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Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Biedermeier – zwischen Restauration, Hambacher Fest und Vormärz [2013/0058]
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Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
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Broschüre: "Das Fest der freien Presse"; Heidelberg, 1832

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Beschreibung

Buch, Broschüre: "Das Fest der freien Presse in Weinheim am 01. April 1832"; 32 Seiten; Heidelberg, 1832
Das Fest wurde im ehemaligen Karmeliterkloster in Weinheim abgehalten.
Anlaß war die Pressefreiheit, die kurzzeitig durch die Badische Regierung in Baden gewährt wurde.

Ausrichter des Festes waren Siebenpfeiffer und Wirth, die auch treibende Kräfte des Hambacher Festes waren.

Die Broschüre mit den Reden, Liedtexten und Toaste wurde verkauft und der Erlös zur Finanzierung des Mainzer Gutenbergdenkmals verwendet.

Im Text wird die Entwicklung seit den Napoleonischen Kriegen aufgezeigt. Der 1. April für das Fest wird als Symbol des Aufbruchs (wie der Frühling in der Natur) gedeutet.
Die Festfolge wurde am 28. März veröffentlicht.
Eingeladen hatten als Geschäftsführung: Dr. Stein aus Weinheim, Ph. Schlinck aus Bensheim, Justitzrat Buchner aus Darmstadt und K. Bender aus Weinheim.
Zum Fest wurden Liedtexte ausgeteilt die am Ende der Broschüre abgedruckt sind.
Zum Festpräsident wurde von Itzenstein gewählt.
Es folgen Toaste und Reden auf Großherzog Leopold v. Baden und der Dank das die Pressefreiheit und das Recht der freien Rede gewährt wurde. Es wurde Angemahnt alle Missstände friedlich aufzuzeigen und zu besprechen. Ein Redner stellt dies in Frage und möchte eine "Protestation der deutschen Bürger für Pressfreiheit in Deutschland" verlesen. Dies wurde abgelehnt und es soll gedruckt werden. Die Deutsche Einheit wird beschworen.
Beschreibung der polnischen Verhältnisse und der Druck durch die russische Staatsmacht. Anschl. wird das Lied "Noch ist Polen nicht verloren" gesungen.
Die Pressfreiheit wird verglichen mit Jan Hus und es erfolgt ein Hinweis auf Verhaftungen von Pressevertretern in der Pfalz.
Die Lieder trugen folgende Namen:
1. Preßfreiheit
2. Heil Leopold Heil
3. Das Lied vom freien Wort
4. Zuruf an die Freunde der Preßfreiheit

