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Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Biedermeier – zwischen Restauration, Hambacher Fest und Vormärz Schriftgut - Familie/Lebenslauf [2022/0061/085]
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Tagebuch des jugendlichen Karl Koch

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Beschreibung

Tagebuch des jugendlichen Karl Koch Angefangen den 20ten April 1840

Karl Koch hat das Tagebuch im Alter von 15 Jahren geschrieben.

Es gibt einen tiefen Einblick in die Lebensweise eines Jugendlichen aus dem Bildungsbürgertum, aber auch in die Mobilität der Leute dieser Zeit.

Mobilität:
Karl Koch war sehr mobil. Zum einen waren Fußmärsche von 15 - 30 km an der Tagesordnung, aber er nutzte auch die vorhandenen Verkehrsmittel: Auf dem Rhein gab es bereits einen Liniendienst von Dampfschiffen. Mehrmals erwähnt er auch den "Gesellschaftswagen", der offensichtlich eine regelmäßige öffentliche Reisemöglichkeit darstellte. Er beschrieb auch eine Eisenbahnfahrt. Plante man eine weitere Fahrt, so bestellte man sich eine "Chaise". Und ergab sich auf einer Wanderung eine Mitfahrgelegenheit auf einem Fuhrwerk wurde man sich meist mit dem Fuhrmann einig, mitgenommen zu werden.

Bildungsinhalt:
Er berichtet über Prüfungen und teils auch über seine Schulvorbereitungen und einige andere Ereignisse:
Im Vordergrund standen die griechischen Klassiker. Aber auch Musik und Mathematik sowie Sport wird von ihm erwähnt. Ebenso "militärische Exercitien".

Familienleben:
Aus dem Familienleben sind nur spärliche Hinweise im Tagebuch enthalten. Er hatte wohl weitestgehende Freiheiten, mußte aber auch mit Verboten (z. B. zum Besuch eines Musikfestes) umgehen lernen. Die Mithilfe im elterlichen Weingut zur Ernte und zur Abfüllung des Weines war obligatorisch.

Interessen:
Erstaunlich für einen 15-jährigen ist sein Interesse an allem Geschichtlichen. Er versah mehrere Einträge seines Tagebuches mit Literaturhinweisen zur Geschichte der jeweiligen Orte.

Erwähnenswert:
Der Ort Ludwigshafen kommt in seinen Beschreibungen nicht vor. Das liegt daran, dass es diesen Ort damals noch nicht gab. Er erwähnt lediglich die "Rheinschanze", die sich auf dem heutigen ludwigshafener Gebiet befand.

