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Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Jüdische Zeremonialobjekte sowie Objekte und Unterlagen zur jüdischen Gemeinde und jüdischen Mitbürgern Foto - Person [2022/0240]
https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/resources/documents/202207/12112957107.pdf (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
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Fotografie Emil Simon

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Beschreibung

Fotografie von Emil Simon, jüdischer Mitbürger aus Bad Dürkheim, dem zusammen mit seiner Frau Susanne die Flucht in die USA gelang.
Ein Brief zu dem Bild liegt nicht im Original sondern nur in Kopie vor und ist als PDF angefügt.

Informationen zu Emil Simon von www.geni.com:
Emil Simon
Geburtsdatum: 01 August 1879
Geburtsort: Weisenheim am Berg, Rheinland-Pfalz
Tod 23 April 1968 (88)
Queens, Queens, NY, United States (Vereinigte Staaten von Amerika) (Heart Failure)
Angehörige:
Sohn von Bernhard Simon und Johanna Simon
Ehemann von Lisa Simon
Vater von Lotte Gerson und Fred Wormser
Bruder von Fritz Simon und Helene Hildesheimer

Material/Technik

Papier / entwickelt

Maße

Länge: 5,5 cm, Breite: 4 cm

Abschrift

Original: Deutsch

New York 32, N.Y. 1-18-48 Liebe Herr und Frau Wiemer ! Mit Ihrem lieben und ausführlichen Brief haben wir uns sehr gefreut und hören wir immer gern von der alten Heimat, wohl wissend, daß-nicht alle von ehedem mit dem Judenschicksal einig gingen«, Wie glücklich können wir jedoch sein, daß uns die Nazis, die ihrem Schicksal nicht entgangem sind und heute nebst den vielen Unschuldigen darunter leiden müssen, wie auch die Zukunft dorten nicht so rosig weiterhin gestalten dürfte, hinausgeworfen haben. Mit RM lo,oo in der Tasche mußten wir gehen und für den Diebstahl all unseres ehrlich und redlich erworbenen «Vermögen, Haus, Hof u.s.w. ist die gerechte Strafe nicht ausgeblieben. Ich habe dorten gerne gelebt, wenn wir auch seit-2 Jahren amerikanische Staatsbürger sind, habe ich mich immer mit dem Gedanken befaßt, die alte Heimat für kurze Zeit zu sehen und liebe alte Bekannte begrüßen, doch die Verhältnisse in Deutschland ließen mich von meinem Plan abkommen. Wir sind jetzt bald 8 Jahre hier. Wir hakten uns sehr schnell eingelebt und es gefällt uns, wie Sie sich wohl denken können sehr gut. Wir haben, wie dies hier für ein Ehepaar üblich ist, eine sehr schöne Wohnung in guter Lage, bestehend aus großem Wohnzimmer, Schlafzimmer, geräumiges Bad, Vorplatz und eine geräumige Küche. Zu den Küchen gehören hier große kombinierte Gasherde, elektr. Kühlschrank und alle notwendigen Schränke sind sowohl in der Küche, wie auch in der Wohnung eingebaut und es gibt keine Holzschränke zum Aufstellen. Wir freuen uns bester Gesundheit, wenn auch ich im vergangenen Jahr Lungenentzündung hatte und kurze Zeit nachher einen Bruch im Anie, wodurch ich lange Zeit einen Gipsverband hatte. Wenn ich geschäftlich nicht tätig sein konnte, so mußte ich doch aus dem Bett sein und laufen. Meine liebe Frau mußte sich einer kleinen Operation unterziehen, war jedoch erfreulicherweise nach einer Woche wieder aus dem Hospital zu Hause. Dies war das erste was uns hier unangenehmes zustieß und so wollen-wir hoffen, daß das neue Jahr nur Gutes bringt. Unser Sohn ist schon 6 Jahre mit einer Deutschen aus Frankfurt verheiratet, war 3 1/2 Jahre beim Militär und hat auch den Vormarschin Deutschland bis Wetzlar, Gießen mitgemacht und kam dann zur Militär-Regierung nach Stuttgart bis er zu Weihnachten 1945 wieder gesund und heil hier war. Er wohnt in einem, anderen Stadtteil als wir. Wir haben mit der Untergrundbahn dahin etwa vier Stunden zu fahren, sprechen uns jedoch täglich am Telefon und kommen mindestens ein mal in der Woche zusammen, was wir umso lieber tun, da er eine