# Dr. Sprater an Herrn Antz, 2.5.1934
[Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir](https://rlp.museum-digital.de/institution/102)
Sammlung: [Funde der Römischen Epoche](https://rlp.museum-digital.de/collection/715)
Sammlung: [Schriftgut - Briefe](https://rlp.museum-digital.de/collection/962)
Inventarnummer: 2022/0061/051/048
Beschreibung
Brief von Dr. Sprater an L. E. Antz vom 2.5.1934
Der Brief versteht sich als Erwiderung auf eine Veröffentlichung von Antz "Der entschleierte Brunoldesstuhl/Bergwerk, Observatorium und Heilig-
tum". Sprater wirft dem Autor eine phantasievolle, aber völlig falsche Interpretation der Ausgrabungsergebnisse am Brunholdisstuhl vor. Es handle sich nur um Propaganda, nicht um Wissenschaft.
Material/Technik
Papier / geschöpft, maschinenbeschrieben
Maße
Höhe: 29,8 cm, Breite: 21,0 cm, Seitenzahl: 2
## Abschrift
### Original: Deutsch
> Speyer, den 2.Mai 1934
> Herrn Civilingenieur L. E. Antz, Berlin-Friedenau, Stubenrauchstr. 55.
>
> Sehr geehrter Herr Antz!
>
> Aus Berlin wurde mir von der Notgemeinschaft der deutschen Wissen-
> schaft Ihr in der B.Z. am Mittag Nr. 94 vom 19.4.34 veröffentlichter Auf-
> satz: "Der entschleierte Brunoldesstuhl/Bergwerk, Observatorium und Heilig-
> tum" sowie die Nr. 16 der Illustrierten Zeitung mit der Versuch einer Re- konstruktion der Felsenanlage nebst kurzem Text mit Bemerken,die Notge-
> meinschaft möchte mit offensichtlich phantastischen Deutungen nicht in
> Zusammenhang gebracht werden, zur Aeusserung zugeschickt.
>
> Als wissenschaftlicher Leiter der Ausgrabungen fühle ich mich ver-
> pflichtet, auch Ihnen meine Stellungnahme in dieser Angelegenheit mitzu-
> teilen.
>
> Zu Abschnitt 1 und 2. Zu Ihren geheimnisvollen Urkunden und Fest-
> stellungen kann die Fachwissenschaft nicht Stellung nehmen, solange Sie
> dieselben nicht veröffentlicht haben. Auf Grund Ihrer weiteren Veröffent-
> lichung wird man aber in weiten Kreisen Ihren Ausführungen mit grossem
> Misstrauen gegenüber stehen.
>
> Zu Abschmitt 3. Eine bis zu 2o m Höhe aufstrebende mächtige Felsen-
> halle ist nicht vorhanden. Holzkohlen wurden nur in ganz geringer Menge
> besonders in einer dünnen Kulturschicht gefunden, die eine Broncenadel
> aus der Zeit um 1ooo v. Chr. enthielt und mit der Felsenanlage nicht das
> geringste zu tum hat. Ihre Angabe, dass sich hier römische und mittelal-
> terliche Gefässtrümmer fanden, entspricht nicht der Wahrheit. Es fand sich
> nur ein datierbares Gefässbodenstück aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. Eben-
> so unzutreffend ist ihre Behauptung, dass sich ausgeglühte Eisenteile
> fanden. Es fanden sich nur verrostete Eisenwerkzeuge und zwar Eisenkeile,Eisenhammer, Zweispitz und ein Waldmesser. Dass es fast ausschliesslich Steinbruchwerkzeuge sind, verschweigen Sie, on mit oder ohne Wissen ent-
> zieht sich meiner Kenntnis. Wie Ihre Vorraussetzungen so sind auch Ihre Schlussfolgerungen falsch. Das bisherige Ergebnis der Grabung hat meine
> Annahme, dass es sich um einen römisch-germanischen Steinbruch handelt,
> in vollem Umfang bestätigt. Für Ihre Annahme, die Felsen seien zu Kult-
> zwecken bearbeitet worden, hat die Grabung nicht die geringste Bestäti-
> gung gebracht. Alles was Sie in früheren Briefen an mich als technisch
> unmöglich erklärten, wurde durch die Grabung als richtig erwiesen. Von
> irgend einer gewaltsamen Zerstörung hat die Grabung nicht die geringste
> Spur ergeben. Verschieden Anzeichen sprechen vielmehr dafür, dass der
> Steinbruch in der Zeit des grossen Alemanneneinfalles um das Jahr 26o
> n. Chr. verlassen wurde. Fachleute, welche antike Steinbrüche in den Mittelmeerländern vom Augenschein kennen, haben mir die Uebereinstim-
> mung bestätigt.