Material/Technik

Papier / handgeschrieben

Maße

Länge: 21 m, Breite: 16,5 cm

Abschrift

Original: Deutsch

-- Seite 1 -- 113 ALTERTUMSVEREIN BAD DÜRKHEIM Tagebuch Karl Koch Angefangen den 20 April 1848. 1840 Museum Bad Dürkheim -- Seite 2 -- Den 20ten April 1810. Gestern gingen wir zum ersten Mal zum Abendmahl. Da unsere Ferien, welche am 10ten April begon¬ nen hatten noch eine Woche dauer¬ ten, so ging ich mit Wilhelm Zöller nach Dürkheim, wo wir Abends um 6 Uhr an ankamen. Wir gingen später noch ein wenig in der Stadt herum, aßen dann zu Nacht u. legten uns ins Bett. Den 21ten April. Früh Morgens standen wir auf, und Frühstückten. Alsdann gingen wir in Pfarrer Lehmanns, um uns zu erkundigen, ob Lehmann aus Frankenthal noch nicht angekommen wäre, denn wir erwarteten ihn, und den Julius, Cäsar u. Fritz -- Seite 3 -- Willich, welche 3 letzteren nach Ung¬ stein zu gehen im Sinne hatten, wo sie ein Gut haben. Lehmann war noch nicht da. Dann gingen Zöller u. ich in Begleitung des August Chillot auf das Kloster Lim¬ burg, wo wir alles genau betrachte¬ ten, u. auch auf den Thurm gingen, soweit man konnte. Von da stiegen wir drei den Berg hinab, gingen durch das Dorf Hausen, dann gegen Hardenburg, da uns unser Weg an dem Waggen¬ Hammer vorbeiführte, so säumten wir nicht denselben zu sehen; von da gingen wir auf das Har¬ denburger Schloß, das wir eben¬ falls genau betrachteten. Wir stiegen, sodann den Berg hinab u. gingen ohne weiteren Aufenthalt nach Dürkheim, wo wir sehr hung¬ rig ankamen. Wir erkundigten uns nochmals ob Lehmann noch nicht hier sei, da wir hörten er sei¬ noch nicht hier machten wir uns selbst auf den Weg nach Ungstein. Als wir am ersten Gradierhaus waren, sahen wir sie¬ kommen u. Held war bei ihnen. Ohne Verzug gingen wir ins¬ gesammt auf den Teufelstein¬ ehe wir aber auf demselben waren, fiel es Lehmann ein, in dem Kastanienwald, wo sehr vieles dürres Laub lag, ein Feuer zu machen. Er that es, aber das Feuer wurde immer größer u. größer und nur mit der größten An¬ -- Seite 4 -- strengung gelang es uns es dadurch, daß wir alles Laub rings herum wegnahmen, daselbe auszumachen. Von dem Teufelstein gingen wir nach Ungstein, wo wir in Hr. Willichs zu 4 Uhr aßen. Es wurde nun ausgemacht, daß wir den andern Tag auf den Ranfels (Sunfels) gehen wollten. Nun wurde uns der Vorschlag gemacht in Ungstein zu schlafen, u. nach dem wir die Erlaubniß dazu erhalten hatten, so thatens wir des Spasses wegen. Den 22ten April Den andern Morgen wachten wir sehr früh auf, denn wir hatten unbequem gelegen, und standen um 5 Uhr auf. Zum Frühstück tranken wir Milch und aßen Butterbrod. Von einem Führer begleitet und mit Speise und Trank versehen gingen wir um 6 Uhr von Ungstein über den Weilberg, und nach großer Anstrengung, kamen wir ungefähr und 10 Uhr auf dem Ranfels an. Hier aßen u. tranken wir, was eir hatten Nachdem wir uns ein wenig umgesehen u. an der Aussicht gelabt hatten, stiegen wir auf der andern Seite den Berg hinab, und gingen von da nach Hardenburg auf das Schloß, wo wir auf dem schönen Lindenplatz, noch ein wenig aßen und tranken. Nachdem wir uns -- Seite 5 -- ausgeruht hatten, gingen wir nach Ungstein, wo wir um 2 Uhr ankamen u. Reisbrei aßen. Dann aßen wir zu Dürkheim in unserem Hauß zu Vieruhr. Nachdem wir ausgemacht hatten, wohin wir den andern Tag gehen wollten, trennten wir uns; Held und die 3 Willich gingen nach Dürckheim; Lehmann ging zu seinem Onkel, Hr. Pfarrer Lehmann. Zöller und ich legten uns, da wir sehr müde waren früh ins Bett. Den 23ten April Den andern Tag standen wir um 1/2 8 Uhr auf, u. frühstückten im Hof; während wir frühstückten kamen die 3 Willich der Verabredung gemäß zu uns, um mit ihnen nach Neustadt zu gehen. Ohne Verzug holten wir Lehmann ab, und gingen von Dürkheim nach Wachenheim, Forst, Deides¬ heim, wo wir ein wenig Wein¬ tranken, dann nach Mußbach, und von da nach Neustadt zu- Hr. Dr. medicinae Hegg, dem Onkel der Willich. Bei diesem aßen wir zu Mittag. Nachmittags besahen wir seine vielen u. schöne Alterthümer römischen u. Germanischen Ursprungs, seine Münzen, seine ausländischen Bücher etc. etc.. Dann gingen -- Seite 6 -- wir auf das schöne Haarder Schlösschen, wo wir durch ein Teleskop Mannheim u. Franken¬ thal, mit dem bloßen Auge kaum bemerkbar, sehr deutlich sehen. Von da gingen wir auf die sogenannte Waldmans¬ Burg, von wo aus man eine sehr schöne Aussicht hat. Wir schliefen bei Hr. Dr. Hegg. Den 24ten April. Nach dem Frühstück, gingen wir durch das Neustadter Thal bis St. Lambrecht, wo wir zu Morgen aßen. Da uns unser Weg an Frankeneck vorbeiführ¬ te, so säumten wir nicht, die neu erfundene Papiermaschine des Hr. Gossler zu betrachten Dann gingen wir fort bis Weiden¬ thal, von da mußten wir durch einen ausgehauenen Felsen, wo neben folgende Worte einge¬ graben stehen. Maximilianus Josephus Rex Bavariae Rupem pandit Viam condidit. d. h. Maximilian Joseph, König von Bayern hat den Fels durchbrochen und den Weg gebahnt. Nun hatten wir nur noch 1/4 Stunde bis Franken¬ stein; als wir dort angekommen waren, kehrten wir bei Herrn Posthalter Ritter ein¬ -- Seite 7 -- dieses freundlich gelegene Posthaus, liegt da, wo ein kleines Thälchen von dem Haupthal abgeht. Nach dem wir also unsern Hunger ein wenig gestillt hatten, besuchten wir die nahe bei dem Posthause gelegene Ruine Diemerstein, auf einem kleinen Hügel, an dessen Fuß ein Mühle von einem kleinen Bächlein getrieben, sich befindet, sich herrlich ausnehmend. Als wir die Windung des Thales zurückgelegt hatten, stiegen wir auf den Hügel worauf sich die Burg befindet. Die Burg steht ganz auf Felsen, und nur vermittelst einer Leiter ist es möglich hinauf zu klimmen. Wir fanden eine solche. Es ist außen allen Zweifel, daß diese Burg ein Raubnest war. Wir kehrten nach dem Posthauße zurück. Abends betrachten ten wir auch noch die Frankensteiner Burg +). Spät abens, nachdem wir zu Nacht gegessen hatten, legten wir uns ins Bett. Den 25ten April Morgens gegen 8 bis 9 Uhr gingen wir bis Dürkheim, wo wir uns trennten. Lehmann zu seinem Onkel, Williche nach Ungstein, Zöller u. ich gingen in unser Haus. Wir beiden letzte¬ ren schrieben noch für die Schule; und fuhren dann nach