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Kaspertheaterstück von Karl Räder mit antisemitischen Anspielungen

Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Persönlichkeiten - Räder, Karl Nationalsozialismus Akten im Landesarchiv Speyer [2023/0805]
Kaspertheaterstück von Karl Räder mit antisemitischen Anspielungen (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir / Britta Hallmann-Preuß (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

"Kaspers Leid und Freud" von Heimatdichter Karl Räder, Weihnachten 1935

Das Stück enthält Anspielungen auf den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Italiens auf das Kaiserreich Abessinien.
In dem Stück schildert Kasper eine Begegnung mit dem "koscheren Schweinemetzger Isaak Lefi", dem ein Hund aufgrund seines Geruchs ans Bein machen will. Die Großmutter überlegt den Kasper zur Erziehung ins Konzentrationslager nach Dachau zu schicken oder ins Arbeitslager Bretten.

Angehefteter Zettel mit handschriftlicher Notiz:
Kaspers Leid & Freud
Ein Stücklein fürs Kasperltheater meiner Enkel Siegfried, Walther u. Günther Schmitt in Heidelberg.
vom Großvater K. Räder ... vor Weihnachten 1935.

Handschriftliche Notiz auf einer der Rückseiten:
Liebe Gretl!
Anbei ein flüchtig skizziertes Kasperstückel zur Uraufführung mit dem Kabbel(?). Vielleicht kann es Siegfried oder Frl. Jucheidi(?) mit 1 oder mehr Pausen ("Durchschläge") abschreiben u. ihr ihr könntet die Pausen mitbringen. Ich denke mir du & Siegfried spielen) die Kleinen brauchen davon nichts zu wissen. Ihr könnt es einige male durchlesen und es beim Spielen hier üben(?). Zusätze & Änderungen stelle ich anheim.
Auf frohes Wiedersehen
Karl

Weitere handschriftliche Notiz auf einer der Rückseiten:
Gestern Freitag Abend kamen plötzlich Jakob, Lenie(?) u. Lilo, die aber Sonntag abend wieder(?) dahin scheiden.
Aller wohlest
holdrio K.

Siehe auch:
Alexander Wessely, Zur Frage eines Zusammenhanges zwischen Handpuppenspiel und Propaganda im Dritten Reich - Eine Annäherung
Das Figurentheaterspiel im Dritten Reich – Einsatz und Propaganda , Seite 258 ff.

