Schwert mit langer, bis ca. zur Klingenmitte flach gekehlten ("Blutrinne") Klinge, am unteren Ende ("Ort") bogig gerundet mit drei drei regelmäßig eingebohrten Löchern. Parierstange anähernd vierkantig profiliert mit abgesetztem, kugelförmigen Ende. Griffstück ("Angel" und "Hilze") aus Leder auf Holzkern (?), befestigt durch umlaufende Drahtwicklung. Anderthalbhändig, keulenförmiger Knauf mit flach abgesetztem Knopf. Das Schwert weist typische Kennzeichen eines Scharfrichterschwertes auf: die lange, breite, zweischneidige Klinge ist am unteren Ende abgerundet. Die stumpfe Spitze ist das Zeichen für eine „unehrliche“ Waffe, wie sie nur ein Scharfrichter benutzen durfte. Auf der Klinge eingravierte und -geätzte Ornamente, Inschriften und allegorische Figuren: Terzseitig: Doppelköpfiger Reichsadler mit Schwert (kaum erkennbar) und Reichsapfel, bekrönt mit einer habsburgischen Krone. Aufschrift: °VIM.VJ.REPELLERE° (= vim vi repellere [licet] = Gewalt [darf man] mit Gewalt abwehren.). Es folgt ein Pflanzenornament, darüber eine stilisiertes Wagenrad (memento für die Hinrichtungsart des Räderns). Quartseitig: kaum lesbare Datierung (?73?), darüber z.T. stark verputzt und nur teilweise lesbar: SPEIR. Darüber die gravierte (und geätzte?) Westfassade des Speyerer Doms in etwas untypischer Längung und mit zwei Kollonadengängen. Es folgt längs die lateinische Inschrift °FIAT IUSTITIA° (= Es walte Gerechtigkeit.), darüber stilisierte Richtstätte mit Galgen (Hochgericht). // Gesamtlänge: 1072 mm. Griff: L 218 mm, B 195 mm. Klinge: L 854 mm; B (oben) 48 mm; B (unten) 45-26 mm. // Der Schwerpunkt (Schwertwaage) liegt - von der Klingenspitze aus gemessen - bei 640 mm. Die im Versteigerungskatalog angegebene Datierung auf das °16./17. Jh° darf nach genauerer Sichtung eher auf den Anfang des 18. Jahrhunderts verlegt werden.
Eigentümer des Schwertes ist die Stadt Speyer. Das Schwert ist eine Dauerleihgabe der Stadt Speyer an die Stiftung Historisches Museum der Pfalz. Das Schwert wurde 2019 vom HMP für die Stadt Speyer beim Auktionshaus Jan K. Kube ersteigert.
[Ludger Tekampe]
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