Frankenthal. Denselben Abend trafen auf Lehmann u. die Willich daselbst. Zöller ging jetzt wieder nach Haus, ich schrieb noch an meiner Arbeit. -- ___________ über die Geschichte der beiden Bürgen s. Lohmann Geschichtl. Gemälde II Bd. pag. 270. etc. etc. etc. -- Seite 8 -- Den 26ten April Morgens ging ich in die Kirche, und mittags arbeitete ich noch bis ich alle meine Aufgaben gemacht hatte. Den 27ten April An diesem Tage ging unsere Schule an, es ging gut. den 28ten April bis Samstag 9ten Mai¬ ging ich regelmäßig in der Schule, blieb immer hier. Sonst fiel nichts vor. Meine gewöhnlichen Gesell¬ schaften waren: Lehmann Zöller und die Willich. den 29ten April den 10ten Mai. Fuhr ich Nachmittags nach Mannheim u. Abends zurück. Den 11 bis 16 Mai¬ Wie gewöhnlich. ++ Dieser dann ____ ____100g 6 mal ab¬ gebrannt, und wurde immer wieder obgleich nicht in demselben Styl aufgebaut. Hierauf besahen wir das Denkmahl des berühmten Johannes Gutenberg. Auf der Vorderseite des Denkmahls befindet sich folgende Inschrift: Johannem Gensfleisch de Gutenberg Patricium Magentium Ater per totam Europam collato¬ Tomerunt cives 1837. d. h. Das Bild des Johannes Gensfleisch de Gutenberg, eines Mainzer Patziers haben aus Beiträgen, die in ganz Europa ge- sammelt wurden die Bürger gesetzt 1837 Auf der Rückseite steht. item, quae Graecos latuit Litutque Latinos Germani zollers extudit ingenium. Nunc quodquid verteres, sapiant sapiuntque recentes Non Lubi, sed populio omnibus ad supert d.h. die Kunst, welche weder Griechen noch Latein kannten hat eines Deutschen Scharfsinn, er¬ -- Seite 9 -- funden. Was nun die Alten u. Neuen Weises ersinnen, ersinnen sie nicht für sich, sondern für alle Welten. Den 17ten Mai¬ Morgens in die Kirche. Mittags wir Lehman u. ich bei Zöller. Den 18ten bis 23ten Mai¬ Wie gewöhnlich. Den 22ten Mai.¬ Zöller, Lehmann, Julius u. beiden Willich, u. ich gingen um 11 Uhr bis Oggersheim, von da fuhren wir nach Mannheim wo Maifest war. Dort gingen wir nun herum, aßen u tranken, und fuhren die Williche ausgenommen, welche mit ihrem Vater u Hauslehrer gingen, wieder nach Frankenthal zurück. Abends um 1/2 10 Uhr. kamen wir daselbst an. Den 25 u. 26 Mai. Wie gewöhnlich Den 27. Mai. Ich hatte mich entschlossen nach¬ nach Dürkheim zu gehen; ich that es; um 1/2 8 -- Seite 10 -- Uhr kam ich daselbst an. Den 28ten Mai fuhr ich mittags 3 Uhr von Dürkheim ab nach Oggersheim, von da zu Fuß nach Frankenthal wo ich um 1/2 7 Uhr ankam. Bei meiner Ankunft aß ich Sauermilch. Ich schrieb und lernte noch bis 1/2 10 Uhr abends.. Den 29 u. 30ten Mai. In die Schule. Wie gewöhnlich. Den 31ten Mai. War Julius, Wilich, Zöller und Lehmann bei mir. Abends _____ wir uns bei Fleischbein. Den 1-3ten Juni. In der Schule wie gewöhnlich. Den 2. Juni hatte ich etwas am Fuß, was mich hinderte in die Schule zu gehen. Den 5ten Juni in der Schule Den 6ten Juni. Morgens war Schule, mittags fuhr ich nach Dürkheim. Den 7. Juni. Zu Dürkheim. Den 8ten Juni. Morgens ging ich mit August Chillet, Herbert Chillet u. Emil Zott auf den Teufelstein, von da auf die Weilach, wo wir Sauer¬ milch aßen bei Hr. Förster Osterfeld, u. die ausgestopften Tiere sahen, von da gingen wir auf die Kall¬ stadter Ziegelhütte, wo ich u. August unsere Namen tief in einen Baum schnitten. Von da gingen wir nach Haus. Mittags auf dem Markt. Den 9. Juni. War wieder Markt zu Dürkheim. Abends war ich im Konzert in Hr. Siergen. Den 10ten Juni fuhr ich nachmittags 1/2 5 Uhr von Dürkheim weg, und kam um 1/2 7 Uhr zu Frankentahal an; ich hatte noch für die Schule eini¬ -- Seite 11 -- ges zu arbeiten. Von 11ten bis 20ten Juni Wie gewöhnlich. Den 21ten Juni. Morgens 6 Uhr fuhren wir nach Dürkheim. Es war sehr schönes Wetter. Nachmittags gab der Dürkheimer Cäzilien-Verein ein Konzert, oben auf dem Berg an den 3 Mechlen. Nachdem ich ungefähr 1 1/2 Stunden dort gewesn war, ging ich nach Haus. Alsdann aßen wir zu Nacht, fuhren von Dürkheim ab und kamen um 1/2 10 Uhr zu Frankenthal an. Den 22ten bis 25ten Juni Wie gewöhnlich Den 26ten Juni kam Sr. Maestät der König von Bayern hier durch; er kam von Aschaffenburg u. reiste nach Germersheim. Den 27ten Juni. Wie gewöhnlich. - Den 28ten Juni. Sr. Majestät wurde erwartet. Jedermann schmückte daher sein Haus mit Blumen Kränzen u. so auch wir das unsrige. Wir zogen dann Sr. Majestät mit¬ unsern Lehrern entgegen, u. erwarte¬ ten ihn am Speyerer Thor. Ungefähr 9 Uhr kam er an; das Gedräng war sehr groß. Er fuhr ohne sich aufzuhalten durch Frankenthal hindurch. Deswegen wurde auch in der protestantischen Kirche kein Gottesdient gehalten. Auch war heute Jahrmarkt. Den 29ten Juni War Jahrmarkt.- Den 30ten Juni bis 5ten Juli Wie gewöhnlich.- Da Hr. Professor Siebel u. Herrwagen nach Speyer in das Konzert gingen, u. einige aus unsere Schule ebenfalls dort hin gingen, also auch keine Schule gehalten worden konnte, -- Seite 12 -- so versprach Hr. Direktor Brünings mit einigen aus unserer Schule eine Reise zu machen. Die welche mitgingen waren außer mir: Friedrich Lehmann; Joseph Pistor Fritz Riggertschmann, Julis, Caspar u. Fritz Willich. Nachdem alles zu unserer Abreise bestellt worden war, wurde dieselbe auf Montag den 6ten Juli Morgens 5 Uhr festgesetzt. Den 6ten Juli. Morgens 5 Uhr kamen wir alle der Verabredung gemäß in die Schule. Von da gingen wir vor das Wormser Thor, wohin wir einen Wagen bestellt hatten. Wir fuhren darauf nach Worms. Hier stiegen wir in das Dampfschiff: Ludwig II. Großherzog von Hessen, welches um 7 Uhr (Morgens) zu Worms abging. Um drei viertel auf Acht waren wir in Rheindürkheim, um viertel auf 9 Uhr zu Gernsheim, um viertel auf zehn zu Oppenheim, um halb zehn zu Nierstein, und um viertel auf 11 zu Mainz. Das erste was wir hier besahen war das Zeughaus, woran wir vorbeigingen. Alsdann besahen wir den schönen Dom. In demselben befinden sich 20 Altäre, und hübsche Glasmahlereien. Hierauf gingen wir auf den Stephans-Thurm, welcher ungefähr 270 (210 Fuß) Treppen hoch ist, und von wo aus wir eine sehr schöne Aussicht nach allen Seiten der Stadt Mainz, und der Umgegend hatten. Nach 12 Uhr stiegen wir wieder herab, und gingen über die Rheinbrücke welche auf 56 Schiffen weilt u. 766 Schritte