# Richtlinien für Anlage und Führung von städtischen Sammlungen, 11.9.1930
[Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir](https://rlp.museum-digital.de/institution/102)
Sammlung: [Museum](https://rlp.museum-digital.de/collection/651)
Sammlung: [Schriftgut - Amtsdrucksachen](https://rlp.museum-digital.de/collection/748)
Inventarnummer: 2023/0966
Beschreibung
Richtlinien für Anlage und Führung von städtischen Sammlungen, definiert vom Bayerischen Städtebund.
Behandelt werden folgende Themen:
- Wozu ein städtisches Museum?
- Programm eines städtischen Museums
- Die darstellende Aufgabe
- Vor- und Frühgeschichte
- Stadtgeschichte
- Kulturelle Leistungen
- Kulturgeschichte
- Naturgeschichtliche Grundlagen
- Die pädagogische Aufgabe
- Die wissenschaftliche Aufgabe (Kartei, Photothek, Platten- und Klischeearchiv, Münz- und graphisches Kabinett)
- Durchführung
- Materialsammlung
- Räumlichkeiten
- Leitung des Museums
- Etat
- Personal
- Gebühren
- Beratung in Fragen der städtischen Museen
- Zusammenschluss der städtischen und Vereins-Museen
Material/Technik
Papier / geschöpft, maschinenbeschrieben
Maße
Höhe: 29,5 cm, Breite: 21,0 cm, Seitenzahl: 8
## Abschrift
### Original: Deutsch
> Nr. 1481
> Geschäftsstelle des Bayerischen Städtebundes
>
> München, den 11. September 1930
>
> An
> sämtliche Mitgliedstädte
> u. Herren Hauptausschussmitglieder
>
> Betreff: Richtlinien für Anlage uni Führung von
> städtischen Sammlungen.
>
> Bei der ersten Tagung unseres neuen Hauptausschusses in
> Augsburg wurde unter anderem auch das städtische Maximilians-
> museum besichtigt. Bei dieser Gelegenheit hielt der Leiter
> dieser Sammlung, Herr Kustos Ohlenroth einen Vortrag, der
> wegen seines allgemeinen Inhalts auch für die städtischen
> Sammlungen in anderen Städten sehr wertvoll ist. Einem
> Wunsche der Besichtigungsteilnehmer entsprechend wurde der
> Vortraq in schriftliche Form gebracht und wird hiemit allen
> Städten und Hauptausschussmitgliedern zugestellt, da das
> Maximiliansmuseum in seiner neuen Ausgestaltung als vorbild-
> lich für die Anlage ähnlicher Heimatmuseen erkannt wurde.
> Knorr,
> Oberbürgermeister
>
> Allgemeine Richtlinien für die Anlage und Führung
> städtischer Museen.
>
> Wozu ein städtisches Museum?
> 1. Als gallgemeine Sehenswürdigkeit zählt ein Museum zu den
> der städtischen Repräsentation dienenden Einrichtungen.
> Je nach der Qualität seines Inhalts und noch mehr der Ge-
> diegenheit und Durchdachtheit seiner Raumgestaltung ist
> es neben dem Stadtbild selbst der wichtigste Faktor für
> Verkehrswerbung und Dienst am Fremden. Der Fremde pflegt
> Umfang und Bedeutung der städtischen Sammlungen mit der
> geschichtlichen Bedeutung der Stadt schlechthin zu iden-
> tifizieren.
>
> 2. Für die Stadt selbst dient, ein Museum allgemein der Le-
> bendigmachung des Begriffs Heimat -Heimatstadt mit greif-
> baren Gegenständen und damit einer Stärkung des Heimatge-
> fühls und Bürgersinns. Diese Folge der Museumspflege als
> Teil der Heimatpflege ist ein wichtiges Gegenmittel gegen
> die geistige Entwurzelung und Haltlosigkeit der Massen
> als Folge der Verstädterung und Industrialisierung.
>
> 3. Als Anschauungs- und Lehrmittel im engeren Sinne für die
> Schüler und damit als wichtigster Gegenstand des heimat-
> kundlichen und geschichtlichen Unterrichts ist ein Museum
> unentbehrlich.
