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Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Schriftgut [2022/0153/030]
Extrablatt Neueste Nachrichten 14.06.1886 Tod Ludwigs II. (Museumsgesellschaft Bad Dürkheim e. V. CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museumsgesellschaft Bad Dürkheim e. V. / Hans-Günter Förster (CC BY-NC-SA)
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Extrablatt Neueste Nachrichten 14.06.1886 Tod Ludwigs II.

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Beschreibung

Extrablatt
Neueste Nachrichten
und
Münchner Anzeiger
München, Montag 14. Juni. 30. Jahrgang 1886

Nachdem Seine Majestät der König seit der Ankunft in Schloß Berg den ärztlichen Rathschlägen ruhige Folge geleistet hatten, machten Allerhöchstdieselben gestern Abends 6 3/4 Uhr in Begleitung des Obermedizinalrathes Dr. von Gudden einen Spaziergang in den Park, von dem Allerhöchstdieselben und Dr. von Gudden längere Zeit nicht zurückgekehrt sind. Nach Durchsuchung des Parkes und des Seeufers wurden Seine Majestät mit dem Obermedizinalrath Dr. von Gudden im See gefunden. - Seine Majestät gaben gleichwie Dr. von Gudden anfangs noch schwache Lebenszeichen. Die von Dr. Müller vorgenommenen Wiederbelebungsversuche waren jedoch vergeblich. Um 12 Uhr Nachts wurde der Tod Seiner Majestät konstatirt. Gleiches war bei Dr. von Gudden der Fall.
München, den 14. Juni 1886.
Königliche Polizeidirektion

