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Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Hardenburg Freizeit/Unterhaltung/Genuß - Theater [2021/0159]
Prospekt der Freilichtbühne Hardenburg (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir / Britta Hallmann-Preuß (CC BY-NC-SA)
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Prospekt der Freilichtbühne Hardenburg

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Beschreibung

Programmheft, 24 seitig, der Saarpfälzischen Freilichtbühne aus dem Jahr 1939

Sonderheft der Bühnenblätter der Westmark "Theater und Volk" Ausgabe Pfalz, "Florian Geyer"
Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Saarpfälzischen Freilichtspiele im Gauverband Saarpfalz

Inhalt
"Die Forderung der Landschaft" Kurt Kölsch
"Der Weg zum idealen Freilichtspiel" Rudolf Hartmann-Altenburg
"Kleine Reise durch den Gau" Karl Sander
"Die Gaufreilichtbühne Hardenburg" Rolf Werbelow
"Das Schicksal Jakob Leisters"
"Mein Drama "Der Hochverräter""
"Florian Geyers Tod"
"Alois Johannries Lipp" Dr. Hermann Weninger
"Die Pfingstorgel auf Pfälzisch" Karl Schneider-Baumbauer

Auf der Innenseite des letzten Blattes befindet sich Werbung der Brauerei K. Silbernage. A.-G., Bellheim: Das gute Bellheimer Bier

Auf der Rückseite befindet sich Werbung für Bekleidung durch die Firma Jung-Sicias, Gepflegte Herren u. Knabenbekleidung, Kaiserslautern