>
> 4. Als einzige Forschungsstelle für die Geschichte der Stadt -
> daneben kommt höchstens das Archiv in Frage - und als
> Sammelpunkt aller sich mit Werden und Entwickelung der
> Stadt beschäftigenden Forschung von Vereinen, Gelehrten und
> Privaten wird es durch kein anderes Institut ersetzt, das auch
> nur befähigt wäre, diese wichtige Aufgabe zu leisten. Z.B.
> gibt es in ganz Bayern keine Stelle, an der irgendwie syste-
> matisch die Pläne und Ansichten der bayer. Städte auf eine ge-
> wisse Vollständigkeit gebracht wären. Hier kann nur jede Stadt
> für sich selbst eingreifen durch systematische Museumsarbeit.
>
> Programm eines städtischen Museums.
> Völlig abwegig wäre es, wenn eine Stadt, sei es auf Grund
> persönlicher Liebhaberei massgebender Persönlichkeiten, sei es
> verführt durch - geschäftlich betrachtet - günstige Erwerbsmög-
> lichkeiten, eine Sammlung aufziehen würde, die mit ihrer Ge-
> schichte und ihrem Sein nicht enger verknüpft ist. Solche Samm-
> lungen - auch diejenigen allgemeiner moderner Kunst - können erst
> in allerletzter Linie in der heutigen Finanznot verantwortet
> werden.
> Das Programm eines städtischen Museums kann vielmehr nur
> die allgemein verständliche Darstellung der Heimat in ihren
> Grundlagen, ihrem Werden und ihrem Sein bis auf heute bilden.
>
> Unter Heimat kann die Stadt allein, oder je nach ihrer
> engeren Verbundenheit damit der Bezirk, oder eine weitere Land-
> schaft verstanden werden, deren führendes Haupt die Stadt heute
> noch ist. Der wichtigste Sinn der Darstellung ist, das Heutige
> aus den Stufen seines Werdens und das Alte aus dem Gewordenen
> verständlich und damit beides für das schaffende Leben nutzbar
> zu machen.
>
> Die darstellende Aufgabe.
> Die Darstellungen des Museums gliedern sich in einzelne
> Abteilungen. Deren Zahl und Breite richtet sich natürlich nach
> den dafür vorhandenen Einzelgegenständen und diese gruppieren
> sich jeweils sinn- und entwickelungsgemäss.
>
> Die Durchführung einer sinngemässen Abfolge der Abteilung-
> gen wird sich in dem Masse mit Schaubildern, Statistiken und
> ausstellungsartiger Aufmachung helfen können, je mehr der Man-
> gel oder die Bedeutungslosigkeit der Originalmaterialien zu
> dieser Art der Lösung zwingen.
>
> Durch Erwerbungen kann aber - gerade auch durch das Museum
> selbst erleichtert - oft in kurzer Frist dieses mehr pädagogisch-
> ausstellungsmässige Gesicht eines Museums in das gewohnte von
> Sammlungen wertvoller Originale umgestellt werden.
>
> Für jede Stadt aber - ohne Ausnahme, und gleich welchen Um-
> fangs und welcher Vergangenheit - besteht die Möglichkeit und
> damit die Pflicht, ein Muscum einzurichten.
>
> Gliederung der Darstellung:
> Beispiel: Im einzelnen können natürlich alle Abteilungen
> noch weitgehend gegliedert werden, sodass je nach den lokalen
> Verhältnissen die folgende Gliederung die Grundlage für 2-3
> getrennte Sammlungen geben kann.
>
> Vor- und_Frühgeschichte:
> Die Dokumente und Uebersichten der Besiedelung der Heimat
> in den Zeiten vor der Stadtgründung: Funde, Modelle,
> Pläne, Karten. Damit geht die systematische Sammlung und
> Beobachtung von Fundtatsachen im Sammelgebiet und die Füh-
> rung der archäologischen Karte Hand in Hand.
>
> Stadtgeschichte:
> Entwickelung des Stadtbildes von der Gründung bis heute.
> Einzelne Bauten und Strassenbilder.
> Besondere Ereignisse der Stadtgeschichte.
> Hervorragende Persönlichkeiten des Stadtregiments und
> öffentliehen Lebens.
> Grundlagen und Entwickelung der Wirtschaft, Anfänge der
> Industrie.
> Besondere Rechte der Stadt, Dokumente der Stadthoheit-
> zünfte, Gesellschaften und Organisationen,
> Familien- und Personengeschichte.