Vollständigen Inhalt siehe Transkript/Abschrift

Material/Technik

Papier / Schwarzweissdruck

Maße

Länge: 50,8 cm, Breite: 39,5 cm, Stückzahl: 1

Abschrift

Original: Deutsch

Volkswirtschaftliche, Die Münchener Neuesten Nachrichten erscheinen wöchentlich 7mal. Auflage 40000 Redaktion: Ernst Francke (Chefredakteur), K. Dölger, W Bogler, W. Brachvogel und A. v. Bangerow, sämmtlich in München. Druck und Verlag von Knorr & Hirth in München. Briefe, die den politischen Theil des Blattes betreffen, wollen an die Redaktion, Inserate u. bezügl. Anfragen an die Exped. gerichtet werden. Früh 7 Uhr München, Montag 14. Juni Extra-Blatt Alpine & Sport-Zeitung Neueste Nachrichten Münchener Anzeiger. 39. Jahrgang 1866. Abonnements-Preis: Ganzjährig 8 M, halbjährig 4 M. viertel-jährig 2 M. Durch die Post bezogen pro Quartal 50 Pf. mehr. Einzelne Nummern 5 Pf. Insertions-Preis: Die 8spalt. Colonelzeile 20 Pf. Münchener Lokalanzeigen 15 Pf. Lokale Dientgesuche 12 Pf., Finanzielle Anzeigen (Emissionen und dgl.) 35 Pf. Annoncen auf einer Textseite die 8spaltige Colonelzeilt 25 Pf. Abonnements nehmen alle Postanstalten und Postboten entgegen, in München unsere Expoedition Färbergraben 23. Nachdem Seine Majestät der König seit der Ankunft in Schloß Berg den ärztlichen Rathschlägen ruhige Folge geleistet hatten, machten Allerhöchstdieselben gestern Abends 6 3/4 Uhr in Begleitung des Obermedizinalrathes Dr. von Gudden einen Spaziergang in den Park, von dem Allerhöchstdieselben und Dr. von Gudden längere Zeit nicht zurückgekehrt sind. Nach Durchsuchung des Parkes und des Seeufers wurden Seine Majestät mit dem Obermedizinalrath Dr. von Gudden im See gefunden. — Seine Majestät gaben gleichwie Dr. von Gudden anfangs noch schwache Lebenszeichen. Die von Dr. Müller vorgenommenen Wiederbelebungsversuche waren jedoch vergeblich. Um 12 Uhr Nachts wurde der Tod Seiner Majestät konstatirt. Gleiches war bei Dr. von Gudden der Fall. München, den 14. Juni 1886. Königliche Polizeidirektion. Durch den Hintritt Sr. Maj. des Königs Ludwig II. ist nach der Verfassung dessen Bruder Prinz Otto zum Throne berufen. Die Verfassungsurkunde sagt: „Die Krone ist erblich im Mannsstamme des kgl. Hauses nach dem Rechte der Erstgeburt und der agnatischen linealen Erbfolge." „Zur Successionsfähigkeit wird eine rechtmäßige Geburt aus einer ebenbürtigen, mit Bewilligung des Königs geschlossenen Ehe erfordert." Hiezu sagt Max Seydel (Bayer. Staatsrecht, I., 395): „Die von der Verfassungsurkunde aufgestellten Erfordernisse der Thronfolgefähigkeit sind erschöpfend. Insbesondere schließt Regierungsunfähigkeit von der Thronfolge nicht aus. Da aber über König Otto, wie allseitig bekannt und auch in dem am Donnerstag erlassenen Manifest des Prinz-Regenten anerkannt, seit langen Jahren ein schweres Leiden verhängt ist, das seine faktische Unfähigkeit zur Ausübung der Regierungsgewalt begründet, so bleibt die seit Donnerstag eingetretene Regentschaft in Kraft und die Ausübung der Regierung wird nunmehr im Namen Sr. Majestät König Otto´s durch Se. kgl. Hoheit Prinz Luitpold als des Königreiches Bayern Verweser vollzogen. Dies ist der augenblickliche Stand der Dinge nach Maßgabe der Verfassung; ob noch eine andere staatsrechtlich begründete Wendung der Dinge möglich oder wahrscheinlich ist, entzieht sich zur Zeit unserer Betrachtung. Die Übersiedlung Sr. Maj. des Königs nach Schloß Berg. Ueber die Abreise Sr. Maj. des Königs von Hohenschwangau wird uns gestern, Pfingstsonntag, Nachmittags des Näheren Nachstehendes mitgetheilt: Im Befinden Sr. Maj. des Königs zeigte sich im Laufe des vergangenen Freitags eine verhältnismäßige Ruhe. Die Umgebung wurde aber dadurch in Besorgniß gesetzt, daß der schon seit längerer Zeit periodisch auftretende Hang zu Selbstmordgedanken im besonders starken Maße sich zeigte. Es war zwar, wie schon üblich, alles entfernt, womit Verletzungen hätten stattfinden können. Se. Majestät verlangte aber fortgesetzt nach Gift und sprach wiederholt von der Absicht, sich aus der Höhe des Schlosses in die dasselbe umgebenden Tiefen herabzustürzen. Dieser Drang vermehrte sich, und während der König anfänglich in unheimlicher Weise öfters den Balkon betrat, äußerte er gegen 2 Uhr in finsterer, regnerischer Nacht den Willen, den Thurm zu besteigen. Der Kammerdienst hielt den König mit dem Vorwande, den Schlüssel nicht zu finden, zurück, bis Professor v. Gudden im neuen Schlosse eingetroffen war. Nunmehr wurde der Schlüssel dem König gegeben und in dem Augenblicke, in welchem derselbe vom Vorsaale aus die Thurmtreppe besteigen wollte, trat ihm