Material/Technik

Papier / Druck

Maße

Höhe: 21 cm, Breite: 14,7 cm

Abschrift

Original: Deutsch

Saarpfälzische Freilichtbühnen 1939 Sonderheft der Bühnenblätter der Westmark "Theater und Volk" Ausgabe Pfalz "Florian Geyer" Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der Saarpfälzischen Freilichtspiele im Gauverband Saarpfalz (Treuhandstelle für öffentl. Kulturpflege) Neustadt/Weinstraße - Schriftleitung: Rolf Werbelow, Neustadt/Weinstraße - Titelblatt und Figurinen: Bernd, Neustadt/Weinstraße Verlag: Annoncen-Expedition Propaganda Adolf Autz, Saarbrücken - Verantwortlich für den Anzeigenteil Adolf Autz - Druck: Franz Hartmann, Saarbrücken - M.-A.: Ausgabe Saar 12400, Ausgabe Pfalz 8000 - P.-L. 5 1 Die Freilichtbühnen des Gaues Saarpfalz haben von jeher in der kulturellen und politischen Erziehungsarbeit unserer westmärkischen Heimat eine bedeutsame Rolle gespielt. Auf den Freilichtspielstätten in Queidersbach, auf der Hardenburg und im Warndt haben deutsche Volksgenossen in den Zeiten des Abstimmungskampfes an der Saar und nach der Rückgliederung Kraft und Anregung für ihren politischen Daseinskampf gefunden. Die großen Spiele um die Hohenstaufenkaiser, um Sickingen und Schlageter haben die Herzen ungezählter Zuschauer höher schlagen lassen und sie für die besondere Sendung der Westmark begeistert. Auluch im Spielsommer 1939 sollen auf der Hardenburg, im Warndt, aus dem Saarbrücker Schloßplatz und auf den Heimatbühnen in Queidersbach, Gräfinthal, Breitfurt, Hülzweiler und Obermoschel die saarpfälzischen Volksgenossen im Spiel Freude und Bereicherung erfahren im Dienste der großen politischen Erziehungsarbeit , in der wir alle stehen. [Unterschrift] Gauleiter 2 Die Forderung der Landschaft Immer und immer wieder in den vergangenen Jahren wurde bei der Spielplangestaltung der Freilichtbühnen unseres Gaues die Forderung nach bodenständiger Dramatik, nach dem Spiel aus dem Erlebnis- und Schicksalskreis unserer saarpfälzischen Heimat erhoben, daß es berechtigt erscheint, einmal zu überprüfen, ob wir diesem Ziel tatsächlich schon näher gekommen sind oder nicht. Das „Drama aus dem Geist der Landschaft", wie wir es genannt haben ist eine Lebensnotwendigkeit für das deutsche Theater, die wir gerade beim Spiel im Freien auf dem Hintergrund der verschiedensten deutschen Landschaften und Freilichtspielstätten erkannt haben, von denen jede ihr eigenes innewohnendes Gesetz und ihre ganz bestimmte Forderung an Art und Inhalt des Spiels in sich birgt. Schon die Vielzahl der vorhandenen Freilichtbühnen im gesamtdeutschen Raum bedingt eine Abgrenzung und Aufteilung der Arbeit nach landschaftlichen und spielplanmäßigen Gesichtspunkten , wenn nicht eine Erstarrung und Verödung unseres kulturellen Lebens eintreten soll. Die Reichsfestspiele in Heidelberg z. B. oder die Römerbergspiele in Frankfurt a. M. können sich die Pflege des deutschen klassischen Schauspiels an sich oder gar des artverwandten englischen Lustspiels angelegen sein lassen, wenn sie auch neben den allgemeinen repräsentativen Aufgaben des Reiches schon ihre besonderen Bühnenverhältnisse berücksichtigen müssen, die bei einer romantischen Burg- und Naturbühne schon wieder anders sind als bei einer Marktbühne inmitten einer großen Stadt. wieviel mehr aber müssen erst die Freilichtbühnen in den einzelnen Gauen, die oft geradezu hineingebettet sind in das besondere Bild und die besondere geschichtliche Vergangenheit einer Landschaft, für die Ausprägung dieses ihres eigenen Darstellungsstils und ihrer einmaligen Spielplangestaltung besorgt sein, damit sie überhaupt im Chor der deutschen Theaterstätten noch eine besondere Note und einen besonderen Klang beizusteuern haben. Nun, manche Landschaften von unverwechselbarer und ausgesprochen eigenartiger Stammestradition mögen es hier sicher manchmal leichter gehabt haben als wir. Für eine niederdeutsche Bühne z. b. versteht es sich von selbst, daß sie in erster Linie die plattdeutschen Volksstücke von Hinrichs oder auch sein meisterhaftes Geschichtsbild aus nordischem Bauernmythos „Stedingehre" aufführt. Hier aber in unserem Grenzlandgau, wo die lebendige Erinnerung an die Vergangenheit, die stammesmäßige Überlieferung und die volkskundliche Tradition mehr als einmal abgerissen wurden, mußte es schon allerhand Anstrengungen und bewußter Forderung bedürfen, um auch hier ein einigermaßen gültiges und beispielhaftes Ergebnis in der Spielplanpolitik zu erzielen. 3 Freilich, eines soll hier einmal nicht verschwiegen und sogar mit aller Deutlichkeit ausgesprochen werden: Ein wirkliches Drama aus dem Geist der Landschaft, und zwar nicht bloß als günstiger Einzelfall, sondern als tatsächliche Spielplantradition, ist noch nicht geschaffen, wenn auch manche gute Ansätze dafür schon festzustellen sind. Denn seien wir doch einmal ehrlich! So stolz wir auch auf gewisse Höhepunkte unserer Theaterarbeit, wie Hermann Graedeners „Neues Reich", Paul Beyers „Düsseldorfer Passion", Dietrich Eckarts „Heinrich, der Hohenstaufe", Werner Deubels „Ritt ins Reich" oder auch auf die Serienerfolge einzelner Volksstücke unseres Landsmannes Heinz Lorenz-Lambrecht sein können, so wenig vergessen wir doch darüber, daß es dazwischen immer wieder auch Teil- und Notlösungen gab, daß es sich um Stücke gaufremder Autoren, um historische Stücke oder auch um Lustspiele, und zwar nur um Lustspiele handelte. Die Geschichtsträchtigkeit unserer saarpfälzischen Landschaft, die Schicksalsgewalt ihrer Erde, die kulturelle Sendung ihres Volkstums und die Schöpferkraft ihrer Dichter und Theaterleute ist dadurch noch nicht, aber auch nicht im geringsten bewiesen. Da müssen schon eines Tages noch andere Werke und andere Aufführungen zustandekommen, die den großen und unausschöpflichen Hintergrund unseres saarpfälzischen Grenzlandschicksals beleuchten, so stark und überzeugend, daß niemand mehr an der Westmark und ihrer kulturpolitischen Sendung zu zweifeln wagt. Daß dieses Stück und diese Gestaltung unseres besonderen landschaftlichen und geschichtlichen Auftrages einmal kommen wird, ist unser fester Glaube und unerschütterlicher Wille. Damit er aber kommt, erheben wir immer und immer wieder die Forderung, die einmal doch von dem schöpferischen Genius dieser Landschaft zwischen Rhein und Saar verstanden wird, die so oft schon Mittel- und Ausgangspunkt geschichtlicher und geistiger Bewegung gewesen ist. Hier war einst — um es immer und immer wieder zu sagen — das Herzland des ersten Reiches, dessen steinerne Mahnmäler heute noch in den Domen und Kaiserpfalzen gen Himmel ragen. Die großen Salier und Staufer Konrad II., Heinrich IV., Friedrich Rarbarossa und Heinrich VI. schritten durch die Hallen der Limburg, der Pfalz zu Kaiserslautern und des Trifels, dessen kleines Städtchen am Fuße des dreigeteilten Berges einem der Tapfersten und Getreuesten jener Zeit, dem vielumstrittenen Markwart von Annweiler, seinen Namen geben mußte. Auf dem Trifels saß Richard Löwenherz, Englands heldenmütiger König, gefangen. In Speyer, Worms und Mainz tagten die großen "Versammlungen des Reiches. Am Hasenbühl bei Söllheim entschied sich das Kriegsschicksal im Kampf zwischen Adolf von Rassau und Albrecht von Österreich für den Habsburger und damit für die Weltherrschaft dieser Dynastie, gegen die gerade wieder die protestantische Kurpfalz unter ihren genialischen Fürsten Rupprecht und Ottheinrich und unter dem unglücklichen Friedrich V. als Gegenpol und Gegenspieler aufgestanden ist. Auf der Ebernburg und dem Ranstein saßen Franz von Sickingen und Ulrich von Hutten und träumten den Traum vom 4 Reich und der sozialen Gerechtigkeit, für das auch die 400 pfälzischen Bauern bei Pfeddersheim bluten mußten. Die Heidelberger Fürstentochter am französischen Hof, Liselotte von der Pfalz, der Kurpfälzer Reitergeneral Michel Obentraut, der Erfinder und Abenteurer Johann Joachim Becher, der Chronist der saarpfälzischen Auswanderung nach der Batschka, Johann Limann, der Dichter des „Sturm und Drang", Maler Müller, und viele Andere setzen die Reihe der bedeutenden Persönlichkeiten unserer Landschaft bis in die Segenwart fort, die mit Besatzungs- und Separatistenzeit, mit Saarkampf und Sieg der nationalsozialistischen Bewegung erst recht voll dramatischer und tragisch-heroischer Spannung und Kämpfe war. All diese Stoffe verlangen immer noch den begeisterten und aus völkischem Lebensgrund gestaltenden Dichter, der nicht in kleinen Einfällen allein und idyllischen Bildern sich gefällt, sondern mit einer geschichtsbildenden und gewaltigen Persönlichkeit sich ein Leben lang herumschlägt, um sie endlich groß und wuchtig vor die Zeit und seine Mitwelt hinzustellen. Solche Gestalten und Gestalter brauchen wir in erster Linie noch für die saar-pfälzischen Freilichtbühnen, deren erzieherischer Sinn noch lange nicht genug von allen schöpferischen Menschen erfaßt ist. Hier, ihr Dichter und Theaterleute , hier, ihr Kritiker und Anreger, hier, ihr Verantwortlichen und Auftraggeber , liegen noch Aufgaben in Hülle und Fülle vor Euch, deren ihr euch nur einmal anzunehmen braucht, um zu erkennen, welches Maß von Arbeit und Glück darin beschlossen liegt. Die Forderung unserer Landschaft nach ihrem Spiel und ihrem gestaltgewordenen Schicksal ist noch nicht erfüllt. Wir hören sie im Brausen des Windes in den Bäumen unseres herrlichen Waldes, wir erkennen sie im Zug der Wolken über den Bergen und Burgen unserer Heimat, wir vernehmen sie im Pulsschlag der Erschütterung vor dem großen Geschehen auf der Bühne, das sich immer wieder als Gleichnis unseres eigenen Lebens erfüllt. Kurt Kölsch. 