Material/Technik

Papier, weiß; schwarz * beschriftet

Maße

Breite/Länge: 13,5 cm; Höhe: 22 cm; Tiefe: 0,5 cm

Abschrift

Original: Deutsch

Das Fest der freien Presse zu Weinheim an der Bergstrasse gefeiert von Männern aus Baden, aus den beiden Hessen, Baiern, Frankfurt und von einigen Polen und Griechen etc., am 1. April 1832. Beschrieben von einem Augenzeugen. Der reine Ertrag ist für Guttenberg's Denkmal in Mainz bestimmt. --------------- Heidelberg, gedruckt bei Georg Reichard. 1 8 3 2. Die Toaste und Reden bei dem Weinheimer Preßfreiheitsfeste wurden in vielen Zeitblättern willkührlich abgekürzt oder unrichtig mitgetheilt. Zufolge vielseitiger Aufforderung erscheint hier eine genaue Beschreibung dieses Festes. Die hier gegebenen Toaste und Reden sind größtentheils Originalmittheilungen. _______________________________________________________________ Die Freiheit der Gedankenmittheilung*), das Urrecht des Menschen, wird seit geraumter Zeit von den Gewaltigen der Erde auf manchfache Weise angefeindet. Unter allen civilisirten Ländern mußte gerade Deutschland, das Land der Erfindung der Buchdruckerkunst, die meisten Anfechtungen gegen dieses natürliche, heilige Recht erdulden. Nach langer Nacht sollte ein Heller Stern dem deutschen Volke leuchten nachdem es für sich und seine Fürsten in den Jahren 1813, 14 und 15 in dem Freiheitskampfe gegen Napoleon's Zwangherrschaft Hab und Gut und das Blut seiner Söhne geopfert. Die Bundes-Akte vom Jahre 1815 verhieß dem deutschen Volke als wohlverdienten Lohn für die vielen Aufopferungen außer Anderm auch die Freiheit der Presse. Allein nicht lange hielt man sich an diese Verheißungen gebunden. Schon 1819 nahmen die Fürsten ihr Versprechen zurück, und schlugen die Presse in die Fesseln der schmählichen Censur. Nun erhob sich der Kampf der Partheien. Die Völker beriefen sich auf das gegebene Wort der Fürsten, auf die Bundes-Akte, Einzelne auf die Bestimmungen einzelner Constitutionen. Alles umsonst! Elf Jahre dauerte der Kampf! Schon schienen die letzten Kämpfer für Wahrheit und Recht im ungleichen Streite mit der Gewalt zu erlahmen, als auf einmal die Juliordonnanzen und ihre Folgen der Sache der Völker eine andere Richtung gaben. Von Neuem wurde der Muth belebt. Fast alle europäische Völker wurden aufgeregt. Die Deutschen, stets treu ihren Fürsten, suchten und suchen auf dem gesetzlichen Wege durch freie geistige Entwickelung zu erringen, was andere Nationen mit dem Schwerte erstrit- _______________________ *) Schon 1819 wurde sie in der Bad. Deput. Kammer von dem Deput. Winter aus Heidelberg als ein verfassungsmäßiges Recht in einer eigenen Motion gefordert. 4 ten, oder erstreiten wollten. Auf diesem Wege traten nicht blos Einzelne, sondern selbst verschiedene Abtheilungen des deutschen Volkes durch ihre Abgeordneten auf den Kampfplatz. Die Landtage von Baden und Baiern zogen auch hier die Blicke von ganz Deutschland auf sich. Von ihnen erwartete das Vaterland nicht vergeblich die Rettung seines Urrechtes, die Herstellung der vollen Freiheit der Presse; denn nur der beiden Kammern merkwürdiger Einstimmigkeit in der Bitte um Preßfreiheit Badens gelang es durch Weisheit, Kraft, Energie und ausdauernden Muth diese Hoffnungen und Wünsche des Gesammtvaterlandes zu erfüllen. So errangen sie ein Preßgesetz gestützt auf das Prinzip der Preßfreiheit. Mit jubelnder Festlichkeit wurde der Tag der Verkündigung dieses Preßgesetzes in Baden begangen; des deutschen Volkes Dank seye dem volksfreundlichen Großherzog, der unter Deutschlands Fürsten zuerst dem Volke das freie Wort zurückgab, Dank den muthigen Deputirten, die dieses Palladium erkämpften, gezollt! Allein nicht blos Badens Bewohner haben sich zu solchen Festlichkeiten vereinigt; nein auch Bewohner der Nachbarstaaten, erkennend, daß der hier errungene Sieg nicht blos Baden, daß er ganz Deutschland gelte, traten zu ähnlicher Feier mit ihren badischen Brüdern zusammen. In diesem Sinne ward das am 1sten April l. J. begangene Fest der Preßfreiheit in dem herrlich gelegenen Badischen Landstädtchen Weinheim von Männern ans Baden und Hessen etc. etc. etc. veranstaltet. Die Zahl der Theilnehmer an diesem Feste war über Erwarten groß. Zweihundert dreißig Mitglieder saßen an den Tafeln. Wegen Mangel an Raum konnten noch Viele nicht Theil nehmen. Als Ehrengäste waren die in der Nähe Weinheim's wohnenden Deputirten Badens geladen. Sieben derselben, Mittermaier und Winter aus Heidelberg, v. Itzstein, Gerbel und 5 Mohr aus Mannheim, Kerner aus Seckenheim und Grimm ans Weinheim verherrlichten durch ihre Gegenwart den Festtag. Männer ans Baden, den beiden Hessen, Baiern, Frankfurt etc. etc., boten sich hier freundlich die Bruderhand ; und neben dem Deutschen sass in herrlicher Eintracht der Pole, Grieche und Engländer theilnehmend an diesem deutschen Feste. Um Ein Uhr verkündeten die Böller von der Schloß-Ruine Windeck herab den Beginn des Mittagmahles. Die auf den Höhen des zerfallenen Bergschlosses aufgepflanzte badische Fahne erinnerte die Festgenossen, welchem deutschen Stamme wir die erste Feier der Preßfreiheit verdanken. Das Fest-Lokal in dem ehemaligen Carmeliterkloster war mit Fichtenkränzen verziert.— Ein in dem Hintergrunde desselben angebrachtes Transparent stellte einen griechischen Tempel mit den Statuen der Kraft und der Weisheit dar, mit dem Sinnbilde der ausgehenden Sonne und mit der Inschrift: „Allen deutschen Fürsten, „die Leopolden gleichen; „ der geistigen Einheit Deutschlands; „dem freien Worte!" Die nachstehende gedruckte Festordnung wurde unter die Anwesenden vertheilt: Festordnung am ersten April 1832, als an dem Feste der badischen freien Presse zu Weinheim. _________________ „Warum im Aprilenmonde, Wo der Wind so scharf noch weht?" Weil noch kaum der Winter thronte, Wo sich Frühling jetzt ergeht. 6 „Und warum an diesem Ersten, Der sich stets als Schalk gezeigt?" Weil Nordost beim Blüthebersten Oft als Schalk die Flur durchfleucht. Doch nur Kraft und treues Halten An dem großen, einen Hort; Und die Sommermonde walten Einst auch über freiem Wort! __________________________ 1. Jeder Theilnehmer wird gebeten, vor Anfang des Mittagsmahles seinen Namen in eine im Gasthaus zum schwarzen Ochsen aufgelegte Liste einzutragen, um dadurch Freunde und Bekannte von seiner Anwesenheit unterrichten zu können. 