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Sayner Hütte mit Kunstgussgalerie Fotografie [7.2392]
Blick auf die Ruine der Burg Sayn (REM CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: REM (CC BY-NC-SA)
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Blick auf Schlossgärtnerei, Schloss und Burgruine Sayn

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Beschreibung

Schwarzweißfotografie als Postkarte gedruckt und mit der Aufschrift "Luftkurort Sayn. Blick auf die Burgruinen" am unteren Bildrand. Diese Aufnahme zeigt einen Blick von der Schlossstraße auf die Gärtnerei mit dem Ananashaus, den Schlossturm und die Ruine der Burg Sayn. Am linken Bildrand ist der Schlosspark mit der Einzäunung zu erkennen.

Seit dem 14. Jahrhundert wurden in Sayn unterhalb der Burg die Burghäuser der Burgmannen (Verwalter) erbaut. Der obere Burgmannensitz gehörte den Herren von Stein zu Nassau. Er ist Teil der spätmittelalterlichen Verteidigungsanlagen und hatte als Vorburg den Aufgang zur Hauptburg zu sichern. Der preußische Staatsmann Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein und letzter Inhaber verkaufte 1802 das Burghaus an die Grafen zu Boss-Waldeck. Ein Grabmal in der Abteikirche erinnert noch heute an die Grafen vom Stein zu Nassau. Berühmtester und mächtigster der Sayner Grafen war in dritter Generation Graf Heinrich III. (gest. 1247). Dazu trug u.a. die Heirat mit Mechthild von Meissen-Landsberg (1200/03-1285) bei, die durch vornehme Abstammung und einen weiten Verwandtschaftskreis in die Spitze des Reiches eingebunden war. Heinrich III. zeigte häufige Präsenz am Kaiserhof Friedrich II. (gest. 1250) und war Inhaber mehrerer Grafschaften, Vogt bedeutender rheinischer Stifte und Gründer des Ortes Blankenberg an der Sieg, wo die Fernroute von Antwerpen nach Köln vorbeiführte. Bis heute blieb er für uns verewigt in einer Grabfigur, die im Original im Nationalmuseum in Nürnberg ausgestellt ist.

Das Reiffenberg´sche Burghaus am Fuß der felsigen Anhöhe des Kehrberges zwischen Sayn und Brexbach wurde Mitte des 18. Jahrhunderts durch die Freiherren von Boos-Waldeck zu einem repräsentativen Schloss umgebaut und eine Gartenanlage mit Kastanienallee angelegt. (Das Burghaus war 1753 mit der Eheschließung zwischen Ludwig Wilhelm Joseph Freiherr von Boos Waldeck und der Erbin des Reiffenbergischen Besitzes in Sayn, Sophia Maria Anna Freiin von Reiffenberg, an die Familie Boss Waldeck übergegangen.) 1790 in den Grafenstand erhoben, erwarben die Grafen von Boos-Waldeck 1802 das Stein`sche Burghaus und pachteten vom preußischen Staat die Burgruine. Alte Stiche zeigen, dass für Besucher eine Aussichtsterrasse mit Geländer angelegt wurde und an den Hängen Reben wuchsen. Der Park wird von einer Kastanienallee dominiert und westlich schließen sich offene Wiesen mit Obstbäumen an.

Zu dieser Zeit war Koblenz kurfürstliche Residenzstadt und Kurfürst Clemens Wenzeslaus war es auch der 1769 in Sayn die Sayner Hütte in unmittelbarer Nähe des Parkes gründete. Nach der französischen Revolution und mit Übergang des Rheinlandes und Westfalens an Preußen am 1. Juli 1815 trat in der Region eine wirtschaftliche und politische Kontinuität ein, der Rheintourismus nahm zu und es siedelte sich vermehrt Adel und Großbürgertum entlang der vielbesuchten Flüsse Rhein, Lahn und Mosel an. So auch in Sayn. Im Juli 1848 erwirbt Ludwig (Adolph Friedrich) Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg-Ludwigsburg (1799-1866) das Rittergut Sayn von den Grafen von Boss-Waldeck und erhält vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (reg. 1840-1858) die Sayner Burg als Schenkung. Ludwig war als Sohn des bedeutenden russischen Feldmarschalls Peter (Ludwig Adolph Peter Graf von Sayn-Wittgenstein-Berleburg-Ludwigsburg 1769-1843), der die berühmte Reiterschlacht in Leipzig während der Befreiungskriege gegen Napoleon anführte, in Russland geboren worden. Nach dem Regierungsantritt von Zar Nikolaus I., 1825, verlor der mittlerweile zum Generalfeldmarschall ernannte Graf Peter seine große Bedeutung im russischen Militär und sein Vertrauen am Zarenhof. Der preußische König Friedrich Wilhelm III., bei dem er hohes Ansehen genoss, erhob ihn 1834 in den preußischen Fürstenstand. Sein Sohn Ludwig entschloss sich schließlich in den 1840er Jahren mit seiner Familie nach Sayn umzusiedeln.

