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Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Biedermeier – zwischen Restauration, Hambacher Fest und Vormärz [2013/0075]
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Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
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Broschüre, Einladung: "Feste in Hambach"

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Beschreibung

Broschüre, Einladung: "Feste in Hambach"; 7 Seiten; Hambacher Ortsgruppe des Pfälzerwald-Vereins; 1914

Es wird zum Jörgentag, den 25. April 1914 nach Hambach geladen, im Anschluss trifft man sich beim "Pfalzwirt Georg Christmann und seiner Eheliebsten".

Aus der Einladung:

"Wir wollen uns erzählen lassen, wie ein Pfälzer jenes so oft mißversandene und mißgedeutete Fest versteht. Wie er durch die papierene Ueberlieferung hindurch, die mit der kalten Folgerichtigkeit krimineller Untersuchung nur die harten Tatsachen festgestellt und festgehalten hat, den Weg zum Herzen und Gemüt der Damaligen wandeln will.
Doktor Alber Pfeiffer aus Speier will
s versuchen. Auch soll der wenig gekannte Ausspruch Metternich's: "Das Hambacher Fest kann, wenn es gut benutzt wird, das Fest der Guten werden", mehr unterstreichen werden, als es bisher geschah. Und wird dadurch auf eine Stunde, auf unser Fest die Weihe heiligen Ernstes gebannt, so soll die Stunde nicht den verlorenen zählen"

Anschließend soll "die vielgepriesene lichte Fröhlichkeit unserer sonnenbegänzten Heima in Tan und LIed wie damals wieder aufleben.

In der Einladung sind mehrere Liedtexte abgedruckt. Die Lieder sind vollkommen unpolitisch, sie gründen sich im Volkstum.