2. Das Festmahl beginnt Mittags um ein Uhr in der zweiten Etage des ehemaligen Carmeliterkloster. Es wird hiebei Jedem überlassen, sich seinen Platz zu wählen, was jedoch nur durch Anheftung seines Namens auf der Couverte geschehen kann, zu welchem Behufe Papier und Bleistift bereit liegen werden. Zur Erhöhung des allgemeinen Interesses wäre es wünschenswerth, daß die Theilnehmer aus den verschiedenen Gegenden sich möglichst gemischt an einander reiheten . 3. Nachstehende: Dr. Stein ans Weinheim, Ph. Schlink aus Bensheim, Justizrath Buchner aus Darmstadt, K. Bender aus Weinheim haben die, bei solchen Festen nothwendige, Geschäftsführung übernommen. Sie nehmen insbesondere Anträge und Wünsche in Bezug auf das Fest von den Theilnehmern in Empfang, und werden denselben nach Möglichkeit zu entsprechen suchen. Von 10 Uhr Morgens bis 1 Uhr Nachmittags befindet sich zu diesem Zwecke wenigstens einer von ihnen in No. 3. des schwarzen Ochsen. 7 4. Folgende Lieder werden ausgetheilt und während der Tafel in nachstehender Reihe gesungen: 1) Preßfreiheit. 2) Heil Leopolden, Heil! 3) Das Lied vom freien Wort. 4) Zuruf an die Freunde der Preßfreiheit. Die Festordner werden den Beginn jedes Liedes anzeigen und die Musik wird die Melodie eines jeden Liedes vorher einmal durchspielen. Wer während der Tafel bis zum Schlusse der bezeichneten Lieder Toaste auszubringen, oder etwas vorzutragen wünscht, wird gebeten, es vorher einem der benannten Festordner mitzutheilen, damit diese die, dem Zwecke förderliche, Einrichtung treffen können. Nach dem Schlusse des vierten Liedes hört die Bestimmung der Reihenfolge der Lieder und Toaste auf. 5. Die würdige Haltung des Festes ist der Aufsicht der ganzen Gesellschaft anvertrant. Weinheim, den 28. März 1832. ____________________ Die Festordner schlugen nun, auf Antrag vieler Gesellschaftsglieder, der Gesellschaft den Deput. v. Itzstein, einen der muthigen Vertheidiger der Preßfreiheit, als Präsidenten des Festes vor, und der beifällige Zuruf vieler Anwesenden bestätigte diesen Vorschlag. Den ersten Toast brachte der Physikus Dr. Stein aus Weinheim aus: „Dem edlen, volksfreundlichen Großherzoge Leopold „von Baden, der unter Deutschlands Fürsten der Erste „ist, der dem Volke das Recht des freien Worts zurück- gab, ein dreifaches Lebehoch!" Ein lautschallendes, oft wiederholtes Lebehoch tonte lange nach. 8 Hierauf v. Itzstein: „Es ergreift mich ein erhebendes Gefühl, wenn ich diesen herrlichen Verein von Männern überblicke, aus verschiedenen Ländern, sich zum großen Theile ganz fremd und doch nahe befreundet durch Gleichheit und Übereinstimmung der Gesinnungen; wenn ich sehe, wie sie sich die Bruderhand reichen, um die Freude darüber zu theilen, daß Badens Regierung zuerst ihrem Volke zurückgegeben hat, was nur ungerechte Gewalt dem Menschen vorenthalten kann, das heilige Recht der freien Rede, der freien Presse. (Lange Unterbrechung durch allgemeines Händeklatschen.) Möge dieses schöne Beispiel der badischen Regierung in immer größeren Kreisen nach und nach auf alle deutsche Staaten sich ausdehnen und dadurch Deutschland auf jene Stufe erheben, welche ihm gebührt. (Allgemeines Bravo!) Mögen aber auch die Badner — und ich darf dies von ihrem gesunden Sinne hoffen — das errungene Recht üben mit würdevoller Mäßigung und mit Kraft! Nicht die Aufregung der Völker, — nicht das Drängen nach gewaltsamem Umsturze sei das Ziel unserer Preßfreiheit. — Ruhige, besonnene Belehrung der Bürger über ihre verfassungsmäßigen Rechte und Pflichten, so wie über jene der Regenten und Regierungen; furchtlose Aufdeckung aller Mängel und Gebrechen der Verwaltung, kräftige Rüge jeglichen Unrechts, es möge sich zeigen, wo es wolle, das ist die wahre Aufgabe der freien Presse (Bravo! Bravo! von allen Seiten). Durch solchen Gebrauch wird sich der Geist und die öffentliche Meinung in Deutschland immer mehr erstärken, dann aber, seyen Sie dessen, meine Herren! gewiß, wie ein gewaltiger Strom, ruhig, jedoch unaufhaltsam seinem Ziele entgegeneilen. Diesem würdigen Gebrauche der freien Presse bringe ich ein Hoch! " Dies Hoch! wiederhallte in allen Räumen. 9 Hierauf brachte ein Festgenosse aus Hanau nachstehenden Toast aus: „Dem Antragsteller und der ganzen 2ten Kammer Badens, welche durch ihre Kraft, Einigkeit und Ausdauer das kostbare Gut der Preßfreiheit für Baden und gewiß bald für Hessen und ganz Deutschland errungen, ein Lebehoch ! " Mit immer größerem Enthusiasmus wurde dieses Lebehoch dreimal wiederholt. Dann Mittermaier: „Gestatten Sie mir heiße Wünsche auszusprechen für die Entwickelung der höchsten Unabhängigkeit der Gerichte, ohne welche keine Preßfreiheit wahrhaft gedeihen und feste Wurzeln schlagen kann, für jene Selbstständigkeit der Richter, nach welcher sie, nie eingeschüchtert durch Parteikämpfe, die Frechheit verfolgen, den Frevler rücksichtslos bestrafen, aber auch die bedrohte Unschuld und bürgerliche Freiheit schützen, ohne Menschenfurcht erhaben über alle Rücksichten der Hoffnung und Gunst, taub den Einflüsterungen der Machthaber (Bravo! Bravo!) mit heiligster Berufstreue das Gesetz, aber auch nur das Gesetz befolgen (wiederholtes allgemeines Bravo! ), sich nie durch fremde Einmischungen, selbst wenn sie staatsrechtliche Namen an sich tragen (lange Unterbrechung durch Bravorufen und Beifallklatschen!), irre machen lassen, und nie abweichen von dem Wege des Gesetzes, wenn auch Verordnungen und Instruktionen selbst unter dem Vorwande der Auslegung sie irre zu leiten suchten (Immer erneuertes rauschendes Bravorufen und Händeklatschen!). — Einer solchen Rechtspflege, der würdigsten Schutzwehr der Unschuld und Freiheit, dem Grundpfeiler bürgerlicher Ordnung bringe ich ein donnerndes Hoch!" Dieses Hoch donnerte lange, lange durch alle Räume des Festlokals! 