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Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Museum Schriftgut - Zeitschriften, Hefte Vereine [2023/1039]
Altehrwürdiger Verein mit vielfältigem Leben (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir / Gerhard Nilz (CC BY-NC-SA)
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Altehrwürdiger Verein mit vielfältigem Leben

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Beschreibung

Der Artikel der "Rheinpfalz" von Katharina Schlegel beschreibt ausführlich die Geschichte der Museumsgesellschaft Bad Dürkheim, beginnend mit der Gründung der Lesegesellschfaft 1808, der Pollichia 1840, des Altertumsvereins 1872 bis zu den heutigen historischen und naturwissenschaftlichen Museen und den Aktivitäten rund um das römische Weingut den Naturschutz.

Ergänzt wird der Bericht durch Fotos zweier Porzellanfiguren aus der Weinbauabteilung, dem Gründerehepaar Sophie und Carl Catoir, einer Zeichnung des Innenhofes des Hauses Catoir (heute Sitz des Heimatmuseums), einem Medaillon mit Ansicht von "Türckheim" (um 1450), sowie des Einladungsschreibens zur Eröffnung der Jubiläumsausstellung.

Material/Technik

Papier / geschöpft, bedruckt

Maße

Höhe: 31,5 cm, Breite: 34,8 cm

Abschrift

Original: Deutsch

Die Rheinpfalz - Nr. 295 Palatina Samstag, 20. Dezember 1997 Altehrwürdiger Verein mit vielfältigem Leben Die Museumsgesellschaft Bad Dürkheim wird 125 Jahre alt: Ein Rundgang auf den Spuren der Gründer und ein Blick auf die Arbeit von heute Von Katharina Schlegel Begleiten Sie mich doch einfach auf einen Rundgang, schlägt Heinz Reichardt vor. Der Vor- sitzende der Museumsgesellschaft Bad Dürkheim, die in diesem Jahr ihr 125jähriges Jubiläum feiert, möchte sich nicht auf die Wirkung trockener Worte verlassen, wenn es darum geht, die Vielfalt und Lebendigkeit seines Vereins darzustellen. Die erste Station soll an Danke- schönessen für die Geschichtswerk- statt sein. Da treffen sich zehn ge- schichtsbegeisterte Laien, zwischen 16 und 75 Jahren alt, die in Zusammenar- beit mit Museumsleiter Wolfgang Knapp seit 1990 jährlich bis zu fünf Sonderausstellungen im Heimatmu- seum organisieren. Seither sind die Be- sucherzahlen für das sogenannte Haus Catoir sprunghaft angestiegen. Fast 3000 Bürger und Gäste der Stadt sahen allein die Dokumentation der Zerstö- rungen 1945. Gemeinsam mit enga- gierten Schülern sind die Werkstattler 1996 Spuren jüdischer Kultur in der Umgebung nachgegangen. Präsenta- tionen von Emaille und Reiseandenken rückten volkskundliche Themen in den Mittelpunkt. Und immer wieder ergaben nch neue Zugänge zur Stadt- geschichte. Aus Anlaß der diesjährigen Aufarbeitung der Solbadgeschichte zog das Heimatmuseum mit einem Teil seiner umfangreichen Ausstellung sogar mitten ins Foyer des Kurzen- trums. Mit der jüngsten, gerade eröffneten Präsentation unter dem Titel "Sam- meln - Sichern - Ausstellen" sind die zehn aus der Geschichtswerkstatt im Jubilä- umsjahr nun der eigenen Vereinsge- schichte nachgegangen. Die reicht zu- rück bis zum Beginn des 19. Jahrhun- derts. Im Dezember des Jahres 1808 gründeten Dürkhetmer Bürger eine Le- segesellschaft. "Bücher waren damals sehr teuer", erklärt Heinz Reichardt. "Das aufkommende Bürgertum mit sei- nem Wissensdurst hat sich deshalb zu- sammengeschlosssen, gemeinsam ge- kauft und dann ausgetauscht." Zu finden ist die dabei entstandene und inzwischen nach dem Dürkheimer Stifterehepaar Schlarb benannte Biblio- thek heute tm Haus der Jugend. Dessen Lebendigkeit tönt bis hinauf unters Dach, wo Liselotte Setzer und Gertrud Braun die ihnen anvertrauien Bücher- schätze sehr gewissenhaft hegen und pflegen. Benutze kommen eher selten, denn im Grunde ist die akribisch geord- nete Sammlung der mehr als 4000 Titel selbst an Exponat fürs Museum. Was haben die Leute damals gelesen? Wel- che Themen waren Schwerpunkte des Interesses?. "Bis etwa zum Jahr 1900 wurde systematisch zugekauft", meint Reichardt. Die vielen Reisebücher zum Beispiel verraten ein starkes Bedürfnis, über den eigenen Tellerrand hinauszu- schauen. Auch das Archiv des Heimatmuse- ums ist dort oben untergebracht, fein säuberlich inventarisiert und in bunten Mappen geordnet von Ernst Schlack, ei- ehemaligen Prokuristen der BASF. Aber streng nach Chronologie betrach- tet ist der Altertumsverein, der 1872 mitsamt dem Heimatmuseum gegrün- det wurde und damit als älteste örtliche Einrichtung dieser Art in der Pfalz gilt, noch gar nicht an der Reihe. Ins Leben gerufen wurde zunächst nämlich 1840 die Pollichia, ein