Material/Technik

Papier, weiß; schwarz * beschriftet

Maße

Höhe: 22 cm, Breite: 14,5 cm, Gewicht: 12 g

Abschrift

Original: Deutsch

HAMBACH Fahnen schwarz und rot und golden Wehen von der Veste Zinnen. Laßt sie wehen, die entrollten, Wehen über Land von hinnen ! Deutschlands alte stolze Farben — Einst dem Rotbart vorgetragen — Seht sie aus den Zinnen ragen Und gedenkt der alten Narben! Lied aus dem Jahre 1832. Wir laden Euch wieder zu einem Feste in Hambach. Wenn Ihr das lest, wird sofort ein nie vergessener Gedanke wach. Länger als ein halbes Jahrhundert ist der fertige Begriff: das „Hambacher Fest" in alle Hirne gehämmert worden, lief der Begriff: „das Hambacher Fest" als griffige Münze durch alle Hände. Und wer — besonders außerhalb der Pfalz — davon hörte, verband sofort die fertige Vorstellung damit, daß hier eine gefährliche Sache im Munde der Leute auflebte. Denn wo von Hambacher Hüten und Hambacher Bärten die Rede ging, sprach man von übler Revoluzzerei und Aufsässigkeit gegen die Oberen, und die Weise von aufrührerischer Tatenlust klang in den Ohren wider. Und die Farben: Schwarz-Rot-Gold der dort flatternden Fahne wurden verpönt. Weil man das Lied vergessen hatte, das vom deutschen Kaiser Rotbart her ihre Symbolik suchte. Es ist richtig und ist falsch. Die Münze, Sie man von Hand zu Hand gab, war von echtem Gold. Aber die Prägung war falsch. Die Melodien, die man wußte, waren voll von Begeisterung und Klang. Nur der Text schien gefährlich. Er schiens! Und doch entsprang das Wort ja nur — wie ein sprudelnder Quell uraltem Felsgestein — uraltem Sehnen, das vom Vaterherz ins Herz des Kindes überging. Ein Traum, den Generationen erbten. Der Traum vom einigen deutschen Vaterland. Uns heutigen ist er erfüllt. Wir sind so glücklich uns seiner Verwirklichung in bald fünfzigjährigem Frieden zu freuen. Im Gefühl des Errungenen wollen wir einen Blick rückwärts tun in das Ringen und Sehnen der Väter und Großväter. Wir wollen uns erzählen lassen, wie ein Pfälzer jenes so oft mißverstandene und mißgedeutete Fest versteht. Wie er durch die papierene Ueberlieferung hindurch, die mit der kalten Folgerichtigkeit krimineller Untersuchung nur die harten Tatsachen festgestellt und festgehalten hat, den Weg zum Herzen und Gemüt der Damaligen wandeln will. Doktor Albert Pfeiffer aus Speier will's versuchen. Auch soll der wenig gekannte Ausspruch Metternich`s: „Das Hambacher Fest kann, wenn es gut benutzt wird, das Fest der Guten werden", mehr unterstrichen werden, als es bisher geschah. Und wird dadurch auf eine Stunde auf unser Fest die Weihe heiligen Ernstes gebannt, so soll die Stunde nicht zu den verlorenen zählen. Wenn dann so die Genugtuung über das reine Streben vaterländischen Stolzes ausgelöst ist, soll die vielgepriesene lichte Fröhlichkeit unserer sonnenbeglänzten Heimat in Tanz und Lied wie damals wieder aufleben. Die Stunde ist günstig! Denn sie gilt zugleich der Ehrung des Verdienstes. Unsere tüchtigsten Wanderleute werden mit dem Goldenen Wanderzeichen geschmückt. Waldheil! Und Lied und Tanz sollen ihre Treue zu unserer Sache mitfeiern. Das Lied, wie es die Urgroßmutter als frischblondes Mädel sang, und wie 's der Urgroßvater sekundierte. Und wie's „in der schönen Rosenzeit" uns wieder lieb und teuer geworden ist: ob's der „schönste Schatz, mein Augentrost" singt, oder ob's als „Vergebliche Warnung" der Bursch der herzallerliebsten im neckischen Spott des „Ri-ra-ritzelche" vorträllert. Diese und andere köstlichen alten Liedlein werden von unseren Winzerinnen und Winzern gesungen. Unser Freund Sattler, der Herr Lehrer, hat sie fleißig einüben lassen. Und dann wird engagiert zum Fockeberger Franseh! Und wir wollen uns daran verlustieren, wie sich die schmucken Pärlein drehen. Nicht mit der Gliederverrenkung der heutigen Gewalttänze und nicht im Schweiße des Angesichts. Nein, mit den abgemessenen Bewegungen von der Zeit, als der Großvater die Großmutter nahm. Und wenn keine Musik da ist, muß der Merkvers draus helfen. wie sie es ihm so ernstmäßig schalkhaft verzählt: "Ja mein Michel selig — Der war allzeit fröhlich —. wer 'n gekennt Hot — Wie 'r gelebt Hot — Ja mein Michel selig......" Und in den Seufzer über den Verlorenen gluckst das Kichern über den Gefundenen, den sie am Arm führt. „Herr Schmitt, Herr Schmitt, was kriegt das Mädel mit" — fragt fürsichtig der Werber und trotzdem: sein Hupfer und sein Schleifer läßt uns nicht „ferrecht" glauben, daß er dran ist, die Mitgift auszurechnen. — „Seit die Weibsleit die Strippjacke trage, haben die Mannsleit kä(n) Wort mehr zu sage"; als ob das je anders gewesen wäre! was sonst noch wartet, wird verschwiegen! Aber wenn Ihr geht, soll jeder noch die Weise im Ohr haben: Willewick-bummbumm----------------Willewick—bummbumm. Und soll jeder sich verwundert die Augen reiben: warum ließ man so viel Schönes vergessen, verstauben? Unser Freund Cappel, der Architekt aus Edenkoben, hat die Tänze neubelebt. Unsere Tänzer werden die aus Truhen und Kasten hervorgeholten Trachten mit Stolz auf die Altvorderen wieder tragen. Meister Härtl aus Kaiserslautern aber hat mit taktfestem: „Eins, zwei! — Eins, zwei!" die Anmut der großväterischen Tanzschritte gelehrt. Sie werden in Sonderheit zufrieden sein, wenn sie vermerken, daß ihre Müh' und Qual — sie haben's aber gern mit nimmermüder Lust getan — und aller bange Zweifel, ob's glückt, alte Tanzfröhlichkeit neu zu attestieren, in eitel Freude über ein erreichtes Ziel ausklingt. Soviel versprechen wir! Nun kommt und seht, wie wir's halten! Kommt am