Das "Kircheninterieur" war eine eigene Gattung der Innenraummalerei, die sich bereits im 16. Jahrhundert in den Niederlanden großer Beliebtheit erfreute. Während zunächst häufig Innenräume von Phantasiekirchen dargestellt wurden, schildern sie nach 1600 meist bestimmte Kirchen.
So auch das Gemälde der Haarlemer St. Bavo-Kirche des Job Adriansz Berckheyde, der auch zahlreiche weitere Interieurs weltlicher und kirchlicher Gebäude gemalt hat.
Die Kirchen in den protestantischen Niederlanden waren meist weiß gekalkt, geduldet wurden nur Wappen und Memorialtafeln. Dies führte dazu, dass die Kirche als Auftraggeber kaum mehr eine Rolle spielte und an deren Stelle das aufstrebende Bürgertum und die Kaufmannschaft trat.
Unter den zahlreichen Innenräumen weltlicher und kirchlicher Gebäude, die Job Berckheyde gemalt hat, nehmen seine Darstellungen der Haarlemer St. Bavo-Kirche einen besonderen Rang ein. Neben dem Koblenzer Gemälde befinden sich weitere Ansichten Berckheydes von diesem Kirchenraum u. a. in der Gemäldegalerie Dresden und im Frans Hals Museum in Haarlem. Für das Koblenzer Gemälde, das um 1660/70 entstanden ist, wählte Job Berckheyde den Blick aus dem nördlichen Chorumgang in die drei westlichen Joche des Hochchores.
Die Kirchen in den protestantischen Gebieten der Niederlande waren Kirchen weiß gekalkt, die ehemals "katholische" Ausschmückung war entfernt worden. Geduldet wurden nur noch - wie auf Berckheydes Darstellung der gotischen St. Bavokirche aus dem 14. Jahrhundert zu sehen - Wappen und Memorialtafeln. Dieses Bilderverbot führte dazu, dass die Kirche als Auftraggeber für holländische Künstler keine, das aufstrebende Bürgertum dafür eine umso größere Rolle spielte.