Josua und Kaleb, die leichtfüßig eine übergroße Weintraube am Stab zwischen sich tragen, sind Figuren des Alten Testaments. Im Buch Numeri wird berichtet, wie Moses sie auf Befehl Gottes während des Wüstenzugs der Israeliten als Kundschafter in das Land Kanaan aussandte, um dessen Beschaffenheit auszuspähen. Bei ihrer Rückkehr nach vierzig Tagen beschrieben sie Kanaan als das "Gelobte Land", in dem Milch und Honig fließen, und zeigten eine dort abgeschnittene Traube vor. Gerade in einem alten Weinbaugebiet wie dem Trierer Land musste dieser Bericht von der Riesentraube auf besondere Gegenliebe stoßen, richteten sich doch die Hoffnungen der Winzer bei ihrer schweren Arbeit in den steilen Weinbergen Jahr für Jahr auf die Einbringung einer reichen Ernte. Weintrauben, schwer und reif wie die aus Kanaan, begegnen uns hier über Jahrhunderte hinweg als Symbol der Fruchtbarkeit und des Überflusses.
Die Traube aus dem Land Kanaan hatte so bei der Entstehung dieses Gemäldes um 1700 längst eine zweite, christliche Bedeutungsschicht erlangt. Die beiden Männer mit der Weintraube an einer Stange wurden der Kreuztragung Christi gegenübergestellt. Die Traube symbolisierte den am Kreuz hängenden Christus. In einer weiteren Differenzierung galt der vordere Träger, der der Traube den Rücken zuwendet, als Vertreter des Judentums, der hintere, mit der Traube vor sich, als Vertreter des Christentums.
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