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Keramikmuseum Westerwald Historische Keramik [Lfd. Nr. 50, Inv. Nr. A 3467]
GR-Krug - Kugelbauchkrug (Keramikmuseum Westerwald CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Keramikmuseum Westerwald (CC BY-NC-SA)
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GR-Krug - Kugelbauchkrug

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Beschreibung

Westerwald, nach 1714

Steinzeug, grauer Scherben, salzglasiert, Bemalung mit Kobaltsmalte, frei gedreht.

Vergleichbare Exponate:
MAK, Köln, Kat. Nr. 545
Rijksmuseum, Amsterdam, BK-NM 2011
Rhein.Landesmuseum, Trier, Inv. Nr. 10, 657
KMW, Inv. Nr. D 1660, A 2185

Literatur:
Reineking v. Bock, S. 345
Klinge (1996) S. 108
Solon II/S. 116
Seewaldt, Mus. Trier (1990) S. 140
Zeischka, Westerwälder Steinzeug in Afrika

Die Mode, das Monogramm eines regierenden Herrschers oder einer Herrscherin in einem großen Medaillon unter einer Krone auf der Vorderseite eines Kruges anzubringen, entstand mit der Krönung Wilhelms von Oranien zum König von Großbritannien. 1688 wurde Jakob II (James) von einflussreichen Kräften des Britischen Parlamentes abgesetzt, weil er den Römischen Katholizismus wieder als Staatsreligion einführen wollte. Er floh nach Frankreich an den Hof Ludwigs XIV. Gleichzeitig wurde Wilhelm, Stadthalter der Niederlande und Schwiegersohn Jakobs die Britische Krone angeboten. 1689 wurde er zum König gekrönt.

Die Annahme liegt nahe, dass holländische Kaufleute, die von jeher enge Kontakte über Köln mit den Westerwälder Steinzeugtöpfer hatten, die Gelegenheit wahrnahmen, dort Krüge herstellen zu lassen, die sowohl das Konterfei Wilhelms zeigten, aber auch sein Monogramm "WR" unter einer Krone für Wilhlmus REX. Wilhelm regierte bis 1702. Ab dann übernahm die Schwester seiner Frau Maria, Anna, die Regentschaft, und ab da erscheint "AR" als Dekoration in der selben Weise wie vorher das WR. "Anna Regina" wurde 1714 abgelöst von Georg von Hannover, der in diesem Jahr König von Britannien wurde. Ab dann erscheinen die Krüge mit "GR" für Georg REX, die in so großer Zahl hergestellt wurden, dass sie regelrecht den Markt überschwemmt haben müssen. Man kann davon ausgehen, dass die in den ersten Jahren von Georgs Regentschaft hergestellten Krüge noch sehr sorgfältig hergestellt wurden. Dann aber erschienen zunehmend GR-Krüge auf dem Markt, deren Qualität immer schlechter wurde und mehr und mehr nachlässig hergestellter Massenware glichen.

So finden sich hervorragend dekorierte GR-Krüge in einer Reihe von Museen (s. auch Titelbild zu Kessler: Zur Geschichte des Rheinisch Westerwäldischen Steinzeugs (2002) und Privatsammlungen neben nachlässig hergestellten, die jegliches künstlerisches und handwerkliches Feingefühl vermissen lassen. In Höhr-Grenzhausen wurde um ca. 1980 eine kleine Abfallgrube entdeckt aus der man rund 40 Krüge gefunden hat, die offensichtlich so nachlässig hergestellt waren, dass man nicht wagte, sie auf dem Markt anzubieten.

GR-Krüge wurden in großer Zahl von Pfarrer Leonhard Meurer auf seinen Missionsreisen für die Steyrer Mission im mittleren Afrika gefunden. Sie wurden dort neben anderen Westerwälder Steinzeugkrügen als große Kostbarkeit von den Häuptlingen und Dorfältesten streng gehütet. Eine ausführliche Schilderdung findet sich im Buch von Annette Zeischka: "Westerwälder Steinzeug in Afrika".

Der hier vorgestellte Krug kann man in die Masse der in großer Zahl hergestellten und in alle Welt vertriebenen Krüge einreihen. Er erhebt sicherlich keinen Anspruch auf hohe künstlerische Qualität, wobei er jedoch in Form, Farbe und Anordnung der Dekoration sich recht ansprechend darstellt. Das GR-Medaillon ist den meisten anderen bekannten vergleichbar und zeigt trotzdem wieder Unterschiede, wobei die äußere Form, das Monogramm und die Krone sich kaum unterscheiden, die Ornamentik und besonders die unter der Krone angeordnete Maske jedoch vollkommen anders ausgeführt sind.

Während es sich bei der unter dem Monogramm angeordneten Abbildung in der Regel um einen Engel handelt, kann man bei der hier vorliegenden Maske nicht unterscheiden, ob es sich dabei um einen Männer- oder einen Löwenkopf handeln soll. Offensichtlich wurde bei der Herstellung auf diese Details keinen großen Wert gelegt.

Das aufgelegte Medaillon ist mit eingeritzten Zacken umkränzt, was der Vorderseite das Aussehen eines Sternkruges verleiht, die sich in der zweiten Hälfte des 17. Jh. großer Beliebtheit erfreuten. Die Seitenflächen sind ebenfalls sternförmig verziert.

Die von der Dekoration umschlossenen Felder sind in der Regel grau belassen, die übrigen kobaltblau bemalt.

Der Hals ist dicht mit Rillen versehen und auf die ganze Höhe manganviolett bemalt.

Der Fuß ist grau belassen.

Material/Technik

Steinzeug, grauer Scherben, salzglasiert, Bemalung mit Kobaltsmalte, frei gedreht.

Maße

Höhe: 25 cm, größter Durchmesser: 17,5 cm

Keramikmuseum Westerwald

Objekt aus: Keramikmuseum Westerwald

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