Das Gemälde des Ortes „Sant Lambrecht“, welches zu der Reihe der „Kurpfälzischen Ansichten“ gehört, entstand um das Jahr 1610. Es wird dem Frankenthaler Maler Anton Mirou (1578-ca.1627) zugeschrieben. Das Gemälde zeigt den Ort Lambrecht sowie das ehemalige Dominikanerkloster, in welchem ab 1568 durch Kurfürst Friedrich III. wallonische Glaubensflüchtlinge untergebracht waren. Die Darstellung insbesondere dieses Ortes könnte für Mirou eine besondere Bedeutung gehabt haben, da er und seine Familie selbst 1586 als Glaubensflüchtlinge calvinistischen Glaubens in den kurpfälzischen Ort Frankenthal kamen. Die auf diesem Gemälde im Vordergrund gezeigten wallonischen Flüchtlinge arbeiteten vorwiegend als Tuchmacher, welche hier grade ihre gefärbte Wolltuche zum Trocknen aufhängen. Ihre Zünfte waren straff organisiert und ihre Qualitätsansprüche außerordentlich hoch. Dies verhalf ihnen dazu, dass sie von den Kurfürsten privilegiert wurden und so dem Ort Lambrecht zu einem soliden Wohlstand verhalfen. Auch die Klosterkirche St. Lambrecht, welche hier zentral im Ort zu sehen ist, ist bis heute prägender Teil des Stadtbildes. Der Turm ist allerdings nicht mehr im Originalzustand erhalten. Die Perspektive auf den Ort im Tal ist von einer leichten Anhöhe aus, von Norden nach Süden, gerichtet. So wird ein Blick auf einen kleinen Ort hinter Lambrecht und auf die dahinter gelegenen Berge gewährt. (Ludger Tekampe/Ina Poehlmann)
Pfälz. Mus. 1922, S. 132. Abb. S. 131
Kat. StGSlgn Gräff, S. 59, Pf. Mus. 192, nach S.64 Domausstellung Nr. 248 (S. 36).
Leihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen
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