natur- wissenschaftlicher Verein. Initiator war der Deidesheimer Arzt und Bota- niker Carl Heinrich Schultz. Die Mit- glieder widmeten sich allerdings nicht nur der Naturkunde, sondern auch der Vor- und Frühgeschichte und legten entsprechende Sammlungen an. Un- tergebracht wurde alles im ersten Stock des damaligen Stadthauses, dem heutigen Kurhaus. Einen Eindruck des reizvollen "Sammelsuriums", das dort zusammenfand, vermittelt die aktuelle Sonderausstellung: Tonscherben und historisches Weinbaugerät ruhen ne- ben präparierten Vögeln und anatomi- schen Menschenpräparaten, in denen Museumsleiter Knapp Vorstufen der Mannheimer "Körperwelten" erkennt. Je großzügiger die Dürkhamer Bür- ger Exponate spendeten, desto enger wurde es, und um so deutlicher wuchs der Wunsch nach einer eigenständigen kulturgeschichtlichen Sammlung. Als dann in der Umgebung ganz merk- würdige Steine gefunden wurden, die in ihrer Form an die charakteristische Kopfbedeckung Napoleons (daher da Name "Napoleonshüte") erinnerten und sich als eisenzeitliche Getreide- mahsteine entpuppten, gab es für die Freunde um Apotheker Hugo Bischoff und Weingutbesitzer Carl Catoir kein Halten mehr. "Die Gründerjahre da- mals waren ja eine Zeit allgemeiner Modernisierung", merkt Reichardt an. "Und gerade da gründen junge, am Überlieferten interessierte und fort- schrittlich gesinnte Dürkheimer einen Altertumsverein." Sie seien alle keine Historiker oder Archäologen gewesen, sondern gebildete Bürger, die sich für die Kultur und Geschichte ihrer enge- ren Heimat begeisterten. Reichardts Finger gleitet über die Liste mit den Namen derer, die heute im Verein Ver- antwortung tragen. "Eigentlich ist das bis heute so geblieben. Beruflich kom- men die Leute überall her, nur nicht vom Fach." Eine Ausnahme bildet als professio- neller Denkmalschützer Helmut Bern- hard, der dem Verein als stellvertre- tender Vorsitzender zur Verfügung steht. In enger Abstimmung mit sei- nem Speyerer Amt für Denkmalpflege wurden im Rahmen einer Flurbereini- gung auf dem Ungsteiner Weilberg 1981/82 die Grundrisse eines römi- schen Weingutes freigelegt. Genau dort, wo vor 100 Jahren der im Alter- tumsverein aktive Heimatforscher Christian Mehlis erste römische Mau- erzüge entdeckte! Treibende Kraft hinter den privaten Initiativen, die in dem Dürkheimer Stadtteil lebendig wurden, als das staatliche Geld nicht mehr reichte, ist jedoch Fritz Schumann, Leiter der Staatlichen Lehr- und Forschungsan- stalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau in Neustadt. Inzwischen sind Herren- wie Kelterhaus auf der Anhöhe weithin sichtbar und Mittel- punkt einer blühenden römischen Kul- tur, die alljährlich sogar einen original fußgetretenen Wein produziert. Selbst Dieter Raudszus, der Vorsit- zende der Ortsgruppe der Pollichia, mit der sich der Altertumsverein bei der Neugründung 1949 zur Museums- gesellschaft wieder zusammenge- schlossen hat, entwickelte sein Exper- tentum in Sachen Natur- und Umwelt- schutz gewissermaßen als Hobby. Die ursprüngliche naturkundliche Samm- lung in inzwischen in die Obhut des ei- genständigen Pfalzmuseums für Na- turkunde übergeben worden. Die Pol- lichianer konzentrieren sich ganz auf die ökologisch vorbildliche Pflege und Bewirtschaftung der vereinseigenen Grundstücke, die wissenschaftliche Er- fassung der dort lebenden Pflanzen und Tiere sowie eine langfristig ange- legte Öffentlichkeitsarbeit und Um- welterziehung. Von ihrer Begeisterung lassen sich immer wieder auch Men- schen außerhalb des Vereins an- stecken: die Schüler der Valentin- Ostertag Schule zum Beispiel, deren Schulleiter Raudzsus ist. Exkursions- teilnehmer oder die Weinbauer der Dürkheimer Lebenshilfe. Zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt die interna- tional bedeutende "Henry Ford Eur- opean Conservation Award", belegen, wie lebendig auch dieser Zweig der alt- ehrwürdigen Museumsgesellschaft ar- beitet und zu höchst aktuellen Diskus- sionen beiträgt. Zwei Figuren (um 1800) aus der Wein- bauabteilung des Heimatmuseums Sophie und Carl Catoir im Jahr 1899: Der Dürkheimcr Weingutbesitzer Catoir gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Altertumsvereins. Der Innenhof des Hauses Catoir, gezeichnet von Helmut Augeneder. Hier hat das Heimatmuseum seine Heimat gefunden. "Türckheim" auf einem Medaillon Um 145O. —FOTOS ARCHIV MUSEUM

Links/Dokumente

Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Objekt aus: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

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