5 Der Weg zum idealen Freilichtspiel Die Kunst der Freilichtbühne ist auf Grund ihrer gegenwärtig vorliegenden Form zunächst ein Problem geblieben, das seiner endgültigen Lösung erst noch harrt. Der Grund für diese Tatsache liegt bestimmt nicht in einer mangelnden Ausdruckskraft der freien Szenerie an sich. Ebenso wenig trägt auch ein künstlerisches Unvermögen des Spielleiters oder des Darstellers die Schuld an der zunächst nicht voll befriedigenden Form der Freilicht-Theaterkunst. Die Ursache für das noch nicht genügende künstlerische Gesamtbild des Theaters im freien Raum ist vielmehr darin zu erkennen, daß man einem an sich höchst erstrebenswerten Ideal auf einem Wege entgegendrängt, der niemals bis in die ideale Erfüllung des Freilichtbühnen-Prinzips führen kann. Der hier ausschlaggebende Irrtum liegt in der Tatsache verwurzelt, daß man sich mangels einer ausreichenden Literatur von Freilichtdramen vorwiegend auf die Darstellung solcher Werke beschränkt, die man erst der Bibliothek des Innentheaters entleihen mußte. Es soll den Waltern der Freilichtbühnenkunst gerne gedankt sein, daß sie in tätiger Begeisterung sich für den ausdrucksstarken und naturnahen Inszenierungsstil der Freilichtbühne einsetzten und damit das Publikum für die Naturbühne als ein neues Mittel zu dramatischer Verkündung zu erwärmen vermochten. Deshalb sei auch der bisher beschrittene Umweg über den Spielplan des Innentheaters hinweg bereitwilligst als ein notwendiges Übergangsstadium beurteilt und gern bejaht. Nur darf man nicht in der so gewonnenen Ettappenstellung einer unzulänglichen Teillösung stehen bleiben. Man muß vielmehr jenen tief einschneidenden und grundsätzlichen Kurswechsel vernehmen, der allein in die endgültige und restlose Lösung des hochaktuellen Freilichtbühnen-Problems zu führen vermag. Dieser Wandel hätte sich darin auszuwirken, daß man als dichterischen Inhalt für die szenische Form einer Naturbühne in Zukunft nur ein Merk in Frage kommen läßt, das von Anfang herein ganz bewußt in das Mesen und die besonders gelagerten Varstellungsmöglichkeiten der freien Bühne hineingedichtet wurde. Das wesentlichste unterscheidende Merkmal der Freilichtbühnenkunst gegenüber der der Innenbühne ist ihre von der Natur gegebene Szenerie. Diese einzige, erdgewachsene Szenerie ist vom Anfang bis zum Ende der künstlerischen Darbietung unverrückbar gegeben und läßt sich nicht mit ein paar Kunstgriffen abbauen und durch eine neue ersehen, wie es dank der reichen technischen Hilfsmittel im Erscheinungskreise der Innenbühne möglich ist. Diese Beschränkung der Naturbühnenkunst auf ein einziges Szenenbild will dem oberflächigen Blick manches Skeptikers als ein Minus gegenüber der Bühne des Rangtheaters erscheinen. In Wahrheit aber liegt das rahmenregiemäßige Plus auf der Seite der freien Szenerie, wenn sie auch nicht mit dem revueartigen bunten Wechsel des Schauplatzes aufwarten kann. Denn ihr einziges Bild ist so naturwahr, so erdverbunden und so geschwellt von kraftvoller Plastik und bezwingender Echtheit, daß es an bildhaftem Wert und Überzeugungskraft alle jene bühnenbildlichen Kompositionen in den Schatten zu stellen vermag, die als Felsen aus be- 6 malter Pappe, als leblose Baum-Atrappen usw. doch nur eine szenische Scheinwelt vortäuschen können. Leider ist man durch unsern derzeitigen Mangel an arteigenen, originalen Freilichtspielen noch immer gezwungen, in dieses eine, naturgegebene Szenenbild Werke aus dem Repertoire des Innentheaters umzubetten, Werke also, bei deren Formung der Dichter angesichts der reicheren Möglichkeiten der Innenszenerie die gestaltete Handlung uneingeschränkt auf eine große Zahl der verschiedenartigsten Schauplätze verteilen konnte. Ein besonders schlimmer Fall tritt dabei immer dann ein, wenn die Übernahme eines Werkes aus dem Rangtheater die Einflechtung von Zimmerszenen fordert. Denn es mutet immer als ganz untragbar an, wenn man in die Naturszenerie völlig zusammenhanglos das bühnenbauhandwerliche Erzeugnis eines einzelnen Zimmers eingebaut sieht, eines Zimmers, dem noch dazu eine wand fehlt. Solche Schwierigkeiten lassen sich selbstverständlich auch nicht dadurch überwinden, daß man auf die Zimmerdekoration verzichtet und die Szene einfach ins Freie verlegt. Das urtümliche, das von Anfang herein bewußt für die Freilichtbühne gedichtete Urania, muß aus diesen Gründen eine Reihe von Wesenszügen an sich tragen und eine Summe von freilichtbühnenmäßigen Imperativen erfüllen. Zum ersten muß der Stoff eines deutschen Freilichtspiels durch und durch die Note des Bodenständigen, des Erdverbundenen und Deutschen an sich tragen. Unsere Freilichtbühne, die nun einmal keinen internationalen Spielplan pflegen kann, muß stofflich in allen dargestellten Werken aus dem reichen Born deutscher Geschichte, deutscher Sage, deutschen Volkstums und deutschen Seelenlebens schöpfen. Alle ihre Werke müssen harmonisch vom Geist des deutschen Landes und des deutschen Menschen durchdrungen sein und dem deutschen Heimatboden organisch entwachsen erscheinen. Das läßt sich natürlich bei erlebten Aufführungen einer Zauberflöte, eines Rienzi, eines Rigoletto usw. nicht behaupten. Lerner muß das Freilichtspiel auch tageszeitlich und witterungsmäßig indifferent gehalten sein, weil man im freien Raum nicht mit der ergiebigen Maschinerie des Innentheaters eine Morgendämmerung, ein Gewitter, ein Abendrot, einen Sternenhimmel usw. entstehen lassen kann, sondern durchaus einflußlos auf die durch Menschenhand unkorrigierbaren meteorologischen Gegebenheiten der Natur angewiesen ist. Als ein weiterer wichtiger Punkt hat die Forderung zu gelten, daß die Handlung eines Freilichtdramas in ihrem gesamten Ablauf unter freiem Himmel spielt. Wenn die natürliche Szenerie wirklich als organisch mit der Handlung verbunden erscheinen soll, so muß die Handlung aus künstlich geschaffene Innenszenen und weitere Abweichungen vom Prinzip der Freilichtkunst verzichten. Mit einer weniger schädlichen Veränderung der natürlichen Szenerie könnte man sich allerdings unter gewissen Umständen Einverstanden erklären. Das empfiehlt sich aus dem Grunde, um dem Freilicht-Dramatiker im Dienste einer wirkungsvollen Aufrollung des gestalteten Stoffes einen etwas größeren Spielraum zu geben. Ist beispielsweise die Darstellung einer Hütte, einer Ruine, einer Kapelle usw. für das Verständnis und die Durchführung einer Handlung nötig, so wäre die möglichst naturgleiche Eingliederung einer derartigen baulichen Bildung durchaus tragbar. Aller- 7 dings kann es sich dabei nur um solche Objekte handeln, die als organische Bestandteile eines Landschaftsbildes wirklich denkbar sind. Neben dieser mehr äußerlichen Anpassung einer Bühnendichtung an die Form der Naturbühne muß vor allem auch eine innere Gleichschaltung zwischen der Dichtung und der freien Szene gegeben sein. Die gesunde Kraft der Naturbühne will durch eine naturnahe Handlung erfüllt sein, die belebt ist von dem Atem einer bodenständigen und von Erdgeruch behafteten dramatischen Idee. Die abstraktere Färbung und vorwiegend theoretisierende Aufrollung eines gesellschaftlichen, philosophischen oder sonstwie gearteten Problems ist in dem Daseinskreis der Freilichtbühne gänzlich fehl am Ort. Allein ein blutvolles und schwungvoll geführtes Geschehen, das der Welt des Deutschtums angehört, ist der rechte stoffliche Inhalt für ein deutsches Freilichtspiel. Dabei möchte das szenische Geschehen in einer Weise erformt sein, daß es aufrüttelnd seine Schatten bis in den Lebenskreis jenes Volkes wirft, das innerhalb der Handlung den Hintergrund für die handelnden Gestalten bildet. Vor allem muß die Kunst der Naturbühne die Züge des Volkstümlichen an sich tragen, gleichviel ob sich die Handlung im Geleise des Heroischen oder des Heiteren, des Gewesenen oder des Gegenwärtigen bewegt. Hierbei dürften sich auch schöne Gelegenheiten bieten, die aus leidvollen oder freudigen Stimmungen aufsteigenden gefühlsmäßigen Reaktionen der Menge in brauchtümlicher Formung zum Ausdruck zu bringen. Natürlich ließe sich über den umfänglichen Fragenkomplex der Idealform des Freilichtspiels noch manche Forderung herausstellen. Doch würde das den Umfang eines begrenzten Aufsatzes überschreiten müssen, der in erster Linie zu vertiefter Betrachtung anregen will und vor allem Verständnis für eine Grundforderung auslösen möchte, von deren Befolgung zweifellos der Entwicklungsweg und die künstlerische Höhenlinie unserer Freilichtbühnen-Kultur überhaupt entscheidend abhängig sein dürfte: Das neuartige Instrument unserer Freilichtbühne ist unserer Zeit gegeben. Und sicherlich wird es im deutschen Volk nicht an schaffensfreudigen und anpassungsfähigen Dichtern fehlen, die dieses Instrument lieben und zu spielen fähig sein werden. Man rufe sie auf den Plan und gebe ihnen die Aussicht auf Darstellung ihrer Werke. Denn erst die Mobilisierung dieser Spezialisten der Naturbühne wird durch die Praxis jene beglückende Lösung des Problems der Freilichtbühne bringen, von der man sich zur Zeit leider noch entfernt sieht. Rudolf Hartmann-Altenburg. Kleine Reise durch den Gau Wollen Sie sich einer Rundfahrt zu den saarpfälzischen Freilichtbühnen anschließen? wir wollen nicht zu spät auf die Reise gehen. Die saar-pfälzischen Freilichtbühnen sind landschaftlich so reizvoll gelegen, daß es sich lohnt, mit ihrem Besuch gleich einen Ausflug zu verbinden.