>
> Kulturelle Leistungen:
> Bildende Kunst: Maler, Bildhauer, Kupferstecher,
> Handwerk: Goldschmiede, Uhrmacher, Instrumentenmacher,
> Waffen- und Messerschmiede, Kuperschmiede und Gelbgiesser
> Zinngiesser, Hafner und Kachelmacher, Fayence- Porzellan-
> Steinzeugfabriken, Textilhandwerk, Heimarbeit.
>
> Kulturqeschichte:
> Sitte, Tracht, Volksgebräuche, ausgestorbenes und aus-
> sterbendes Gobrauchsgut.
> Siedlungsformen, Volks- und Bauernkunst.
>
> Naturgeschichtliche Grundlagen:
>
> Geologie: Das Werden des Heimatbodens in den vomensch-
> lichen Zeitaltern.
> Paläontologie (Die ausgestorbene und lebende Fauna und
> Zoologie, Botanik) (Flora d. Heimat mit biologischen Gruppen)
>
> Die pädagogische Aufgabe
> eines Museums ist die Verbreitung heimatkundlicher Kenntnisse
> und die Hebung des Bildungsstandes auf allen das Museum berüh-
> renden Gebieten durch systematische Bildungsarbeit am Erwach-
> senen und an den Schulen. Sie erfolgt in Form von Vorträgen,
> Führungen, Wanderungen in die Umgebung allgemein verständli-
> cher Art mit Themen, die der obigen Gliederung entsprechen.
> Darneben ist erwünschenswert für einen engeren Kreis von Per-
> sonen speziellere ins einzelne gehende Kurse und Vortragsfol-
> gen auch mit allgemeineren Themen einzurichten. Die pädagogi-
> sche Aufgabe ist nicht nur den Heimatbegriff zu verlebendigen
> und zu vertiefen, sondern die Heimat auch in den Gesichtskreis
> des grösseren Weltbildes an sich zu stellen.
>
> Die wissenschaftliche Aufgabe
> des Museums ist, alle Quellen der Heimatkunde als Grundlage
> der gesamten Darste!lung und Erziehungsarbeit zu erschliessen.
>
> Kartei: Alle bisher erschienenen Quellen werden dazu ebenso
> aufgearbeitet und verzettelt wie auswärtige Sammlungen.
> Jede Notiz - beispielsweise über das Werk eines Künst-
> lers der Stadt oder über irgend einen Bürger derselben
> wird jeweils auf Karteizetteln registriert und einer,
> nach bestimmten Abteilungen - wie die Sammlung - geord-
> neten Kartei einverleibt. Auf mehrere Abteilungen be-
> züglichen Notizen werden mehrfach eingestellt.
>
> Photothek: Diese Kartei wird ergänzt durch systematische Auf-
> nahme aller für städtischen Besitz oder Erwerbung un-
> erreichbaren Gegenstände, Urkunden, Bilder etc. Diese
> Photothek entspricht ihrer Gliederung nach Kartei und
> Sammlung.
>
> Platten- und Klischeearchiv: Angegliedert ist ihr ein Plattcn-
> und Klischeearchiv. Es empfiehlt sich, dass die ge-
> samte Photoverwaltung der Stadt im Museum zentrali-
> siert und verwaltet wird, oder wenigstens dort alle
> Plattenbestände anderer Aemter (Bibliothek, Bauamt) sowie alle
> Pflichtabzüge abgeliefert werden. Dadurch wird Doppelarbeit
> erspart und auch geschäftliche Ausnützung erleichtert.
> Jeder Sammlungsgegenstand soll photographiert sein und
> wird auf diese Weise an leichtesten inventarisiert.
>
> Benützerraum: Die wissenschaftliche Abteilung ist speziellen
> Interessenten und Forschern zugänglich zu halten. Sie bedarf
> daher der Verbindung mit einen Saal für Benützer des Muse-
> ums: Hier können zum Spezialstudium Gegenstände der Sammlun-
> gen an Besucher herausgegeben werden.
>
> Münz- und graphisches Kabinett: Der Raun, dient zweckmässig gleich-
> zeitig für die Münz- und Medaillensammlung und ihre Be-
> nützer, sowie für das Zeichnungs- und Kupferstichkabinett,
> das ebendort verwahrt werden kann. Bei Neuanlage kann damit
> gleichzeitig der für diese Abteilung nötige Wechselausstel-
> lungsraum combiniert werden. Handzeichnungs- und Graphik-
> bestände gehören zu den wichtigsten Beständen eines Museums.