lang ist und Mainz mit Kastel verbindet, denn wir wollten noch vor dem Mittag¬ Essen nach Wiesbaden auf der Eisen¬ bahn fahren; allein wir verspäteten -- Seite 13 -- uns.Wir aßen daher in Kastel zu Mittag, und fuhren Mittags 3 Uhr, auf der Eisenbahn nach Wiesbaden.. Dieses freundliche Städtchen liegt an dem andern Ufer des Rheins, unge¬ fähr 1 Stunde von demselben entfernt, gehört zum Herzogthum Nassau, ist der Sitz der Landescollegien, hat 7000 Einwohner, u. berühmte ____ Brüder. Das erste, was wir hier besahen, war der schöne Thorsaal, worin gespielt wird. Hierauf gingen wir in Wies¬ baden noch durch einige Straßen, und von da nach Lieberich den Pallast daselbst, die prächtige Sommer¬ residenz der Herzoge von Nassau¬ Usingen erregte unsere Bewunderung; er hat eine entzückende Lage am Ufer des Rheines, mit einer Terasse, einem Garten, und einem großen Park. Die Stadt Biebrich ist klein, aber äusserst nett und reinlich. Hier setzten wir uns auf das Dampfschiff: Die Stadt Frankfurt; wir fuhren an vielen Dörfern vorbei, unter andern an Schierstein, Nieder¬ walluf, wo das niedliche Schloß des Graven von Nadiard sich befindet; letzeres wird als Eingang zum Rheingau be¬ betrachtet; ferner kamen wir an Erbach ___ der ehemaligen Zisterzienser Abtei Erbach, welche 1135 von dem Mainzer Erzbischoff Adelbert gegründet wurde: eine Abtheilung derselben ist nun eine Anstalt für Geisteskranke und die andere ein Zuchthaus. Ferner kamen wir nach Geisenheim, Rüdesheim, wo der Rhein 2000 Fuß breit ist, u. von da nach Bingen. -- Seite 14 -- Diese alte Stadt hat eine herrliche Lage am linken Ufer des Rheines, in welchem hier die Nahe sich ergießet und an dem Fuße eines hohen pyra¬ midenförmigen Berges, auf dessen Gipfel die Ruinen des alten Klosters Klopp liegen. Bemerkenswerth ist noch die Brücke über die Lahn, un¬ streitig roemischen Ursprungs, Drusus Brücke genannt; sie ruht auf steinernen Bögen. Den 7ten Juli. Nach dem wir in dem Hotel am Rhein "Victoria" übernachtet hatten, machten wir uns den andern Tag auf den Weg nach dem Rheinstein. An dem so¬ genannten Binger Loch befindet sich auf dem linken Ufer des Flusses ein einfaches Denkmahl mit folgenden Inschrift: "An dieser Stelle des Reins verengte "ein Felsenriff die Durchfahrt. Vielen "Schiffen ward es verderblich. Unter "der Regierung Friedrich Wilhelm "des IIIten Königs von Preussen, "ist die Durchfahrt nach 3 jähriger "Arbeit auf 210 Fuß, das zehnfache "der früheren verbreitet "Auf gesprengtem Gestein ist dieses Denkmal errichtet." Der Burg Ehrenfels gegenüber Nicht weit davon ist der sogenannte Mäuseturm, wo Hatto II Erzbischoff von Mainz wegen seines Geizes, so erzählt die Sage, von den Mäussen gefressen wurde. Als wir an diesem Thurm vorbei waren, sahen wir¬ das schöne Schloß Rheinstein, auch Reichenstein oder Königsstein genannt. Nach 1815 gehört dieses Schloß dem Prinzen Friedrich von Preußen, der es als Ruine -- Seite 15 -- ankaufte, von dem geschickten Baumeister Wilhelm Kuhn nach dem ursprünglichen Plann wieder aufbauen ließ. Selbst die innern Einrichtung ist dem 14ten Jahrundert entnommen. Wir sahen drin treffliche Glasmah¬ malereien, Waffen, Wappen, Rüstungen, unter anderen die Albrecht des Löwen welche ganz blau ist u. f. m. Nachdem wir alle unseren Namen in ein Buch eingetragen hatten, gingen wir herab. Hierauf setzten wir über den Rhein, u. gingen auf den Niederwald, von wo aus man eine sehr schöne Aussicht auf den Rheingau hat. Wir gingen von hier nach Rüdesheim, wo wir ein¬ wenig aßen & tranken. Diese Stadt ist wegen des Weinbaues berühmt. Die ältesten u. markan¬ digste ihrer alten Burgen ist die Nieder¬ burg. Zur Zeit Karls des Großen war es ein Reichsgericht; später gehörte es dem Erzbischoff von Mainz, u. im dreizehnten Jahrhundert kam es in den Besitz der Familie Rückesheim. Von da fuhren wir über den Rhein, gingen dann nach Bingen zurück, setzten uns hier in den Eilwagen und fuhren nach Kreuznach. Kreuznach ungefähr 6600 Einwohner ist der Geburtsort Müllers des Malers und Dichters, und liegt auf der Preussischen Grenze. Die Stadt wird durch die Lahn in 2 ungleiche Theile getheilt. Daß ehemals die Römer an dieser Stelle ein Kastell gehabt, ist nicht zu bezweifeln, obgleich nur noch ein kleiner Rest davon in der sogenannten Heidenmauer übrig ist. Da und in der Umgegend wurden -- Seite 16 -- häufig Römische Urnen, Münzen u. Gräber gefunden. Der Name Kreuznach kommt zuerst unter den fränkischen Königen vor, und zur Zeit der Karolinger stand hier ein Königshof. Ludwig der Fromme hielt sich oft in diesem Pallaste auf, um sich mit der Jagd zu belustigen. Im zwölften Jahrhunder kam Kreuznach an die Grafen von Sponheim, und zu Anfang des 14ten Jahrhunderts verlegte Graf Johann II seine Residenz dahin. Die Stadt erlitt mancherlei Drangsale, aber das schrecklichste Loos traf sie im Orleanischen Seccesionskrieg, wo die Fran¬ Franzosen Thürme und Mauern niederrissen, die schöne Burg der Pfalzgrafen von Simmern zerstörten, und die herlliche Klosterkirche auf dem Wörth und zuletzt die Wohnungen selbst in Brand setzten. Wir hielten uns hier nicht lange auf, sondern gingen nach dem Vieruhressen gleich weiter fort. Eine viertel Stunde südlich von der Stadt kamen wir an zwei Salinen vorbei, die eine auf dem rechten Fluß-Ufer die Karlshalle, die andere auf dem linken Nah-Ufer, die Theodorshall genannt. Dieselben gehören dem Großherzog von Hessen-Darmstand, obgleich noch im preussischen Gebiet. Sie sind durch eine Brücke verbunden. Nach einer viertel Stunde kamen wir an einer 3ten Saline vorbei, welche aber das Eigenthum mehrerer Privat-Per¬ sonen ist. Von da kamen wir nach Münster, ferner an der Ebernburg vorbei, welche Franz von Sickingen zum Schutz erbaut hatte. Nach dem Tode seiner Gemahlin Hedwig, aus dem Geschlechte der Flörsheim, welche in Kreuznach begraben liegt, hielt er sich häufig hier auf. -- Seite 17 -- Nach seinem Tode (7 Mai 1523) zogen die ver¬ bündeten Fürsten von Trier, Pfalz und Hessen, vor diese ____ allein, Schenk Ernst vertheidigte diese ¬ be wie er seinem Herrn geschworen hatte mit Muth und Keckheit. Dem Trompeter, den die Belagerer abgeschickt hatten, mit der Aufforderung, sich zu ergeben, erwiderte