In Utrecht war Anthonis Mor (auch Moro) Schüler des Jan van Scorel (1495-1562). 1547 ließ er sich zunächst in Antwerpen nieder, arbeitete aber bald in Brüssel. Dort lernte er auf Vermittlung seines Gönners, des Kardinals Granvela, Kaiser Karl V. kennen und dessen Sohn Philipp, den späteren spanischen König. So wurde Mor Kammermaler und schuf zahlreiche höfische Porträts - wie etwa von Philipps Gemahlin Maria Tudor. In diesem Umkreis war Mor eine Zeit lang in Spanien tätig, floh aber als Protestant 1558 vor der Bedrohung durch die Inquisition. Nach Flandern zurückgekehrt, führte er dort weiter Aufträge für König Philipp II. aus. Seine Porträts, und auch das Koblenzer Gemälde, stellen eine Verbindung dar zwischen der "Maniera" der großen venezianischen Maler, vor allem von Tizian, und der flämischen Tradition. Anthonis Mor gilt als der Erfinder des spanischen Hofporträts, das später Alonso Sánchez Coello (um 1531-1588) und Diego Velásquez (1599-1660) weiterentwickelten.---------
In der Museumskartei wurde das Gemälde bislang als Porträt des Jacob de Moor (1538/39-1599) gedeutet. J. de Moor war als Chirurg in ´s-Hertogenbosch, Dordrecht und Antwerpen tätig. Ein sehr ähnliches Bildnis des Jacob de Moor (heute in Utrecht, Centraal Museum) ist wie dessen Gegenstück, das Bildnis seiner Gattin Elisabeth Ruysschenberg, auf 1576 datiert. Da der Maler Anthonis Mor 1576/77 starb, wurde nun die Koblenzer Variante, die den Arzt etwa im gleichen Alter zeigt, ebenfalls um 1576 datiert. (vgl. zuletzt C. Michaud/Kat. Slg. Lang 2005)
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Es ist auch unsicher (die Beweisführung steht letztendlich noch aus), ob das Koblenzer Porträt, wie jüngst vermutet, Philippe II. de Montmorency-Nivelle, Graf von Hoorn, Baron d’Altena (geb. zw. 1518 und 1526, gest. am 5.Juni 1568 in Brüssel) wiedergibt. Montmorency war niederländischer Admiral und Freiheitskämpfer aus dem gleichnamigen Geschlecht sowie Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies. Die hier vermutete Datierung des Gemäldes (1576) und die Lebensdaten Montmorencys (geköpft 1568) sind zudem nicht miteinander in Einklang zu bringen.