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Brief eines Philipp Bachmann(?)

Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Schriftgut - Briefe [2024/0047/006]
https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/resources/documents/202401/23122446285.pdf (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Provenance/Rights: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
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Description

Brief vom 10.4.1911, abgesendet in Berlin

Der Schuhmachergeselle Philipp -Bachmann(?) - aus Bad Dürkheim schreibt hier seinem Freund Jean von seinen Erlebnissen während seiner "Walze", also in den Jahren in denen ein Handwerksgeselle nach Abschluss seiner Lehre durch die Lande zog, um in verschiedenen Werkstätten und Betrieben Berufserfahrungen zu sammeln.
Philipps Walze führte ihn nach Nord- bzw. Ostdeutschland. Diesen Brief mit einer kurzen Reisebeschreibung verfasste er wahrscheinlich in Berlin oder zumindest versendete er ihn von dort. Er berichtet hier von den Verdienstmöglichkeiten in dieser Großstadt, aber auch von den hohen Kosten für den Lebensunterhalt, die einen zwingen würden, sich zu verschulden. Außerdem erwähnt er auch seine Kontakte zu Dürkheimern, die es nach Berlin verschlagen hatte, besonders die zu Fritz und Heinrich Lieser, die er noch aus Bad Dürkheim kannte.

Da der Brief im Notizbuch von Philipp Bachmann lag, welches um 1900-1907 datiert, könnte es sich bei dem Briefeschreiber um einen gleichnamigen Sohn handeln.

Dat.: 10. April 1911

Material/Technique

Papier / geschöpft, beschrieben

Measurements

Länge: 21 cm, Breite: 27 cm

Transcript

Original: Deutsch

(Am Rand: Deinen Brief habe ich in Han(n)over bekommen & mich recht gefreut) Berlin, den 10/4 11 Bester Freund Jean Zuerst muß ich mich bei Dir entschuldigen, daß ich Dich so lange warten ließ. Du weißt, wie es ist. Der Sonntag geht zu schnell herum. Reisebeschreibung will ich kurz machen. Ich habe schon viel hitzige Streiche gemacht, aber dieser war zugleich ein dummer. – Ist man aber mal auf der „Walze“ so mag man nicht mehr aufhören. Ich machte nach Lübeck. Hier blieb 2 Tage, fuhr dann nach Hamburg. Da Thauwetter war, ging das Laufen nicht. Dort blieb ich 4 Tage – ich hätte wohl Arbeit bekommen können, aber 5 Treppen hoch & das war mir doch ein wenig zu viel(?) (Seite2) & dann macht doch das Plaudern der Reisegefährten auch noch seinen Eindruck & ich machte also mit nach Han(n)over & blieb dort ? Tage worauf es dann über Hildesheim nach Braunschweig und Magdeburg ging. Hier arbeitete ich ?Tage, macht mir ein ganze Stiefel und dann wegen einem kleinen Wortwechsel riß ich aus, machte über B...burg nach Halle, Leibzig, Dresden, Görlitz, wo ich ?Tage liegen blieb, denn ich hatte die Mandelentzündung ganz arg bekommen, so daß ich fast nicht mehr schlucken konnte. Nach Verlauf dieser Zeit war das Übel so weit wieder gehoben, daß nachdem ich von zu Hause einen „Brief“ erhalten hatte, ich per Bahn nach Kottbus fuhr. Es war Abend und wir glaubten durch zu rutschen. Aber – da mußte die Spree (Seite3) die Eisenbahnbrücke ruiniert (haben), so daß kein Zug hinüber konnten, wir kamen also in den Wagen für Kottbus. Den anderen Tag marschierten wir bis Liebenau, blieben über Nacht und fuhren dann nach „Spree-Athen“ (Anm.: Berlin!). Nun bin ich hier. Es gefällt mir ganz gut. Man verdient schön, braucht aber auch wieder viel, so daß man Schulden hat & man sich noch etwas anschaffen will man dah sparen muß. Die Dürkheimer, die hier sind ist der Fritz und Heinrich Lieser nicht zu stolz, um sich mit einem Landsmann, der in seinen Walz-Kleidern zu ihnen kommt, abzugeben, jedoch Herr Heinrich Wolf. Einen Sam(s)tag ging ich so mit den beiden. Den Nächsten hatte ich meinen Koffer , aber dann ging ich auch (Seite4) auch mit ihm nur so lange bis ich zum Fritz Lieser kam. Er sagte, ich solle Dir schreiben, ob Du noch daran denkest, als ihr in Heidelberg beisammen waret. Viele Grüße von ihm. Heinrich hat das Fieber ganz furchtbar & macht diese Woche nach Hause. Er wird Dich besuchen & Dir noch recht viele Grüße von mir bestellen. Viel Grüße von mir an Ferdinand & ich wäre recht schadenfroh, daß er sein Handwerk hätte gelegt ... mit ...messer zu fabricieren. Ich muß schließen. In der Hoffnung auf recht baldige Antwort verbleibe ich Dein Freund Philipp.

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1911
Berlin
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1911
1910 1913
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

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Der über 2000-jährigen Tradition des Weinbaus in Bad Dürkheim entsprechend, ist das Stadtmuseum in einem ehemaligen Weingut untergebracht. Auf über...

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