er: Mein Herr Pfalzgraf ist ein frommer löblicher Kurfürst; aber dem Bischof von Trier sagen, daß er heimgehe und seine Fladen weihe. Dem Landgrafen von Hessen aber sage, er sei ein junger trutziger Herr, er solle nur kommen. Dessen ungeachtet mußte die Burg sich ergeben und wurde abgebrannt. Nachdem wir eine halbe Stunde längs der Alsenz weiter gegangen waren, kamen wir nach Altenbamberg, unweit der gleichnamigen Burg, welche dem Raugrafen Rugert gehörte, und wovon nur einges Mauerwerk noch übrig ist. Hier stärkten wir uns mit ein wenig Speis und Trank, und setzten aldann unseren Weg weiter fort. Nach einer Stunde hatten wir Hochstätten erreicht. Vonhier fuhren wir auf einem gemieteten Wagen nach Alsung. Dieser Flecken ist merkwürdig durch die vielen Steinkohlengruben, welche sich wahrscheinlich bis ins Glanthal erstrecken. Hier kehrten wir bei Herrn Bürgermeister ein. Zum Nachtessen gab es ver¬ zuckerten Pfannkuchen. Um 10 Uhr legten wir uns schlafen. - Den 8ten Juli Morgens nach dem Frühstück setzten wir unsern Weg weiter fort. In 2 Stunden waaren wir zu Gaugrehweiler, von da kamen wir durch Althof, St. Alban, Gerbach nach Marienthal, am Fuße des 2102 P. f. hohen Donnersberges. -- Seite 18 -- Hier aßen wir Speck u. Eyer, Butter u. Käse zu Mittag. Nach dem Mittagessen gingen wir in die alte, in gothischem Styl erbaute Kirche, worin wir einige Grabsteine sahen. Ungefähr um 3 Mittags stiegen wir auf den Donners¬ berg. Hier aßen wir wiederum ein wenig, stiegen sodann auf einen hölzernen Thurm, von wo aus wir eine schöne Aussicht genossen. Hierauf steigen wir den Berg auf der östlichen Seite hinab gingen durch Dannenfels nach Weitersweiler. Hier mietheten wir uns einen Wagen u. fuhren auf diesem nach Göllheim. Den 9ten Juli. Den andern Morgen gingen wir nachdem wir in dem Wirthshaus zum Hirsch übernachtet hatten, an die Stelle wo Kaiser Adolph von Nassau gegen Albrecht von Östereich kämpfend seinen Tod fand. Diese Schlacht wurde am 2ten Juli 1298 geliefert. Adolf durch einen verstellten Rückzug Albrechts verleitet, folgte ihm blos mit seinen Reitern. Beide Kaiser stiegen aufeinander, und Albrecht traf seinen Gegner mit der Lanze ins Gesicht. Rudolph sank vom Pferde und Albrechts Begleiter tödeten ihn. Der Leichnahm des ersteren wurde zurück im Kloster Rosenthal, und sodann mit der seines Gegners im Dom zu Speyer beigesetzt. Ein einfaches Denkmal unter einer alten Linde bezeichnet den Ort, wo Kaiser Rudolph den Tod fand. Die Inschrift auf demselben ist folgende: Anno milleno trexentis Bis minas anno In Julio mense Rex Adolphus Cadit ense -- Seite 19 -- Renovatum hoc nonumentum Sub Ludovico comite Generosihe. a Nassau 1611. Neben diesem alten Monument wird jetzt ein neues erbaut, welches seiner baldigen Vollendung ent¬ gengensieht. Von hier gingen wir über Kerzenheim nach Eisenberg. In der Umgebung von Eisenberg hat man mehrere Alterthümer gefunden. Wahrscheinlich stand hier eine römische Legion. Im Jahr 1764 hat man den Grundstein eines Tempels ausgegraben u. nach Mannheim gebracht; er hat folgende Inschrift: I. O. cfl. Paterni Ratinusii H. S. Exius Von hieraus gingen wir durch Ebertheim, Mertesheim, Asselheim nach Grünstadt, wo wir zu Mittag aßen. Nach dem Essen fuhren wir in einer Chaise durch Obersülzen, Laumersheim, Gerolsheim, u. Hessheim zurück nach Frankenthal, wo ungefähr nachmittags um 5 Uhr ankamen. Den 10ten bis 24ten Juli Wie gewöhnlich Den 25ten Juli Nach der Zeichenstund Mittags nach Dürkheim. Abends ging ich spazieren nach Seebach. (Anfang des Kirchen___ daselbst ___ Jakob) Den 26ten Juli zu Dürkhem Den 27ten Juli Zurück nach Frankenthal -- Seite 20 -- Den 28ten Juli bis den 14ten August zu Frankenthal in der Schule; wie gewöhnlich. Den 14ten Abends nach Dürkheim Den 15ten August Zu Dürkheim. Abends zurück nach Frankenthal, Es lagen 4 Escadrons Chevaux-legers hier, welche nach Nürn¬ berg gehen. - Den 16ten August zu Frankethal. Bei Lehmann. Abends machten die Soldaten Musik. Den 17ten August. Morgens um 6 Uhr brachen die Soldaten auf. - Wie gewöhnlich in der Schule. - Den 17ten bis 22ten August Wie gewöhnlich. den 25ten August. War das Geburt- u. Namensfest Sr. Majestät des Königs von Bayern Von 1/2 11 - 1/2 12 war ich in der Schule. Den 26ten August. War das letzte Mal Schule. - Den 27ten August Hatte die erste, zweite & dritte Klasse in dem mittleren Schulsaal Prüfung. Den 28ten August Hatte unsere (IV) Klassen Vormittags von 9 bis 12 1/2 Uhr Prüfung. Nachmittags machten wir (unsere ganze Schule nehmlich mit Hr. Dr. Siebel) einen Ausflug an den Rhein, und, machten im Hinaus- u. Heimwege einige militärische Exerzitien. Den 29ten August Morgens 9 bis 10 1/2 Uhr Singprobe. Nachmittags frei. Den 30ten August Fuhr ich Nachmittags nach Mannheim ins Theater. Zampa oder die Marmorbraut wurde aufgeführt. Nach dem Theater -- Seite 21 -- nach Frankenthal zurück. Den 31ten August Morgens 10 Uhr war in dem Theater¬ saale Singprobe Mittags 3 bis 5 Uhr ebendaselbst öffentlich. Preisevertheilung Ich hatte das Glück in der Arithmetik meinen Preis davonzutragen, nehmlich: Gedichte Ludwigs I Königs v. Bayern. Nach der Preisevertheilungfuhr ich nach Dürkheim. - Von 1ten Sept bis zum 3ten S. Brachte ich in Dürkheim meine Zeit auf ganz gewöhnliche Art hin, ohne daß weiter etwas Bemerkenswerthes vorgefallen wäre. Den 4ten September War Fritz von Eisenberg, nebst einem seiner Bekannten "Karl Thauer" bei uns. Sie blieben aber nur eine Stunde bei uns, u. gingen dann nach Neustadt; ich beglei¬ tete sie bis nach Wachenheim. Den 5ten September Um 12 1/2 Uhr Mittags ging ich nach Hartenburg, wo ich Fritz u Hana erwartete. Um 2 trafen sie ein. Wir gingen nun mitei¬ nander über Höningen nach Altleiningen, wo wir bei Herrn Pabierfabrikant Friedrich, den Bruder meines verlebten Gro߬ vaters uns ein wenig aufhielten. Nachdem wir in Begleitung des Vetter Franz, das Schloß daselbst+) besehen hatten, gingen wir, nachdem sich Vetter Franz verabschiedet hatte über Wattenheim nach Hettenheim. Als wir hier ankamen war es schon +) über die Geschichte dieser Burg. S. Lehmann ___ Gem. d. Shnei__. F Bd. pag. 34. 