10 Dr. Reinganum aus Frankfurt trat nun vor, und sprach: „Hochgeehrteste Herren! Was Hr. Mittermaier so ernst und kräftig von der Unabhängigkeit der Gerichte gesagt, das mahnet mich einen anderen, eng verbundenen Gegenstand auzuregen, den Rechtszustand der Presse in Deutschland. Denn was vermag die Unabhängigkeit der Gerichte zum Schutze der Preßfreiheit, wenn Anordnungen bestehen und aufrecht sind, wie die, welche das Herz jedes Vaterlandsfreundes mit Trauer erfüllen. Ist es nicht ein Jammer, daß, nachdem Deutschland mit so vielen Opfern, so kostbarem Blute einen festen Rechtszustand und die Freiheit sich erkämpft zu haben wähnte, ihm das geboten wird, was wir sehen, daß Einwirkungen gewagt werden, welche den bangen Zweifel aufkommen lassen, ob die Absicht nicht selbst sei, Baden in dem Genusse seiner kaum errungenen verfassungsmäßigen Preßfreiheit zu stören? Vor 12 Jahren schon ward solche Rechtsverletzung begonnen. Zwölf Jahre lang schwiegen wir. Jetzt schreitet die hohe deutsche Bundesversammlung zu denselben Mitteln. Sollen wir immer geduldig zusehen, sollen wir auch diesen neuen Kelch stillschweigend über uns ergehen lassen? Meine Herren! Ich erwähnte, wie schmerzlich es sei, daß ein mit so vielen Opfern und so kostbarem Blute erstrittener Rechtszustand solcher Willkühr Preis gegeben sei. Wer sollte nicht klagen, daß wir auf diese Art gewaltsam hinter das Ausland zurückgedrängt werden! Ist es nicht jammervoll, daß noch vor wenigen Tagen, als die persönliche Freiheit eines deutschen Bürgers gegen polizeiliche Willkühr geschirmt werden sollte, die Rettung nur zu finden war in den Vorschriften einer fremden, eingedrungenen Gesetzgebung? Daß diese einen Schutz gewahrte , welchen man in den deutschen so schwer erkämpften Gesetzen vergebens gesucht hätte? 11 Zwei Bahnen gibt es, die ein Volk betreten kann, die Freiheit in den Gesetzen zu erringen. Es kann sofort das natürliche Recht anrufen, oder es kann benutzen, was das positive Recht ihm darbietet und durch dessen Ausbildung dahin gelangen, das natürliche Recht wieder herzustellen. Kämpfern auf der ersten Bahn werfen die Machthaber vor, daß die Bande des Staates sich lösen, wenn das natürliche Recht für sich allein in die Schranken tritt; solchen Angriff nennen die Machthaber ein Verbrechen. Nichts entwenden können sie gegen die Vertheidigung, die von der Grundlage des positiven Rechts ausgeht. Eine Verfassung hat ihre Kraft nicht in dem geschriebenen Worte; sie erlangt ihre Kraft und Bedeutung durch die Art, wie das Volk sie zu erfassen, auszulegen, auf das Leben anzuwenden weiß. Sehen wir auf das Verfahren in einem Nachbarlande. Die Franken hatten eine Charte, ihnen octroyirt kraft des göttlichen Rechtes, das ist kraft des Grundsatzes, daß der Ursprung der Gewalt nicht auf dem Volkswillen, sondern aus einer Zufälligkeit beruhe. In dieser Charte konnte ebensogut die Tyrannei die Mittel ihrer Willkühr finden, als die Freiheit ihre Gewährleistungen; es kam darauf an, wie man den todten Buchstaben belebte. Fünfzehn Jahre dauerte der Kampf. Die Macht suchte in jener Charte Mittel der Willkühr; das Volk fand darin die Grundlage jeder Freiheit. Und als an einem Abend die Macht ihre Gränzen überschreiten und die Bedingungen ihres Daseins vergessen wollte: da erfuhr sie zu ihrem Schrecken, daß auch die Freiheit eine unwiderstehliche Gewalt besitze. Meine Herren! auch uns liegt ein Kampf ob, ein Kampf des Geistes, der zum Siege der Freiheit führen wird. Nicht von materiellem Kampfe ist die Rede; kein Freund des Vaterlandes und der wahren Freiheit wird wünschen, daß die Freiheit in Deutschland durch einen 12 Bauernkrieg errungen werde. Wir haben ein Wort in der Bundes-Acte: die Preßfreiheit! Halten wir uns an dieses Wort, an diese so lange verletzte Zusicherung; streiten wir auf dem Boden des positiven Rechtes dafür, daß die Verletzung des Rechtszustandes ein Ende nehme. Vor Allem: schweigen wir dieses Mal nicht! Und da das Bitten erschwert oder furchtlos, der materielle Widerstand voll Unheil und der Freiheit selbst verderblich ist, mögen wir wenigstens unsere Rechte verwahren. In diesem Sinne, meine Herren! hat man zu Frankfurt (denn wenngleich diese Stadt durch den Artikel 9. der Bundes-Acte bestimmt ist, der Sitz der hohen deutschen Bundesversammlung zu sein: so lebt doch auch dort ein warmes Gefühl für deutsche Freiheit, und nicht umsonst trägt die freie Stadt ihren Namen!) die Idee zu einer gemeinschaftlichen Rechtsverwahrung aufgefaßt. Wenn die Gesellschaft es erlaubt, so würde ich dieselbe lesen: „„Protestation deutscher Bürger für Preßfreiheit in Deutschlaud —"" v. Itzstein unterbrach als Präsident hier den Redner mit der Bemerkung, daß er, da Lieder und Toaste schon vorher für die Dauer des Mahles bestimmt wären, den Vortrag einer solchen Rechtsverwahrung nicht für angemessen halte, indem sie auch mit der Absicht des Festes nicht wohl übereinstimme. Dr. Reinganum erklärte darauf, daß er, sich fügend den Anordnungen des Festes, von dem Verlesen der Protestation absehe. Hoffentlich aber wird derselbe dem von dem Abgeordneten Winter von Heidelberg laut ausgesprochenen Wunsche, der von der Gesellschaft mit allgemeinem Beifalle ausgenommen wurde, nämlich: diese höchst wichtige Rechtsverwahrung in Bälde gedruckt den Festgenossen mitzutheilen, entsprechen. Oberappellationsrath Höpfner von Darmstadt: „Die nächste Veranlassung unsrer heutigen Zusammenkunft 13 die Feier des Gesetzes der freien Preise, dessen sich Baden jetzt erfreut — ist gewiß eine schöne und würdige zu nennen. Aber das schönste und erfreulichste bei diesem Feste ist, daß wir - gleichsam die Vertreter mehrerer benachbarten deutschen Volksstämme, die sich seither als Fremde anzusehen gewohnt waren, — uns beute zu Einem gemeinschaftlichen Zwecke vereinigt haben, und uns als Brüder, als Landsleute, als Glieder Einer großen Familie betrachten (Bravo! Bravo!). Möge sich dieses Gefühl immer mehr befestigen, möge es immer allgemeiner werden! Wenn die Zeit gekommen ist, wo es jede deutsche Brust durchdringt, wo es auch die Vertreter der verschiedenen deutschen Volksstämme belebt, sie ihm gemäß wirken, dann wird die Morgenröthe einer schönern Zukunft angebrochen sein. Lassen Sie uns, meine Herren ! durch unsere heutige Zusammenkunft einen Schritt mehr gethan haben, uns diesem schönen Ziele zu nähern. So lebe denn das, was uns alle vereinigt, und dessen Wohlfahrt das Ziel unserer Bestrebungen sein muß, weil sie die Grundlage einer jeden Wohlfahrt im Besondern bildet, unser liebes deutsches Vaterland lebe hoch!" Mit Begeisterung wiederholte die Versammlung dreimal dieses Lebehoch! Tief ergreifend war die hierauf folgende, in deutscher Sprache gehaltene Rede von dem Polen Franz Grzymala *) : „Meine Herren! Vielfache und rührende Beweise der innigsten Theilnahme und brüderlichen Liebe hatten sich ________________________________________ *) Franz Grzymala — polnischer Officier, ehemaliger Woiewodschafts-Rath von Augustowo, Beamter der poln. Nation. Bank etc.; in seinem Vaterlands als Patriot und Publicist rühmlich bekannt. — Unter andern war er Redacteur der constitutionellen Journale : Sibylla, Asträa, etc. etc., von denen die erste durch Groß-Fürst Konstantin verboten und der Redakteur verfolgt wurde. 