museum-digitalrheinland-pfalz
STRG + Y
de
Historisches Museum der Pfalz - Speyer Wunderkammer [HM C 29]
Richtschwert aus Frankenthal (Historisches Museum der Pfalz, Speyer CC BY-NC-ND)
Herkunft/Rechte: Historisches Museum der Pfalz, Speyer / Peter Haag-Kirchner, HMP Speyer (CC BY-NC-ND)
1 / 2 Vorheriges<- Nächstes->

Richtschwert aus Frankenthal

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Entfernung berechnen Archivversionen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Das anderthalbhändige Schwert weist typische Kennzeichen eines Scharfrichterschwertes auf: lange, breite, zweischneidige Klinge ohne Blutrinne, am unteren Ende abgerundet. Insbesondere die stumpfe Spitze ist das Zeichen für eine „unehrliche“ Waffe, wie sie nur ein Scharfrichter benutzen durfte. Die Parierstange weist ein keulenförmiges Profil auf. Eine hölzerne Hilze umkleidet die Angel (Griff), auf der Hilze ist eine spiralig verspannte Drahtumwicklung angebracht. Der Knauf ist kugelförmig. ---
Das Richtschwert gelangte als Geschenk von Johann König aus Maudach 1899 in die Sammlung des Historischen Museums der Pfalz. Nach Angaben des Einlieferers handelt es sich um das "Richtschwert des Scharfrichters von Frankenthal". Eine ergänzende Zuordnung aufgrund von Archivalien konnte bis dato nicht erfolgen. --- Auf der Klinge finden sich eingeätzte Ornamente, Inschriften und allegorische Figuren: 1.) IUSTITIA (Gerechtigkeit) mit Schwert und Waage 2.) FIDES (Treue) und 3.) SPES (Hoffnung), alle jeweils als Frauengestalten. Bemerkenswert ist die Inschrift: "In Deinem THun und laßen frey / bitt Gott Dass er Dein Helffer sey / Anfang Mittel und Endt steht alles in Gottes Hendt". Ein Sinnspruch, der deutlich einen Bezug zur damals in Frankenthal vorherrschenden Religion, dem niederländisch reformierten Christentum calvinistischer Prägung, erkennen lässt. Nach calvinistischem Verständnis ist das Leben des Menschen durch Gott vorherbestimmt (Prädestinationslehre). --- Frankenthal gehörte bis zum Ende des Ancien Régime zur Kurpfalz. 1577 wurden der Gemeinde die Stadtrechte verliehen. Anfang des 17. Jahrhunderts hatte die Stadt etwa 4000 Einwohner. Sie unterstand bis 1682 der Aufsicht durch das Oberamt Neustadt, dort lag auch die Kompetenz über die Durchführung von Strafprozessen. Bei Anklagen wurden allerdings die Erstermittlungen vom Frankenthaler Stadtrat angeordnet und durchgeführt. Auch der Gerichtstag und – so es denn zu einer Verurteilung kam – die Urteilsvollstreckung wurden in Frankenthal vollzogen. Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts gab es in Frankenthal einige Prozesse mit Anklagen wegen Zauberei. Die meisten gingen, wie allgemein in der Kurpfalz ab Ende des 16. Jahrhunderts, glimpflich aus. Eine dieser Anklagen endete allerdings tödlich. Catharina Günther wurde im Dezember 1606 in Frankenthal verbrannt, u.a. wegen Zauberei, vor allem aber wegen Mordes, Diebstahl und „Ubelthaten“. Ob die Verurteilte vor dem Tod auf dem Scheiterhaufen mit diesem Schwert enthauptet wurde, kann heute nicht mehr gesagt werden. [Ludger Tekampe]

Material/Technik

Stahl, Eisendraht, Holz

Maße

Gesamtlänge 115,8 cm; Klinge 84,3 cm; Klingenbreite oben 5,7 cm, unten 4,8 cm

Literatur

  • Merkel, Ernst (1976): Hexenwahn in Frankenthal. Frankenthal
  • Michel, Kaspar (2007): Richtschwerter und Scharfrichter in Schwyz. Schwyz
  • Nowosadtko, Jutta (1994): Scharfrichter und Abdecker. Der Alltag zweier „unehrlicher Berufe“ in der Frühen Neuzeit. Paderborn, München, Wien, Zürich
  • Schmidt, Jürgen Michael (2000): Glaube und Skepsis. Die Kurpfalz und die abendländische Hexenverfolgung 1446-1685. Bielefeld
  • Steiof, Heinz Günter (1995): Alltag in Frankenthal. Worms
Historisches Museum der Pfalz - Speyer

Objekt aus: Historisches Museum der Pfalz - Speyer

Das Historische Museum der Pfalz in Speyer zählt mit seinen Sammlungen und seinen Dauer- und Sonderausstellungen seit vielen Jahren zu den...

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Die Text-Informationen dieser Seite sind für die nicht-kommerzielle Nutzung bei Angabe der Quelle frei verfügbar (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Als Quellenangabe nennen Sie bitte neben der Internet-Adresse unbedingt auch den Namen des Museums und den Namen der Textautorin bzw. des Textautors, soweit diese ausdrücklich angegeben sind. Die Rechte für die Abbildungen des Objektes werden unterhalb der großen Ansichten (die über ein Anklicken der kleineren Ansichten erreichbar werden) angezeigt. Sofern dort nichts anderes angegeben ist, gilt für die Nutzung das gerade Gesagte. Auch bei der Verwendung der Bild-Informationen sind unbedingt der Name des Museums und der Name des Fotografen bzw. der Fotografin zu nennen.
Jede Form der kommerziellen Nutzung von Text- oder Bildinformationen bedarf der Rücksprache mit dem Museum.