>
> Zu Abschmitt 4. Für Ihre Behauptung, man hätte im 3.Jahrhundert dem
> Brunholdisstuhl Architekturstücke zur Befstigung der Rheinkastelle ent-
> nommen, fehlt jeder Beweis. Vor allem hätten Sie den Nachweis zu führen,
> wo es Rheinkastelle des 3.Jahrhunderts gibt. Der Wissenschaft ist es
> jedenfalls noch nicht gelungen, solche festzustellen. Es fehlt auch jeder
> Anhaltspunkt für Ihre Behauptung, dass man dem Brunholdisstuhl Architek-
> turstücke entnommen hätte. Bei den Ausgrabungen wurde nur zahlreiche z.T
> sehr grosse Quadern und ein unfertiges Kapitäl, lauter Dinge wie sie in Steinbrüchen ligen bleiben, gefunden, dagegen kein einziges fertiges Ar- chitekturstück. Weite Kreise, die mir früher nicht glauben wollten, haben
> sich jetzt zu der Auffassung bekehrt, dass es sich bei dem Brunholdis-
> stuhl um einen Steinbruch handelt. Es ist nicht wahr, dass sich an dem Brunholdisstuhl in den letzten Tagen Spuren gefunden haben, dass im Berg-
> innern Hohlräume vorhanden sind. Unverantwortlich ist es, diese nicht er-
> wiesenen Hohlräume auch noch in Verbindung mit römischen Kupferbergwerke
> zu bringen. Kupfervorkommen an dieser Stelle ist, das hätte Ihnen jeder
> Geologe sagen können, vollständig ausgeschlossen. Dass Felszeichnungen
> und Inschriften Beziehungen zum Bergbau ergeben, ist absolut unzutref-
> fend. Ebenso fehlt jeder Anhaltspunkt dafür, dass Bad-Dürkheim der Sitz
> einer römischen Bergbaudirektion war. Kein Philologe wird Ihnen zu-
> stimmen, dass der Name Brunold von Bronze abzuleiten ist, ganz abgesehen
> davon, dass der Brunoldesstuhl der Dürkheimer Grenzbeschreibung gar nicht
> mit unserer Ausgrabungsstätte identisch ist sondern vie weiter südlich
> lag. Für einen vorrömischen Kupferbergbau in der Pfalz fehlt jeder Be-
> weis. Römischen Kupferbergbau bei Göllheim habe ich selbst erstmalig ver- öffentlicht.
>
> Zu Abschnitt 5. Zu dem letzten Abschnitt habe ich zu bemerken, dass
> ich mich als Leiter der Ausgrabungen noch nie bemüht habe, am Brunholdis-
> stuhl einen Eingang ins Berginnere zu finden. In Ihren früheren Briefen
> an mich, haben Sie prophezeit, dass wir Höhle und Mithrasbild unter dem
> einen Sonnenrad mit Stab finden würden. Nachdem diese Felswand bis auf
> die Sohle freigelegt ist, und Ihre Prophezeiungen sich nicht erfüllt
> haben, verlegen Sie nunmehr Höhle und Mithrasbild in die Mitte des Stein-
> bruchs. Wenn sie auch da nicht gefunden werden, werden Sie um einen dritten
> Platz sicher auch nicht verlegen sein.
>
> Es ergibt sich also, dass Ihre Aufstellungen in keiner Weise dem
> wirklichen Ergebnis der Ausgrabungen entsprechen. Was jedoch die Aus-
> grabungen in Wirklichkeit ergen haben, verschweigen Sie.
>
> Bei unserm letzten Zusammensein in Berlin sagten Sie mir, wenn man
> Propaganda machen wolle, brauche man es mit der Wahrheit nicht so genau
> zu nehmen. Von dem diesem Grundsatz haben Sie in Ihrer Veröffentlichung
> weigehendsten Gebrauch gemacht. Mit Wissenschaft hat dies aber nicht das
> Mindeste zu tun.
>
> Die Bedeutung des Brunholdisstuhles insbesondere auch durch die
> Beziehungen zu einem dort geübten altgermanischen Sonnenkult ist so gross,
> dass sie nicht das Hilfsmittel der Unwahrheit bedarf,um in der Wissen-
> schaft die ihr gebührende Beachtung zu erringen.
>
> Mit deutschem Gruss und Heil Hitler
> gez: Dr.Fr. Sprater.
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- Abgeschickt ...
+ wer: [Friedrich Sprater (1884-1952)](https://rlp.museum-digital.de/people/190704)
+ wann: 02.05.1934
+ wo: [Speyer](https://rlp.museum-digital.de/oak?ort_id=550)
## Bezug zu Orten oder Plätzen
- [Bad Dürkheim](https://rlp.museum-digital.de/oak?ort_id=573)
- [Kriemhildenstuhl](https://rlp.museum-digital.de/oak?ort_id=69495)
## Links/Dokumente
- [Antwortschreiben von Antz](https://rlp.museum-digital.de/object/117411)
## Schlagworte
- [Ausgrabung](https://rlp.museum-digital.de/tag/1230)
- [Brief](https://rlp.museum-digital.de/tag/148)
- [Fehlurteil](https://rlp.museum-digital.de/tag/81768)
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Stand der Information: 2023-10-05 23:58:44
[CC BY-NC-SA @ Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/resources/documents/202307/26102422025.pdf