Westerwald, zweite Hälfte 17. Jh.
Steinzeug, grauer Scherben, salzglasiert, Bemalung mit Kobaltsmalte, frei gedreht.
Vergleichbare Exponate:
KMW, Inv. Nr. B 13, D 5642, A 3401
MAK, Köln, Kat. Nr. 501, 535, 538, 539, 541, 543, 544, 546, 547, 548, 555, 560, 562, 814, 822, 824, 825
Rijksmuseum, Amsterdam, Inv. Nr. BK-NM 2003
British Museum, London
Literatur:
Falke, S. 106, 108
Reineking v. Bock, S. 340 ff.
Gaimster, S. 265
Klinge (1996) S. 101-103, 115, 131
Solon II/S. 75, 101
Die Birnenform entstand um 1700 und wurde in den meisten damaligen Steinzeugzentren zu einem gängigen gestalterischen Element. Kannen und Krüge in Birnbauchform wurden um diese Zeit sowohl im Westerwald als auch in Sachsen (Annaberg, Freiberg, Altenburg, Waldenburg), Schlesien (Muskau) hergestellt.
Der hier vorgestellte Krug trägt auf seiner Vorderseite ein achteckiges Medaillon, in dem die Schwingen eines Adlers (Reichsadler) und dessen Beine dargestellt sind, dessen Körper jedoch als Gesichtsmaske in einem Wappenschild ausgebildet ist. Darüber befindet sich eine Krone. Im Medaillon findet man die Jahreszahl 1693. Da die "9" verkehrt abgebildet ist, könnte man diese auch als "6" lesen. Des Weiteren findet sich im Medaillon das Monogramm "GT", wahrscheinlich für den Hersteller des Medaillons. Die Dekoration ist typisch für den Beginn der Ritztechnik gegen Ende des 17. Jh. , als man damit anfing, die Stängel für die aufgelegten oder gestempelten Blütenmuster mit einem gabel-artigen Werkzeug einzuritzen. Hieraus entwickelte sich dann die Ritztechnik, für die sich im Kannenbäckerland die Bezeichnung "Red" -technik eingeführt hat. Mit ihr konnte man dann den ganzen Gefäßkörper oder auch Teile hiervon frei gestalten. Von Beginn an setzte dies aber eine sorgfältige Verwendung der Kobaltsmalte und auch des Mangan-violett voraus, da bei Verwischen der Farbe das Gesamtbild sehr gelitten haben würde.
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