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Sayner Hütte mit Kunstgussgalerie Fotografie [7.3062]
Schlosspark, Bendorf-Sayn (REM CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: REM (CC BY-NC-SA)
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Schlosspark, Bendorf-Sayn

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Beschreibung

Schwarzweißfotografie als Postkarte um 1900 gedruckt mit der Aufschrift "Sayn. Partie im Schloßpark" am oberen Bildrand. Dieses Bild zeigt einen Blick auf den Weiher im Schlosspark in Bendorf-Sayn. Im Hintergrund ist die Burg Sayn und die äußerste linke Seite des Schlosses zu erkennen.

Das Reiffenberg´sche Burghaus am Fuß der felsigen Anhöhe des Kehrberges zwischen Sayn und Brexbach wurde Mitte des 18. Jahrhunderts durch die Freiherren von Boos-Waldeck zu einem repräsentativen Schloss umgebaut und eine Gartenanlage mit Kastanienallee angelegt. (Das Burghaus war 1753 mit der Eheschließung zwischen Ludwig Wilhelm Joseph Freiherr von Boos Waldeck und der Erbin des Reiffenbergischen Besitzes in Sayn, Sophia Maria Anna Freiin von Reiffenberg, an die Familie Boss Waldeck übergegangen.) 1790 in den Grafenstand erhoben, erwarben die Grafen von Boos-Waldeck 1802 das Stein`sche Burghaus und pachteten vom preußischen Staat die Burgruine. Alte Stiche zeigen, dass für Besucher eine Aussichtsterrasse mit Geländer angelegt wurde und an den Hängen Reben wuchsen. Der Park wird von einer Kastanienallee dominiert und westlich schließen sich offene Wiesen mit Obstbäumen an.

Zu dieser Zeit war Koblenz kurfürstliche Residenzstadt und Kurfürst Clemens Wenzeslaus war es auch der 1769 in Sayn die Sayner Hütte in unmittelbarer Nähe des Parkes gründete. Nach der französischen Revolution und mit Übergang des Rheinlandes und Westfalens an Preußen am 1. Juli 1815 trat in der Region eine wirtschaftliche und politische Kontinuität ein, der Rheintourismus nahm zu und es siedelte sich vermehrt Adel und Großbürgertum entlang der vielbesuchten Flüsse Rhein, Lahn und Mosel an. So auch in Sayn. Im Juli 1848 erwirbt Ludwig (Adolph Friedrich) Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg-Ludwigsburg (1799-1866) das Rittergut Sayn von den Grafen von Boss-Waldeck und erhält vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (reg. 1840-1858) die Sayner Burg als Schenkung.

Ludwig war als Sohn des bedeutenden russischen Feldmarschalls Peter (Ludwig Adolph Peter Graf von Sayn-Wittgenstein-Berleburg-Ludwigsburg 1769-1843), der die berühmte Reiterschlacht in Leipzig während der Befreiungskriege gegen Napoleon anführte, in Russland geboren worden. Nach dem Regierungsantritt von Zar Nikolaus I., 1825, verlor der mittlerweile zum Generalfeldmarschall ernannte Graf Peter seine große Bedeutung im russischen Militär und sein Vertrauen am Zarenhof. Der preußische König Friedrich Wilhelm III., bei dem er hohes Ansehen genoss, erhob ihn 1834 in den preußischen Fürstenstand. Sein Sohn Ludwig entschloss sich schließlich in den 1840er Jahren mit seiner Familie nach Sayn umzusiedeln. Das an russische und französische Opulenz gewöhnte Fürstenpaar Ludwig und Leonilla ließ das Schloss und den ehemaligen Turm der Stadtmauer am Fuße des Kehrberges vom französischen Hofarchitekt Alphonse Francois Joseph Girard (1806-1872) im angesagten neogotischen Stil zu einem regelrechten „Märchenschloss“ umbauen und erweitern. 1861-1863 wurde durch den Stadtbaumeister von Koblenz Hermann Nebel (1816-1892) eine Doppelkapelle nach Vorbild der Sainte Chapelle in Paris angefügt.

Das Tal an der Mündung an der Mündung zwischen Sayn- und Brexbach sowie der gesamte Burgberg ließ Fürst Ludwig durch den herzoglich nassauische Hofgarteninspektor und späteren Hofgartendirektor Carl Friedrich Thelemann (1811-1889) zu einer Parkanlage im aktuellen Stil des malerischen Landschaftsgartens umgestalten. Ausgeführt wurden Thelemanns Planungen durch den Obergärtner Heinrich Siesmayer (1817-1900). Den von Siesmayer ins Leben gesetzte Parkentwurf Thelemanns konnte das Fürstenpaar im Juni 1850 aus nächster Nähe bewundern, als es 10 Tage lang im Pavillon wohnte, da das Schloss noch nicht bezugsfertig war. Der Fürst veranstaltete außerdem für die Sayner ein Fest mit Feuerwerk im Park und zog im Oktober 1850 im Schloss ein.