> Bei einer Neuordnung sind sie aus einem eventl. Verwahr der
> Stadtbibliothek prinzipiell auszuscheiden, deren Sammel-
> bände alter Graphiksammlungen aufzulösen und die gesamten
> Bestände auf 4-5 Kartongrössen montiert, in karteiähnlicher
> Form zu verwahren.
>
> Schlussbemerkung zur Gliederung
> Je nach der Grösse der Bestände und den gegebenen Mög-
> lichkeiten wird die obige Gliederung nicht nur für die Ord-
> nung innerhalb eines Museums, sondern auch für mehrere Mu-
> seen nebeneinander geordnet einzuhalten sein, d.h, bei-
> spielsweise für Städtische Galerie, Stadtgeschichtliches Mu-
> seum, Naturgeschichtliches Museum, Graphisches Kabinett.
> Die Notwendigkeit einheitlicher Leitung (s.u.) wird dadurch
> nicht berührt.
>
> Durchführung
> durch Vereine:
> Soweit Museen vorhanden sind, sind sie zumeist durch Vereine
> gegründet und geführt worden. Die erschwerte Lebensführung,
> der Wirtschaftskampf, die zurückgegangene Wohlhabenheit und
> die Unfähigkeit der Vereine brauchbaren jüngeren Nachwuchs
> bereitzustellen, haben heute die Führung eines Museums durch
> einen Verein zumeist unmöglich gemacht.
>
> Zuschüsse an Vereine:
> Prinzipiell ist die Privatinitiative unentbehrlich und deren
> Erhaltung und Pflege auch hier eine der wichtigsten Aufgaben
> der Stadt. Sie wird sich heute aber zumeist auf Arrangierung
> von Vortragstätigkeit beschränken. Es ist nicht empfehlenswert,
> mit hohen Zuschüssen einen Verein zur Führung eines Museums
> in den Stand zu setzen, statt durch Eingreifen der Kommune
> einem veralteten Institut gegenwärtiges Leben zu geben. Zu-
> dem ist die Privatintiative kurzlebig und meist nur an ein-
> zelne bedeutendere Persönlichkeiten geknüpft, mit deren Abtre-
> ten oft die jämmerlichsten Zustände eintreten.
>
> durch die Gemeinde:
> Die Durchführung des Museums kann daher heute von Ausnahme-
> fällen abgesehen, nur Sache der Kommune sein.
>
> Gesichtspunkte für die Durchführung.
> Als erstes ist dringend notwendig die Beseitigung der
> vielfach seit Jahrzehnten unverändert gebliebenen Rumpelkam-
> mern, d,h. in ihren Anfängen stecken gebliebener, ohne Für-
> sorge völlig verwahrloster und verdreckter Sammlungen, die
> eine Schande für die Stadt sind und das Gegenteil ihrer ur-
> sprünglichen Absicht bezwecken.
>
> 1. Materialsammlung:
> Sie sind zu sichten und rücksichtslos ist alles nicht mit
> der Heimat zusammenhängende Material auszuscheiden, sei es
> als wertlos, sei es als wertvolles Tauschobjekt. Der übrig-
> bleibende Bestand ergibt zunächst die Basis für Neuaufbau
> des Museums und für die erste Abteilungsgliederung.
>
> Dann ist aus städtischen Besitz, in Stiftungen. Amtsräumen
> alles Material einer Sichtung zu unterziehen und gewissenhaft
> zu prüfen, wo das Einzelstück eine wichtigere öffentliche
> Funktion zu erfüllen hat, dort oder im Museum.
>
> Der Privatbesitz in der Stadt, derjenige der Kirchen ist vor-
> sichtig auf der Möglichkeit von Leihgaben oder Erwerbungen
> am günstigsten bei einer Neuordnung des Museums zu bearbei-
> ten.
>
> Endlich erfolgt eine genaue Durchsicht des Kunsthandels (frei-
> er Handel, Auktionen) zum Zweck weiteren Ausbaues der Samm-
> lungen. Für die spätere Arbeit bedarf die Pflege der Bezie-
> hungen zum Kunstmarkt besonderer Aufmerksamkeit, umsomehr
> als die Erwerbsmöglichkeiten ja stets beschränkt sind. Die
> Durcharbeit der wissenschaftlichen Grundlagen ergibt dann
> die Möglichkeiten, einzelne Abteilungen durch Schaubilder,
> Pläne, Modelle, Statistiken aufzubauen oder zu bereichern.