Original: Deutsch

Die Gaufreilichtbühne Hardenburg sei unser erstes Ziel. Die Züge tragen uns über Frankenthal-Freinsheim in das Heilbad der fröhlichen Pfalz, Bad Dürkheim. Die Rhein-Haardtbahn gibt den Mannheimern und Ludwigshafenern noch eine bequeme zusätzliche Verbindung. Von Bad Dürkheim fährt uns der Omnibus an den Fuß der Ruinen der Hardenburg. Die Gelegenheit, einige Stunden an der Deutschen Weinstraße verbringen zu können, dürfen wir uns dabei nicht entgehen lassen. In Bad Dürkheim hat die Kurzeit begonnen. Der erweiterte Kurgarten lädt in seinem prächtigen Blumenschmuck zu einem schönen Spaziergang. Über die Barbarossastadt Kaiserslautern führt uns der Zug in die Lieblichkeit des Alsenztales. Von Alsenz aus besteht Omnibusverbindung nach Obermoschel. Nahe dem hübschgelegenen Ort erhebt sich die Burg Landsberg, im Volksmund „Moschellandsburg" genannt. Sollen wir uns bei dieser Gelegenheit eine Fahrt ins Glan- und Nahetal, einen Besuch der Altenbaumburg oder der Ebernburg, der Herberge der Gerechtigkeit, entgehen lassen? Welchen weg wollen wir nach Queidersbach nehmen? Wollen wir die Postomnibusstrecke Homburg-Kaiserslautern wählen? Oder wie wäre es mit einer Autofahrt von Kaiserslautern über das Waldbad Gelterswoog? Oder wollen wir einen Besuch in Landstuhl damit verbinden? Wenn Sie mit der Eisenbahn die Freilichtspiele in Breitfurt erreichen wollen, benutzen Sie die Strecke Homburg-Blieskastel-Reinheim. Wir nehmen diesmal den Wagen, um eine der interessantesten Landschaften der Saarpfalz kennenzulernen, das Pfälzer Felsenland. Von der Weinstraße biegen wir bei Bergzabern, dem saarpfälzischen Luftkurort, ab und fahren durch die phantastische Wunderwelt der steinernen Riesen im Pfälzer Felsen-Land. In Zweibrücken laßt uns kurze Rast halten. Laßt uns auch Blieskastel nicht vergessen; diese reizvolle Barockstadt mit ihren verträumten Straßen und Gäßchen, ihren malerischen Ecken und Winkeln wird uns so schnell nicht wieder loslassen. In der Nähe von Breitfurt liegt Gräfinthal. Auf der letzten Bahnstation an der Grenze, Reinheim, verlassen wir den Zug. Wir marschieren eine Stunde über die Höhen nach Habkirchen. Zum benachbarten Dorf Bliesmengen gehört der Gräfinthaler Hof. In Saarbrücken mit seinen breiten Straßen und Plätzen pulsiert das rastlose Leben einer Geschäfts- und Industriestadt. Mitten in dieses Leben voller Hast, Jagen und Treiben drängen sich die Erinnerungsstätten an vergangene Tage, wie etwa das alte Schloß, vor dem in diesem Jahre zum ersten Male die Schloßplatzspiele stattfinden. Neuhergerichtete Autostraßen führen von Saarbrücken in das einsame waldgebiet des Warndt. Die Omnibuslinien der Reichspostdirektion sorgen dafür, daß jeder bequem die prachtvolle Warndtbühne bei Karlsbrunn erreicht, wer Zeit hat, lasse sich den Besuch des Warndtdorfes mit der behaglichen Warndtschenke nicht entgehen, wenige Kilometer von Saarlautern entfernt liegt die Hülzweiler Freilichtbühne. Von Saarlautern aus besteht Straßenbahnverbindung. wir haben unsere Rundfahrt beendet, wer hätte bei so viel Schönheiten nicht Lusft, es uns nachzutun und selbst die saarpfälzischen Freilichtbühnen zu besuchen? Karl Sander. 9 Die Gaufreilichtbühne Hardenburg Die Hardenburgspiele — sind noch verhältnismäßig jung und mögen anfangs ein Versuch und ein Wagnis gewesen sein. Sie haben, vom Landestheater Saarpfalz betreut, nicht ein ruhiges Wachstum nehmen können, sondern das Experiment der Organisation überstehen müssen. Daß sie es schon im ersten Jahr glänzend überstanden haben, ist indessen auch der Sorgfalt zu danken, mit der die Grundsätze des Freilichtspiels in ihr Recht gesetzt wurden, infolgedessen sind die Hardenburg-Spiele heute, nach drei Jahren, ein klarer Erfolg und ein Begriff, wenn sie nun Gaufreilichtspieie heißen, so steckt darin nicht so sehr eine willkürliche Hervorhebung, als weit mehr der eigene Reiz und die bestrickende Anziehung der Rurg und ihres gesamten Bildes. Nicht zu Unrecht ist verschiedentlich schon der garnicht einmal so vermessene Vergleich mit Heidelberg gewagt worden. Und wenn einmal einer trefflich meinte, daß das zauberische, unsagbare Wunder des Heidelberger Schlosses und seines Hofes am Ende nur von einem Musiker, der zudem zumindest vom Schlage Schuberts sein müßte, eingefangen und gedeutet werden könnte, so müßte, um den Vergleich freimütig fortzusehen, für die Hardenburg schon ein Musiker herberen und härteren Klanges gefunden werden. Heidelbergs Atmosphäre ist warm und beschwingend, lyrisch und bestrickend, - die der Hardenburg kühler und klarer, — episch-dramatischer und bestimmender. Gewiß: auch die Hardenburg ist romantisch, in allem, was wir darunter verstehen, aber dennoch ist bei ihr das politische Element stärker und bestimmend, vor allem für den Spielplan ist es immer bestimmend gewesen. Das wird sich auch in diesem Sommer wieder vollauf bestätigen, Gleich wie im Vorjahre mit Werner Deubels „Ritt ins Reich" werden sich auch in diesem Jahre die Hardenburg-Spiele mit zwei großen bedeutsamen Werken, mit einem älteren, Gerhard Hauptmanns „Florian Geyer", und mit einem jüngeren, Kurt Langenbecks Schauspiel „Der Hochverräter", bewußt auf eine politisch-erzieherische Warte erheben. Und nicht durch Zufall, sondern mit gutem Recht, werden damit in die Reihe der wenigen überragenden Gestalten, die seit den ersten großen Aufführungen auf der Grenzlandfreilichtbühne Queidersbach für die saarpfälzische Freilichtbühnenarbeit zu sinnbildhaften Gestalten geworden sind, wie Schlageter, Sickingen und Götz, und nun auch aus dem „Ritt ins Reich" der Schwedenkönig Karl XII., jetzt Florian Geyer und Jakob Leisler treten. Beide waren, wie alle diese andern, Kämpfer für die Freiheit, — für jene Freiheit, die allein der Gemeinschaft gilt, daß überdies Jakob Leisler ein Sohn unserer deutschen Westmark war, begründet umso stärker den Entschluß, Langenbecks auf den deutschen Theatern bisher schon so erfolgreich gewesenes Schauspiel auch für die Gaufreilichtbühne Hardenburg zu wählen. Aber die Hardenburg ist nicht nur Inbegriff der geschichtlich reichen und leiderfahrenen, sondern auch der fröhlichen und fruchtbaren saarpfälzischcn Landschaft. So hat sie bisher in jedem Jahr dafür Sorge getragen, ihre 10 [Bild der Hardenburg] Blick auf die Hardenburg Arbeit mit Volksstücken und Lustspielen in lebensheiterer Beschaulichkeit zu runden. Wenn in diesem Jahre allerdings kein Stück gemacht worden ist, das seinen Stoff unmittelbar aus dem saarpfälzischen Volkstum greift, sondern aus einem anderen, dem saarpfälzischen aber eng verwandten und ähnlichen Stammestum, so möge das eine Bekundung des beglückenden Bewußtseins sein, daß über aller Eigenart und Besonderheit der deutschen Stämme und Landschaften doch deren Kameradschaft und Gemeinschaft steht. Rolf Werbelow. 11 Das Schicksal Jakob Deislers Das Schauspiel Curt Langenbecks "Der Hochverräter" behandelt das Schicksal des deutschen Auswanderers Jakob Leisler, der im Kampf für die Freiheit der Staaten von Nordamerka sein Leben ließ. Daß Leisler ein Sohn unserer Heimat war, läßt uns für sein Schicksal besonders aufgeschlossen sein. Jakob Leisler saß in seinem Arbeitszimmer. Die Geschäftsbriefe waren unterzeichnet: aber seinem Freunde in Amsterdam war er noch eine Alntwort schuldig, und er schrieb ihm: „Mein lieber Hendrik! Ihren letzten Brief habe ich mit Dank erhalten, gab er mir doch endlich Gewißheit über die vielen Gerüchte, die hier verbreitet wurden. James II. ist also doch nach Frankreich geflohen und Wilhelm von Oranien zum König von England ausgerufen worden. Gott sei Dank hat nun endlich das englische Volk einen protestantischen Herrscher, was hier drüben bei uns, die wir fast alle Protestanten und Puritaner sind, große Freude auslöst, aber auch Unruhe, da die meisten Beamten der Kolonie katholisch sind und nicht nur wegen ihrerReligion, sondern auch wegen ihres anmaßenden Wesens verhaßt sind. In Boston hat die Bevölkerung den Gouverneur gefangengenommen und ihn und fünfzig seiner Anhänger nach Europa geschickt. Sein Vertreter Nicholson ist mit den Kassen