Samstag nach Jörgentag, den 25. April 1914 nach Hambach! Wir finden uns abends um acht Uhr zusammen bei unserm Freund, dem Pfalzwirt Georg Christmann und seiner Eheliebsten. Sie werden uns aufwarten mit Hambacher hausgemachten Bratwürsten. Die werden über Rebholzfeuer geröstet. Wer was anderes haben will, wird auch nicht leer ausgehen; denn der Herd ist warm und der Handkäs im Hafen. Wen's aber sonst noch nach geistigem Genuß gelüstet, der möge auch einen Schritt in die Vorderstube tun. Dort haben wir alte Bücher und Bilder aufgelegt und aufgehängt, die alle stumme Zeugen sind von anno dazumal. Es wird auch eine nahrhafte Kost sein. Wir laden Euch wieder zu einem Feste nach Hambach. Kommt Alle! Der Vorstand der Hambacher Ortsgruppe des Pfälzerwald-Vereins. Am Sonntag nach unserm Fest, den 26. April, werden wir nachmittags einen Umzug in Hambach halten und auf dem Rathausplatz die altpfälzer Tänze wie auch den Küferschlag aufführen. Tanz-Merkverse Über zweihundert Tanzweisen und Tanzlieder hat Architekt Otto Cappel in Edenkoben aus der ganzen Pfalz zusammengetragen. Davon sollen diese heute wieder neu erstehen: Der Fockeberger Fransch Sei(n) Lebbdak werd käh Spielmann reich Tra—a—rah! — Tra—a—rah! Un waß 'r verdient versäuft 'r gleich Trarahl — rah! — rahl Bauerntanz Kumm hoch 'erunner un boller net Vun unserm Glawe losse mer net Du willschd net Un ich will net Un deitschkatholisch werre mer net. Selleriesalat Katherinche, Phileppinche Mach Sellerieselat Heit Owend komme die Freier Uff'm Schubbkarch geja't. Dreh dich mol rum Un sei net so dumm. Mein Michel selig Mein Michel selig Der war allzeit fröhlich Wern gekennt Hot wie 'r gelebt Hot Mein Michel selig. Herr Schmitt Herr Schmitt, Herr Schmitt! Waß kriegt das Mädel mit? E Schleier un e Federhut, Der steht dem Mädche gar so gut. Strippjacke hin Seit die Weibsleit die Strippjacke trage Hawwen die Mannsleit käh Wort meh' se sage. Strippjacke hi(n) Strippjacke her Wann ich nore wißt wo d' Strippjacke wär. wann die Birkweiler Mischt naus fiehre Brauchen sie kän Karch ze schmiere Hängen sie die Rückkeetz a(n) Un marschieren de Tafelberg na(n). Willewick—Bummbumm Mädchen willst du meine sein Komm zu mir ins Kämmerlein Treue Liewe schwör ich dir Mädchen komm zu mir. Dein ist mein Herz Vorbei ist aller Liewesschmerz Dein ist mein Herz vorbei ist aller Schmerz. Willewick—bummbumm ! Willewick—bummbumm ! Die Liewe bringt die Weibsleit (Manns-l [leit) um Willewick—bummbumm ! Willewick—bummbumm ! Die Liewe bringt sie um. Der welsche Hahnemann Ich bin der welsche welsche Hahnemann Der Hahnemann, der Hahnemann Ich bin der welsche welsche Hahnemann Ihr Weiwer kauft mir Hahne ab Die welsche Hahne ab. Trallerallerah! De Kranz 'eraus danze. Ein Sträußchen wandert von Hand zu Hand der tanzenden Paare. Die Musik spielt einen Schottisch dazu. Ein Kranz ist als Preis auf eine dreizackige Gabel gesteckt und mit Bändern befestigt. Eine Flinte mit Lunte ist in Bereitschaft. Sobald der Schuß losgeht, hört die Musik zu spielen auf, und wer gerade das Sträußchen hat, der bekommt den Kranz. Der Sieger muß aber den Kranzträger erst fangen und darf dann die Beteiligten zu einem Schmause einladen und sie zechfrei halten. [Beiblatt] Pfälzerwaldverein Ortsgruppe Hambach Der Küferstreich Altpfälzer Zunfttanz / vorgeführt beim Fest zu Hambach am Markustag und am darauffolgenden Sonntag 1914 Luschdig sein wirs Handwerksleit / ja Handwerksleit Luschdig sein wirs Küfer Sollten wirs nicht luschdig sein/ja luschdig sein Trinken stets vom beschden Wein Wer trinkt vom beschden Wein? Die Küfer! Wo sind sie? Hier! So laßt euch hören und aufbegehren! Trallerallera Trallerallera Luschdig sein wirs Küfer da Und wer die Küferei veracht Den hol der Deifel bei der Nacht Trallerallera Trallerallera Luschdig sein wirs da. Man tut streifen man tut fügen/ja man tut fügen Feuer und Wasser muß es biegen Ist das nicht ein Küferstolz / ja Küferstolz Er macht ein Faß aus Eichenholz Wer macht ein Faß aus Eichenholz? Die Küfer! (wie oben) Ist das Faß gewärmt genetzt/ja gewärmt genetzt Dann wirds auf die Roll gesetzt Greift die Säg mit frischem Mut / ja frischem Mut Dann wird auch das Ende gut Wer greift die Säg mit frischem Mut? Die Küfer! .... Ist das Ende fein und eben/ja fein und eben Dann tut man sich dran begeben Reißt die Gargel herzhaft nein / ja herzhaft nein fein muß sie ausgehobelt sein Wer reißt die Gargel nein? Die Küfer! .... Dann tut man die Zirkel stellen/ja Zirkel stellen Daß man kann die Böden fällen Nicht zu groß und nicht zu klein / ja nicht zu klein Daß er paßt in die Gargel nein Wer tut die Zirkel stellen? Die Küfer! .... Dann tut man das Faß absäubern / ja Faß absäubern Und zugleich die Reif antreiben Schlagt dabei den Küferstreich / ja Küferstreich Daß sich unser Herz erfreut Wer schlägt den Küferstreich? Die Küfer? .... Dann tut man das Faß in Keller / ja Faß in Keller Füllt es gleich mit Muskateller Stellt e Stitz voll newedran / ja newedran Daß man ihn versuchen kann Wer versucht ihn? Die Küfer! .... Das Lied wurde mir vom Lindenwirt Jakob Rummel in Edenkoben mitgeteilt Otto Cappel
Karte
Gedruckt Gedruckt
1914
Herausgegeben Herausgegeben
1914
Pfälzerwald-Verein
Hambach an der Weinstraße
1913 1916
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Objekt aus: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Der über 2000-jährigen Tradition des Weinbaus in Bad Dürkheim entsprechend, ist das Stadtmuseum in einem ehemaligen Weingut untergebracht. Auf über...

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