>
> 2. Räumlichkeiten.
> Die Räumlichkeiten für eine Neuaufstellung des Museums be-
> messe man auf Grund der festliegenden Abteilungen so reich-
> lich wie möglich. Am zweckmässigsten sind Gebäude mit zahl-
> reichen mittelgrossen Räumen, vor allem Klöster, Kasernen,
> grosse Bürgerhäuser. Ganz unzweckmässig sind grosse Säle
> oder leere Kirchen u.ä., wenn zu diesen nur bedingt brauch-
> baren Räumen nicht zahlreiche andere wie erwähnt zur Verfü-
> gung stehen. Man vermeide auch grundsätzlich mehreren Abtei-
> lungen nur einen Raum zu geben und hüte sich vor Ueberla-
> stung der Sammlungsräume.
>
> 3. Leitung des Museums:
> a) durch hauptamtlichen Beamten:
> Die Leitung des Museums durch einen hauptamtlichen Fach-
> beamten ist die richtigste Lösung. Sic erspart alles kost-
> spielige und unnötige Experimentieren und laienhafte Un-
> richtigkeiten. Voraussetzung ist die notwendige Fachaus-
> bildung als Kunsthistoriker, Archäologe, Naturwissen-
> schaftler oder Historiker. Eine eigene Museumsausbildung
> gibt es nicht. Da die Erfordernisse, die an Beamte der
> staatlichen Museen gestellt werden, von denjenigen, die
> ein Heimatmuseum von seinem Leiter fordert, sehr verschie-
> den sind, ist der Nachweis von mindestens 1/2 Jahr prak-
> tischer Tätigkeitt an einem möglichst vielseitigen Heimat-
> museum zu fordern. Neben den grossen stadtgeschichtlichen
> Museen in Frankfurt, Hamburg etc. kommt in Bauern dafür
> eine Praktikantenzeit an den städtischen Sammlungen von
> Nürnberg oder Augsburg in Frage.
>
> Dem Fachbeamten sind alle museumähnlichen Einrichtungen
> der Stadt zu unterstellen, zweierlei Museumsleitungon
> beispielsweise durch die unzweckmässige Trennung in
> Gemäldegalerie und Stadtgeschichiliehes Museum u.ä.
> Regelungen müssen sich stets zum Schaden der Einheitlich-
> keit und im Sinn einer Arbeitserschwerung auswirken.
> Dem Museumsleiter muss auch die Möglichkeit gegeben wer-
> den, an allen, das künstlerische Gesicht der Stadt be-
> stimmenden Aufgaben mitzuarbeiten. Das ist schon als Ge-
> gengewicht gegen den sonst ausschliesslich durch das
> Stadtbauamt geübten Einfluss auf die künstlerische Phy-
> siognomie der Stadt nötig und empfehlenswert.
>
> b) durch hauptamtlichen Beamten und Vereinigung von Museen
> mit Archiv und Bibliothek.
> Es ist je nach der örtlichen Lage, aus Ersparnisgründen
> und um die Anstellung eines hauptamtlichen Beamten zu
> ermöglichen ohne weiteres gegeben, Bibliothek, Archiv
> und Museum, oder mindestens die beiden letzteren, unter
> einer einheitlichen Oberleitung zu vereinen und für die
> spezielleren Bedürfnisse der einzelnen Aemter fachlich
> vorgebildete Unterbeamte aufzustellen. Da sich zumeist
> ein gesondertes Direktorium nicht lohnt, ist diese Ver-
> einigung jeweils nicht nur möglich, sondern wünschens-
> wert. Auch Institute wie Kunstverein u.ä, gehören in die
> gleiche Verwaltung. Notwendig und die einzige Schwierig-
> keit ist, dass die zu berufende leitende Persönlichkeit
> frei und vorgebildet genug ist, nun über die Enge der
> eigenen Fachausbildung als Museumsbeamter, Bibliothekar
> oder Archivar hinaus auch die Erfordernisse der beiden
> anderen Aemter zu überblicken und zu beherrschen.
>
> c) Berufung eines Museumsbeamten für die Dauer der Neuein-
> richtung.
