Ansichten von Trier und der Mosel waren über Jahrhunderte ein beliebtes Bildmotiv. In ihrer Darstellung der Stadtentwicklung, markanter Bauwerke und zeittypischer Phänomene sind diese Veduten nicht nur schön anzuschauen, sondern auch ein wertvolles Fenster in die Vergangenheit der Stadt. Der niederländische Maler Piet Caspar Christ (1822-1888) setzt diese Tradition im besten Sinne fort: In spätromantischer Manier legt der Künstler in seinem "Blick auf Trier" weniger Wert auf eine möglichst realistische Darstellung; stattdessen wird mit der besonderen Lichtregie und der prominenten Platzierung der Kapelle das Göttliche betont.
Ein wichtiges Element der Blickführung sind die beiden Rückenfiguren im Bildvordergrund: In romantischem Gestus wird hier die Frömmigkeit der einfachen Menschen gefeiert, die nach vollbrachtem Tagewerk bei der Feldarbeit ins Heim zurückkehren.
Das Gemälde zeigt den Blick von der westlichen Moselseite über das Dorf Pallien auf die Stadt Trier. Im rechten Mittelgrund befindet sich die Römerbrücke (bis zur Errichtung der Kaiser-Wilhelm-Brücke 1913 die einzige Brücke in Trier), im linken Mittelgrund erkennt der Betrachter den Trierer Dom.
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