14 die Polen überall auf Deutschlands gastlichem Boden zu erfreuen; besonders ehrenvoll und rührend war uns aber Ihre Einladung zu diesem bedeutungsvollen Feste. Und in der That, da wo fünf deutsche Volks-Stämme sich vereinigen, das Fest der Preßfreiheit zu begehen, mag es zweckmäßig seyn, daß auch einige Mitglieder der polnischen Nation gegenwärtig sind, dieser Nation, die durch schweren Kampf und unermeßliche Opfer an Gut und Blut gezeigt hat, wie sehr es Bürgerfreiheit und also auch Preßfreiheit ( ihre einzige Stütze und Schutzwehr ) zu schätzen weis. Es ist Ihnen, meine Herren! hinlänglich bekannt der ganze Verlauf unserer Revolution; es ist Ihnen bekannt die stufenweise Entwickelung ihrer Zwecke, wie sie begann, durch das dringende Bedürfniß herbeigerufen, die verletzte Konstitution zu schützen, und wie sie ihre Vollendung fand in dem großen Entschlusse, des polnischen Volkes heilige und unverjährbare Rechte, die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit des Reiches in seinen alten Grenzen wieder zu erringen. Bekannt ist ihnen auch die schauderhafte Verletzung unserer Verfassung in ihren wesentlichsten Grundlagen, und hauptsächlich in Hinsicht persönlicher Freiheit, der Öffentlichkeit der Verhandlungen, der Freiheit der Presse und wie Sie, Deutsche! trefflich es bezeichnen: der Freiheit des Worts. Der russische Absolutismus, trotz seiner weltbekannten Kühnheit, griff die beiden ersten Freiheiten nicht so muthig an, so lange er die Freiheit der Presse nicht völlig vernichtet hatte, wohl einsehend, daß auf ihr alle Freiheit beruhe, daß nach ihrer Erdrückung andere Gewaltstreiche leicht möglich sind. (Sie können mir, meine Herren, in dieser Hinsicht Glauben beimessen, da ich selbst in meinem Vaterlande zu diesen Polen gehörte, die thätig, vermittelst der Presse, konstitutionelle Freiheit vertheidigten, und dadurch Verfolgungen ausgesetzt waren.) Es ist dieß die gewöhnliche Theorie aller Despoten, vor welcher sich die 15 Völker immer wohl hüten müssen. Ja, meine Herren! auch wir Polen hatten eine geschriebene Konstitution, die nie vollzogen wurde; wir hatten eine von oben gegebene papierene Urkunde, man verletzte aber Freiheiten, feierlichste Versprechungen, und man vernichtete ihre Hauptstütze: die Freiheit der Presse. Wundern darf man sich daher nicht, daß diese monstruöse Gestalt der Dinge nicht lange dauerte. Die Welt, 15 Jahre lang mitleidsvoll auf Polen schauend, sah endlich die in den Annalen der Welt ewig denkwürdige Revolution, die unausbleibliche Folge der Verletzung beschworener Rechte, der Verletzung des Vertrags zwischen Volk und Fürst.... Wir sind gefallen in dem Todeskampfe gegen den grausamen Riesen: doch die großen Wahrheiten, für welche wir gestritten , bleiben ewig unerschütterlich in dem Herzen der Nationen. Ehre also Euch, edle deutsche Männer! die Ihr so eifrig für die Aufrechthaltung der Preßfreiheit bemüht seid, die Jhr, vermöge Eurer Aufklärung und Eures richtigen Blickes, in ihr die Hauptstütze des konstitutionellen Lebens findend, so viele Opfer für sie gebracht habt, und die Ihr derselben heute eine würdige und feierliche Weihe zu geben versammelt seid. Ehre Euch, die Ihr so hell die große Wahrheit erkanntet, daß, wie ohne eine freie Verfassung politisch kein Volk wahrhaft leben, kein Volk wahrhaft glücklich sein könne, so ohne wahre, unbedingte Freiheit der Presse eine Konstitution nur ein schnödes Spielen und Verspotten der edelsten Gefühle einer Nation sey. Ehre den ausgezeichneten Vertretern des Badischen Volkes, die mit Bürgermuthe das Recht der freien Presse errangen! Dir, edle deutsche Jugend! Dir vertraut die ältere Generation die Vollendung des großen Werkes, wozu sie den Grund gelegt hat. Wache über die Sache der Freiheit mit dem Dir eigenen Enthusiasmus, aber bedenke, daß Enthusiasmus ohne Ausdauer nicht hinreiche; daß er geleitet werden müsse von der 16 Bedachtsamkeit, die den Mann ziert, und von der uneigennützigen Liebe zum allgemeinen Wohle, und zu Euerm theuren, zerrissenen deutschen Vaterlande. (Gestatten Sie mir, meine Herren, diese Worte, die aus der Tiefe des Herzens eines unglücklichen Polen kommen, durch folgende Bemerkung zu schließen: Gestern war der Jahrestag des berühmten Sieges bei Wawer und Dembewielkie, und heute ist der Jahrestag der den ganzen Tag so glücklichen Verfolgung des geschlagenen Feindes, Jahrestag der vom Feinde erbeuteten Fahnen, und der Gefangennehmung von Tausenden. Diese Erfolge wurden errungen für die Sache der Freiheit, also auch für die Sache der Freiheit des Wortes und der Presse. Sie gehören dem heutigen Feste an, ihrer muß auf dem heutigen Feste gedacht werden! Diese Erfolge wurden errungen mit dem Blute vieler tapferer Vertheidiger der Freiheit überhaupt, also auch der Freiheit der Presse und des Worts. Solche Opfer sind die beredtesten Vertheidiger derselben. Darum muß man mit rührendem Danke ihrer erwähnen; darum darf man wohl mit Euerm großen Schiller ausrufen: »Auch die Todten sollen leben!" Rauschender Beifall und allgemeiner Ausruf, es leben die Polen! es leben die Vertheidiger der Freiheit! Die Rede dieses Polen, mit Enthusiasmus vorgetragen, rührte viele Anwesende zu Thränen. Alle begrüßten den Redner und die andern anwesenden Polen *). Die Rede machte um so mehr Eindruck, als sie durch einen Fremden in der deutschen Sprache vorgetragen wurde. Die Musik wurde aufgefordert das Lied zu spielen: „Noch ist Polen nicht verloren." Mit En- ________________________________________ *) Unter den anwesenden Polen waren auch Alex. Laski, Capitän der poln. Garde. — Prof. Klimascewski. — Prof. Zatwar. nicki. Der Offizier Tege und 6 andere polnische Offiziere. 