kleine Tochter von 8 Monaten hat, di© prächtig gedeiht und für ihr Alter weit voran ist. Er hat eine liebe und sehr schöne Frau, die auch uns sehr geneigt ist, was natürlich auf Gegenseitigkeit beruht. Unserer Tochter in Palästina geht es erfreulicherweise sehr gut und sie hat 3 Kinder von 12 1/2, 11 und 6 Jahren -und im April soll das 4. kommen. Wie Sie vielleicht wissen, ist unsere sonstige Familie hier. Mein Bruder lebt im Süden, doch kommt er öfters hierher, da seine Tochter hier verheiratet ist. Meine Schwester nebst beiden Töchtern ist hier, dann wohnen sämtliche Weiber in der City oder Vorstädten und es ergeht allen sehr gut. Amerika ist nicht das Land wo man das Geld nur auf der Straße aufhebt; doch durch Arbeit, Fleiß und deutsche Energie bringt es jeder, der tätig sein will zu etwas und ich kenne keinen Eingewanderten, dem -es nicht gut ginge und der nicht sein Leben macht, der eine mehr, der andere weniger. * 4 Die Ernährung ist auch sehr teuer geworden, wozu viel die Verschiffung von Nahrungsmittel nach Europa beiträgt, doch können Sie alles kaufen, was Sie wünschen. Wenn all das, was insbesondere von ansäßigen Amerikanern in den Abfall geworfen wird, aufgehoben würde, könnten sich täglich tausende und abertausende von Familien ernähren. Um Ihnen zu zeigen, daß es uns nicht schlecht ergeht, senden wir Ihnen anliegend ein Bild, das ein Freund von uns in der Sommerfrische letztes Jahr im Gebirge, von uns aufgenommen hat. dieser Tage werden wir ein Lebensmittelpaket an Sie absenden und hoffen, daß es Sie erreicht. Ich komme heute mit einer Bitte zu Ihnen, deren Erfüllung ich voll und ganz in ihr ermessen stelle, vielleicht ist Ihnen bekannt, daß alles, was wir im Jahre 1939 für packten: Möbel, Kleider, Wäsche, Schuhe, Haus- haltgegenstände, die wir zu einem Spediteur nach Rotterdam stellten, um es kommen zu lassen, wurde von dort von den Nazis gestohlen, nach •Mannheim zurückgesandt und dort versteigert. So kamen wir im Mai 19^0 hier an, nur mit dem Notwendigsten an Kleidung und Wäsche versehen, sodaß wir uns hier alles wieder anschaffen mußten und da wir doch ohne Geld hinausgejagt wurden, mußte alles erst wieder verdient werden und wir schafften uns natürlich nur das an, was man in einem Heim und in der Haushaltung braucht. Wir haben Ihnen seiner zeit unser Tischsilber, wie Besteck etc. verkauft; würden sie uns dies wieder verkaufen und wir schicken Ihnen dafür den Wert in amerik. Dollar ? überlegen Sie sich dies mal und schreiben Sie uns, was Sie darüber denken und was Sie verlangen ! Es ist dies eine Bitte ! Sie können sich denken, wie, wir uns mit einem liebgehabten Stück aus alter guter Zeit freuen würden. Da meine liebe Frau noch dranschreiben will, mache ich für heute Schluß und lege Ihnen die gewünschte Bescheinigung bei. Grüßen Sie die alten guten Bekannten, die es ehrlich mit den vertriebenen Juden meinten und seien Sie selbst aufrichtig gegrüßt von Ihrem Emil Simon. Liebe Familie Wiemer ! Wir haben uns wirklich sehr gefreut, nach so vielen Jahren, von Ihnen zu hören und besonders von Ihrem Wohlergehen, daß Sie von allen Unbillen verschont blieben, freut mich besonders. Wie es uns geht, hat mein Mann schon ausführlich berichtet. Wir fühlen uns in der neuen Heimat sehr wohl und ich möchte nie wieder zurück, d.h. Sie würde ich gerne wiedersehen, aber daran wird wohl nicht zu denken sein und so wollen wir uns ab und zu briflieh unterhalten. Unseren Kindern geht es gut. Wir haben in Palästina 3 und hier ein Enkelkind. Und man sieht an den Kindern, daß man alt wird. Ich hoffe, daß dieser Brief Sie bei bester Gesundheit erreicht; Nehmen Sie und Ihr lieber Mann herzliche Grüße Ihre Susanne Simon.
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Objekt aus: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

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