politische Neuigkeiten.
Die Ausgabe von 1813 enthält zudem einen Überblick über die Kaiserliche Familie von Frankreich sowie das Große Einmaleins. Durch solche Inhalte bekamen Kalender auch den Charakter von Fibeln und konnten zur Volksbildung genutzt werden.
Der Zweibrücker Kalender hat den namengebenden "Hinkenden Boten" auf der Titelseite abgebildet: einen Mann mit Holzbein in Soldatenuniform. Tatsächlich waren es häufig invalide Soldaten, die versuchten, sich als Kolporteure von Nachrichten und Geschichten oder als Verkäufer von Volkskalendern ein Auskommen zu sichern. Die Schnecke zu Füßen des Boten symbolisiert dessen Langsamkeit. Gerade diese ließ ihn jedoch als eine vertrauenswürdigere Quelle erscheinen als etwa den schnellen Postreiter mit seinen nicht überprüfbaren Nachrichten. Kalender mit "hinkenden Boten" im Titel waren vor allem im südwestdeutschen Raum, der Schweiz und dem Elsass verbreitet. [Johanna Kätzel]