Dr. v. Gudden mit seinem Assistenzarzt ehrerbietig entgegen. Es gelang dem Herrn Professor, den König zur Rückkehr in die Gemächer zu bestimmen, und auch dazu zu bewegen, mit Rücksicht auf sein geistiges, schweres Leiden den ferneren Aufenthalt in Berg zu nehmen. Se. Majestät setzte der sofortigen Abreise dorthin keinen Widerspruch entgegen. In den Vorzimmern befanden sich und geleiteten mit Gudden und dem Assistenzarzt von da den König zum Wagen: die Oberregierungsräthe Dr. v. Müller und Kopplstätter, welche in Uniform erschienen waren, der Gendamerie-Korpskommandant Oberst v. Hellingrath, der Major Steppes von der Gendarmerie-Kompagnie in Augsburg, der Hauptmann Horn von der Gendarmerie von Oberbayern und der Gendarmerie-Premierlieutenant Keller. Das Aussehen Sr. Majestät ist kein gutes, das Gesicht hat eine aschfahle Farbe, der Blick ist unstät, der Gang sehr schwankend und das Haupt stark gegen den Rücken geneigt. In Hohenschwangau herrschte vollständige Ruhe seitens der Bevölkerung, nur einige wenige Personen standen auf der Straße oder an geöffneten Fenstern. Die Bevölkerung jener Gegend ist begreiflicherweise von großem Schmerze erfüllt, ist sich aber der Pflicht vollbewußt, sich in das Unvermeidliche zu fügen. Daß der König an die Anwesenden eine Ansprache gehalten habe ist vollständige Erfindung. Bis zur Ankunft v. Gudden's im Schlosse war daselbst der k. Bezirksarzt von Füssen zugegen. Bei der Abreise des Königs fuhren die beiden Ministerialcommissäre voraus von dem neuen Schlosse hinab bis in den Ort Hohenschwangau. Hier erwarteten sie den königlichen Wagen. Der König fuhr im vierspännigen Wagen allein; auf dem Bocke hatte ein Wärter Platz genommen und neben dem Wagenschlag ritt ein Stallbediensteter um im Falle des Bedarfes halten zu lassen. Die Aerzte, das weitere Hilfs- und Bedienungspersonal sowie Hauptmann Horn begleiteten in zwei Chaisen den königlichen Wagen nach Berg. Die Abfahrt von dem neuen Schlosse erfolgte Morgens nach 3 3/4 Uhr, die Ankunft in Berg gegen 1 3/4 Uhr Mittags. Der Park, in welchem der König abstieg, war nicht zugänglich. Hofsekretär Rath Klug hatte im Schlosse in umfassendster und pietätvollster Weise alle Vorkehrungen für die Aufnahme des erkrankten Königs getroffen. Der König wird voraussichtlich lange Zeit in Berg weilen. Die Leitung der Behandlung wird v. Gudden, der bis zur Stunde noch in Berg weilt, beibehalten. Es ist selbstverständlich, daß Se. Maj. alle mit dem leidenden Zustande nur immer zu vereinbarende Freiheit gewährt und jede nur denkbare Erleichterung verschafft wird. sch. Seeshaupt, 12. Juni halb 11 Uhr Vorm. Nachdem gestern Nachmittag aus München 8 Hofpferde hier augekommen waren, traf heute Vormittag kurz nach 10 Uhr Se. Majestät König Ludwig II. auf der Durchfahrt nach Berg hier ein; derselbe saß ganz allein in einem Wagen, während des Umspannens der Pferde grüßte der König die sich ansammelnden Sommerfrischler und Ortseinwohner auf das freundlichste, winkte die in ziemlicher Entfernung stehenden, ihm von früheren Aufenthalten bekannten Posthalterin und Gastwirthin Vogl heran und unterhielt sich, nachdem er die Wagenfenster geöffnet, mehrere Minuten auf's Leutseligste mit ihr, sie schließlich um ein Glas Wasser ersuchend. In den 3 andern Wagen bemerkte ich Dr. v. Gudden, einen anderen Arzt, Wärterpersonal, Gendarmeriehauptmann Horn mit Mannschaft. r Berg, 2 Uhr 10 Minuten. Se. Maj. der König traf um 12 Uhr 20 Minuten über Seeshaupt hier ein, begleitet von Dr. Gudden, Assistenzart Dr. Müller etc. Das Aussehen Sr. Maj. ist auch für den ersten Blick nicht stark verändert, sein Benehmen ruhig; er verkehrte mit Gudden in freundlichster Weise. Der König bleibt vorerst hier, in seiner Begleitung ist Baron Washington. Im Schloß war Alles zu seinem Empfang vorbereitet. r Starnberg, 12 Uhr Mittag. Graf Holnstein, Baron Washington, Rath Klug sind hier um halb 11 Uhr eingetroffen und nach Berg weitergefahren. ^ Füssen, 12. Juni. J. Maj. die Königin-Mutter ist in Elgingenalp an akutem Gelenkrheumatismus erkrankt. Der behandelnde Arzt Dr. Brand in Füssen erklärt die Erkrankung der hohen Frau als bis jetzt keinen Anlaß zur Besorgniß gebend, da die Fiebererscheinungen mäßig und keine Komplikation vorhanden ist. Barmherzige Schwestern kommen von München zur Pflege der hohen Frau nach Elbingenalp.
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Der über 2000-jährigen Tradition des Weinbaus in Bad Dürkheim entsprechend, ist das Stadtmuseum in einem ehemaligen Weingut untergebracht. Auf über...

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