35 u. s. m. -- Seite 22 -- dunkel, und es fing dermaßen zu regnen an, daß wir kaum weiter kommen konnten. Doch kamen wir alle, wenn auch bis auf die Haut durchnäßt u. über u. über mit Dreck bespritzt, glücklich in Eisenberg an. - Den 6ten Sept. Weil in Eisenberg Kirchenich war, so kamen noch mehre andere Verwandten nach Eisenberg. Heute starb auf der Engeburg Friedrich daselbst, der Bruder meines Großvaters, was auf alle fröhlichen Kirchenichgäste ein Eindruck machte. Wir erfuhren es gerade, als wir in den Engel zur Musik gehen wollten. Wir gingen also ins Sa__nilche u. blieben daselbst bei der Musik bis 2 1/2 Uhr Morgens. Den 7ten Sept. - Ich war heute, weil ich nicht lang u. wegen meines Ohrs schlecht geschlafen hatte ein wenig ver¬ stört. Abends waren wir bei Hr. Adjunkt Zegg zum Nachtessen eingeladen. Den 8ten bis 11ten Sept. Wie gewöhnlich. In Eisenberg Den 12ten Sept. Von Eisenberg nach Tiefenthal; hier aß ich zu Mittag, u. nach dem Mittagsessen nach Dürkheim. Den 13ten bis 17ten Sept. Wie gewöhnlich in Dürkheim Den 18ten Sept. Fuhr ich Morgens nach Frankenthal, weil ich daselbst allerhand zu besorgen hatt, u. Nachmittags nach Dürkheim zurück. -- Seite 23 -- Den 19ten bis 23ten September. Wie gewöhnlich. In Dürkheim, ohne daß weiter etwas Bemer¬ kenswerthes vorfiel. Den 2ten September. War mein Geburturtstag. Ich war 15 Jahre alt. Den 25ten Sept. Wie gewöhnlich. Den 26ten Sept. war es hier sehr lebhaft mit Orgeln u. s. w. wegen des Wurst¬ marktes. Abends waren wir auf den Wiesen in der Gaststätte des Ludw. Zarltner , wo wir Würste aßen. Den 27ten September war Wurstmarkt. Es war Morgens sehr schlechtes Wetter und regne¬ risch; mittags war es so ziemlich. Der Wurstmarkt war sehr still u. ruhig, wenig von Fremden besucht, und in Vergleich mit den frühern Jahres beinah gar nichts. Wir hatten gar keinen Besuch Den 28ten Sept. Wurstmarkt. Schönes Wetter. Den 29ten Sept. Morgens 10 Uhr waren die Volks¬ spiele, welche nicht übel waren. Alle mitspielende hatten blau weise Kappen in der Gestalt eines Zuckerhuthes auf, u. einen farbenen Epaulett. Auf selbe Weise be¬ wegte sich der Zug von dem Rathhaus auf die Wiesen des Hr. Sauerbeck, dem Wurstmarkt gegenüber, begleitet von Mannheimer Musik, Bürgerwache, Polizeimusikschaft, dort angekommen fingen die Spiele an, u. hörten am Mittag auf.- -- Seite 24 -- Den 30ten September Wie gewöhnlich Den 1ten Oktober Waren die Küfer bei uns; ich war den ganzen Tag im Keller. Den 2ten Oct. Ebenfalls im Keller. Morgens zwischen 10 u. 11 Uhr kamen Soldaten vom 9ten bayer. Infanterie Regiment mit der Musik an. Der Oberst logierte in den Jahreszeiten. Abends war Musik in Bergners Garten. Den 3ten Oct. Wurden wir im Keller fertig. Den 4ten Oct. War Nachmarkt. Onkel von Eden¬ koben war bei uns. Wir aßen im Saale oben zu Mittag. Den 5ten Oct. (Montags) Fuhr ich mit Onkel von Edenkoben nach Edenkoben. Abends gingen wir zu Fuß nach Maikammer u. nach Edenkoben zurück. Den 6ten October. Morgens fuhren wir nach Kleißweiler, Burrweiler, wo sich die sagenwerte Annakapelle befindet, in welche jährlich nach Anna Tag eine Prozession gehalten wird. Mittag war ich zu Haus. Den 7ten u. 8ten October Vertrieb ich mir die Zeit in Eden¬ koben mit Spazeirengehen u d. Gl. Den 9ten October. Fuhr ich mit Onkel & Tante nach Landau. Hier traf ich den Wetter Karl an, mit dem ich den ganzen Tag in Landau herumging, da Onkel u. Tante nach Billigheim gefahren waren. Abends gind ich & Karl über Nußdorf nach Edenkoben zurück. Den andern Morgen nur drin. 10. October. morgens 8 Uhr ging Karl nach Landau zurück, ich begleitete denselben bis Edesheim. -- Seite 25 -- Denselben Morgen um 10 Uhr machte ich mich in Edenkoben auf und ging über Maikammer, Diedesfeld, Winzingen, Mußbach, Deidesheim, Forst, Wachenheim nach Dürkheim, woselbst ich Nachmittags 3 Uhr sehr ermüdet ankam. Den 11ten October Wie gewöhnlich Den 12ten Oct. Heute ging der Herbst hier an, wir aber fingen noch nicht zu ernten an. Wir beschäftigten uns mit Vorbereitungen auf die Weinlese. Den 13ten October Wir machten Büttten, Zuber Kelter u. Alles gerecht, um morgen die Weinlese beginnen zu können. Den 14ten Oct. Wir laßen in allen Wingert die Stangen herab, Nachmittags laßen wir auch die beiden Heidfelder. Den 16ten bis 20ten Oct. Wir beschäftigten uns fortwährend mit der Weinlese. Es mußte einmal ein ganzer Zug u. einmal ein halber wegen schlechten und nassem Wetters ausgesetzt werden. In dem Wingert und an der Kelter war ich den ganzen Tag. Den 21ten Oct. (Mittags) Heute nach Inscription zu Syeyer; allein, das wir keine Chaise bekommen konnten, so konnte ich nicht fortfahren, sondern beschäftigte mich auch in dem Wingert. Den 22ten Oct fuhr ich nach Speyer u. ließ mich einschreiben. Den 23ten bis 28 Oct. Ich meldete mich in die IIte Gymnasialklasse, und machte die Prüfungen bis den 28ten mit, allein, es gelang mir nicht, ich wurde -- Seite 26 -- mit noch andern in die erste Gymnasi¬ sialklasse zurückgeworfen Den 29ten Oct. Waren schriftliche Prüfungen Den 30ten Oct. Waren mündliche Prüfungen Den 31ten Oct war in dem Lyceums Saal öffentliche Gesetzes vorlesung, und ich wurde devini¬ tiv in die Ite Gymnasialklasse eingewiesen. Den 1ten November War Messe hier, diese dauerte die ganze Woche hindurch. Den 2ten November War keine Klasse Den 3ten Nov. War zum erstenmal Klasse, es ging alles gut. Den 4ten Nov. Heute kam Hr. Durchlaucht der Fürst Wrede hier an. Den 5ten November Morgens und Mittag war ich , wie gewöhnlich in der Klasse. Abends 8 Uhr brachten hiesige Bürger dem Fürsten einen Fackelzug. Wir besahen denselben von dem Wachthause aus. Sodann gingen wir in die Wohnung des Fürsten, u hörten den Gesang u. die Musik mit an. Den 6ten Nov. vis 27 Nov. fiel bei mir gar nichts vor, was der Auf¬ zeichnung wert wäre. -- Den 6ten Nov. bis 27 Nov.. fiel bei mir gar nichts vor, was der Auf zeichnung werth wäre. --- Den 28ten November Abends gab der Cacilen Verein ein Concert im Lyceums-Saal; wir durfen unentgeldlich hinein. -- Den 29ten November Morgens arbeitete ich, u. Nachmittags belustigte ich mich mit Schlittschuhlaufen, auf den Wiesen neben dem Rhein. Den 30ten November Ich hatte es sehr im Halse u. auch der Bauch, was mich hinderte die Nachmittagklasse zu besuchen.