in dasFort geflüchtet. Leider läßt das arrogante und abstoßende Verhalten des Feudadels schlimmste Befürchtungen aufkommen. Dieser hat bisher den Gouverneur beeinflußt, ist im Besitz der höheren Beamtenstellen und sucht auf Grund seiner Loyalität der Regierung gegenüber immer neue Vergünstigungen herauszuholen, was soll daraus werden! Bisher habe ich als Seniorkapitän der Bürgerwehr die Ruhe und Ordnung noch ausrechterhalten können, aber die Gerüchte wollen nicht verstummen, daß Nicholson unsere Kolonie James II. vorbehalten will, daß eine französische Flotte bereits auf dem Wege nach hier sei, um sämtliche Protestanten in New York in einer Bartholomäusnacht auszurotten, wenn ich auch nicht ganz so schwarz sehe, bin ich doch in Sorge um die Zukunft. Die Ereignisse drüben scheinen uns nicht unberührt zu lassen." Noch einmal überflog er die Zeilen, um dann fortzufahren. Der Brief soll morgen mit der „Elsie van der Veen", einem der besten Schiffe seiner stattlichen Flotte, mitgehen. Da hörte er den gleichmäßigen Rhythmus geschlagener Trommeln, dazu Stimmengewirr, das seinem Hause immer näher kommt. Jehtzt versteht er auch schon die Rufe: „Zu Leisler! Zu Leisler!" was ist geschehen? Die Menge verlangt von ihm, daß er die Stadt schütze und mit seiner Bürgerwehr das fort besetze. Leisler lehnt diese Forderung ab und mahnt zur Ruhe. Wohl zieht der Haufe erregt davon: aber nach einigen Stunden sind Abgesandte bei ihm und berichten, daß die Bevölkerung das Stadthaus und das Fort besetzt habe und es erforderlich sei, daß er an die Spitze der Bewegung trete, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. Diesem verlangen kann er sich nicht verschließen. Er eilt ins Stadthaus und spricht zu der Menge, daß er bereit sei, die provisorische Regierung zu übernehmen 12 Florain Geyer Eine Tragödie des Bauernkrieges von Gerhard Hauptmann Spielleitung: Intendant Dr. Erich Schumacher Personen: Bischof Konrad von Würzburg......Karl Th. Miltner Sebastian von Rotenhahn......... Peter Probst Hans von Lichtenstein............Heinrich Stöcklin Heinz von Stein..................Max Karolus Wof von Hanstein.................Felix Lademann Wolf von Kastell.................Karl Stadi Lorenz von Hutten................Ewald Schäfer Gilgenessig (Satorius)...........Ernst Schäfer Stephan von Menzingen............Felix Lademann Götz von Berlichingen............Ewald Schäfer Wilhelm von Grumbach.............Hanns Fuchs Florian Geyer....................Friedrich Zwick Tellermann.......................Franz Palu Karlstatt........................Karl Th. Miltner Rektor Besenmeyer................Peter Brang Schultheiß von Ochsenfurt........Ewald Schäfer Lorenz Löffelholz................Ludwig Praml-Schmidt Martin (Feistle).................Walter Lang Finkenmäuslin....................Willi Schweighöfer Link.............................Heinrich Berninger Jakob Kohl.......................Konrad Klemm Pfarrer Bubenleben...............Karl Stadi Flammenbecker....................K. Th. Tecklenburg Kratzer, Wirt....................Eugen Latour Schäferhans......................Max Karolus Jöslein..........................Heinrich Stöcklin Kläuslein........................Hans Khüns Anna von Grumbach................Harriet Dubois Marei............................Erika Gerheim Eine alte Frau...................Anny Hinz Ursel, Beschließerin.............Heimgard Wahl Hausierer........................Martin Staudinger Vertonung der Lieder: Leo Schatt Inspizienten: Willi Schweighöfer, Martin Staudinger und Konrad Klemm Technische Einrichtung: Richard Pessel [Werbung links] LIBELLE Der allbewegliche Schuh gibt Ihrem Fuß neue Muskel- und Gelenk- Annehmlichkeiten. Ein Versuch mit den LIBELL - GYNMASTIK - SCHUHEN wird Sie überzeugen. 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Noch mehr aber wurde ihre Wut entfacht, als ihn der Sicherheitsausschuß zum provisorischen Befehlshaber der Provinz ernannte, die bisherigen Behörden ihres Amtes entsetzte und durch Neuwahl Männer des Volkes mit der Leitung der öffentlichen Geschäfte betraute. Als seine Gegner nun das Volk aufzuwiegeln begannen, der neuen Regierung den Gehorsam zu verweigern, sah sich Leisler genötigt, seinen Schwiegersohn, Major Jakob Milborne, gegen das Fort Albany zu entsenden. Leider war diese Maßnahme, die die Aristokraten auf die Knie zwingen sollte, ergebnislos, da sie sich so tapfer verteidigten, daß Milborne von seinem Vorhaben absehen mußte. Inzwischen traf ein Brief vom englischen Hönig ein, der die Anschrift trug: „An Francis Nicholson oder denjenigen, welcher zur Zeit in Sr. Majestät Provinz New York für die Aufrechterhaltung des Friedens und die Beobachtung der Gesetze Sorge trägt." Als Leisler ihn erhielt, nahm er am 15 11. Dezember 1689 den Titel eines Vizegouverneurs an und setzte einen aus neun Personen bestehenden Rat ein. Das stachelte noch mehr die Adligen auf, und sie versuchten durch einen Aufruhr, sich seiner Person zu bemächtigen. Der Anschlag wurde jedoch vereitelt, und zwei der Haupträdelsführer, der frühere Stadtrat Bayard und der Aristokrat Nicholson, gerieten in seine Hände. Statt aber das über sie verhängte Todesurteil zu bestätigen, ließ er sich durch das Gewimmer dieser beiden Feiglinge verleiten, sie zu begnadigen, und behielt sie nur in Gewahrsam. Diese Maßnahme sollte sich später schwer an ihm rächen. Als die Franzosen im Januar 1690 in die Kolonie einfielen, gelang es ihm, zum ersten Male sämtliche bedrohten Neu-Englandstaaten zu gemeinsamem Handeln gegen die Feinde zu bringen. Es war sein Mißgeschick, daß die von ihm mit der Führung der Flotte und des Heeres beauftragten Männer fehl an ihrem Platze waren. Das Mißlingen der Expedition schoben natürlich seine Segner ihm in die Schuhe, thatte er doch die Aktion veranlaßt. Und so suchten sie gegen ihn Stimmung und durch Versprechungen und Bestechungen seine Anhänger abspenstig zu machen. Da traf im Januar 1691 durch ein von England kommendes Schiff die Nachricht ein, daß der König den Obersten Obersten Henry Sluoghter zum Gouverneur ernannt habe. Dieser hatte sich mit Fahrzeugen und Iruppen nach New park eingeschifft, war aber durch einen schweren Sturm gezwungen worden, bei den Bermudas Schutz zu suchen. Als sein erster Abgesandter tauchte in New York der Major Ingoldsky auf, der, von den Aristokraten sofort gewonnen, von Leisler die Übergabe des Forts verlangte. Als darauf der Gouverneur Sloughter eintraf, wußten ihn die Adligcn ebenfalls für sich zu gewinnen. Das war um so leichter, da er ein schwacher Charakter war, finanziell und moralisch in der Heimat heruntergekommen, der in den Feudalen Seinesgleichen erblickte und für das einfache Volk kein Verständnis aufzubringen vermochte. Schon am gleichen Abend erklärte er Leisler und seine Regierung für abgesetzt und ernannte aus dem Kreis der Adligen einen neuen Rat, in dem die beiden Aufrührer, die sich im Gewatzrsam Leislers befanden, Ehzrenposten erthielten. An Major Ingoldsby sandte er folgenden Besehl: „Sir! Ich Befehle Ihnen hierdurch, mit Ihrer Kompagnie Fußsoldaten vor das Fort dieser Stadt zu marschieren und abermals dessen sofortige Übergabe zu verlangen. Sollten, nachdem Sie im Besitze derselben sind, Kapitän Leister und diejenigen Personen, welche man seine Räte nennt, sich nicht ergeben, so verhaften Sie dieselben im Namen Sr. Majestät und bringen Sie alle vor mich und meinen Rat. New York, 26. März 1691. Ihr Freund H. Sloughter." Nun konnte Ingoldsby handeln. Kaum daß er als fAbgesandter des Gouverneurs ins Fort eingelassen war, verhahtete er Leisler und seine Räte und schleppte sie aufs Stadthaus. Man riß Leisler hier die Perücke und die Kleider herunter, spie ihm ins Gesicht und warf ihn in ein ekelerregendes, stinkendes Loch, der Vorschlag der Adligen, Leisler vor einen Spezialgerichthof zu stellen, kam Sloughter sehr gelegen, da er damit aller Verantwortung enthoben wurde. Dessen sämtliche Mitglieder setzten sich aus Leislers fanatischsten Feinden zusammen, Anklage lautete auf gewaltsame Auflösung des Rates des früheren Vizegouverneurs Nicholson,

