museum-digitalrheinland-pfalz
STRG + Y
de
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Persönlichkeiten - Ostertag, Valentin und Ostertagstiftung [2022/0299]
Ehepaar Ostertag posthum (1837) (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
5 / 9 Vorheriges<- Nächstes->

Ehepaar Ostertag posthum (1837)

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Entfernung berechnen Archivversionen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Ehepaar Valentin und Margarethe Ostertag,
gemalt 1837 im Auftrag der Valentin Ostertagstiftung

Der um 1450 in Dürkheim wohl als Sohn eines wohlhabenden Bauern geborene Ostertag machte eine für die damalige Zeit erstaunliche Karriere. Nach dem Besuch der örtlichen Lateinschule, studierte er um 1470 in Heidelberg Jura und avancierte 1483 zum Dekan der Universität.
Eine erste Bewährungsprobe seines Könnens bestand er glänzend als Rechtsanwalt seiner Vaterstadt in einem Streitfall um die Nutzung der Gänsweide bei Pfeffingen vor dem kurfürstlichen Gericht in Heidelberg.
Danach arbeitete er als Reichsgerichtsrat beim Reichshofgericht in Rottweil, Prokurator beim Reichskammergericht in Speyer und als Rechtskonsulent der Freien Reichsstadt Nürnberg. Die Krönung seiner Laufbahn war 1502 die Ernennung zum persönlichen Rechtsberater Kaiser Maximilian I. Er gehörte damit zu den besten Juristen seiner Zeit.
Während seiner beruflichen Laufbahn erwarb Ostertag das beachtliche Vermögen von 2000 Gulden, welches nach seinem Tod in eine Stiftung eingebracht wurde.

Zum Vergleich: Das Rathaus, das die Stadt um 1500 auf dem heutigen Römerplatz hatte bauen lassen, kostete „nur“ 348 Gulden.

Verwalter der heute fast 500-jährigen Stiftung sind die sog. „Sechser“ („fromm manns personen“), die damals wie heute aus den angesehensten Familien der Stadt stammen.

Neben Zuschüssen für frisch Verheiratete und den Brotgaben für die Armen, kümmerte sich der Stifter um die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, dem durch Stipendien ein Studium (v.a. Theologie und Jura) ermöglicht werden sollte. Dies galt damals aber nur für ehelich geborene Kandidaten. Stipendiaten waren neben dem Botaniker Gottlieb Bischoff (1797-1854), der Hofprediger des Erbprinzen von Hessen-Darmstadt und Superintendent von Dürkheim, Georg Karl Liernur (1716-1776) und der spätere Marschall von Frankreich, Georg Friedrich Dentzel (1755-1828).

Immer wieder verlor die Stiftung durch Kriegswirren, Inflation und Währungsreformen große Teile ihres Vermögens. 1950 waren nur noch DM 1 500.- übrig. Doch immer fanden sich wohlhabende Bürger, die sie in ihrem Testament großzügig bedachten.

Zur Erinnerung an den großen Wohltäter der Stadt bekommen noch heute die Grundschüler am Valentinstag (14. Februar) den „Valentinsweck“ geschenkt.

Vorderseite:
Erhaltungszustand: craqueliert. Auf halber Höhe eine flache, dünne, horizontal verlaufende Erhebung, die von einer Naht stammen dürfte. Wegen des großen Formates mußten zwei Leinwände zusammengenäht werden, eine Vorgehensweise, die seit dem Spätmittelalter nachweisbar ist.

Vor einer dunkelgrauen Wand mit einer geschlossenen Eingangstür in Form eines gotischen Spitzbogens stehen sich ein Mann und eine Frau gegenüber. Beide sind in Dreivierteldrehung einanderzugewandt. Während der Blick der Frau auf den Mann fällt, blickt dieser aus dem Bild heraus.

Zwischen den Eheleuten auf Kopfhöhe und über deren Köpfen insgesamt drei Wappen, darunter das Stadtwappen von Bad Dürkheim und des damaligen Königreiches Bayern.

Zwischen ihnen steht ein brauner halbhoher quadratischer Steinblock mit Inschrift in vergoldeten Großbuchstaben:
"Zur Erhaltung fortwaehrenden dankbaren Andenkens an die verehrlichen Gründer der sogenannten sechsten Stiftung haben die dermaligen Vorstaende nämlich die H:H: Friedr: Henel als Senior, dann Gotter: Wolf, Georg Barth, Lac: Catoir, Joh: A D: Fitz und Heinr: Frank dieses Gemaelde nach früheren Abbildungen anfertigen lassen. So geschehen zu Dürkheim am Valentinstage im Jahr MDCCCXXXVII".

Über dem Inschriftenstein hält das Ehepaar eine halb entrollte Schriftrolle mit folgendem Text in Kursive: "Anno domini 1507 Jar hab ich Valentin Ostertag von Turckhaim in beiden Rechten Doctor der königlichen Majestät und des Reichs Viscal und ich Margreth Pfrenüjin sein eliche Hausfrau aus rechter Lieb verschaffen und verordnen vor diese Bücher der Kirchen zu Türckhaim Allen und yeden Türckhaimern Kinder zu gut die daryn studiren wollen piß zu yrem pleiblichen Stand unser..."

Der obere Bildabschluß, gestaltet als hochgezogener schwerer dunkelgrüner Vorhang mit goldenen Fransen und Troddeln, verleiht der Szenerie etwas Bühnenhaftes.

Das eklektische Werk besteht aus Versatzstücken unterschiedlicher Zeitstellung. So sind einige Details der Kleidung des Stifterpaares der Mode des späten 16. Jahrhunderts entlehnt, was nicht zu deren Lebensdaten passt.

Rückseite:
Autopsie nicht möglich.

Rahmung:
Holz, dunkelbraun lackiert, Innenleiste vergoldet.

Material/Technik

Öl auf Leinwand / Ölmalerei

Maße

Höhe: 157,5 cm, Breite: 116 cm (Rahmen 176,5 x 135 cm)

Literatur

  • Debus, K. H. (1988): Das große Wappenbuch der Pfalz. Neustadt a. d. Weinstraße
Karte
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Objekt aus: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Der über 2000-jährigen Tradition des Weinbaus in Bad Dürkheim entsprechend, ist das Stadtmuseum in einem ehemaligen Weingut untergebracht. Auf über...

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Die Text-Informationen dieser Seite sind für die nicht-kommerzielle Nutzung bei Angabe der Quelle frei verfügbar (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Als Quellenangabe nennen Sie bitte neben der Internet-Adresse unbedingt auch den Namen des Museums und den Namen der Textautorin bzw. des Textautors, soweit diese ausdrücklich angegeben sind. Die Rechte für die Abbildungen des Objektes werden unterhalb der großen Ansichten (die über ein Anklicken der kleineren Ansichten erreichbar werden) angezeigt. Sofern dort nichts anderes angegeben ist, gilt für die Nutzung das gerade Gesagte. Auch bei der Verwendung der Bild-Informationen sind unbedingt der Name des Museums und der Name des Fotografen bzw. der Fotografin zu nennen.
Jede Form der kommerziellen Nutzung von Text- oder Bildinformationen bedarf der Rücksprache mit dem Museum.