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Heimatmuseum und -Archiv Bad Bodendorf Bodendorfer Quellen [2004_C_1-02]
Entwicklung des Thermalbades St. Josefs-Sprudel Bodendorf-Ahr (Heimatarchiv Bad Bodendorf CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Heimatarchiv Bad Bodendorf / Josef Erhardt (CC BY-NC-SA)
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Entwicklung des Thermalbades St. Josefs-Sprudel Bodendorf-Ahr

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Beschreibung

In dem 3-seitigen eng mit Schreibmaschiene beschriebenen Dokument beschreibt Josef Hardt jr. die Entwicklung von der ersten Quellenbohrung 1899 bis ins Jahr 1933.
Auf Seite 3 sind handschriftliche Ergänzungen in Stichwortform als Zwischeninformationen bis 1924 und Ergänzungen von 1935 bis 1972 notiert. Das Dokument ist rückseitig bedruckt. Eine Seite der Dienststelle "Bürgerlicher Aufklärungsdienst in Wiesbaden (26.08.1953), Einladung des Kammerchor Bad Neuenahr (Juni) und einem Bestellschein für Schulbücher.
Die letzten Seiten ist ein Reinschrift.

Material/Technik

Papier / Schreibnachiene beschrieben

Maße

297 x 210 mm

Abschrift

Original: Deutsch

Entwicklung des Thermalbades St. Josefs-Sprudel Bodendorf-Ahr Aufzeichnung_en des Jos. Hardt jr. Haus Elisabeth. Im Jahre 1899 unternahm unser Vater Josef Hardt mit noch 2 anderen Teilhabern (Dr. Herzfeld, Fürth u. Feltmann-Köln) eine Bohrung auf Kohlensäure auf der Parzelle Nr.71 Flur 13 Unter dem Weiher Gemeinde Bodendorf. Sie war soweit von Erfolg, indem im Februar 1901 eio warmer Sprudel (Geysir) von 26 Grad Cels. von ca. 25 crn Stärke hervorka1n, der in einem Umkreis von 5- 6 km zu sehen wat. Derselbe trat alle 3-4 Stunden 20 Minuten lang in dieser Stärke mit großem Getöse zu Tage u. schleuderte faustdicke Steine mit in die Luft. Durch Einsetzen eines engeren Rohres wurde der Ausstoß so reguliert, daß er ständig in einer Höhe von 8-10 m empor strudelte. In den folgenden Jahren war aber eine rentable Ausnutzung so gering, daß die Beteiligten sich entschlossen den Sprudel zu verkaufen. Es fand sich auch ein Käufer und zwar der Kaufmann Richard Cory aus England, der denselben im Jahre 1919 erwarb. Er hatte wahrscheinlich nur geringe Aussichten für eine aussichtsreiche Verwertung der Quelle u. ließ sie unbenützt. Die Eheleute Josef Hardt u. Elisabeth geb. Bauer besaßen noch verschiedene zusammenhängende Grundstücke von ca. 12 Morgen, die an das obengenannte Grundstück grenzten, darunter auch das Grundstück Flur13 Parzelle 108 Unter dein Weiher. Im Jahre 1912 entschloß sich unser Vater unter Leitung von Herr Job. Buhr aus Burgbrohl, der seine Bohrgeräte leihweise hergab, eine neue Bohrung vorzunehn1en. Die Bohrung hatte ebenfalls Erfolg, u. ein noch stärkerer Sprudel trat am 1913 unter denselben Erscheinungen wie beim ersten zu Tage. Durch eine falsche Verrohrung wurde die Quelle abgedrosselt. In den Wintermonaten 1913/14 wurde die Bohrung fortgesetzt und im Frühjahr 1914 erfolglos beendet. Die Bohrung erfolgte durch Handbohrung. Dazu wurden außer dem Bohrmeister Joh. Buhr sechs weitere Personen zur Inbetriebsetzung des Bohrgerätes benötigt. Es halfen in dieser Zeit unserem Vater seine Söhne Josef, Peter und Heinrich Hardt, sowie Hubert Winzen u. Michael Kraus aus Bodendorf, Jos. Weber aus Lohrsdorf u. Jos. Marbach u. Jos. Füllmann aus Ehlingen. Diese Arbeiten waren sehr schweru. anstrengend. U1n die durch falsche Verrohrung abgesperrte Quelle, die durch Ausfüllung der Zwischenwand von Rohr u. Bohrloch mit Zement ausgefüllt war und deshalb nicht mehr entfernt werden konnte, wieder frei zu bekommen, wurde durch eine Sprengung, die von einem Pionierkomn1ando Nr. 8 Koblenz ausgeführt wurden, die Quelle wieder frei gemacht sodaß sie mit alter Stärke wieder zu Tage trat. Infolge des im August 1914 ausbrechenden Krieges blieb die Quelle bis zum Jahre 1919 unbenutzt. Unser Vater entschloß sich mit Zustimmung seiner 3 Söhne eine Kohlensäureverflüchigunganlage