Das an russische und französische Opulenz gewöhnte Fürstenpaar Ludwig und Leonilla ließ das Schloss und den ehemaligen Turm der Stadtmauer am Fuße des Kehrberges vom französischen Hofarchitekt Alphonse Francois Joseph Girard (1806-1872) im angesagten neogotischen Stil zu einem regelrechten „Märchenschloss“ umbauen und erweitern. 1861-1863 wurde durch den Stadtbaumeister von Koblenz Hermann Nebel (1816-1892) eine Doppelkapelle nach Vorbild der Sainte Chapelle in Paris angefügt.

Das Tal an der Mündung an der Mündung zwischen Sayn- und Brexbach sowie der gesamte Burgberg ließ Fürst Ludwig durch den herzoglich nassauische Hofgarteninspektor und späteren Hofgartendirektor Carl Friedrich Thelemann (1811-1889) zu einer Parkanlage im aktuellen Stil des malerischen Landschaftsgartens umgestalten. Ausgeführt wurden Thelemanns Planungen durch den Obergärtner Heinrich Siesmayer (1817-1900). Den von Siesmayer ins Leben gesetzte Parkentwurf Thelemanns konnte das Fürstenpaar im Juni 1850 aus nächster Nähe bewundern, als es 10 Tage lang im Pavillon wohnte, da das Schloss noch nicht bezugsfertig war. Der Fürst veranstaltete außerdem für die Sayner ein Fest mit Feuerwerk im Park und zog im Oktober 1850 im Schloss ein.
Über eine breite Terrasse mit Freitreppe war der Park mit dem Schloss direkt verbunden. Die Verknüpfung der westlichen Schaufassade des Schlosses mit Park und Landschaft war ein Höhepunkt der Inszenierung Thelemanns.

Eine weitere Verbindung von Natur und Schlossbau wurde in Form eines Wintergartens geschaffen, der sich an den maurischen Salon anschloss. Im Jahre 1852 legte Oberbergrat und Oberbauinspektor Karl Ludwig Althans und Leiter des Hüttenamtes Sayn auf der Sayner Hütte dem Fürsten einen Entwurf zu einem „Glas-Eisen-Palmen-Conservatorium“ vor. Dieser Wintergarten mit einer Grundfläche von 28 x 18 m und einer Höhe von 8-15 m sollte als Palmenhaus dienen und einen zentralen Spiegelsaal mit Regenbogen-Fontainen enthalten. Das Projekt wurde leider nie ausgeführt. Stattdessen wurde 1858 ein kleineres Treibhaus, das sog. Ananashaus errichtet. Der Erlös des Ananasfrüchteverkaufs fiel der Leonillastiftung zu.

Material/Technik

Papier / Fotografie

Maße

140 x 90 mm

Literatur

  • Heiderose Engelhardt (2006): Schloss und Burg Sayn. München
  • Joachim J. Halbekann (1997): Die älteren Grafen von Sayn. Personen-, Verfassungs- und Besitzgeschichte eines rheinischen Grafengeschlechts 1139-1246/47. Historische Kommission für Nassau 61
  • Ludwig Tavernier (2011): Kulturlandschaft Sayn. Regensburg
  • Marianne zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (2005): SaynerZeit 1941-1961. Salzburg
Karte
Sayner Hütte mit Kunstgussgalerie

Objekt aus: Sayner Hütte mit Kunstgussgalerie

Seit 1.1.2020 ist das Rheinische Eisenkunstguss-Museum (REM) von der Stadt Bendorf auf die Stiftung Sayner Hütte übergegangen. Teile der Sammlung...

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