Die vornehme Dame sitzt auf einem grün gepolsterten Rokokostuhl, ihr rechter Arm ruht bei einem aufgeschlagenen Buch, das auf einem Rokoko-Tisch mit Marmorplatte liegt. In der Linken hält sie eine Rose. Sie trägt ein dunkelviolettes Kleid mit Blumenmuster und dreiviertellangen Ärmeln mit weiten Spitzenmanschetten. Unter einem weißen Brusttuch mit Spitzenbesatz schaut ein silbernes Kreuz mit Perlen hervor. Der Hintergrund wird von einem grünen Wandbehang gebildet. Über dem grauen Haar trägt sie ein weißes Spitzenhäubchen.
Bei der Dargestellten handelt es sich höchst wahrscheinlich um Anna Margarete Dacqué (geb. Blanck). Sie wurde 1695 geboren und verstarb 1784 in Neustadt, war also 1780 bereits 85 Jahre alt. Sie war die Urgroßmutter von Ludwig Theobald Dacqué; die Großmutter Maria Luise Dacqué (geb. Schmitt) war bereits 1778 verstorben (freundlicher Hinweis von Lutz Frisch, Neustadt).
Die Pfalz war bereits im 16. Jh. Zufluchtsort für wallonische Glaubensflüchtlinge und nach dem Dreißigjährigen Krieg verstärkt auch für Hugenotten aus Frankreich. Die vermögende Hugenottenfamilie Dacqué verlegte 1752 ihren Wohnsitz nach Neustadt und gründete dort 1796 eine Privatbank, die z.B. die Finanzierung der Pfälzischen Eisenbahn und verschiedener Aktiengesellschaften abwickelte. 1894 entwickelte sich daraus die Pfälzische Bank in Ludwigshafen, das Neustadter Geldgeschäft lief jedoch unter dem Namen „Filiale der Pfälz. Bank, vormals Louis Dacqué“ weiter. 1889 wurde im Auftrag des Bankiers Adolf Dacqué die so genannte "Villa Böhm" errichtet.
Ein Nachfahre war wohl der Handelsmann und Bankier in Neustadt Ludwig Dacqué und der Geologe und Naturphilosoph Edgar Dacqué (1878 in Neustadt - 1945 München). Ludwig D. war Eigentümer u.a. der Papiermühle im Kaltenbrunnerthal. Am 22.3.1815 kaufte Ludwig Dacqué das Grundstück im Kaltenbrunnerthal (heute Anwesen Schöntalstraße 1-7) mit dort gelegenen Stall, Hof und Weiher für 450 frs. sowie den Mühlgraben als Bauplatz zum Bau einer Papierfabrik. Ludwig Dacqué war auch Eigentümer des Anwesens Hauptstraße 75 in Neustadt, wo er die Privatbank Louis Dacqué betrieb. [Wolfgang Leitmeyer]