Material/Technik

Digital

Maße

Seitenzahl: 4

Abschrift

Original: Deutsch

- 1- Kaspers Leid und Freud. von Karl Räder, Weihnachten 1935. Personen: Kasperl. Seine Großmutter. Der Herr Pfarrer Schmalz. Der Schutzmann Beißzang. Der Teufel. Die Großmutter: (allein, traurig) "Ach was soll doch noch aus dem bösen Bub werden, dem Kasperl?! - Seit sein Vater als Flieger = Offizier bei der reitenden Gebirgsmarine in Abbessinien kämpft und seit seine Mutter eine alkoholfreie Schnapswirt= schaft bei den Zulukaffern am Nordpol betreibt, muß ich ihn als seine ledige, alleinstehende Großmutter erziehn! - Jeden Tag macht er neue Lausbubenstreiche ! - Er bringt mich noch ins kühle Krematorium ! - Ich nage schon am Grabesrand ! Gestern hat er wieder einem armen Schnauzerhund ein altes Nachthäfel an den gestutzten Schanz gebunden ! Vorgestern hat er einer grindigen Angorakatze Nußschalen an die Pfoten gebabbt! -Das hat geklappert auf dem Pflaster ! - (jammert laut) (An die Zuhörer): Was soll ich denn mit dem bösen Bub anfangen ? - Soll ich ihn ins Konzentrazionslager nach Dachau schicken ? - - Soll ich ihn in ein Nonnenkloster stecken ?- - - Soll ich ihn zur Abkühlung freiwillig ins Arbeitslager nach Bretten kommandieren ? (Es klopft an) Herein ! — Der Schutzmann Beißzang: (Kommt herein und spricht gestreng und würdig.) Guten Tag ! Sind sie das alte Fräulein Zwiebelschlott, Verwitwete Puhlschöbber, geborene Krachmandel ? Großmutter (geziert): Jawohl, das bin ich ! Schutzmann: Ich bin der Krrrinimalschutzmann Beißzang ! - Ich soll Ihren frechen, ungezogenen Enkel, den Kasperl verhaften ! Großmutter(jammernd): Ach Gott, ach Gott, was soll denn das brave liebe Kind wieder gemacht haben ? ! - - Schutzmann: Erstens: Er hat die Schule seit 14 Tagen geschwänzt ! Grossmutter: (weinend) Ach der arme Bub Schutzmann: Zweitens: er hat einen sechsfachen, stinkigen Knallfrosch durchs Fenster ins Polizeibüro geworfen, daß der dicke Herr Polizeikommisar Schmerbauch einen doppelten Schlauchanfall vor Schrecken bekommen hat ! Er liegt zwei einhalb Zentner Schwer in der orpodätischen Kinderklinik der Nudelfressität Heidelberg! - - 2 - Großmutter (weinend): Ach der arme Bubo Drittens: Er hat einen rassereinen Spitzpudeldachs= pintscher gestohlen und ihn an den koscheren Schweine= metzger Isaak Lefi für zwanzig Mark verkauft ! - Großmutter:(klagend) Ach der arme Hund ! * der arme Bub wollt ich sagen ! Schutzmann: Wo ist der multiplizierte Lausbub? ! Der abgekochte Strizzi ? ! Der saudumme Schlaukopf ?! Der unkonfir= mirte Räuberhauptmann? I Wo ist derr Kasparrrl. * Kasperl: Kommt herein gerannt und rennt den Schutzmann um. Zum Schutzmann: Perdauz ! - Ich wollte sagen Pardon ! (lebhaft und lustig) Guten Tag liebe Grossmutter ! Fräu dich ! (laut) Holdrio ! Holdrio !( Sagt ihr ins Ohr): Liebe Großmutti ! Ich hab heut 20 Mark verdient, hier sind sie (zählt von 1 bis 20 ) Heut kannst du 5 Pfund Butter hamstern ! Heut gehen wir ins Kino ! Heute dürfen mit hinein ! Heut gibts den Film : Mussollerrini,Mackaronni, sokramento, malledetto oder Der Heldendampf mit Pulverkampf der Italiener gegen die Abbessinier ! Schutzmann:(grimmig) Wo hast du das Geld her, du kuhzünftiger Schinderhannes ? Großmutter: (beschwörend) Mein braves, liebes gutes Enkelkind stiehlt kein Geld nicht ! Kasperl:(verwundert) Die zwanzig Mark ! Ei, die hab ich rötlich verdient ! Schutzmann: Verdient ? Nein, die hast du erschwindelt ! Wie war die Sache ? Kasperl: (lebhaft,lustig) Also unser Herr Professor, der Herr Doktor Hickelbein hat in der Schul zu mir gesagt: Kasperl sagt er, hat er gesagt, weil du in deinem deutschen Aufsatz über Schillers Glocke von Göthe heute bloß 148 Fehler gehabt hast und weil du so brav bist; kannst du heut spazieren gehn ! Auf der Straße beim Herumbummeln in der Stadt (hat er gesagt)da lernst doch mehr wie in der stinkigen Schulstube(hat er gesagt). Großmutter:(gerührt) Ach was für ein braver, lieber Bub ! Schutzmann:(wütend) Das sind alles unwahre gelogene Tatsachen, (laut) Wo sind die zwanzig Mark her ? ! Kasperl: Ei Herr Polidreizehner !Das ging so zu: Wie ich so nach der Schule durch die Stadt schlendre,finde ich auf einmal einen Lederriemen auf der Straße. Ich hob ihn auf und wollte ihn auf die Polizeiwache tragen. Großmutter:(rührselig) So ein ehrlicher braver Bub ! Schutzmann: Weiter ! Wie war das mit dem Hund ? ! Kasperl: Auf einmal klopft mir einer mit einem Metzgerbeil Zärtlich auf meine Schulter, ich drehe mich um mich selbst herum, da steht der koschere Schweinemetzger - 3 - Isaak Lefi vor mir und sagt: Was hast du da für einen seltenen Hund an der Leine ? - Jetzt hab ich erst gemorken, daß an dem gefundenen Lederriemen hiten ein Hund angebunden war. Ich sagte: Herr Lefi hab ich gesagt, das ist ein mit dem ersten Preis geprägten rassereiner Spitzpudeldachsfoxmops mit einem Baumstamm.Und wie der Hund - ich meine der wirk= liche Dachspudelfoxspitzmops,ich wollte der Spitzdackelfox= mudelpops - nein der Moxdackelpudelspitzfops - also wie der Hund den Herrn Lefi gerochen hat, hob er - der Hund - das linke Hinterbein in die Luft und wollte dem Herrn Lefi die Stiefel einfetten ! Da fuhl der Lefi dem Foxddudelpackelmords= spitz - ah - Mopsspitz und sagte: Er erkennt mich gleich wieder Und er fuhl ihm nochmal um den Hals und gab mir 20 Finderlohn; Jawohl Herr Polizei=Krinimaloberpolidreizehnerinspecktor so wars ! - - - Großmutter: Ach was ein braver Bub ! Mer solls nit glabe ! Schutzmann: (empört) Du abgebrühter Lügenbengel !lch schlage dir mit dem Kau= Gummiknüppel deinen zweistöckigen Eierkopf ein ! (Schlägt nach ihm und trifft die dazwischenspringende Grossmutter auf die Nase) Großmutter: (Schreit und heult laut)Das ist eine Körperverletzung mit nachfolgendem Tode ! Kasperl: (Rennt beide um und brennt mit höhnischem Lachen durch und ruft noch): Ade,Herr Polizeipräsident ! (Ab) Schutzmann: (Entschuldigend) Liebes Fräulein Zwiebelschlott, verwitwete Puhlschöbber,geborene Krachmandel ! Es war bloß ein Drück= Fehler von mir I Ich habe ihnen nicht mit Absicht auf Ihre Schiefe Gurkenschnapsnase getroffen ? I Großmutter: (Entrüstet) Schnapsnase, haben sie gesagt? Lch zeige sie an, SIE saugrober Henkersknecht ! Sie haben mich gemistpraucht mit Ihrer Dienstgewalt. Ich schlage Ihnen mit meinem Kochlöffel Ihren saudummen Quadratschädel ein ! (holt einen grossen Kochlöffel und verhaut den Schutzmann, der mit seimem Gummi= knüppel auf die Großmutter drischt. Schreien, Prügelei, dann Ruhe Schutzmann: (erschöpft) Wenn ich sie mit Absicht geschlagen habe, dann soll mich gleich der Teufel holen ! Teufel: (kommt pfeifend, brüllend und johlend angefahren;Wild) Wen soll der Teufel holen ? ! Wer hat mich gerufen ? ! Ich komme direkt aus der glühenden Hölle ! Brrrh ! - Brrrh ! - (faucht) Großmutter: (greinend) Hier dieses wütende Auge des Gesetzes wollte meinen braven, frommen Enkel Kasperl einsperren.Da hab ich abgewehrt und er hat mit mein edles Richorgan kaputt geschla= gen ! In die Hölle mit dem blutgierigen Mörder ! Schutzmann: (demütig) Ach lieber Herr OberteufeI ! Gnade ! Ich habe daheim eine Witwe mit 24 labendigen Kindern zu ernähren ! Ich will zur Sühne die Großmutter noch dazu heiraten I Teufel: Pfui,schämen Sie sich,Sie - Sie staatlich angestellter - 4 - Ehebrecher=Kandidat ! Fort mit dir in die Hölle ! (Faucht und brüllt) (Der Teufel packt ihn, Geraufe, Prügelei Gebrüll. Fährt mit ihm ab mit dem Rufe): Im die Hölle.in die Hölle. Großmutter: (ermattet) Ich glaube, ich falle in Allmacht - wollte sagen in Ohnmacht ! Ach wenn ich nur ein Schnäpslein hätte Teufel: (zurückkommend) Ach herrjäh,sie stirbt ! - Schnell einen Höllenschnaps ! Kasperl: (kommt mit einem großen Krug und läßt die Großmutter Schnaps trinken) Großmutter: Ach wie gut ! Ich glaube ich bin wieder labendig ! Hm! Hm ! (Vorstellend):das ist mein lieber Enkel Kasperl, Herr Teufel ! Teufel: So,du bist der bekannte freche Lausbub Kasperl ! Huijoh ! Huijoh ! Komm her,du bist reif für die Hölle! (Will ihn packen) Kasperl: (Entschlüpft ihm und rennt ihn um): Großmutti ! Hilfe ! Großmutter: (bittend) Ach Herr Teufel, nehmen sie lieber mich mit in die Hölle ! Mich alte Großmutter ! Teufel: Nein, den da willich!l(auf Kasperl zeigend) Ich hab schon im der Hölle eine Teufelsgroßmutter Kasperl: (naiv) Ei was soll ich denn in der Hölle ? ! Teufel: Du bekommst für deine Streiche glühende Kohlen zu fressen und mußt kochenden Schwefel saufen ! - Huijoh ! ! Kasperl: Da eß ich lieber Prrralinehh ! (Pustet den Teufel an, der er schrocken ausweicht) Teufel: Du kommst in die Hölle ! Du bist ein Faulenzer und hilfst nicht deiner alten Großmutter im Haus und Garten ! Du bist ein Zornnickel und stampfst mit den Hinterbeinen vor Wut ! Du läßt alles in deimen Zimmer herumliegen und räumst nichts auf ! du schwänzst die Schule I du lügst als deine Großmutter an ! Du sträunst in der Stadt herum und gehst nicht heim beizeiten ! Du ließt schlechte Räubergeschichten ! Du hast in die Hosen geprasselt ! (schauerlich) Huijoh ! Huijoh! (laut) I» die Hölle mit dir (packt ihn) Großmutter: (ängstlich) Hilfe,heiliger Nepomuk hilf ! Der Pfarrer: ( würdig salbungsvoll) Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes (der Teufel winselt) Hebe dich hinweg stinkiger Satan I (Schlägt ein Kreuz) (Der Teufel heult und brüllt vor Wut und Ohnmacht; der Pfarrer hebt dem Teufel ein Kreuz vor die Nase) Großmutter: (freut sich und lacht) Der Kasperl: (haut auf den Teufel) Der Teufel: (fährt mit Huijoh=Gebrüll in die Hölle).

Literatur

  • Alexander Wessely (2009): „Wie überall kommt es auch beim Puppenspiel auf die Haltung und Gesinnung an (…)“ Zur Frage eines Zusammenhanges zwischen Handpuppenspiel und Propaganda im Dritten Reich - Eine Annäherung. Wien
Verfasst Verfasst
1935
Räder, Karl
Bad Dürkheim
Wurde erwähnt Wurde erwähnt
1935
Konzentrationslager Dachau
Bad Dürkheim
1934 1937
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Objekt aus: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Der über 2000-jährigen Tradition des Weinbaus in Bad Dürkheim entsprechend, ist das Stadtmuseum in einem ehemaligen Weingut untergebracht. Auf über...

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