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Keramikmuseum Westerwald Historische Keramik [Lfd. Nr. 45, Inv. Nr. St 2308]
Kugelbauchkrug - Pulle (Keramikmuseum Westerwald CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Keramikmuseum Westerwald (CC BY-NC-SA)
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Kugelbauchkrug - Pulle

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Beschreibung

Westerwald, nach 1664

Steinzeug, grauer Scherben, salzglasiert, Bemalung mit Kobaltsmalte, frei gedreht.

Vergleichbare Exponate:
KMW, Inv. Nr. St 1043
Rijksmuseum, Amsterdam, Inv. Nr. BK-NM 10078
MAK, Köln, Inv. Nr. E 139, Z 378

Literatur:
Solon I/109, 110; Koetschau, Taf. 7 u. 36
Göbel, S. 261
Reineking v. Bock, S. 101, 352-356
Klinge, S. 92

Der Begriff Kugelbauchkrug bzw. -Kanne der Spätrenaissance und des Barock bezieht sich auf zwei unterschiedliche Gefäßtypen. Wir haben zum einen die kleinen und mittelgroßen Gefäße, deren Körper, wenn auch nicht immer exakt, so doch meistens der Kugelform sehr nahe kommen.

Diese Gefäße haben immer eine fußähnlich abgesetzte Standfläche und einen zylindrischen, mit einem Renaissancefries verzierten Hals, der vom Gefäßkörper fast rechtwinklig abgesetzt ist.

Der hier vorgestellte Krug gehört zum zweiten Gefäßtyp. Dieser hat in der Regel ein wesentlich höheres Fassungsvermögen. Er steht auf einem abgeplatteten Fuß und der Hals ist aus dem Körper in einem eleganten Übergang herausgedreht.

Obwohl die Kugelform so alt ist wie die Töpferei selbst, wurde sie erst von den Steinzeugtöpfern zur Herstellung von größervolumigen Vorratsgefäßen mit engem Hals und kräftigem Henkel ausgebildet. In den rheinischen Töpfergebieten werden sie als Pullen bezeichnet und man findet die ersten in Köln und Frechen (Göbel, S. 261; Klinge (1979), S. 22; Koetschau Taf. 6 u. 7) sowie auch in Siegburg ( Reineking v. Bock, S. 100, 194, 195, 196). Während sich die Entwicklung in den vorgenannten Zentren sich um die Mitte des 16. Jh. abspielte und in der zweiten Hälfte zu ihrem Höhepunkt gelangte, wurde dieser Gefäßtyp im Westerwald gegen die Mitte des 17. Jh. aufgegriffen. Die dort in grauem Scherben und Kobaltbemalung hergestellten Pullen erfreuten sich großer Beliebtheit und erlangten eine entsprechend große Verbreitung.

Als Dekoration findet man häufig auf dem Bauch aufgelegte Medaillons und sehr oft die das mittlere Medaillon flankierenden Löwen. Die Medaillonauflagen stellen den Reichsadler dar, unter deren doppelten Hälsen sich die Initialen "J.W." befinden. Ob es sich dabei um einen Meister J. Wingender handelt, müsste noch genauer erforscht werden. Töpfer dieses Namens finden sich in späteren Listen sehr zahlreich. Obwohl das hier vorgestellte Gefäß als Kugelbauchkrug bezeichnet werden kann, nähert sich seine Gestalt der Eiform und weicht damit geringfügig von der Kugelform ab.

Löwenauflagen, wie sie auf dem hier vorgestellten Krug zu sehen sind, wurden schon Mitte des 16. Jh. von den Siegburger Töpfern auf reich verzierten Pilgerflaschen verwendet. (Beispiel: Flasche im Kaiser-Wilhelm-Museum, Krefeld, Inv. Nr. 1937.1, s. Klinge (1979), S. 27).

Mit der Form der Pulle haben die Westerwälder Kannenbäcker auch die Löwenauflagen übernommen. In der Dekoration sind sie jedoch teilweise eigene Wege gegangen, in dem sie von der über den ganzen Körper verteilten Ornamenten abwichen und, abgesehen von den erwähnten Medaillons, nur das obere Drittel des Gefäßkörpers verzierten.

In der Regel findet sich in etwa zwei Drittel der Höhe eine waagerechte Rille, oberhalb der Ornamente der unterschiedlichsten Art zu finden sind.

Um 1700 nahmen diese zunehmend geometrische Formen an. Die aufgelegten und eingeritzten Ornamente wurden von kräftiger kobaltblauer Bemalung unterstützt, wobei die undekorierten Flächen der Gefäße im Grau des Scherbens belassen wurden.

Material/Technik

Steinzeug, grauer Scherben, salzglasiert, Bemalung mit Kobaltsmalte, frei gedreht

Maße

Höhe: 37 cm, größter Durchmesser: 25 cm

Keramikmuseum Westerwald

Objekt aus: Keramikmuseum Westerwald

Bis in die Zeit der Urnenfeldkultur, etwa ab 1.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, lässt sich die Tradition des Töpferhandwerks in dieser Region,...

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