Das Rundrelief zeigt den Moment des Sündenfalls: Adam und Eva stehen am Baum der Erkenntnis, um dessen Stamm sich die Schlange gelegt hat. Beide sind nackt, haben aber ihre Scham bereits bedeckt. Eva reicht mit ihrer Linken nach oben in das Laubwerk des Baumes, wo ihre Hand einen Apfel ergriffen hat. Die Nähe und die Stellung des Kopfs der Schlange deutet darauf hin, dass sie Eva die Frucht in die Hand gegeben hat. Adam, der rechts vom Baumstamm steht und seinen rechten Arm über einen abgestorbenen Ast gelegt hat, ergreift mit seiner linken Hand den Apfel, den Eva ihm reicht. Im Hintergrund sprengt rechts ein Hirsch ins Bild hinein, während auf der linken Seite das Hinterteil eines weiteren Tieres erscheint. Die Darstellung des Hirschs steht in einer alten ikonographischen Tradition, die sich aus der legendarischen Überlieferung herleitet. Demnach glaubte man, dass der Hirsch starken Durst leide, da er Schlangen vertilge. Im alten Testament wird dies in Psalm 41 zum Ausdruck gebracht. Mit dem Hirsch wird in diesem Relief also der Überwinder der Schlange gezeigt, in typologischer Entsprechung zu Christus, der als Erlöser den Teufel besiegt und die Menschheit durch seinen Opfertod erlöst.
Herkunft und frühere Verwendung des Rundreliefs sind nicht überliefert. Da die Komposition insbesondere in der Gestaltung der Baumkrone und dem Standmotiv der beiden Figuren der Form des Tondo angepasst ist, könnte diese Scheibe ursprünglich in einem Altarwerk, wie etwa einem Hausaltar, eingepasst gewesen sein.
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