zu errichten. Diese Anlage lieferte die Augsburger Firma Riedinger Maschinenfabrik u. wurde im Herbst 1919 in Betrieb gesetzt. Das hierfür erforderliche Gebäude erbaute der Maurermeister Jos. Beitzel aus Bodendorf. Das Material, das bis auf Kalk u. Zement aus eigenem Besitz stammte wurde von Josef u. Gebrüder Hardt selbst herangeschafft. Die obengenannten halfen auch am Aufbau mit. Das hierfür erforderliche Kapital (die Kohlensäureverflüchtigungsmaschinen einschl. Montage u. Bahnfracht kosteten ca. 60 000 M) wurde durch den Verkauf von Kriegsanleihe zu Kurse von 87 % Auszahlung gedeckt. Die Bezahlung des elektrischen Motors, des Transforn1ators der Leitungen u. sonstigen, die durch die einsetzende Inflation bis auf 120 000 M kamen, wurden durch Anleihen gedeckt, die durch Verkauf von Kohlensäure durch einen Verkaufsabschluß mit einem Belgier namens Dubois in Höhe von 120 000 M bei sofortiger Zahlung getätigt wurden. Dadurch konnten die Anleihen wieder zurückgezahlt werden. Bei dem Verkaufsabschluß, bei dein eine Lieferung der festgesetzten Kohlensäuremenge auf 2 Jahre Lieferzeit vorgesehen war, wurde der Festpreis 605 pro Kilo festgelegt. Nach Lieferung von 2 Waggon a 300 kg. Kohlensäure in Leihflaschen a. Herrn Dubois in Brüssel/Belgien wurde die Ausfuhrgenehmigung zu Preis von 60 pro Kilo nicht mehr erteilt, da durch die Stark einsetzende Inflation dieser Preis längst überholt war. Die Lieferung Dubois in Brüssel/Belgien wurde die Ausfuhrgenehmigung zu Preis von 60 pro Kilo nicht mehr erteilt, da durch die Stark einsetzende Inflation dieser Preis längst überholt war. Die Lieferung wurde zurück gestellt, bis die Möglichkeiten zum ausgemachten Preis zu liefern, wieder möglich wäre. Da nun hierfür keine Aussicht mehr bestand (u. auch nicht mehr gekommen ist) wurde bei einem persönlichen Besuch des Herrn Dubois ausgemacht, daß die 120 000 M zurückgezahlt werde sollten. Dazu waren Vater u. Gebrüder auch in der Lage. Die Ablösung erfolgte in freundschaftlicher Gesinnung. Inzwischen bedienten wir größere u. kleinere Kunden, so gut es ging in ihren eigenen Kohlensäureflaschen. Da die Flaschen ein großes Anschaffungskapital erforderten, besaßen wir keine eigenen, weil wir dieses nicht hatten. Dadurch war unsere Konkunenzfähigkeit sehr behindert, u. weil von anderer Seite günstigere Angebote gemacht wurden, sprangen verschiedene Kunden wieder ab. Die Konkurrenz Kohlensäureverband (Westkontor-Koblenz) wurde aber so beunruhigt von unserer Seite, dass der Verband mit uns in Verbindung trat u. im Jahre 1922 eine Einigung zustande kam, dahin, daß wir monatlich eine Abfindung erhielten, ohne Kohlensäure zu liefern mit der Maßgabe, an keinen anderen Kunden Kohlensäure zu liefern außer dem Bodendorier Thermalsprudel. Dadurch war für uns eine feste Einnahme gesichert, die aber gewissen Schwankungen in verschiedenen Zeitläufen unterlegen War, gesichert ohne eine Gegenleistung. Diese Regelung dauerte bis heute und läuft noch auf unbestimmte Zeit weiter. Im Jahre 1924 nach Aufhören der Inflation begannen wir mit einem kleinen Kapital u. den laufenden Einnahmen vom Kohlensäureverband mit dem Bau eines Wohnhauses. Auf dieses Gebäude erhielten wir eine Konzession zur Ausübung einer Gastwirtschaft, die dann von Josef Hardt jr. u. seiner Frau Eva geb. Schneider geführt wurde. 1924-25 bauten wir 5 Badezellen, um den Sommergästen, die sich in Bodendorf aufhielten, Gelegenheit zum Baden zu geben. Hierfür benützten wir das Wasser des von uns erbohrten Sprudels. Dieses Wasser war 21 Gr. Cels. warm. Es stelle sich aber heraus, daß es nicht möglich war, in dem Wasser zu baden, ohne es vorher aufzuheizen. Nachdem wir nun so schnell wie möglich für eine provisorische Heizanlage gesorgt hatten, konnten wir den Badebetrieb aufnehmen. Die Badewannen waren aus Ziegelsteinen erbaut u. mit Zementputz überstrichen. Sie wurden aber später mit Mosaikplatten verkleidet. Obwohl die Badeeinrichtung recht primitiv u. einfach war, wurde das Bad immer mehr besucht, besonders von Kurgästen aus Bad Neuenahr, die es vorzüglich u. wirkungsvoll fanden. Der Preis für ein Bad betrug 1 Mark. Der Zustrom wurde von Jahr zu Jahr stärker, sodaß im Jahre 1927 die Badezellen von 5 auf 11 erweitert wurden. Durch Erweiterung des Wohnhauses konnten auch darin schon eine kleine Anzahl Kurgäste aufgenommen werden. Der Neubau von Privatpensionen ermöglichte einen stetig wachsenden Fremdenbesuch. 