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Freilichtmuseum Roscheider Hof Textilien [JUNO 012 2021] Archiv 2021-11-02 21:54:06 Vergleich

"Rozzekäppchen" in Weiß mit Goldenem und Hellgelbem Seidenband

AltNeu
1# "Rozzekäppchen" in Weiß mit Goldenem und Hellgelbem Seidenband1# "Rozzekäppchen" in Weiß mit Goldenem und Hellgelbem Seidenband
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3[Freilichtmuseum Roscheider Hof](https://rlp.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=55)3[Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof](https://rlp.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=55)
4Sammlung: [Kleidung](https://rlp.museum-digital.de/index.php?t=sammlung&instnr=55&gesusa=778)4Sammlung: [Bekleidung](https://rlp.museum-digital.de/index.php?t=sammlung&instnr=55&gesusa=778)
5Sammlung: [Kopfbedeckung](https://rlp.museum-digital.de/index.php?t=sammlung&instnr=55&gesusa=779)5Sammlung: [Kopfbedeckung](https://rlp.museum-digital.de/index.php?t=sammlung&instnr=55&gesusa=779)
6Inventarnummer: JUNO 012 20216Inventarnummer: JUNO 012 2021
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9Es handelt sich hierbei um ein sogenanntes Rozzekäppchen, eine Art von Trachtenhaube die im Saargau verbreitet war. Das aus weißem Leinen gefertigte Käppchen wurde am Hinterkopf getragen und je nach Alter der Trägerin farblich unterschiedlich gestatet. Erwachsene Frauen trugen aufgestickte und später aufgemalte schwarze Blumen, komplett weiße Hauben wie bei diesem Exemplar waren üblich für junge Mädchen. Links ist die Nummer "228" mit grünem Stickgarn eingestickt. 9Es handelt sich hierbei um ein sogenanntes Rozzekäppchen, eine Art von Trachtenhaube die im Saargau verbreitet war. Das aus weißem Leinen gefertigte Käppchen wurde am Hinterkopf getragen und je nach Alter der Trägerin farblich unterschiedlich gestatet. Erwachsene Frauen trugen aufgestickte und später aufgemalte schwarze Blumen, komplett weiße Hauben wie bei diesem Exemplar waren üblich für junge Mädchen. Links ist die Nummer "228" mit grünem Stickgarn eingestickt.
10Die Herstellung eines Rozzekäppchens verlief wie folgt: 10Die Herstellung eines Rozzekäppchens verlief wie folgt:
11"Ein Stück Musselin wurde in der entsprechenden Größe geschnitten, dann begann genau in der Mitte das bietzen (Steppen) der Muddel (Musterung) und zwar ohne irgendeine Vorzeichnung. Das Zählen der Maschen des feinen Batistgewegbes gab für das Muster den Anhalt. Letzteres besteht aus Streifen, welche den Stoff in rautenförmige Felder einteilte, und aus Blumen, welche die Mitte der Felder einrahmten. Die Streifen und Blumen enstanden dadurch, dass der Grund dicht mit Mustern bedeckt wurde, wodurch er niedergehalten wurde, während die Streifen und Blumen etwas erhaben standen. Die Streifen selbst wurden durch sogenannte "Irrgänge" belebt, die als "doppelte Irrgänge" (doppel) und als "einletzige Irrgänge" (einzelne) oder als "doppelte Irrgänge mit einletzigem Drum-herum" gearbeitet waren. (...) War so der ganze (Boden) gesteppt, was oft 14 Tage in Anspruch nahm, dann wurde er an drei Seiten "eingeriehen", d.h. in kleine Falten zusammengezogen, dadurch erhielt man die Form; Dabei mussten sorgfältig alle "Belfen" (d. h. Kanten) vermieden werden. Nun wurde das "Vierscht" (d. h. der senkrecht stehende Teil) genäht und am "Boddem" befestigt. Darauf folgte die Arbeit des Waschen und Trocknens. Sodann bereitete man eine kräftige Stärke, und das Rozzekäppchen wurde damit "gepappt", d. h. gestärkt. Während es getrocknet wurde, schnitt man Paper (meist Zeitungen) in der Form des Boddems und klebte mehrere Blätter übereinander; Waren dann diese Blätter in das Innere des Rozzekäppchens befestigt, so wurde es mittels eines eigenen Bügeleisens gebügelt. Dabei wurden die rings um das Vierscht laufenden Falten des Boddems "rein gemacht", d.h. gleichmäßig gelegt. War die nötige Steife erreicht, dann wurden die Falten noch mit einem stumpfen Messer gerichtet. Nun faßte man das Vierscht an seinem unteren Ende mit einem schmalen Seidenband ein. Um das ganze Vierscht kam nun das breite blauseidene Band, das nach hinten zu einem "Schlopp" gebunden wurde. Schließlich wurden die beiden Bindbänder angenäht, die aus blumiger, gestreifter Seide (in verschiedenen Farben) bestanden." Ein fertiges Rozzekäppchen kostete 2 Taler, genauso viel wie ein gewöhnliches Frauenkleid. Dieses Käppchen weicht leicht von der Beschreibung ab, es ist nicht von innen mit Papier verstärkt, stattdessen wurde ein Stück Pappe am "Vierscht" angenäht das durch dasdarüberlaufende Satinband verdeckt wird. Die Farbe des Schleifenbandes entspricht ebenfalls nicht der Beschreibung." 