Die Trierer Möbelkunst war eine vorwiegend bürgerliche Kunst, die sich den Einflüssen benachbarter Regionen willig öffnete, den süddeutschen ebenso wie denen aus dem Niederländischen und Lothringen. Ein starker bäuerlicher Einschlag, vom nahen Eifel- und Ardennenraum übernommen, zeigt sich in der häufigen Verwendung von Nussbaum- oder Eichenholz und der Verzierung durch zurückhaltendes Schnitzwerk für Truhen, Geschirrschränke, Kommoden und Bodenstanduhren. Sobald es sich jedoch um die Anfertigung großbürgerlicher Möbelstücke wie der beliebten Schreibsekretäre des Hochbarock und Rokoko handelte, wirkten sich Vorbilder süddeutscher Möbelkunst, insbesondere aus dem produktiven Mainzer Raum, prägend aus. So entstanden auch in Trier Schreibmöbel und Kommoden mit prächtiger Marketerie, bei denen der gesamte Baukörper mit zu Bildern oder Ornamenten zusammengesetzten Furnieren aus verschiedenen Hölzern, auf das Kernholz aufgeleimt, überzogen wurde.
Ein hervorragendes Beispiel stellt der wohl um 1750 von der Trierer Küferzunft in Auftrag gegebene Rokokoschreibschrank dar, der mit einem Lamm Gottes und Küferwerkzeugen in den Krallen eines Doppeladlers dekoriert ist. Die Küferzunft war eine der reichsten Innungen der Stadt und umfasste auch die Weinhändler. Der Aufbau des Schreibschrankes aus einer dreischübigen Kommode, einem Pultschreibfach und dem Oberteil mit 9 Schubladen, die um eine mittlere Nischentür, den „Tabernakel“, angeordnet sind, weist auf einen Typus von Schreibmöbel hin, der in Mainz und Würzburg gängig war. Dasselbe gilt für die Marketerie, insbesondere die Parkettierung der Schreibklappe mit hellem und dunklen Furnierstreifen. Als Besonderheit präsentiert sich allerdings die Kombination mit dem reichen Rokokoschnitzwerk, das den gesamten Schreibschrank einrahmt und ihm durch die bewegte Silhouette Eleganz und Leichtigkeit verleiht.