Die Lithografie zeigt eine Ansicht der an der Lauter gelegenen Stadt Weißenburg im Elsass von einer Anhöhe im Nordwesten aus. Gut zu erkennen sind die Abteikirche St. Paul mit ihren markanten Türmen und die schlichtere Pfarrkirche St. Johannes, in der eine Zeit lang der Reformator Martin Bucer (1491-1551) predigte. Ebenfalls gut zu sehen ist die mittelalterliche Stadtmauer, die auch heute noch teilweise erhalten ist. Der nordöstliche Teil der Stadtmauer wurde im 18. Jh. in eine modernere Befestigung mit Wall und flutbarem Graben umgebaut. In der Schlacht bei Weißenburg 1870 im Deutsch-Französischen Krieg half sie, den Angriff der bayerischen Truppen kurzzeitig aufzuhalten. Eine Einnahme der Stadt konnte dennoch nicht verhindert werden. Der Pulverturm im Nordosten wurde in den 1930er Jahren in die Maginot-Linie integriert.
Der Druck erschien bei Wentzel in Weißenburg und kann in die Zeit zwischen 1869 und 1880 datiert werden. 1869 übernahm Frédéric-Charles Wentzel (gemeinsam mit seinem Bruder Charles-Frédéric) das gut laufende Druckerei- und Verlagshaus des Vaters Jean-Frédéric Wentzel (1807-1869) und führte das Unternehmen bis zu seinem Tod 1877. Danach führte seine Witwe den Betrieb bis 1880 unter seinem Namen weiter. Die Lithografien aus der Wentzelschen Druckerei in Weißenburg machten etwa 1% der gesamtfranzösischen und sogar 3 % der internationalen Produktion an Lithografien aus. Um 1870 belieferte das Unternehmen neben Frankreich, Deutschland und Österreich auch die Niederlande, Italien, England und Irland mit Drucken. [Leitmeyer / Tekampe / Kätzel]
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