Original: Deutsch

16 [Bild] Leislers Wohnhaus am Brückensteg unrechtmäßige Aneignung der Macht, unbefugte Erhebung der Steuer und Rebellion gegen den König. Leisler erhob Protest gegen die Zuständigkeit des Gerichtshofes und verlangte seine Aburteilung in England. Zudem wies er entrüstet die Beschuldigung zurück, obgleich er nicht der englischen Sprache mächtig war, sollte er sich derselben bedienen, Als er aber um einen Dolmetscher bat, um der Verhandlung folgen zu können, bestellte man dazu den früheren von der Volkspartei abgesetzten Bürgermeister, der seine Worte absichtlich falsch und entstellt wiedergab. Sich der Gnade des Gerichts zu unterwerfen, lehnte er stolz mit den Worten ab: „Ich suche keine Gnade, da ich wohl weiß, daß ich dieselbe hier nicht finden kann, wo jeder »Kreuzigt ihn, kreuzigt ihn!« ruft." Als der Gerichtsbeamte nach diesen Worten sein Schwert ergriff, um ihn zu durchbohren, entblößte er seine Brust und rief: „Feigling, wage nicht, das zu tun! Lin Kinderspielzeug paßt besser in Deine Hand als das Schwert!" Am 15. April wurden Leisler, sein Schwiegersohn Milborne und sechs seiner Räte wegen Hochverrats zum Tode durch den Strang verurteilt und die Einziehung ihrer Vermögen verfügt. Schrecken und Erbitterung über diesen Fehlspruch bemächtigte sich der Bevölkerung und kam in einer großen Zahl von Bittschriften zum Ausdruck, 17 von denen nicht eine den Gouverneur erreichte. Die Erregung wuchs, sodaß sich der Gerichtshof entschloß, wenigstens die sechs Räte zu begnadigen. Um aber Sloughter geneigt zu machen, das Todesurteil für Leisler und seinen Schwiegersohn zu unterschreiben, gab die Aristokratenpartei einen Beschluß ihrer Mitglieder ab, in dem die Bestätigung des „von allen loyalen Bürgern gebilligten" Urteils gefordert wurde. Ihr Haß kannte keine Grenzen. Sloughter selbst aber wollte sich dekcen und den Fall nach England melden. Das durfte auf keinem Fall geschehen, dann war ihr frevelhaftes Spriel verloren. Deshalg machten sie während eines großen Gelages den Gouverneur sinnlos betrunken und brachten ihn in diesem Zustande dazu, nachdem sie ihm noch eine große Summe Geldes versprochen hatten, die Urteile zu unterschreiben. In der gleichen Nacht, der Gouverneur hatte noch nicht einmal seinen Rausch ausgeschlafen, schleppten sie Leisler und Milborne trotz ihrer Proteste auf den Richtplatz, um sie zu hängen. Damit aber nicht genug, schlug man den Leichen hinterher die Köpfe ab. Die Aristokraten hatten gesiegt, und ihre Freude kannte keine Grenzen. Der Gouverneur jedoch verfiel dem Trübsinn. Reue und Verzweiflung nagten an seinem Herzen, daß er die Hand zu diesem Justizmord geliehen hatte. Um ihn zu zerstreuen, hielten die Adligen mit ihm wüste Gelage ab; aber er kam nicht mehr darüber hinweg, sein Herz brach. Der spätere Gouverneur Lord Bellemont setzte sich sehr stark für die Gesuche der Hinterbliebenen um Aufhebung des Urteils und um Rückgabe der eingezogenen Güter von Leisler und Milborne beim englischen Parlament ein. Endlich wurden die Urteile für ungültig erklärt und das Verhalten beider Männer als gesetzmäßig und loyal anerkannt. In einer feierlichen Überführung von der bisherigen Grabstätte zum Friedhof der holländischen Gemeinde brachten die New Yorker Bewohner ihre Befriedigung über die Ehrenerklärung zum Ausdruck. Leislers Tod blieb nicht ohne Folgen. Sein Geist lebte fort in der Volkspartei, die sich ihm zu Ehren von nun an „Leisler'sche Partei" nannte. Immer größer wurde ihr Einfluß, immer mehr drängte sie die Aristokraten zurück. Und die Bewegung griff auf die anderen Kolonien über, die gleichermaßen von den Engländern bedrückt wurden, und führte schließlich zu dem großen Freiheitskriege, der die vereinigten Staaten von Nordamerika unabhängig machte. Somit wurde der Deutsche Jakob Leisler der erste Märtyrer dieses Kampfes seiner neuen Heimat. 18 Mein Drama "Der Hochverräter" sein Stoff und seine Form Das dramatische Werk des jungen westdeutschen Dichters Curt Langenbeck hat in seinem jüngsten Schauspiel „Der Hoch-Verräter" einen besonderen Höhepunkt erreicht, aus dem der Dichter vor allem als Meister einer strengen dramatischen Formgebung erkennbar wird. Er hat sich selbst über die unter der gegenwärtigen deutschen Dramatik ausfallende Formstrenge dieses Schauspieles in einem Briefe über "Das Problem der Überwindung des historischen Dramas" geäußert. Zur Aufführung „Der Hochverräter" auf unserer Gaufreilichtbühne Hardenburg bringen wir diese Briefstelle ihrer besonderen Bedeutung wegen. Sie findet sich als Anhang in dem Text des Schauspiels, der als Band 5 der „Bücherei der dramatischen Dichtung" des Theaterverlages Albert Langen/Georg Müller in Berlin erschienen ist. Warum immer noch so viele historische Dramen geschrieben werden, besonders in Deutschland? Weil uns die mythischen Geschichten abhanden gekommen sind (oder überhaupt fehlten), welche dem Volk und seinen Dichtern die Ursprünge und Keime tragischer Fabeln geben könnten — wie es z. B. bei den Griechen und Japanern war. Nun haben unsere Autoren freilich recht, wenn sie glauben, daß die Geschichte ihnen den Mythos — wenigstens in einigen Hinsichten — ersehen könnte. Die Wissenschaft hat aber inzwischen das ihre getan, um den Dichtern die Arbeit schwer zu machen: und die Dichter wiederum haben sich schwach und einsichtslos genug gezeigt, den Lockungen zu verfallen, die eine ausgedehnte und genaue Stoffkenntnis mit sich bringt: sie haben sich mit mehr oder minder gründlicher Dramatisierung historischer Vorfälle begnügt, haben dabei entweder das Milieu besonders liebevoll behandelt oder, im Gegensatz dazu, Zeitmeinungen und Zeittendenzen in „historischem Gewande" aufmarschieren lassen. Alles das zum Schaden des Sinnes und der Aufgabe wesentlicher Dichtung, die sich so komplizierte und zugleich primitive Um- und Abwege auf die Dauer nicht gefallen läßt. 19 Ich auch bin um die Auseinandersetzung mit den Einwirkungen der Wissenschaft nicht herumgekommen. Als ich vor etwa anderthob Jahren der Geschichte des Leisler (des „Hoch-Verräters") zum ersten Male begegnete, glaubte ich für die radikal neue Gestalt des Dramas, die ich erstrebte, noch nicht reif zu sein, und disponierte deshalb, nach üblichen Quellenstudien, den spannenden Stoff in fünf Akten und, wenn ich mich recht entsinne, sieben Bildern. Das Drama umfaßte in dieser Form die Begebenheiten mindestens eines Jahres; die Steigerung der Spannung und die allmähliche Ausbildung des Konflikts folgte also, wie es in solchen Fällen fast unvermeidbar ist, der Chronologie des historischen Verlaufs. Durch Stimmung und Atmosphäre zu wirken war unerläßlich. Das historische Milieu blieb und wurde sehr wichtig. Eine ziemlich große Zahl von Personen war erforderlich. Nebenhandlungen drohten sich einzuschleichen. Je genauer ich die Sache in dieser Gestalt aber ansah, desto unbehaglicher wurde mir Zumute; und nachdem ich anderthalb oder zwei Akte geschrieben hatte, wurde ich gar ganz verdrießlich. Sollte ich den Stoff liegen lassen? Ich sagte mir: wenn er wirklich ein Thema trägt, aus dem sich tragischer Wesensgehalt hervorbringen läßt, und zwar auf eine für uns heutige Menschen bedeutende Weise —: dann ist nicht einzusehen, warum dieses Thema nicht die bezwingende Form des lückenlos in der Zeiteinheit sich vollziehenden Dramas gewinnen sollte. Ich warf alles bisher Gedachte und Versuchte fort, konzentrierte die Handlung so energisch wie möglich und schränkte mich auf etwa zehn Personen ein. Der Erfolg zeigte sich augenblicklich, obwohl ich nun vor eine völlig neue Aufgabe mich gestellt fand, deren sofortige Bewältigung ich nicht erhoffen durfte. Alles historisch Zufällige fiel