17 thusiasmus sang es die Versammlung. Die Mauern des alten Klosters wiederhallten von diesem herrlichen Nationallied, das so viele Jahre in die Herzen der unterdrückten Polen Strahlen der Hoffnung sendete und in dem jüngsten heiligen Kampfe den Muth der Streiter, die dem Tode trotzten, kräftigte. Nach diesem Gesange nahm H. Grzymala noch einmal das Wort und sprach folgendes: „Polen ist noch nicht verloren": das wiederholen alle edle deutsche Herzen und alle civilisirte Völker, und unser unglückliches Vaterland würde nicht verloren gegangen seyn, wenn einige europäische Regierungen, während unseres Kampfes gesagt hätten, und das Wort mit der That bestätigt: Polen soll nicht verloren gehen, als Vollwerk der europäischen Freiheit und des politischen Gleichgewichts. Aber diese Regierungen haben uns einer unseligen Politik aufgeopfert.... und unsere Hoffnung stützt sich jetzt nur auf die brüderliche Sympathie der Nationen. Es lebe also die brüderliche Liebe und Einigkeit der Nationen! Es lebe die jetzt so nothwendige Einigkeit unter den deutschen Völkern, ohne welche niemals ein großer Zweck erreicht werden kann. (Allgemeiner Beifall und enthusiastischer Zuruf.) Hierauf erhob sich Studiosus Brüggemann und sprach: „Meine Herren! Nach dem so eben beifällig vernommenen Trinkspruche eines verehrten polnischen Gastes, würde die Vollendung der sich emporarbeitenden Welt-Erneuung dem Enthusiasmus der Jugend und namentlich der deutschen Jugend übertragen. Erlauben Sie mir, einem Mitgliede dieser Jugend, zuerst dem edlen Fremdlinge für ein so ehrendes Vertrauen zu danken, und dann einige Bemerkungen über das, was uns vielleicht mehr als jugendlicher Enthusiasmus nöthig ist, freimüthig beizufügen. Wohl ist die Jugend von einer heiligen Begeisterung für Volksfreiheit und Volkswürde entflammt: wohl ist sie bereit für das Höchste freudig alles Liebe und Theure zu opfern; aber das im blendenden Glanze des endlichen Zieles schwelgende Auge weist nicht den langen und beschwerlichen Weg im dunkeln Gestrüppe zu suchen, dem überströmenden Herzen ist die ruhige Klugheit fern, dem hoffnungstrunkenen Opfermuthe fehlt Ausdauer und männliche Festigkeit. — Die bewegte gährende Zeit verlangt vor Allem Männer, besonnene unbeugsame Männer, wie die der badischen Volkskammer. Baden ist jetzt der erste deutsche Staat mit Preßfreiheit. Solche Festigkeit thut uns Noth! Wir bedürfen Männer, welche das Volk retten, indem sie ihm Recht verschaffen, und so dem revolutionären Geiste die Waffe entreißen; Männer, welche die Regierung retten, indem sie dieselbe weise erleuchten. Meine Herren! verzeihen Sie die Unbescheidenheit, in solch unerfahrner Jugend meine Ansichten so offen vorzutragen. Vaterlandsliebe trieb mich; sie möge mich entschuldigen! Ich bringe also der ächten Männer-Art, dem besonnenen aber auch unbeugsamen Willen — und als einem der Repräsentanten solches Sinnes, dem all-verehrten Abgeordneten von Itzstein ein donnerndes Hoch! " Kräftig stimmten die Anwesenden in dieses Hoch ein. Hierauf brachte der Pole Zatwarnicki einen herzlichen Toast aus den deutschen Frauen, die mit ungeheucheltter, reiner Vaterlandsliebe und mit tiefem Gefühle für das Unglück seiner aus dem heißgeliebten Vaterlande verbannten Landsleute nach Kräften sorgten! Später ein Hoch! dem Lande (Kurhessen), dem einzigen in Deutschland, wo Niemand sich zum schmählichen Amte eines Censors hergeben wollte! Daß diese beiden Toaste in den Herzen aller Anwesenden den innigsten Anklang fanden, bedarf keiner Erwähnung. 19 hierauf nahm Prof. Eisenlohr aus Mannheim das Wort : „Den edlen Polen, durch deren beispiellos großartigen Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit, die in den Julitagen wiebergeborne deutsche Freiheit, Kraft und fröhliches Gedeihen erhielt, bringe ich ein herzliches Lebehoch! — Doppelt verpflichtet aber halte ich uns gegen diejenigen Polen, die verbannt von ihrem Vaterlande als Flüchtlinge in unsern heimathlichen Gauen durch ihrer Sitten edle Größe und Reinheit den Glauben an ächten Freiheitsmuth wieder erwecken; die dem Bürger, der durch den Druck früherer Zeit muthlos und niedergebeugt war, den Muth Wiedergaben, seine besseren Gefühle laut durch Wort und That auszusprechen, und in dieser Hinsicht sogar mehr wirkten, als selbst die Preßfreiheit. Sie leben hoch!" (Allgemeines enthusiastisches Hoch!) Dann sprach Dr. Eder aus Frankfurt: „Erlauben Sie mir, meine Herren, einen Toast auszubringen dem Tage des Bundes! Zwar ist das heutige Fest zunächst der freien Presse Badens gewidmet und in diesem Sinne haben wir bereits sowohl dem hochherzigen Fürsten, unter dessen Auspizien solche in's Leben trat, unsere aufrichtigste Verehrung gezollt, als den würdigen Vertretern des Landes, deren einsichtsvoller Beharrlichkeit es gelungen, jenes heiß ersehnte Gut zu erringen, unsern innigsten und herzlichsten Dank dargebracht. Indessen sind wir Alle, die aus nahen und fernen Gauen Deutschlands hieher geeilt, gewiß nicht nur von dem lebhaftesten Wunsche beseelt, daß der Badener glücklicheres Loos unsern übrigen deutschen Mitbürgern zu Theil werde, sondern es wohnet uns gewiß noch der ebenso feste Vorsatz bei, kräftigst dahin zu wirken, daß das angeborne und nie aufgegebene Recht der freien Gedankenmittheilung, der ihm willkührlich angelegten Fesseln überall entledigt werde. Indem wir uns aber von die 20 sem gemeinsamen Wunsche und Vorsalze durchdrungen fühlen, finden wir uns gerade hierdurch zu einem geistigen Bunde vereint, der den Feinden des Lichts und der Wahrheit widerstehen und früher oder später sein schönes Ziel erreichen wird. Möge daher der Tag dieses Bundes uns unvergeßlich und für unser deutsches Vaterland von segenreichen Folgen sein!" Dr. G. Strecker aus Mainz: „Für Einheit und Freiheit unseres großen herrlichen Vaterlandes höret Ihr theure Landsleute heute in diesen Festsälen feurige kräftige Worte mit inniger Theilnahme, — Worte, die nicht verloren gehen; denn sie entströmen dem heiligsten Gefühle, sie werden mit dem reinsten Gefühle vernommen, bewahret, verbreitet! Ihr kennet Alle dieses reine heilige Gefühl, es hat Euch ja hieher gerufen, so treu und innig Euch vereint; es spricht aus Euren Augen, es drückt sich aus in Eurer herzlichen, ächt deutschen Begrüßung, wenn Ihr den Gleichgesinnten selbst heute zum ersten Male hier sehet. O Freunde, theure Landsleute! bewahret und erhöhet dieses heilige Gefühl, ohne welches „Vaterland" nur ein leeres Wort ist, ohne welches Freiheit nimmer errungen wird, ohne welches geistige Einheit und Nationalität der verschiedenen deutschen Völkerstämme niemal unserm Vaterland zu Theil werden kann; bewahret, Freunde, und haltet hoch die Vaterlandsliebe! Sie ist ein vom Himmel in des Menschen Herz gepflanztes Gefühl, ein heiliges Feuer, das in uns lebt, nicht eigennützig nach Irdischem buhlt, kein zeitliches Vergängliches erstrebt, — sie will des Vaterlandes Heil, sie will des Volkes dauerndes Glück. Das ist ihr hohes, einziges Ziel! Sie ist das reine heilige Gefühl, welches Millionen in Einem enge vereint und keine Eifersucht kennt, das Gefühl, welches den Mann, den Jüngling,

