Obwohl der niederländische Tuchmacher und Naturforscher Antoni van Leeuwenhoek (1632-1723) bereits im 17. Jh. Lichtmikroskope entwickelte, mit denen er z.B. Blutplättchen oder Bakterien beobachten konnte, setzte der eigentliche Siegeszug des Mikroskops in Wissenschaft und Medizin erst im 19. Jh. ein.
Bis dahin dienten Mikroskope oftmals eher der Unterhaltung von Amateuren und wurden bei Reisen oder bei geselligen Mikroskopie-Abenden in gehobenen Kreisen eingesetzt, um z.B. Insekten genauer betrachten zu können. Für diese Zwecke wurden im 18. und 19. Jh. in großer Zahl einfache Mikroskope hergestellt, deren optische Eigenschaften in wissenschaftlicher Hinsicht zwar eher unzulänglich waren, die aber günstig für den Laien und Amateur zu erwerben waren.
Weithin verbreitet und bekannt waren die so genannten Nürnberger Holz- oder Pappmikroskope, wie sich auch eines in der Sammlung des Historischen Museums der Pfalz in Speyer befindet. Diese preiswerten Mikroskope, die manchmal auch als Spielzeugmikroskope bezeichnet werden, wurden etwa von der Mitte des 18. Jhs. bis zur Mitte des 19. Jhs. produziert. Überwiegend wurden sie in Nürnberg hergestellt, das eine lange feinmechanische Tradition besaß. Der Schwerpunkt der Herstellung lag wohl um 1800 bzw. im frühen 19. Jh.
Es lassen sich drei verschiedene Typen unterscheiden: Eine Art Kastenmikroskop, eine Variante in der Form der Mikroskope von John Cuff (um 1708–1772) und eine Variante, die sich an den so genannten Culpeper-Typ anlehnt, der von Edmund Culpeper (1666 – 1738) entwickelt worden war. Letzterem Typ gehört das Mikroskop aus der Sammlung des Historischen Museums an.
Das Mikroskop besitzt eine runde Basis mit Knopffüßen und einem dreh- und kippbaren Spiegel für Durchlichtbeobachtungen. Ein Stativ aus drei zierlichen gedrechselten Beinen trägt einen zweiteilig ausziehbaren Tubus aus Holz und geprägter Pappe mit einer Feder zum Einspannen des Objektträgers. Durch das Verschieben der Auszüge kann die Fokussierung der Linse gesteuert werden. [Johanna Kätzel]
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