ab. Mit Stimmung, Impressionen und interessanten Verwandlungen war nichts mehr zu machen. Nirgends eine Möglichkeit der Ausflucht oder des Umgehens. Ich mußte überzeugen durch die offenbare Komposition und die strenge Durchführung des Ganzen. — Jetzt aber gab es erst Raum und Gelegenheit, unmittelbar darzustellen und auszusprechen, was uns, als Menschen überhaupt und als deutschen Menschen einer bestimmten Epoche, wesentlich sein mußte, wobei ich, aus Instinkt und mit Bewußtsein — im Sinne eines immer gültigen Gesezes der künstlerischen Produktion — nicht mehr, als der Stoff von sich aus hergab, hervorzubringen strebte. — Die Charaktere mußten den Bezirk des Privatdaseins endgültig verlassen. Sie durften nur, insofern sie für die Handlung wichtig waren, existieren, und mußten sich hierbei der reinsten Form des Charakters, dem Typus, annähern. Als ich das Stück so durchgeführt hatte und zwar im fünffüßigen Jambus, sah ich, daß es leider nicht in Ordnung war. Es gab noch zuviel Nebenhandlung darin: außerdem zeigte sich, daß es unmöglich war, in diesem großen Stil zehn Personen bezw. Rollen hinreichend auszuarbeiten. Ich entschloß mich zu radikaler Vereinfachung, entfernte einige Anfangsszenen in der (nicht auf der Bühne als Handlung erscheinende) Vorgeschichte und verstieß zugleich — so lieb sie mir inzwischen auch geworden waren — diejenigen Personen, die hauptsächlich das Wuchern von Nebenhandlungen zu fördern schienen. Um mich selbst — da der fünffüßige Jambus mir vielfach zu leicht aus der Feder geht — noch mehr zu binden, entschloß 20 ich mich zu einem gewichtigeren Vers: und schließlich entschied ich mich, für dieses Mal noch auf einen regelrechten Chor zu verzichten, dafür aber die Solopartien der Alten desto gründlicher zu behandeln und auf die innigste Weise in den Handlungsverlauf hineinzukomponieren. So entstand die jetzige, zugleich die dritte Gestalt des Ganzen. Ich glaubte mit viel Vorsicht und Nachdenken die Ordnung und Steigerung der Szenen und dramatischen Epochen im voraus überlegt zu haben, obschon ich abermals merkte, daß ich nicht imstande war, nach einem genau detaillierten Plan zu arbeiten, Einige Wochen nach Vollendung des Stückes aber wurde mir schwindlig, als ich erkannte, wie leicht alles — mochte es auch nicht für durchaus gelungen anzusprechen sein — ganz hätte verunglücken können, da ich, genau genommen, doch fast wie ein Blinder, in der sonderbarsten Benommenheit, Abgründe rechts und links, auf mein Ziel losgedrungen war. Möchte in Zukunft dergleichen mit mehr Bewußtsein und Ruhe und auf einem besseren Fundament unternommen werden. Ich habe, wider Gewohnheit und nicht ohne Bedenken, von diesem Werdeprozeß erzählt, weil er meine Person insofern gleichgültig macht, als er Typisches an sich zu haben scheint und deshalb in Bezug auf eine Vielfalt gegenwärtiger Kunstbestrebungen einiges Interesse vielleicht verdient. Florian Geyers Tod am 9. Juni 1525 Aus dem Volkslied "Wilhelmens von Grumbach Ehrloses Leben und Thaten" (Gropp, Würzburgische Chronik) „Als im fünfundzwanzigsten Jahr Aufrührisch wurd' der Bauern Schar, Da thät man bald besehen Das Schloß zu Würzburg ob der Stadt, Auf daß die Bauern mit der That Dasselb' nicht thäten verletzen. Fürsten, Herren, Edelleut' gut Im Schloß sich ließen finden; Erstlich Grumbach, das theure Blut, War auch bei ihnen drinnen, Wiewohl ihn solches bald reuet gar, Denn er wär' lieber gewesen draus Wohl bei der aufrührisch Schaar. Aus Kunst seins Meisters er von Stund' Ein sehr geschwinde List erfund, Sagt bald zu diesen Dingen: wir seind fürwahr im Hauß zu schwach, Darum laßt mich nur hinaus gemach, So will ich euch herbringen Meinesgleichen Helden ohne Zahl, Das Schloß damit zu stärken. Der Rath gefiel den Herren all, Thaten den Schalk nicht merken. Krumbach zog mit Freuden dahin, Er dacht' heimlich in seinem Muth: Beim Bauern hab' ich größeren Gewinn ! Im Schloß walteten Herr und Knecht, wenn Krumbach käm' und mit sich brächt Sein ritterlichen Hauffen. Krumbach dacht aber im Herzen sein: Ihr bringt mich nimmer zu Euch 'nein, Der Held war da entlauffen: Heimlich er sich zu den Bauern thät, Stärkt' ihre böse Thaten, Dann er eine große Hoffnung hätt', Es sollt' den Bauern gerathen, Die Obrigkeit zu dämpfen gar, Alsdann wollt er der Führnehmst sein Ueber der aufrührisch Schaar. Als aber Gott wendet das Spiel Und der uffrurig Bauern viel 21 Ohn' Zahl wurden erschlagen, Auch mit dem Rad und Schwert gerichtet, Dem Grumbach gefiel der Handel nicht, Der Held fing an zu zagen, Er dacht': sollt man es wer'n gewahr, Daß du wärst bäurisch gewesen, verlieren müßt du Kopf und Haar, Du könntest nicht genesen. Nun weiß doch sonst Niemand dann, Daß ich bin uffruhrig gewesen, Denn Florian Geyer der Edelmann . Der Bauernhauptmann merkt mich wohl, Welcher mein Schwager werden soll, Drum hab' ich ihm versprochen Meine Schwester Annahm zu der Ehe, Sobald der Bauernkrieg vergehe. Er muß werden erstochen, Sollt er verrathen ihm diese Sach', Ich darf ihm nicht vertrauen, Er brächt mir großen Ungemach, Darum muß ich schauen, Daß ich ihm die Sprach verleg', denn sunst bleibt es gewiß verschwiegen nicht; Ich muß brauchen meines Meisters*) Kunst. Ein solches geschah in kurzer Zeit; Florian Geyer zum Grumbach reit' Ohn Sorg wohl in sein Hause. Willkommen, du lieber Schwager mein, Spricht er zu ihm im falschen Schein. Er muß bald wieder hinause. Grumbach schickt bald seine blutige Rott' Dem Schwager hienach behende, Ließ ihn in Gramschatz stechen todt, Daß er blieb an dem Ende. Darob freut sich Grumbach gar sehr; Nun bleibt verschwiegen all dein Sach, kein Mensch erfahrt es nimmermehr. Sein Knecht Peter hätt deß**) kein Lust, Thät sich in Dienst versprechen Gen Nürnberg, doch der Grumbach wußt' Solchs bald an ihm zu rächen. Gab ihm zum Abschied einen Trunk; Der Knecht schrye über den Grumbach Mord, Starb bald und hätt' seines Dings genug." *) Des Teufels. **) Des Mordes. Alois Johannes Lippl Wer Alois Johannes Lippls Vergangenheit kennt, den verwirrt anfänglich die Mannigfaltigkeit der Interessen und Bestrebungen einer bewegten Jugend und die Fülle der Arbeit und des Erfolges eines noch recht kurzen Lebens. Er sieht zuerst den Münchner Gymnasiasten, der die Schulzeit durch Überspringen einiger Klassen früher als üblich beendet, um Sänger zu werden; dann den Studenten, der in fast allen Fakultäten arbeitet, sich auf jedes neue Gebiet mit immer gleichem Eifer stürzt; er sieht den von einer großen Sehnsucht nach fremden Ländern Erfaßten, der mehrere Jahre auf Reisen in Italien, Frankreich und der Schweiz zubringt, überall lernend, beobachtend, Erfahrungen der Kunst und des Lebens sammelnd: dann den Laienspielführer, der eine Reihe von Laienspielscharen leitet, selbst Laienspiele schreibt, die zu den meistgespielten in Deutschland zählen, der für das Erler Bauerntheater (Tirol) und für die Oethigheimer Naturbühne zwei Andreas-Hofer-Spiele schreibt und inszeniert, der als ganz junger Mensch zum Hauptinszenator des Festspielhauses in Mariazell bei Wien berufen wird: er sieht dann den Mann, mit dessen Namen die ersten bedeutenden Synchronisationen verbunden sind, der diese große Möglichkeit des heutigen Films als einer der ersten erkannte und verwirklichte und damit dem Tonfilm den Weg ebnen half: Dann den Funkmann, der plötzlich in München auftauchte und die Hörer des Bayerischen Bundfunks mit einer fast unübersehbaren Fülle von Funkdichtungen und Funkinszenierungen förmlich überschüttete: und schließlich den Dramatiker, dessen Erstlingswerk auf der Berufsbühne, die bayerische Moritat „Die Pfingstorgel", der stärkste Bühnenerfolg des letzten und heurigen Theaterjahres wurde, dessen