1929 gelang es uns durch Vermittlung des Kohlensäureverbandes (Westkontor Koblenz) die 1900 erbohrte, faßt ganz zerfallene u. kaum noch Kohlensäurewasser hervorbringende Quelle von Richard Cory nebst ca. 11 Morgen Gelände zum Preis von 25 000 M zurückzukaufen. (Es wurden 100 000 M gefordert.) 1927 schlossen wir einen Vertrag mit Kaufmann Frd. Sauer Bremen. Laut Vertrag überließen wir ihm das überschüssige Sprudelwasser zu Versandzwecken. Die Pacht, die bis 1952 dauerte, wurde aber um 10 Jahre bis 1962 verlängert. Durch Verpflichtungen, die Frd. Sauer der Westdeutschen Hütte Oschersleben gegenüber übernommen hatte, aber nicht einhalten konnte, ging der Wasserversand an obige selbige Firma im Jahre 1932 (?) über. 1930 wurde uns auf Antrag von Professor Kionke aus Jena ein balneologisches und von Dr. Fr. Ebert Berlin ein geologisches Gutachten ausgestellt. Diese kosteten zusammen 2 200 M. Auf Grund dieser Gutachten beantragten wir den Quellenschutz, der im Jahre 1931 von der Regierung bewilligt wurde. Es wurde eine Schutzgrenze gezogen, die auf einer Karte eingetragen ist. Nebenunkosten für Kartenmaterial u. andere Gutachten von Dr. Rey-Heimersheim u. Dr. Schüller Sinzig betrugen noch ca. 3 800 M. Im Jahre 1930 unternahmen wir eine 2. Bohrung, um die 1. Quelle wieder zu erschließen. Die Bohrung wurde 100 m tief ausgeführt. Ihr Ergebnis war eine Quelle von 31 Gr. Cels. Wänne, die stärker war als die beiden ersten. Dieser Quelle gaben wir den Namen St. Josefssprudel, weil unser Vater Josef hieß. Im Jahre 1931 erfolgte die Genehmigung des Antrages auf Quellenschutz. Im selben Jahr starb unser Vater Josef Hardt, und der Betrieb wurde von da ab von seinen4 Kindern weitergeführt. 1932 wurde das Badehaus um weitere 11 Zellen erweitert, sodaß 22 Badezellen vorhanden waren. Gleich zeitig wurde die Heizung größer ausgebaut. 1933 wurde das Kurhausgebäude erweitert. Es konnten jetzt 46 Fremdenbetten aufgestellt werden. Um der ständig wachsenden Fremdenzahl Unterkunft bieten zu können, wurden neue Privatpensionen erbaut. Der Badebetrieb hatte voll zu tun. Der Besuch von Neuenahrer Kurgästen wuchs ständig. Es kam öfter vor, daß von einem Zug mehr als 80 Badegäste von dort ankamen. Um den Gästen die Fahrt angenehm zu gestalten, erwarben wir einen Omnibus u. holten die Badegäste in Neuenahr ab. Nachher fuhren wir sie wieder hin. Das Kurbad Sinzig hatte schon 2 Jahre vorher damit begonnen, sodaß unser Betrieb dadurch etwas zurückging. Bodendorf, den 25. Februar 1948 Nachtrag Kolbach 1919 Fußballsportplatz über der Ahr vor heutigen Badezellen. 1919 Beginn der Sprudelfabrik in Bodendorfxxxxx Lieferung durch die Ahr. 1920 Bau eines Eisenbetonsteges über die Ahr. Vorher Baumaßnahmen und Fährbetrieb mit Nachen. 1901 damals Tochter vor 12 Jahren und Knecht ertranken. Eisensteg so breit, daß J. Hardt sen. mit Frau auf Eselskarren rüber fahren konnten. 1940 Holzbrücke von Pionieren erbaut. Vorher Wegfurt durch Ahr. 1924 Bauernhaus über Ahr erbaut für J. Hardt jr.. Sohn Franz fährt Ziegel hinüber. Vorher Nachtwachen am Maschinenhaus. 1935 Bau eines Schwimmbades. 1939 Bau Haus Elisabeth 1903 Bau einer Eisenbrücke. Freiherr-von-Stein-Brücke 1954 Krupp übernimmt Sprudelfabrik, Dr. Meyer wird Direktor. 1972 Bad Bodendorf
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1990 richtete der Heimat- und Bürgerverein Bad Bodendorf das Heimatmuseum und -Archiv in einem ehemaligen Tante-Emma-Laden in der Hauptstraße 56 ein....

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