Original: Deutsch

21 die Frauen zum höchsten Enthusiasmus befeuert, das nicht ängstlich fragt und zaudert, gilt es auch das größte Opfer für das Vaterland. Sie befeuerte unsere größten Männer der Geschichte in ihrem Wirken und Streben, sie weihte Helden dem Tode fürs Vaterland, sie trieb die freiheitsliebende polnische Nation zum Heldenkampf, die jetzt in ihren großartigen Trümmern in uns wieder neu die Vaterlandsliebe erweckt. Diese Vaterlandsliebe eint uns hier in dem herrlichen deutschen Gaue, sie eint Männer und Jünglinge hier aus verschiedenen deutschen Ländern, aus Polen und Griechenland; sie läßt uns vergessen, daß Aristokratie und Despotismus durch Grenzen und Sperren das treuste Volk, welches die kalte, falsche Politik in Staaten und Stäätchen zerstückelt, trennen will. Doch Vaterlandsliebe kennt diese Schranken nicht; der Preuße, mit dessen Mund sie hier begeisternd spricht, ist uns ein geliebter Deutscher, wie der Hesse und Badener; wir haben und kennen alle nur ein großes theures Vaterland; die Liebe diesem befeuert und treibt uns zum großen Ziele: Freiheit des Wortes und der Wahrheit, geistige Einheit, bürgerliche Freiheit, Nationalität. . Sie läßt sich nicht ersticken diese heilige Glut; sie greift weiter, wenn wir sie nicht selbst erlöschen lassen. Sie ist ein heiliges, gerechtes Gefühl! Darum gehet sie, geachtet vom Volke, verehrt von der deutschen Nation, im Lande umher, und tritt muthig und offen vor die Throne der Mächtigen, von welchen sie Nichts zu erbitten und Nichts zu erflehen hat, wohl aber mit vollem Rechte das erhalten muß, was dem treuen Volke Fürstenworte und Verheißungen der Könige für ihre Befreiung zugesichert haben. — Freunde, bewahret die heilige Flamme in Eurem Busen. Sie ist es, welche auch hier ächte Biedermänner, kräftige, muthige Jünglinge des deutschen Volkes und anderer durch sie verwandter Nationen in hoher Begeiste- 22 rung reden läßt. Bewahrt sie und lehret das Volk, daß ohne ächte, wahre aufopfernde Vaterlandsliebe Freiheit und Völkerglück nicht errungen werden, nicht dauernd blühen und gedeihen können. — Bewahret die heilige Glut, und stoßt mit mir an: auf die Vaterlandsliebe! ! " ( Allgemeine Zustimmung.) Darauf Dr. W. Schulz aus Darmstadt: „M. H. H. ! Sie kennen die prophetischen Worte, welche einst der kirchliche Reformator, J. Huß, gesprochen, als er zum Scheiterhaufen verdammt wurde: „ „Ihr bratet jetzt eine Gans, Doch bald wird kommen ein Schwan, Den werd't Ihr müssen ungebraten lan. " " M. H. H. ! Wir müssen uns gestehen — und cs wird durch Ministerial-Beschlüsse von da- und dorther und durch Bundes-Beschlüsse aus Frankfurt deutlich genug bewiesen, daß auch der badischen Preßfreiheit für die politische Reform vorerst nur eine ähnliche Rolle zugetheilt ist, als einem I. Huß für die Reform der Kirche. Zwar wird man nicht gerade auf den Einfall kommen, sie kurzer Hand abzuschlachten und zu braten, um sie sodann — nach herkömmlich diplomatischer Weise und mit allbekanntem Appetit — in Einer Bundestagssitzung zu verspeisen (Bravo, Bravissimo.'! lange Unterbrechung durch die verschiedensten Beifallsbezeugungen! ) ; denn man mögte doch noch gerade bemerkt haben, daß solch' schwere Kost etwas bitter anstoßen könnte ( Allgemeiner rauschender Beifall!). Allein immer mußte doch auch die badische Preßfreiheit schon bei ihrem ersten Ausfluge sich gefallen lassen, von allen Seiten gerupft und gezupft zu werden; bald mußte sie sich die Flügel verschneiden und bald den Schnabel zuhalten lassen. Doch bald wird kommen ein Schwan, den werden sie ungehudelt lassen, und wer 23 sich vermißt, ihn zu rupfen und zupfen, der hat sich selbst sein Schwanenlied gesungen. (Allgemein jubelndes Zujauchzen, Bravo! Bravo!!) Er heißt nicht: badische Preßfreiheit, nicht hessische Preßfreiheit, nicht würtembergische u. s. fort durch das ganze lange politische deutsche Alphabet, das bekanntlich acht und dreißig Buchstaben hat und doch nur bis zum O geht und zum W! (Bravo, Bravissimo!!). Er heißt auch nicht deutsche Preßfreiheit; selbst dieser Name wäre zu eng. Er heißt: Deutsche Volksfreiheit! — Also auf die Freiheit eines einigen, kräftigen deutschen Volkes!" Ein donnernder Jubelruf folgte diesem Toast! Ph. Schlinck aus Bensheim: „M. H.! Wie rühmlich, edel und jedes braven Mannes würdig es ist, aus allen Kräften und mit ganzer Seele hinzuwirken, daß jedem Volke durch vernünftige und zeitgemäße Gesetze seine Rechte und Pflichten klar vorgezeichnet, und unumstößlich gesichert werden, damit es Schutz finde gegen freche Anmaßung, Willkühr und Gewalt; ebenso rühmlich, edel und würdig ist es aber auch, wie früher schon unser allverehrter Gast, Hr. Geh. Rath Mittermaier ausgesprochen hat, die einmal errungenen Institutionen und Gesetze— mit Verachtung jeder Gunst oder Gefahr — zu schützen und zu verwahren gegen Mißbrauch, Willkühr und Gewalt, und würden diese Giganten sich auch in den weiten Mantel der Machtsprüche und Ordonnanzen zu hüllen suchen! In der in diesen Tagen in Rheinbaiern vorgekommenen, ebenso widerrechtlichen als gesetzlosen Arretirung des Georg Fein, Mitredakteurs der deutschen Tribüne (Bravo! Bravo!), haben wir einen traurigen Beleg gehabt, daß das bloße Dasein der Gesetze allein nicht schützt, wenn die Handhaber derselben sich nicht scheuen, 24 die heiligsten Bestimmungen mit Füßen zu treten (Ja wohl! Ja wohl!). Wir haben aber auch neben diesem Nachtstück der Gesetzlichkeit einen unerschrockenen Richter, einen würdigen, unbeugsamen Vertreter des Gesetzes in dem ganzen vollen Strahlenlichte eines Ehrenmannes glänzen sehen ( Allgemeines Beifallklatschen) ; indem er hervortat sein Gesetzbuch, dieses Palladium aller Völker! (Bravo, Bravissimo ! ! ! ) in der Hand und kühn vor aller Welt die Willkühr und Gesetzlosigkeit entlarvte ( Beifallklatschen!), wiedergebend dem gesetzwidrig Gefesselten seine volle Freiheit! Diesem edlen braven Manne, der so schön gehandelt, dem Hrn. Friedensrichter August Klein in Winnweiler! und Allen, die gleich ihm, die Gesetze schützen und aufrecht erhalten — allen Machtbefehlen und Ordonnanzen zum Trotz — ein lautes, donnerndes Lebehoch!" Mit dem höchstem Jubel stimmten Alle in dieses Lebehoch ein! Accesist Küchler aus Heidelberg sprach begeisterte Worte über die Nothwendigkeit den rechtswidrigen Beschränkungen, welche die freie Presse erleide, allen gesetzmäßigen Widerstand entgegenzusetzen. „Meine Herren! Wollen Sie mir es nicht für Unbescheidenheit auslegen, wenn ich, als Jüngling, es wage vor einer so würdigen Versammlung einige Worte zu sprechen. Die Gegenwart so ausgezeichneter Männer ermuthiget mich, die Gefühle, welche in der Brust der Jugend glühen, hier auszusprechen, und mit Freuden ergreife ich diese Gelegenheit, ihnen unseren Dank und unsere Bewunderung darzubringen, denen sowohl, die uns durch ihr Beispiel gelehrt haben, wie auf dem Wege des Gesetzes und des Friedens die höchsten Güter des Menschen 25 zu vertheidigen und wieder zu erringen seien, als auch denen, die uns in ihrem ewig denkwürdigen Kampfe gezeigt haben, wie man das Äußerste mit dem Äußersten abwehren, und muthig zum letzten Mittel, wenn kein anderes mehr verfangen will, greifen müsse, zum Schwerte (Halt! — Auf dem Wege des Gesetzes! nicht zu weit etc.!). — Auf dem Wege des Gesetzes wollen wir voranschreiten und nicht abweichen vom Gesetz. Aber wenn, wie uns noch nicht gar alte Beispiele lehren, das Gesetz gebrochen werden kann, und der Bürger angegriffen an seinem Heiligsten; M. H. ! was bleibt ihm da andres übrig, als Gebrauch zu machen von dem letzten Rechte der Nothwehr und Gewalt abzuwehren mit Gewalt? — Es ist dies freilich etwas Furchtbares und Entsetzliches; aber wohl uns, daß wir nicht in Furcht zu seyn brauchen, es werde zu diesem Äußersten kommen! Darum freudigen Dank aus begeistertem Herzen den würdigen Patrioten unseres Volkes, die uns so viel Herrliches errungen haben auf dem Wege des Gesetzes; aber nicht minder auch den kühnen Märtyrern der Freiheit, die nicht gezaudert haben Gut, Blut, Leben und Vaterland einzusetzen, da es der Vertheidigung ihrer höchsten Güter galt, die jetzt Alles verloren haben, bis auf die Ehre. Beider Beispiel hat mächtig auf die deutsche Jugend gewirkt, und wir hoffen zu Gott, daß sie einst sehen sollen, wenn wir eingetreten sind in die Reihen der thätig wirkenden Männer, daß ihre Worte und Thaten nicht spurlos an uns vorübergegangen sind, daß wir sie getreu in unserem Herzen ausgenommen haben, und mit Allem, was an uns ist bestreben werden, so herrlichen Vorbildern nachzukommen. M. H. ! Sollte ich vielleicht vorhin etwas gesprochen haben, das Ihre Mißbilligung verdient, so wollen Sie es dem Jüngling zu Gute halten, der noch nicht gelernt hat überwallende Gefühle in gemäßigte Worte einzukleiden, und der, wenn er sich vom Drange des 26 Herzens vielleicht zu weit fort reißen ließ, die Versammlung um Nachsicht und Verzeihung bittet. Der Grieche Georgios sprach mit südlichem Feuer: „Freuet Euch Hochherzige