Westerwald (Höhr) um 1900
Steinzeug, grauer Scherben, mit Kobaltbemalung, in der Form gedreht, salzglasiert, - in Privatbesitz
Literatur:
Baumann, Mischler-Hoffmann "Euler" (1993)
Fries, "Kurrimurri, Erinnerungen an die Kannenbäcker in Höhr-Grenzhausen" (1993)
Zühlke, Dippold, Scheja, "Westerwälder Gebrauchsgeschirr von der Mitte des 19.Jh. bis in die 1960er jahre" (2008)
Kurz vor Beendigung dieses zweiten Teiles der beschreibenden Bestandsaufnahme kam das Museum in den Besitz einer Deckelschüssel, die, obwohl in traditioneller Technik hergestellt, doch als außergewöhnlich für ein Produkt des Westerwälder Steinzeugs angesehen werden kann.
Schüsseln in der gezeigten Art waren kein Massenartikel im Spektrum des Gebrauchsgeschirrs, aber trotzdem geläufig. Dass sie aber mir Deckel angeboten wurden, darf mit Recht als selten bezeichnet werden. Vielleicht handelt es sich hier sogar um eine einmalige Anfertigung. Auch in der umfangreichen, zweibändigen Forschungsarbeit des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg über Westerwälder Gebrauchsgeschirr findet sich keine vergleichbare Schüssel mit Deckel.
Die Form der Schüssel entspricht der bis dahin gängigen Form, wie sie sich für den Gebrauch anbietet und bis heute im Haushalt üblich ist. Der Rand ist von vorneher-ein zur Aufnahme eines Deckels ausgebildet.
Der Deckel ist leicht gewölbt und mit einem handlichen Knopf im Zentrum versehen. Anstelle der sonst üblichen ohrenähnlichen Henkel an den gegenüberliegenden Seiten sind zwei knopfähnliche Griffe montiert. Das ganzen Ensemble ist rein zweckentsprechend konzipiert, wie es auch heute noch aus den unterschiedlichsten Werkstoffen angeboten wird.
Die Einzigartigkeit dieser Deckelschüssel wird eindrucksvoll unterstrichen durch die elegante schwungvolle Bemalung die hauptsächlich auf dem Deckel (als die Schauseite) zur Geltung kommt. Die Raumaufteilung wiederspiegelt das Gefühl der ausführenden Person für harmonische Ausgeglichenheit. Wenn man bedenkt, dass der ungebrannte weiß-trockene Scherben die aufgebrachte Smalte sofort aufsaugt und keine nachträgliche Korrektur zulässt, kann man erst so recht das künstlerische Talent der ausführenden Person erfassen. In der Regel wurde die Blaumalerei von Frauen ausgeführt. Die Schüssel ist weder mit einer Signatur noch mit Jahreszahl versehen. Der Deckel ist restauriert.
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