Über eine breite Terrasse mit Freitreppe war der Park mit dem Schloss direkt verbunden. Die Verknüpfung der westlichen Schaufassade des Schlosses mit Park und Landschaft war ein Höhepunkt der Inszenierung Thelemanns.

Neben der Strukturierung des Schlossparks durch Baumpflanzungen, wurde als Hauptmoment ein Doppelweiher mit Knüppelholzbrücke angelegt. Drei erhöhte Plätze boten spannende Blickachsen nach Engers, zum Burgberg und auf die Sayner Hütte mit ihrer imposanten Gießhalle in tragender Gusseisenkonstruktion. In einen der Hügel wurde die Löwengrotte eingefügt und auf einem anderen ein Rundpavillion errichtet. Der Burgberg wurde mit Reben bepflanzt. Treppen und Laubengänge verbanden die einzelnen ruinösen Burghäuser mit der Hauptburg.

Das Fürstenpaar empfing im Schloss prominente Besucher wie 1854 u.a. den preußischen König FW IV. mit dem Thronfolgerpaar Prinz Wilhelm und Prinzessin Augusta von Preußen. Prinzessin Augusta, die spätere Deutsche Kaiserin, verband zeitlebens eine enge Freundschaft mit Leonilla. Für das breite Publikum waren Park, Ruinen und Schloss zur Besichtigung geöffnet. Billets konnten die Touristen zeitweise in Sayner Gastwirtschaften und bei der Fürstlichen Verwaltung erhalten. Die Einnahmen waren den Armen des Ortes zugedacht.

1861 gründete Ludwig einen Fideikommiss (Das Familienfideikommiss, lateinisch fidei commissum, „zu treuen Händen belassen“, war eine Einrichtung des Erb- und Sachenrechts, wonach durch Stiftung das Vermögen einer Familie, meist Grundbesitz, auf ewig geschlossen erhalten werden sollte und immer nur ein Familienmitglied allein, der Fideikommissbesitzer, das Nießbrauchsrecht innehatte.), um den in Deutschland vorhandenen Besitz sowie die Erträge von Teilen der russischen Besitzungen zu bündeln und dauerhaft seinen Nachkommen aus zweiter Ehe mit Leonilla zu sichern. 1863 verlieh König Wilhelm I. von Preußen dem Chef der Linie in Sayn den Titel Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn verbunden mit Sitz und Stimme im preußischen Herrenhaus. 1866 starb Fürst Ludwig.

Der Fürstentitel wechselte bis 1883 häufig und die nachfolgenden drei Söhne Ludwigs (Friedrich, Ludwig und Alexander) hatten weit mehr Geld ausgegeben, als der Besitz verkraftete. 1883 war das Fideikommiss und damit der Fürstentitel an den zehnjährigen Prinzen Stanislaus übergegangen, Sohn von Alexander, nunmehr Graf von Hachenburg, der eine nicht standesgemäße zweite Ehe eingegangen war. Ab dieser Zeit ist die fürstliche Familie in Sayn überwiegend abwesend und das Schloss ist nicht mehr Hauptwohnsitz. Dennoch werden Schloss und Park bis zum Ersten Weltkrieg gepflegt. Nach dem Krieg wohnen zahlreiche Mieter im Schloss, sodass es mehr und mehr verkommt und Ende des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigt wird. Im Park werden Bäume gefällt und das Holz verkauft.

Material/Technik

Papier / Druck

Maße

140 x 90 mm

Literatur

  • Heiderose Engelhardt (2006): Schloss und Burg Sayn. München
  • Joachim J. Halbekann (1997): Die älteren Grafen von Sayn. Personen-, Verfassungs- und Besitzgeschichte eines rheinischen Grafengeschlechts 1139-1246/47. Historische Kommission für Nassau 61
  • Ludwig Tavernier (2011): Kulturlandschaft Sayn. Regensburg

Links/Dokumente

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Sayner Hütte mit Kunstgussgalerie

Objekt aus: Sayner Hütte mit Kunstgussgalerie

Seit 1.1.2020 ist das Rheinische Eisenkunstguss-Museum (REM) von der Stadt Bendorf auf die Stiftung Sayner Hütte übergegangen. Teile der Sammlung...

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