Die Vorderseite der Feldpostkarte zeigt den kolorierten Druck einer gestellten Szene, in der auf dem Rücken eines als Napoleon I. verkleideten Mannes ein Kind reitet, das wohl seinen Sohn Napoleon Franz Joseph Karl Bonaparte (1811-1832) darstellen soll. Dahinter betrachtet ein alter Grenadier mit verschränkten Armen die sich ihm bietende Szene. Die gemalte Kulisse im Hintergrund suggeriert einen Blick in die Gemächer Napoleons. Die Frau könnte eine der beiden Ehefrauen Napoleons darstellen: Josesphine de Beauharnais (1763-1814) oder Marie-Louise von Österreich (1791-1847). In der unteren Bildhälfte ist ein französisches Gedicht abgedruckt, das beschreibt, wie das Kind auf seinem Vater reitend selbst zum Kaiser wird und die vorbeimarschierende Garde ruft: "Es lebe Napoleon!" An Napoleons Sohn Napoleon II., "L'Aiglon" (der kleine Adler), waren während seiner kurzen Lebenszeit Utopien um eine Wiederbelebung des Kaiserreiches geknüpft worden. Aber auch bis ins frühe 20. Jh. hinein war er Bestandteil einer patriotischen Ikonographie der von einer Revanche träumenden Franzosen. In der Hochphase der Postkartenproduktion um 1900 erschienen viele zehntausende Kartenmotive mit napoleonischen Themen. Populär waren Serien mit nachgestellten Szenen aus dem Leben Napoleons.
Auf der Rückseite befindet sich eine handschriftlich verfasste Nachricht von Jakob (?) an Fräulein Lisbeth Leonhardt in Landau (Pfalz) vom 2.3.1915. Der schlecht erkennbare Feldpoststempel ist vom 3.3.1915. [Johanna Kätzel]
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