11"Ein Stück Musselin wurde in der entsprechenden Größe geschnitten, dann begann genau in der Mitte das bietzen (Steppen) der Muddel (Musterung) und zwar ohne irgendeine Vorzeichnung. Das Zählen der Maschen des feinen Batistgewegbes gab für das Muster den Anhalt. Letzteres besteht aus Streifen, welche den Stoff in rautenförmige Felder einteilte, und aus Blumen, welche die Mitte der Felder einrahmten. Die Streifen und Blumen enstanden dadurch, dass der Grund dicht mit Mustern bedeckt wurde, wodurch er niedergehalten wurde, während die Streifen und Blumen etwas erhaben standen. Die Streifen selbst wurden durch sogenannte "Irrgänge" belebt, die als "doppelte Irrgänge" (doppel) und als "einletzige Irrgänge" (einzelne) oder als "doppelte Irrgänge mit einletzigem Drum-herum" gearbeitet waren. (...) War so der ganze (Boden) gesteppt, was oft 14 Tage in Anspruch nahm, dann wurde er an drei Seiten "eingeriehen", d.h. in kleine Falten zusammengezogen, dadurch erhielt man die Form; Dabei mussten sorgfältig alle "Belfen" (d. h. Kanten) vermieden werden. Nun wurde das "Vierscht" (d. h. der senkrecht stehende Teil) genäht und am "Boddem" befestigt. Darauf folgte die Arbeit des Waschen und Trocknens. Sodann bereitete man eine kräftige Stärke, und das Rozzekäppchen wurde damit "gepappt", d. h. gestärkt. Während es getrocknet wurde, schnitt man Paper (meist Zeitungen) in der Form des Boddems und klebte mehrere Blätter übereinander; Waren dann diese Blätter in das Innere des Rozzekäppchens befestigt, so wurde es mittels eines eigenen Bügeleisens gebügelt. Dabei wurden die rings um das Vierscht laufenden Falten des Boddems "rein gemacht", d.h. gleichmäßig gelegt. War die nötige Steife erreicht, dann wurden die Falten noch mit einem stumpfen Messer gerichtet. Nun faßte man das Vierscht an seinem unteren Ende mit einem schmalen Seidenband ein. Um das ganze Vierscht kam nun das breite blauseidene Band, das nach hinten zu einem "Schlopp" gebunden wurde. Schließlich wurden die beiden Bindbänder angenäht, die aus blumiger, gestreifter Seide (in verschiedenen Farben) bestanden." Ein fertiges Rozzekäppchen kostete 2 Taler, genauso viel wie ein gewöhnliches Frauenkleid. Dieses Käppchen weicht leicht von der Beschreibung ab, es ist nicht von innen mit Papier verstärkt, stattdessen wurde ein Stück Pappe am "Vierscht" angenäht das durch dasdarüberlaufende Satinband verdeckt wird. Die Farbe des Schleifenbandes entspricht ebenfalls nicht der Beschreibung."
12Zitat aus Mitteilungen über Trachten, Hausrat, Wohn-und Lebensweise im Rheinland (Franz von Pelzer Berensberg) 12Zitat aus Mitteilungen über Trachten, Hausrat, Wohn-und Lebensweise im Rheinland (Franz von Pelzer Berensberg)
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14Den Fotos ist ein Schnittmuster zugefügt.
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16Gefördert im Rahmen von NEUSTART KULTUR 2021
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18Material/Technik14Material/Technik
19Leinen, Seidenband, Pappe, Stickgarn / Gesteppt, Stiftelfalten15Leinen, Seidenband, Pappe, Stickgarn / Gesteppt, Stiftelfalten
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46Stand der Information: 2021-11-02 21:54:0642Stand der Information: 2021-07-08 17:51:48
47[CC0 @ Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof](https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/)43[CC0 @ Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof](https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/)
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56- https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/images/55/77277-juno_012_2021/gesteppte_trachtenhaube_i/gesteppte-trachtenhaube-in-weiSs-mit-goldenem-und-hellgelbem-seidenband-77277-6.jpg52- https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/images/55/77277-juno_012_2021/gesteppte_trachtenhaube_i/gesteppte-trachtenhaube-in-weiSs-mit-goldenem-und-hellgelbem-seidenband-77277-6.jpg
57- https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/images/55/77277-juno_012_2021/gesteppte_trachtenhaube_i/gesteppte-trachtenhaube-in-weiSs-mit-goldenem-und-hellgelbem-seidenband-77277-7.jpg53- https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/images/55/77277-juno_012_2021/gesteppte_trachtenhaube_i/gesteppte-trachtenhaube-in-weiSs-mit-goldenem-und-hellgelbem-seidenband-77277-7.jpg
58- https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/images/55/77277-juno_012_2021/gesteppte_trachtenhaube_i/gesteppte-trachtenhaube-in-weiSs-mit-goldenem-und-hellgelbem-seidenband-77277-8.jpg54- https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/images/55/77277-juno_012_2021/gesteppte_trachtenhaube_i/gesteppte-trachtenhaube-in-weiSs-mit-goldenem-und-hellgelbem-seidenband-77277-8.jpg
59- https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/images/55/77277-juno_012_2021/rozzekaeppchen_in_weiSs_m/rozzekaeppchen-in-weiSs-mit-goldenem-und-hellgelbem-seidenband-77277.jpg
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Freilichtmuseum Roscheider Hof

Objekt aus: Freilichtmuseum Roscheider Hof

Das Freilichtmuseum Roscheider Hof ist ein Museum der Alltagskultur an Mosel, Saar und den umgebenden Mittelgebirgen. Den Kern des...

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