Westerwald, erste Hälfte 19. Jh.
grauer Scherben, frei gedreht, Kobaltbemalung
Literatur:
Baaden, "Das Kannenbäckerland und eine Ausstrahlungen" (1993)
Baumann, Mischler-Hoffmann, "Euler" (1993)
Fries, "Kurrimurri, Erinnerungen an die Kannenbäcker in Höhr - Grenzhausen" (1993)
v. Bock, u. a., "Katalog zur Ausstellung im Rhein. Freilichtmuseum Kommern" (1968/1969)
Zühlke, Dippold, Scheja "Westerwälder Gebrauchsgeschirr von der Mitte des 19.Jh. bis in die 1960er Jahre" (2008)
Die hier vorgestellte Krugform wurde wahrscheinlich schon im Laufe des 18. Jh. entwickelt und bot sich aufgrund ihrer Zweckmäßigkeit geradezu an. Steinzeug als idealer Werkstoff zur Lagerung fast aller bekannten Flüssigkeiten brauchte nur noch in eine Form gebracht zu werden, die ein unkompliziertes Verschließen ermöglichte, gleichzeitig möglichst dicht aneinander zu stellen war und dadurch wenig Platz beanspruchte.
Massive, an Schulter und Hals angebrachte Henkel ermöglichten eine einfache und sichere Handhabung.
Dass sich die Kannenbäcker jener Zeit nicht nur mit einer zweckmäßigen Form zufrieden gaben, sondern durchaus Sinn für eine ästhetisch ansprechende Erscheinung hatten, zeigt die üppige Bemalung mit Kobaltblau.
Dabei mag man darüber hinwegsehen, dass der springende Hirsch etwas plump geraten ist und auch die übrige Dekoration sich nicht übermäßig schwungvoll darstellt.
Als Vergleich sei auf den Krug Inv. Nr. B 28, Lfd. Nr. 108 verwiesen.
Krüge dieser Art wurden noch bis Mitte des 20.Jh. hergestellt. In einer Preisliste von 1926 werden sie als "Sutterkrüge" bezeichnet (Kurrimurri). In Höhr-Grenzhausen waren Sie als "Ulpen" bekannt, ein Ausdruck, der wahrscheinlich nur im mündlichen Umgang gebräuchlich war.