Original: Deutsch

-- Seite 27 -- 1841 Da es mir meine Zeit nicht erlaubt, mein Tagebuch von Tag zu Tag regelmäßig fort¬ zu setzen, so mache ich hier eine Zeitlang nur ganz allgemeine Bemerkungen. Dienstag den 1ten Dezember Ich konnte noch nicht in die Klasse gehen. Mittwoch den 2ten Dezember bis Dienstag den 22ten Dezember Wie gewöhnlich, ich ging in die Klasse beständig, ohne auszusetzen. Mittwoch den 23ten Dezember Fuhr ich nach Frankenthal. 24te Dezember Zu Frankenthal. D. 25te Dezember War Weihnachten; ich bekam ein Uhr, u. Reinecken Den 26ten bis 30 Dezember Zu Frankenthal, auch fuhr ich 2 Tage nach Heidelberg, nämlich den 26ten und 27ten Den 31ten Dezb. Ich blieb auf bis Nachts 12 Uhr. Den 1ten Januar Prost Neujahr! Zu Frankenthal. Den 2ten Januar Nach Speier. Den 3ten Janurar bis 19ten Februar Wie gewöhnlich in Speier. Den 20ten Februar Nach Frankenthal. Den 21ten u. 22ten Februar Zu Frankenthal, ohne daß was vorfiel. Den 23ten Februar Von Frankenthal in die Rheinschanze, und von da nach Speier. Den 24ten Februar bis 30ten April Es fiel nichts vor, was der Aufmerksamkeit werth wäre; ich war die ganze Zeit in Speyer und besuchte unausgesetzt die Schule. Den 1ten April Von Speier nach Frankenthal Den 2ten u. 3ten April Zu Frankenthal Den 4ten April Zu Mannheim Den 5ten u. 6ten Apriil Zu Frankenthal Den 7ten April Von Frankenthal nach Freinsheim u. von da nach Dürkheim. Abends wieder nach Frankenthal zurück. -- Seite 28 -- Den 8ten April Zu Frankenthal. Den 9ten April Abends waren wir in Hr. Präsidents Merkel Den 10ten April Wie gewöhnlich Den 11ten April Ging ich zum Abendmahl Den 12ten April Abends hatten wir Visitte Den 13ten Aril Von Frankenthal nach Dürkheim zu Füßen. Den 14ten u. 15ten Zu Dürkheim, hatte ich allerlei zu besorgen. Den 16ten April Nach Frankenthal zurück Den 17ten April Abends waren wir von Hr. v. Pölnitz eingeladen; wir gingen hin. Den 18ten Apil Nach Speier., über den Rhein gefahren Den 29ten April bis 28ten Mai wie gewöhnlich; außer, daß am 2ten Mai in dem Saale des Lyceums ein Maifest bestehend aus Gesang und Dekla¬ mation gehalten wurde. Den 29ten Mai. Mittags 3 Uhr fuhr ich auf dem Dampf¬ schiff Stadt Straßburg von Speier nach Mannheim; von hier aus ging ich nach Oggersheim; und von hier aus fuhr ich auf dem Gesellschaftswagen nach Dürkheim. Den 30ten Mai war ich in Dürkheim sehr vergnügt. Den 31ten Mai War Markt Den 1ten Juni deßgleichen. Den 2ten Juni fuhr ich auf einem Leiternwagen von Dürkheim über Bühl u. Schiffer¬ stadt nach Speier. Den 3ten bis 8ten Juni Wie gewöhnlich. Den 9ten Juni. Mittags 1/2 2 Uhr auf dem Dampfschiff Stadt Straßburg nach Mannheim. Hier Abends ins Theater. Romeo u. Julia wurde aufgeführt, worin die -- Seite 29 -- Fräulein Hofzelt mit außerordent¬ lichem Beifall Gang. Abends 10 Uhr auf dem Dampfschiff zurück nach Speier. Den 10 bis 22ten Juni Wie gewöhnlich Den 23ten bis 25ten Juni War das pfälzische Musikfest in Dürkheim. Die Erlaubnis dorthinzu gehen wurde mir nicht gegeben. ich war sehr traurig in Speier diese Tage oben. Den 26ten Juni Nachmittags mit dem März nach Oggers¬ heim u. von dort im Gesellschftswagen nach nach Dürkheim. Ich tras daselbst die Großmutter, sowie die Tante v. München und die Rosa. Den 27ten u. 28 Juni Sehr vergnügt in Dürkheim. Den 29ten Juni Morgens in dem Gesellschaftswagen um 6 Uhr fuhr ich in die Rheinschanze. Ich ging nach Mannheim, fuhr mit der Eisenbahn nach Friedrichsfeld, hielt mich dort eine Stunde auf, sodann auf die Eisenbahn zurück nach Mannheim. von da in die Rheinschanze. hier aß ich zu Mittag, fuhr Nachmittags mit dem Gesellschaftswagen nach Speier, wo ich um Halb 5 Uhr ankam. Den 30ten Juni bis 10ten August. Alles ging seinen gewöhnlichen Gang. Ich ging regelmäßig in die Klasse, repetierte fleißig, und bereitete mich zur Prüfung vor. Den 11ten August War das letzemal ordentliche Klasse. Den 12ten August Hatten die Lyceischen Prüfung, und da H. Prophessor Halm als Lyceal-Professor dabei beschäftig war so hatten wir den ganzen Tag keine Klasse. Abends kam die Elise mit der Tante von München hier an, begriffen auf der Reise nach München. Sie logierten bei H. Inspec¬ tor Decken. Ich aß seselbst zu Nacht; und noch abends um halb 11 Uhr nahm ich Abschied. Den 13ten August War aus der oben erwähnten Ursache den ganzen Tag keine Klasse. -- Seite 30 -- Den 14ten August Heute hatte die IV Klasse der Lat. Schule dahir, (B. Than) im Lycenumsaale Prüfung von 8-12, von 8-10 hörte ich mit mehreren aus meiner Klasse zu; von 10-11 hatten wir Klasse. Mittags ging ich in die Vorbereitung zum H. Abendmahl. Den 15ten August. Morgens zum Abendmahl Mittags spazieren. Den 16ten August. Morgens von 8-9 Klasse. hierauf den ganzen Tag frei. Ich repertirrte meinen Cicero; Cato major für die Prüfung. Mittags spazieren. Den 17ten August. Den ganzen Tag frei. Ich repetierte ging auch mitunter Spazieren. Den 18ten August Morgens 8-12 Prüfung. Zuerst Cicero Cato major. Ich fing an an dem VII. Cap. es ging gut. Sodann hatten wir Morgengymnastik bis 3/4 auf 11 Uhr. Und dann Homer Anfang des IX Gesanges die 40 erste Worte; ich jedoch kam nur wie bemerkt im Cicero und in der Mathematik daran; im Homer auch. Nachmittags ging ich spazieren. (nach dem Spazier gang schrieb ich dieses nieder vom 30ten Juni an) Den 19ten bis 23ten August Während dieser ganzen Zeit hielt ich mich, ohne etwas zu arbeiten in Syeyer auf; oft hatte ich Langeweile. Auf Montag den 23ten hatten wir uns ein Chaisel nach Dürkheim bestellt. Da wir jedoch unser Zeugniß,wie wir geglaubt hatten, heute nicht bekamen, so mußten wir jene abbestellen für heute, und konnten nicht abfahren. Den 24ten August nach dem wir Mogens zwischen 8 und 9 Uhr unsere Jahreszeugnisse erhalten hatten. Wir fuhren fort um 11 Uhr, nahmen unsern Weg über Mutterstadt, wo wir einkehrten, sodann über Hochdorf, Forst, Wachenstein nach Dürkheim, wo wir ungefähr um 4 Uhr ankamen. Den 25ten August Auf das Namens- und Geburtsfest seiner Majestät war ich den ganzen lieben langen Tag zu Dürkheim im Keller beim Weinablassen beschäftigt; so wie ebenso den ganzen folgenden Tag Den 26ten August wo wir Nachmittags um 5 Uhr mit den Kellerge¬ -- Seite 31 -- geschäften fertig wurden. Abends war ich im Bachgarten. Den 27ten bis 30ten August. Es fiel nichts vor, was der Aufzeichnung werth wäre. - August Chillot und ich hatten eine Reise nach Cusel projektiert, und von da über Kreuznach, Bingen, Mainz, Worms und Frankenthal. Wir setzten alles zu dieser Reise in Bereitschaft und bestimmten den 31ten August zum Tage unserer Abreise. Den 31ten August Morgens um halb 6 Uhr schritten wir beide frisch und munter, unseren Ranzen auf dem Rücken, den Stock in der Hand, am Finkenpfad und Fried¬ hof vorbei, links der Fuhrstraße auf den Klei¬ nen Fußpfädchen nach Grethen. Es war ein herrlicher Morgen. