Das Bildnis zeigt Elisabeth Charlotte von der Pfalz (1652-1722) als vermutlich sechsjähriges Kind. Sie war eines von insgesamt 16 Kindern des Pfalzgrafen und Kurfürsten Karl I. Ludwig von der Pfalz (1617-1680). Historische Bedeutsamkeit sollte sie durch die Verheiratung mit Herzog Philippe I. von Orléans, dem Bruder des französischen Königs Ludwig XIV. (1638-1715) erlangen. Von hohem kulturellem Wert sind die zahlreichen erhaltenen Briefwechsel, in denen sie recht unverblümt das Leben am französischen Hof und auch die Ausschweifungen ihres Gatten schilderte.
Die Vorlage des Stiches stammt von dem aus Lille stammenden Maler und Radierer Wallerant Vaillant (1623-1677), der als erster professioneller Mezzotinto-Radierer gilt. Diese Schabradiertechnik erlernte er bei einem Aufenthalt in Frankfurt 1658 von Ruprecht von der Pfalz, Duke of Cumberland (1619-1682), der zugleich Elisabeth Charlottes Onkel war. Es ist gut denkbar, dass der Künstler bei dieser Gelegenheit ein Bildnis der damals Sechsjährigen anfertigte. Den vorliegenden Kupferstich nach Vaillant fertigte der aus Zürich stammende Zeichner und Stecher Johann Schweizer (1625-1670). [Johanna Kätzel]