zweites Bühnenstück „Schwefel, Baumöl und Zichorie" (nach Nestroy) bereits Jahre nach der „Pfingstorgel" uraufgeführt wurde, und der soeben sein neues Volksstück „Der Passauer Wolf" vollendet hat. Zwischen diesen wichtigen Stufen der Entwicklung liegt noch manches andere, er schreibt Gedichte, die bisher unbekannt geblieben sind, Prosa, die der Veröffentlichung harrt, Aufsätze, Drehbücher, er sammelt Volkslieder, arbeitet als Regisseur im Salzburger Festspielhaus, inszeniert an den Münchener Kammerspielen und im Baierischen Staatstheater. Aber das liegt alles schon wieder weit hinter ihm. Lippl steht mitten in seiner Arbeit im Funk und hat den Kopf voll von neuen Plänen und Entwürfen. Unter ihnen ragt der Plan zu einer heroischen Komödie hervor, die ihn zur Zeit am meisten beschäftigt. „Blühender Lorbeer" wird sie heißen und hat ihre Anregung aus einem Lustspiel Goldonis empfangen. Lippls ganze Erscheinung und alle seine vielfältigen künstlerischen Äußerungen ruhen auf der breiten und sicheren Grundlage von Volkstum und Kultur seiner bayerischen Heimat. Wer einmal mit Lippl Altbayern durchwandert und durchfahren hat — insonderheit das bayerische Innviertel bis hinauf in die südlichen Ausläufer des Bayerischen Waldes, der versteht sein Wesen und seine Kunst. Hier sind Landschaft, Blut, Kultur und Religion, die seine dichterischen Quellen speisen. Das ist alles Land, das zu ihm gehört, Volk, das seine Sprache spricht, Kultur, die sich in seinen Werken widerspiegelt. Altbayern ist seine blutmäßige, das bayerische Barock, das diese Landschaft als ihre letzte Erfüllung überflutet, seine 23 geistige Heimat. Hier lebt ein starkes, gesundes und frohes Volk, hart in der Arbeit, aber immer bereit zu Fest und Freude. Das aber ist Lippl vor allem anderen: Ein Mensch von einer starken inneren Fröhlichkeit, von einer unbändigen Lebenslust; er könnte leicht selbst eine Figur aus einem seiner Lustspiele sein, immer ist etwas los um ihn, nichts ist ihm verhaßter als Langeweile, er ist selbst nichts lieber als der heitere Mittelpunkt einer fröhlichen Tafelrunde. Und hier beginnt auch sein Schaffen, von dem der Schreibtisch immer nur den letzten und wichtigsten Teil zu sehen bekommt. Sein nimmermüdes Interesse an allem, was um ihn vorgeht, verbunden mit einem stets wachen Formwillen, läßt ihn eigentlich nie aufhören zu arbeiten. Eines muß noch gesagt werden: Lippls Volksverbundenheit darf nicht dazu führen, ihn nun etwa als Dialektdichter festlegen zu wollen. Sein Ehrgeiz geht viel weiter. Er will, wie er mehrfach äußerte, versuchen, die Entwicklung der deutschen Komödie da weiterzuführen, wo sie vor einem Jahrhundert abbrach und von wo allein aus sie organisch weitergeführt werden kann, bei Raimund und Nestroy. Das bedingt auch keineswegs eine Beschränkung auf nur volkstümliche Stoffe. Einige seiner Entwürfe gehen in ganz andere Richtung. Aber immer wieder wird Lippl zurückkehren zu den ursprünglichen Quellen seiner dichterischen Kraft. Er ist in München, in der Großstadt also, geboren, hat Jahre seines Lebens im Ausland und andere in Berliner Filmateliers zugebracht, doch stets kehrt er dorthin zurück, wo er in einem tieferen Sinne zu Hause ist. Wenn man bei Passau die Donau nordwärts überschreitet, beginnt jene unvergleichliche Landschaft, wo auf unübersehbar sich reihenden Hügeln die Erbhöfe der niederbayerischen Bauern lagern und über das fruchtbare Land schauen, das in jahrhundertelanger Kulturarbeit dem Walde abgerungen wurde. Auf einem dieser Hügel liegt der Stollinghof, der Erbhof der Lippls, die heute noch dort sitzen. Aois Johannes Lippl kennt und liebt die Schätze der Landschaft und der Kultur, die dort zu Hause sind, und er hebt sie mit behutsamen Händen. Er ist dabei nicht nur Empfangender, sondern indem er vieles der Vergangenheit entreißt, indem er vieles Formt und verdichtet, wird er ein schaffender guter Geist dieser Gegend, ein Mitformer am Gesicht seiner bayerischen Heimat. Dr. Hermann Weninger. „Die Pfingstorgel" auf Pfälzisch Zum ersten Male in der Geschichte unserer komischen Freilichtbühnen geschicht es, daß ein Volksstück aus einer dem pfälzischen völlig fremden Mundart in unseren Dialekt übertragen wird. Die „Pfingstorgel", eine Moritat, wie das Stück vom Verfasser genannt wird, ist in einer gutturalen Sprache gedacht, in einer knappen, fast kurzatmigen Dialogführung geschrieben und im geistigen Unterbau völlig dem bajuvarischen Temperament des Verfassers angeglichen. Es könnte also im ersten Augenblick scheinen, daß die werkgerechte Übertragung in die pfälzische Mundart, bei der die Lautbildung weit mehr vorn auf der Zunge 24 als hinten in der Kehle geschieht und die langatmige, hitzige auseinanderstzungen liebt, bei solcher andersgearteten Farbigkeit der Sprache Schwierigkeiten bringt. Die dramaturgische Bewegung des Werkes ist indessen erzählend, nach außen und innen frei und von großer Abwandlungsmöglichkeit, locker und buntgefüllt. Die Handlung wird nicht in einen himmelblau angestrichenen Dichterhimmel fabuliert, aus dem man möglichst schnell zu einem Glas Wein wieder zurückflüchten möchte, sie spielt nur und ganz im Diesseits, und zeigt Figuren, die aus dem Leben und nicht aus einem verstaubten Seelen-Panoptikum kommen. So groß auch sonst die scheinbar geheimnisvollen Unterschiede zwischen süddeutschen und westmärkischen, bayerischen und saarpfälzischen Eigenschaften sein mögen, die Menschen dort und hier stehen mit beiden Füßen fest auf der Erde und sind mit jeder Faser ihrer Herzen der Heimat verbunden: zwei gute Regelmäßigkeiten, die ein Einfühlen in die sprachliche Forderung des Stückes wesentlich erleichtern. Man muß nicht mühsam — von einigen wenigen Worten abgesehen — die Vokabeln aus einem Heimatsprachbuch zusammensuchen: das Wort in diesem Stück ist einfach und ohne hintergründige Beziehung und jedes Geschehen in seinem innersten Kern uns geläufig. Farbe und Fluß der Handlung konnten deshalb bestehen bleiben und die barocke Gesinnung des Stückes blieb unangetastet. Besondere Forderungen, die bei der Bearbeitung des Stückes zu berücksichtigen waren, stellt allein der technische Spielraum, die Bühne Hardenburg . Während die Rampenbühne im überdachten Theaterraum sich mit Verwandlungen und Beleuchtungseffekten helfen kann, zwingen die feststehenden Abmessungen und Formen der Freilichtbühne den Darstellungsstil und das theatralische Wollen in eine starre, eigenwertige Regie. Bunt-bewegtes Leben und farbenfrohe Aufzüge sind ihre liebsten Forderungen. Was darüber hinaus geändert werden mußte, ist ebenfalls für den Charakter des Stückes ohne Bedeutung. So kennt man beispielweise in unserem Raum nicht den Brauch, daß die Hochzeitsgäste ihre Zeche selber zu bezahlen haben. Die Spielhandlung des ersten Teiles wurde deshalb auf eine pfälzische Kirchweih verlegt, auf der an Stelle der Bandelkramer und Pfannenflicker Fahrende aus unserer Heimat auftreten: Die Ramberger und Alsenborner, die Kuseler und Matzenberger. So sollen die Besucher der Hardenburgbühne bei der Aufführung des Volksstückes „Die Pfingstorgel" ein Spiel ihrer Heimat erleben, eine heitere Angelegenheit, die irgendwo zwischen Vorderpfalz und Westrich geschehen sein könnte. Karl Schneider-Baumbauer. 25 Das gute Bellkeimer Bier trinken Sie bei den Festspielen auf der Hardenburg Brauerei K. Silbernagel A.-G., Bellheim
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Objekt aus: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Der über 2000-jährigen Tradition des Weinbaus in Bad Dürkheim entsprechend, ist das Stadtmuseum in einem ehemaligen Weingut untergebracht. Auf über...

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