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, und die angenehme Frische that uns sehr wohl. Leichten Schrittes und unter angenehmen Gesprächen wanderten wir um das Dürkheimer Thal entlang. Die Ruinen Limburg und Hartenburg (über deren Geschichte man Aufschluß findet in Lehmanns geschichtl. Gemäld. der Pfalz (Rheinkreis) II Heft: Dürkheimer Thal) waren hinter uns; das Thal fing an wild¬ romantischer zu werden; die Sonne ging auf; was die Ranzen unseren Rücken bald kund thaten. Dieses kümmerte uns jedoch wenig und lustig und wohlgemuth wandelten wir an den beiden er¬ sten Papiermühlen, dem Wirthshaus zum grü¬ nen Wald, den beiden Sägemühlen und der dritten Papiermühle vorbei und kamen in das Jägerthal. Als wir auch dieses im Rücken hatten und immer berganwärts stiegen, ging es etwas langsamer und beschwerlicher als früher, die Sonne brannte uns auf die Köpfe, und die Ränzen machten uns sehr warm. Dessen ungeachtet kamen wir doch glücklich auf die Höhe, und nun gings mit raschen Schritten bergab nach Frankenstein, wo wir um halb 9 Uhr ankamen. Wir kehrten in dem Gasthause zum Hirsch ein bestellten uns Butter und Käse, und tranken ein Glas Wein dazu. Als wir uns nun hier für die weitere Reise stärkten, ließ ich ich von ungefähr mit der verwittweten Frau Posthaltern von Hoch¬ dorf wie ich nachher von ihr hörte nach Reisevorhaben fuhr, um ihre beiden Söhne, die sich dort auf der Gewerbeschule befanden, mit in die Ferien zu nehmen, in ein Gespräch ein. Da sie nun erfahren hatte, woher wir kämen, und wohin wir wollten, erbot sie sich uns mit in ihrer Chaise bis nach Kaisers¬ -- Seite 2 -- lautern zu nehmen. Dankbar nahmen wir dieses anerbieten an. Um 10 Uhr fuhren wir in Frankenstein weg. Wir mochten etwa noch eine viertel Stunde von Kaiserslautern entfernt sein, als die Söhne der Frau Posthal¬ tern ihrer Mutter entgegen kamen. Na¬ türlicher Weise stiegen wir sogleich aus und und jene ein. Langsamen Schrittes, gingen wir bei sehr außerordentlichen Hitzen nach Kaiserslautern. Ohne uns aufzuhalten gingen wir durch und besahen darin nichts als das Central¬ Gefängniß von außewendig, da unser Weg uns ohnweit des selben vorbeiführte. Trotz unseres Entschlusses ohne Aufenthalt bis nach Landstuhl zu gehen, traten wir doch, durch die ungeheure Hitzen gleichsam ge¬ zwungen, in ein Bauernwirtshaus unweit Lautern und tranken schlechten Wein für 8 Kreuzer. Wir wurden mit einem Fuhr¬ mann eins, daß er uns auf seinem Wägel¬ chen mit bis nach Landstuhl nahm. Wir fuhren also mit ihm, und obgleich sehr schlecht, so ist und bleibt dennoch immer das Sprichwort wahr: "besser schlecht gefahren als gut gegangen". Wir fuhren an 3 Höfen vorbei; sodann durch Kindsbach. Zwischen Kindsbach und Land¬ stuhl sahen wir rechts von der Straße ab wür¬ felförmige Steine liegen, mit welchen der durch seine Würfe bekannte Franz von Sickingen gewürfelt haben soll. Um halb 4 Uhr kamen wir nach Landstuhl. Wir kehrten bei Herrn Posthalter Didier dasselbst ein. Abends be¬ sahen wir wir die Ruine Sickingen. Die ruht ganz auf Felsen auf einem von allen Seiten stei¬ len Berge. Etwas geschichtliches von dieser Burg hab ich bis jetzt nicht ermitteln können. August ging nicht bis ganz mit hinauf, da er starkes Kopfweh bekam. Um seinetwillen hielt ich mich oben nicht lange auf, sondern ging gleich mit ihm herunter und brachte ihn in ein Bett. Nachdem er 1 1/2 Stunden geschlafen hatte, befand er sich wieder wohl; wir aßen hierauf, blieben dann noch ein Stündchem vergnügt beisammen, tranken ein Glas Wein, und legten hierauf uns ins Bett. Den 1ten September (Mittags) Es war ungefähr 7 Uhr, als wir aufstanden; und da der Himmel mit Gewölk überzogen war, so glaubten wir nicht nöthig zu haben uns frühe auf den Weg machen zu müssen, wes wir gestern, der ungeheuren Hitze wegen gethan hatten. Es war ungefähr 9 Uhr als wir Land¬ stuhl verließen. Wir gingen auf die obere Schernau, eine Mühle, die dem Herrn Diedier gehört. Nach einem 1/4stündigem Aufenthalten gingen wir weiter fort. Wir machten dadurch, dass wir unsern Weg über die Schernau nahmen einen Umweg von einer Stunde. Nach 1/2 Stunde hatten wir Ramstein erreicht. von hier gingen wir nach Steinwenden, Obermohr, Schrollbach; hier aßen wir zum Mittagessen guten, frischen Butter und tranken ein Glas Wein dazu. Als wir aus dem Wirths¬ hause heraus traten, sah es aus, als wollte es Regen geben, was jedoch glücklicherweise nicht der Fall war; sondern im Gegen¬ theil ein Wind vertrieb die Woken, und es entstand das schönste Wetter, was uns einerseits gewar sehr angenehm, an¬ derseits jedoch auch wieder insofern unlieb war, da die Sonne uns sehr heftig auf die Köpfe brannte; dessen ungeachtet ging un¬ sere Reise doch gut von statten. Wir gingen durch die Dörfer: Niedermohr, Bettenhausen, Münchweiler; nachdem wir letzteres, ein großes Dorf, das ich bei¬ nahe für zwei angesehen hätte, im Rücken hatten stiegen wir über einen Berg, und hatten auf 1/2 Stunde Rehweiler erreicht. Von hier aus hatten wir einen 2 Stunden langen sehr beschwerlichen Weg nach Cusel, den die so große Hitze noch etwas be¬ schwerlicher machte; denn es ging bestän¬ dig bergab bergauf, so daß wir einige¬ mahl ausruhen mußten. Um 4 Uhr erreichten wir endlich Cusel, das wir nicht eher sahen, als bis wir darin waren. Wir wurden von Großmutter und Onkel herzlich empfangen. Abends gingen wir mit Onkel ins Wirthshaus und tranken ein Glas Wein. Den 2ten September. Beinahe den ganzen Tag lang waren wir zu Hause; wir spazierten im Haus, Hof und Garten umher, und lasen sehr viel. Gegen Abend ging Onkel mit uns nach Diedelkopf, wo wir von dem Mineral¬ wasser tranken, was August nicht recht schmecken wollte. An dem Badhause daselbst, sahen wir einen großen Stein, mit verschiedenen Wappen geziert. Früher war hier ein Saline, welche der Pfalzgraf Johannes anlegte, und der Stein war oben zu zu der Saline gehörigen neuen Thore eingemauert er trägt folgende Inschrift, woraus die Wahrheit des eben Gesagten erhellet: VON GOTTES GNADEN JOHANNES PFALZGRAF BEI RHEIN HERZOG IN BAIERN GRAF ZU VELDENZ UND SPONHEIM HAT DIESES SALZSOD MIT GUTEM BE DACHT ANGEFANGEN UND DIES THOR BAUEN LAS SEN ANNO CHRISTI 1597 Jetzt steht dieser Stein an der nördlichen Seite des Badhauses. Auch befinden sich in der Nähe noch mehrere Steine, von denen wir ebenfalls einige besahen. Kurz vor Sonnenuntergang gingen wir wieder nach Cusel zurück.
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Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Objekt aus: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Der über 2000-jährigen Tradition des Weinbaus in Bad Dürkheim entsprechend, ist das Stadtmuseum in einem ehemaligen Weingut untergebracht. Auf über...

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