> Als letzter, aber auch ungeeignetster Ausweg, der besser
> bis zu anderen finanziellen Möglichkeiten zu verschieben
> ist, besteht noch die Möglichkeit der Berufung eines
> Museumsbeamten für die Dauer der Neueinrichtung. Der Be-
> treffende, dem die Leitung, nicht die Beratung der Neu-
> aufstellung zu übertragen wäre, erhielte zweckmässig
> einen höheren Beamten des Baureferates beigeordnet, der
> die gesamte Neuaufstellung mit ihm durchführen und
> später die weitere Führung des Museums zu übernehmen hätte.
>
> d) Unterstellung unter das Stadtbauamt.
> Die damit durchgeführte Unterstellung des Museums unter
> das Stadtbauamt wird aber in ihren Möglichkeiten ganz
> von der zufälligen Eignung der zur Verfügung stehenden
> Beamten bestimmt und ist als Lösung der Museumsfrage nicht
> anzusprechen.
>
> e) Museums Kommission.
> Aus den gleichen Gründen ist die Leitung durch eine Kom-
> mission, auch durch eine dem hauptamtlichen Fachbeamten
> übergeordnete abzulehnen, sofern sich ihre Entscheidung
> nicht in Vertretung des Stadtrates auf einschneidende,
> das Gesicht des Museums bestimmende Massnahmen, auf pro-
> grammatische Gesichtspunkte, Publikationen, sowie auf
> eine gewisse Ausgabenhöhe beschränkt. Es gibt hier die
> Möglichkeit, alle Ausgaben über eine gewisse Höhe
> (ca 500 M) der Kommission vorzubehalten, auch wenn die
> betr. Mittel bereits etatmässig genehmigt sind. Oder es
> gibt die andere Möglichkeit, jeweils die Hälfte der ge-
> nehmigten Etatpositionen von der Genehmigung durch die
> Kommission frei und zur Verfügung des Museumsleiters zu
> geben. Völlige Freigabe empfiehlt sich nicht und ist
> auch nicht üblich.
>
> 4.Etat.
> Das Museum ist unter allen Umständen mit einem jährli-
> chen Etat für wichtige Neuerwerbungen auszustatten. In der
> heutigen Zeit der völligen Auflösung des alten Besitzes und
> des massenhaften Ausverkaufs gerade der besten Stücke der
> Heimat ins Ausland sind ausreichende Mittel zum Ankauf und
> zur Festhaltung wichtiger Werke der Heimat eine dringende
> Notwendigkeit. In wenigen Jahrzehnten wird es ohnehin zu
> spät sein, solche Rettungsmassnahmen anzustellen. Die genaue
> Höhe des Etats wird sich erst im Laufe weniger Jahre bestim-
> men lassen. Es ist auch zweckmässig und sinnvoll Ersparnis-
> se des Etats nicht einzuziehen, um gelegentlich besonders
> schwer erschwingliche Kunstwerke der Heimat zu sichern.
>
> 5. Personal.
> Daneben ist für das nötige Aufsichtspersonal zu sorgen,
> das je nach den örtlichen Verhältnissen durch entgeltliche
> Hilfsaufsicht ergänzt wird. Als Aufsichtspersonal müssen in
> erster Linie gelernte Handwerker (vor allem ein Schreiner,
> dann Schlosser, Gipser, Tapezierer, Buchbinder) angestellt
> werden. Sie können in eigener Museumswerkstatt nötige Konser—
> Vierungs- und Aufstellungsarbeiten vornehmen, eventl. auch
> Sammlungsschränke anfertigen zur Ausnützung der Arbeits-
> kraft in besuchsarmen Zeiten. Bei kleineren Städten wird ein
> Hausmeister Wochentags die gesamte Aufsicht erledigen kön-
> nen. Für Samstage und Sonntage sind dann Hilfsaufseher
> (städt. Pensionisten) ausreichend, deren Verwendung keine
> hohen Aufwendungen erfordert.
>
> 6. Gebühren.
> Als Einnahmequelle kann und darf ein Heimat-Museum
> nicht betrachtet werden. Grundsätzlich soll - wenigstens für
> Einheimische stets der Eintritt frei sein. Nur dadurch ver-
> mag ein Museum seine Aufgabe zu erfüllen.
>
> Beratung in Fragen der städtischen Museen.