Deutsche! Euer Vaterland, Euer Volk hat zuerst, eingedenk seines hohen Berufes die Zivilisation der Welt zu befördern, Griechenland unterstützt im gerechten Kampfe für Freiheit. Deutsche waren es, die zuerst als Philhellenen mit den Waffen in der Hand den griechischen Boden betraten. Eure Fürsten und Stämme kämpften für uns im Rathe der Völker; Eure Brüder opferten uns Gut und Blut. Deutschland ist der Centralpunkt der Civilisation; Hellas durfte sich einst dessen rühmen. Ein geistiges Band umschlingt demnach schon längst beide Nationen. Es freut mich, daß beide Nationen auch bald physisch verbunden werden. Ein edler Fürstensohn aus deutschem Blute wird der König meines Volkes, und Hellas wird so Germania's Blutverwandte! Deutschland lebe hoch! Der Volksvertreter Winter ans Heidelberg: »Ich habe mir das Wort erbeten, um einen Toast auszubringen, in welchen alle Anwesende gewiß herzlich einstimmen werden. Großen und wärmsten Dank den Männern, welche zuerst den schönen und großen Gedanken das heutige Fest zu feiern gefaßt und mit so vieler Mühe als schönem Sinne ausgeführt haben! Danken wir ihnen, daß sie uns hieher gerufen, um mit ihnen zu feiern ein Fest der Preßfreiheit, die wir in Baden auf dem gesetzlichen Wege errungen haben; eine Freiheit, die ich als die Freiheit aller Freiheiten, als die Vitalfrage für das Wohl von ganz Deutschland, wie für jedes Volk ansehe; weßhalb ich auch glaube, daß — wollte man sie uns wieder entreißen — wir sie nicht nur mit Gut und Blut beschützen, sondern mit Mark und Knochen vertheidigen 27 müssen (Allgemeines Bravo, Bravissimo!!). Dank also jenen verehrten Männern nicht nur für die große Freude, die sie uns heute bereitet haben, sondern noch mehr für die durch dieses Fest begründete Hoffnung, daß es die Starken erfreuen, die Schwachen aber ermuthigen und stärken werde (Allgemeines Bravo!), und daß dieser herrliche Tag uns Alle, die wir hier versammelt sind, nun als ein geistiges Band umschlingen und so fortwirken werde für die Erfüllung des großen Wunsches: daß das ganze deutsche Volk endlich frei werde unter dem Gesetz, groß in seinen Gesinnungen, und stark durch seine Vaterlandsliebe! (Rauschender Beifall! Allgemeines öfter wiederholtes Bravo! Winter fährt nun fort und schließt mit folgendem Toast): In dieser Hoffnung jenen deutschen Männern den wärmsten Dank mit einem dreifachen Lebehoch! " Der Pole Grzymala erbat sich noch einmal das Wort und machte folgenden Vorschlag: »Da ich so viel in Süddeutschland gehört habe von den Verdiensten und bürgerlichem Eifer des Hrn. Deputirten Winter von Heidelberg, und daß er hauptsächlich viel beigetragen habe in der badischen Kammer zur Begründung der Preßfreiheit — so halte ich es angemessen, der Gesellschaft den Vorschlag zu machen — ein Lebehoch zur Ehre des ehrwürdigen, wahrhaft patriotischen Deputirten Winter auszubringen.« Mit größtem Enthusiasmus stimmte die ganze Gesellschaft diesem Vorschlage bei und brachte vielfaches Lebehoch! dem Deputirten Winter von Heidelberg. Später wurden noch mehrere andere Trinksprüche ausgebracht und fanden allgemeinen Anklang, z. B. der großen Germania, dem Lande des Biedersinns! — der Selbst- 28 ständigkeit der deutschen Nation, befreit von allem fremden Einflusse! u. s. f. Während des Mahles und zwischen den verschiedenen Toasten und Reden wurden nachstehende vier eigens für das Fest gedichtete Lieder, welche unter die Theilnehmer vor dem Beginne des Mahles vertheilt worden waren, gesungen. Dem Fest der freien Presse. Weinheim, am 1. April 1832. ___________________________ Preßfreiheit. Weise: Bekränzt mit Laub etc. Acht her! wie freundlich uns in diesen Räumen Ein Genius umkreist, Laßt, Freunde! hoch die Gläser überschäumen; Das Erste diesem Geist! — Dir, guter Geist! der mächtig uns durchdrungen Von dem die Seele glüht, Der ganze Völker durch viel' tausend Zungen In seinen Zauber zieht. Du schriebst mit Flammenschrift an jede Krone: „Erkennt! das Wort ist frei!" Und forderst kühn von deinem ew'gen Throne, Daß es in Wahrheit sei! Der Finsterniß, der Hölle schwarze Nächte Durchdringt dein Sonnenlicht, Und stets geführt von Wahrheit und dem Rechte, Bist du dir selbst Gericht! Dem Adler gleich schwebst über Millionen In lichten Höhen du, Und führst die Geister, die geschieden wohnen, Schnell allen Völkern zu! 29 Und wo die Unschuld weint, eilst du zu retten, Verfolgte birgt dein Schutz; Du bietest Freiheit gegen Sclavenketten, — Und frecher Willkür Trutz! — So! blühet uns und künftigem Geschlechte An deiner Hand noch Glück, Und durch der Gegenwart und Zukunft Nächte, Strahlt uns dein milder Blick! Drum! da so freundlich uns in diesen Räumen Der Genius umkreist, So lasset hoch die Gläser übersmäumen; Das Erste diesem Geist! _____________________________________ Weise: Heil unserm Bunde Heil etc. Heil! Leopolden! Heil! Dem edlen Fürsten Heil! Segen und Heil! Der durch Gesetzes-Kraft, Fern jeder Leidenschaft — Bürgerglück will und schafft! Segen und Heil! Heil auch den Männern Heil! Den Volksvertretern Heil! Segen und Heil! Die zu ganz Deutschlands Hort Muthig erkämpften dort Baden ein freies Wort! — All' Ihnen Heil! Ja! allen Edeln Heil! Dem ganzen Volke Heil! Segen und Heil! Das seiner Pflicht bewußt, Frei hebt die treue Brust Würdig der Götterlust, Frei durch Gesetz! 30 Heil auch dem edlen Trutz, Der dem Gesetze Schutz, — Rettung gewährt; Der, wenn das Recht gebeut, Fürs Recht den Tod nicht scheut, Sieghaft den Feind zerstreut Mit tapf'rem Schwert! Dreifach dem guten Geist, Der jetzt durch Deutschland kreist, Segen und Heil! Der in der Wahrheit Licht Uns mit Gesetz und Pflicht Freiheit zum Kranze flicht-------- Allen zum Heil! _________________ Das Lied vom freien Wort Weise: Wohlauf zum etc.. Zum Fest der freien Presse Zieh'n ihre Freunde aus, Und grüßend tritt der Hesse In seines Nachbars Haus. Glückauf! Ihr werthen Brüder, Glückauf! Ihr trugt davon Das höchste aller Güter Als schönsten Kampfeslohn. Euch ist geglückt, zu retten Den lang vergrabnen Hort, Ihr schluget ab die Ketten Vom frei geborenen Wort. Empor ist es gestiegen Aus dumpfer Kerkergruft, Und schlürft in vollen Zügen Des Himmels Frühlingsluft. 31 Es breitet aus die Schwingen Ein königlicher Aar, In blaue Luft zu dringen, So warm und sonnenklar, Zur Sonne aufzusteigen. Mit unverwandtem Blick Zur Erde sich zu neigen, Zu bringen Licht zurück. Wohl soll der Adler fliegen Durchs ganze deutsche Land, Die Eule zu bekriegen, Die ihn im Schlafe band. Sie kann sich nicht mehr schützen Vor seines Zornes Macht; Mit seinen Himmelsblitzen Durchdringt er selbst die Nacht. Es folget seinem Fluge Der Millionen Blick, Und bringet er vom Zuge Den Siegeskranz zurück, So sey'n mit tausend Kränzen Die Räume ausgeschmückt, So soll ein Fest erglänzen Wie's noch kein Aug' erblickt. ______________ Zuruf an die Freunde der Preßfreiheit. Weise: Vom hoh'n Olymp herab etc.. Nach hartem Kampf mit mächtigen Gewalten Erblüht der Welt ein frischer Mai, Das Lebensgut, das sie ihr vorenthalten, Das schwergedrückte Wort — ist frei! Wahret und schützet mit Leben und Blut Dieses so heilige Himmelsgut! Chor. Wahren und schützen mit Leben und Blut Wir dieß so heilige Himmelsgut! 32 Wie unveräußerlich auch eure Rechte Auf dieses Menschheits-Erbe sind; So kämpfen ewig doch die Herrschermächte Stark gegen dieses Himmelskind! Wahret und schützet etc. Chor. Wahren und schützen etc. Es schalle laut von vielen tausend Zungen, Daß sie ihr ew'ges Recht erkannt, Daß sie, vom Werth des freien Worts durchdrungen, Gewonnen sich ein Vaterland! Wahret und schützet etc.. Chor Wahren und schützen etc. Denn dort allein ist braver Männer Wohnen, Wo frei Gedanke, frei das Wort; Es pflanzt der Segen sich von Millionen Nur so! uns früchtetragend — fort! Wahret und schützet etc.. Chor. Wahren und schützen etc. So laßt in Muth und Eintracht nie uns wanken, Bleibt treu dem vaterländ'schen Heerd, Seid frei und wahr in Worten und Gedanken, Zeigt euch der ganzen Freiheit werth! Wahret und schützet etc. Chor. Wahren und schützen etc. Schlinck. ______________________ Spät am Abend schieden die Festgenossen unter freundschaftlichem Händedruck, preisend den Tag als einen der schönsten ihres Lebens, überzeugt, daß das heutige Fest nicht fruchtlos gewesen sein könne, mit dem Wunsche, daß es allen deutschen Gauen bald glücken möge, ein gleiches Fest zu feiern, und in der festen Hoffnung, daß bald kommen werde der Tag, wo wir vereint feiern: Deutsche Preßfreiheit.
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1832
Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
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1832
Georg Reichard
Heidelberg
1831 1834
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Objekt aus: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Der über 2000-jährigen Tradition des Weinbaus in Bad Dürkheim entsprechend, ist das Stadtmuseum in einem ehemaligen Weingut untergebracht. Auf über...

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