In den Zeiten der beschwerlichen Postkutschenreisen gehörte das persönliche Reisenecessaire mit Toilettenartikeln, Besteck und Geschirr zum Luxus des vermögenden Adels und des gehobenen Bürgertums. Ein luxuriöses Necessaire wie dieses aus Paris hatte nicht nur praktische, sondern auch repräsentative Funktionen: es zeigte unübersehbar die Wohlhabenheit seines Besitzers oder seiner Besitzerin. In der Pfalz gab es in der Zeit um 1800 nur sehr wenige Menschen, die sich ein solch repräsentatives Reisenecessaire leisten konnten. Der kleine Koffer enthält ein Reisenecessaire mit Toilettenartikeln und Teeservice. Die einzelnen Gegenstände sind äußerst effizient und platzsparend in passend geformte Einlagen und Fächer auf mehreren Ebenen sortiert. Hergestellt wurde das Kästchen von Pierre-Dominique Maire in Paris, der auf diese Art von Reisenecessaires spezialisiert war. Er war vor allem in der Zeit des Konsulats und des Ersten Französischen Kaiserreichs tätig. Der Kasten ist aus rotbraunem Wurzelholz gefertigt und mit Messingbeschlägen, eingeschlagenen Griffen und einem Doppelschloss versehen. Auf dem Deckel befindet sich das Monogramm des Besitzers "F.A.". Der Deckelspiegel fehlt. Die Gefache sind aus gepresstem rotem Leder. 4 Einlagen: 1) ohne Inhalt; 2) vergoldete Porzellan-Untertasse; 3) Trichter, Schälchen, zwei viereckige Glasflakons, Zahnbürste, Stabdöschen, Elfenbein-Meter, zwei Maniküregeräte (vier Stücke fehlen); 4) zwei Löffel (Vermeil; drei Stücke fehlen). In den Fächern: Deckeldose mit Porzellan-Untersatz, Teekännchen mit Henkel, Griff und vergoldetem Deckel, Holzgriff, vergoldete, zylindrische Porzellantasse, zylindrische Kristalldose, Metalldeckel, in Leder ein zweites Kristallgefäß dieser Art mit Deckel, vier Kristallfläschchen mit Glasstöpsel, eine Glasdose mit Deckel, zwei Schraubdosen (Rohrform) in schwarzem Horn und Elfenbein. [Johanna Kätzel / Ludger Tekampe]
de