> Fachwissenschaftlich:
> Ist ein Museum hauptamtlich geleitet, so werden dem
> betreffenden Leiter stets solche Beziehungen zu den grossen
> wissenschaftlichen Instituten des Reiches und der Landeshaupt-
> stadt zur Verfügung stehen, dass in wichtigen Fällen dort
> jeweils spezielle Begutachtung und Rat erholt werden kann.
> Eine Zusammenarbeit des vor ausserordentlich vielseitigen
> Fragen stehenden Museumsleiters mit den wissenschaftlichen
> Spezialisten ist unerlässlich, um sich auf allen Gebieten den
> jeweiligen Stand der Kenntnis zu erhalten. Aus dem gleichen
> Grunde muss dem Museumsleiter auch jeweils die Möglichkeit
> gegeben werden, an den massgebenden Fachkonferenzen und Ta-
> gungen teilzunehmen.
>
> Allgemein:
> Im übrigen ist die Beratung eine Frage des Zusammen-
> schlusses der jeweils zu einem Kulturgebiet gehörigen
> städt. Museen. Nur durch gegenseitigen Anschluss ist es
> möglich, auch kleineren Museen fachliche Förderung angedei-
> hen zu lassen, gegenseitig den Umfang der Programmgebiete
> festzulegen, Konkurrenz auszuscheiden und weit über den
> engeren Museumsrahmen hinaus im Sinn der Heimatpflege tätig
> und wirksam zu sein. Das staatliche, für die Museumspflege
> aufgestellte Amt, das Landesamt für Denkmalpflege kann in
> den hier angedeuteten spezielleren Aufgaben kaum förder-
> lich sein, wie seine Tätigkeit seit 22 Jahren und sein zu
> Gunsten der hauptstädtischen Institute ungenügender Etat
> ohne weiteres zeigen. Die kommunale und bodenständige
> Selbstverwaltung muss auch auf diesem Gebiet eigene Ini-
> tiative ergreifen.
>
> Zusammenschluss der städtischen und Vereins-Museen.
> Solche beratende Selbstorganisation besteht bisher
> lediglich im Kreis Schwaben und Neuburg, in dem seit 7 Jah-
> ren tätigen Museumsverband, der alle Museen des Kreises
> umfasst und dessen Geschäftsstelle und Beratungsstelle in
> Bayern das Maximilians Museum in Augsburg ist.
>
> Aehnliche Selbstorganisationen der kommunalen und Ver-
> eins-Museen auf stammlicher Grundlage sind ohne weiteres
> möglich für das fränkische Gebiet mit dem Vorort in Nürn-
> berg, vorbereitet bereits im nordbayarischen Verband für
> Heimatforschung und Heimatpflege, und für das altbayerische
> Gebiet mit Regensburg. Die Schaffung dieses Zusammenschlus-
> ses in die Wege zu leiten, ist im Interesse jeder Stadtge-
> meinde, die ein Museum besitzt oder einzurichten beabsich-
> tigt, und damit indirekt Aufgabe des Städtebundes.
>
> Schlusswort.
> Ist das städtische Museum einmal geschaffen, so sollen
> die Aufwendungen dafür nicht nur ein Opfer sein, das die
> Stadt dem Bewusstsein ihrer Bedeutung bringt, sondern das
> Museum soll stets die Schatzkammer sein, wie die Städte sie
> früher besessen und ihre gepflegteste und beste Sehenswür-
> digkeit.
___
- Empfangen ...
+ wer: [Bürgermeisteramt Dürkheim](https://rlp.museum-digital.de/people/224736)
+ wann: 18.09.1930
+ wo: [Bad Dürkheim](https://rlp.museum-digital.de/oak?ort_id=573)
- Abgeschickt ...
+ wann: 11.09.1930
+ wo: [München](https://rlp.museum-digital.de/oak?ort_id=80)
## Schlagworte
- [Museumsgebäude](https://rlp.museum-digital.de/tag/89547)
- [Museumskonzept](https://rlp.museum-digital.de/tag/120419)
- [Museumspädagogik](https://rlp.museum-digital.de/tag/3118)
- [Richtlinie](https://rlp.museum-digital.de/tag/87498)
___
Stand der Information: 2023-06-12 14:12:49
[CC BY-NC-SA @ Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
___
- https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/resources/documents/202306/10092540753.pdf