museum-digitalrheinland-pfalz
STRG + Y
de
Objekte gefunden: 2
SchlagworteMuseumsführerx
Suche verfeinernGezielte Suche Sortiert nach: ID

Museumsführer Teil 1 Heimatmuseum Bad Dürkheim im Haus Catoir

Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Museum [2022/0026]
https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/resources/documents/202201/13134817395.pdf (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
1 / 1 Vorheriges<- Nächstes->
Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Entfernung berechnen Archivversionen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Material/Technik

Hochglanzpapier / Farbdruck

Maße

Länge: 20,8 cm, Höhe: 2,5 mm, Breite: 13,5 cm, Gewicht: 97 g, Stückzahl: 1, Seitenzahl: 57

Abschrift

Original: Deutsch

Heimatmuseum Bad Dürkheim im Haus Catoir Museumsführer Teil I Stadtgeschichte Volkskunde - Kunstgewerbe Museumsschild, vom alten Museum in der Eichstraße für das Heimatmuseum im Haus Catoir übernommen. Bad Dürkheim 1985 Hcrausgegeben von der Stadt Bad Dürkheim Text: Irene Spille Fotos: Hartmut Frien. Monika Franck, Anton Rendicr, Arved v. d. Ropp (Limburg-Madonna) Reproduktion und Druck: Graphische Kunstanstalt Rheinberger GmbH, Bad Dürkheim Umschlagbild: Heimatmuseum »Haus Catoir« Das Bad Dürkheimer Heimatmuseum befindet sich im ehemaligen Haus Catoir in der Römerstraße 20. Einstmals gehörte dieses Anwesen der Witwe des Wilhelm Rühl. Graf Johann Ludwig zu Leiningen- Dagsburg - Falkenburg erwarb es um 1604 von ihr und richtete hier den Leiningen-Falkenburger Hof ein, nachdem der Dürkheimer Graf von Leiningen - Dags- burg - Hartenburg ihm ein Haus in Dürkheim zugebilligt hatte. Im 30jährigen Krieg und bei der Pfalzverwüstung 1689 erlitten die Gebäude Schaden. 1774 starb die Falkenburger Linie aus. 1780 kaufte dann die Familie Catoir, eine wallonische Hugenottenfamilie, das Anwesen. Johann Theobald Catoir erbaute 1781 das Wohngebäude, das heutige Heimatmuseum. Der Keller hingegen dürfte noch von einem Vorgängergebäude stammen. Die Mitglieder der Familie Catoir waren ursprünglich Rotgerber, zeitweilig betrieben sie eine Brauerei mit Gasthaus, eine Bäckerei, und später wurden sie Gutsbesitzer, hochangesehen in Dürkheim. 1978 wurde das Anwesen von der Stadt Bad Dürkheim erworben und renoviert. Das Städtische Heimat- 3 museum mit den Sammlungen der Museumsgesellschaft Bad Dürkheim e.V. konnte 1984 eröffnet werden. Der Dürkheimer Altertumsverein, der zu den ältesten der Pfalz zählt, wurde am 1. Mai 1872 von Bürgermeister Rudolph Bart und honorigen Dürkheimer Bürgern gegründet, seit der Vereinigung mit der »Pollichia« nennt er sich Museumsgesellschaft. Die Altertumssammlungen konnten nach anfänglichen Ortswechseln ab 1877 in Räumen des damaligen Rathauses, heute Kurhaus, eine feste Bleibe finden und im Juni 1928 wurde das Museum im ehemaligen Graf- schen Haus in der Eichstraße eröffnet. 1983 erfolgte der Umzug in das Haus Catoir in der Römerstraße. Nahezu alle Stücke der Sammlung befinden sich im Besitz der Museumsgesellschaft und wurden ihr größtenteils von Dürkheimer Familien gestiftet. Das Heimatmuseum versteht sich in seiner heutigen Konzeption als ein stadtgeschichtliches Museum, in welchem die geschichtliche Entwicklung unserer Heimat anhand von zeitgenössischem Material anschaulich präsentiert wird. In der archäologischen Abteilung wird die Siedlungsgeschichte des Dürkheimer Raums von der Jungsteinzeit bis zu den Franken dargestellt, in der stadtgeschichtlichen Abteilung die vom Mittelalter bis heute. Die kunstgewerbliche und volkskundliche Abteilung ist eine Ergänzung zur stadtgeschichtlichen Abteilung, in der die Lebensformen im 19. Jh. verdeutlicht werden. Das Weinbaumuseum stellt eine Bereicherung zur Wirtschaftsgeschichte dar. Rundgang Flur Im Flur wird die Geschichte des Hauses vermittelt, verbunden mit Portraits des Friedrich Jakob Carl Catoir (1848 -1918) und der Sophia Catoir geb. Lang (1857 - 1942), Gemälden des Dürkheimer Künstlers Valentin Dirion. Valentin Dirion wurde 1867 in Dürkheim als Sohn des Schneiders Theodor Dirion geboren. Jahrelang arbeitete er als Lithograph in der »Graphischen Kunstanstalt Rheinberger« und schuf Illustrationen für den »Dürkheimer Anzeiger«. An der Akademie in Karlsruhe konnte er zwischendurch studieren. Ein Schwerpunkt seines künstlerischen Schaffens war die Portraitmalerei, wobei die Winzerbilder in der Gaststätte der Winzergenossenschaft »Vier Jahreszeiten« besonders zu nennen sind. Dirion starb am 5. Dezember 1954, seine künstlerische Tätigkeit mußte er schon vorher aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. 4 5 Kunstgewerbe Zudem werden hier im Flur in wechselnden Sonderausstellungen u.a. spezielle Gebiete der Museumssammlungen präsentiert. Im folgenden Ausstellungsraum werden kunstgewerbliche Gegenstände und Raritäten aus dem Bereich des gehobenen bürgerlichen Lebens gezeigt. Teller aus der Steingutmanufaktur Grünstadt Die Sammlung von Grünstädter Steingut besteht neben einigen Ziergegenständen vorwiegend aus einfarbigen, hellen Tellern, die mit dekorativen Reliefs geschmückt sind. Die Grünstädter Steingutfabrik wurde von Johann Nepomuk van Recum, der vorher die Kurpfälzische Frankenthaler Porzellanmanufaktur in Pacht hatte, im Jahre 1801 begründet. 1812 wurde sie von den Brüdern Wilhelm und Bernhard Bordollo übernommen und blieb bis in die 80er Jahre des 19. Jh. im Besitz dieser Familie. In der Ausstellung vertreten ist sowohl die frühe Ware, die eine gelbliche Farbtönung aufweist, und die spätere, die sehr porzellanähnlich erscheint, das sogenannte »Porcelaine opaque«. Diese Ware erfreute sich großer Beliebtheit, weil sie das begehrte Porzellan gut imitierte und leichter erschwinglich war als dieses. Eingeleitet wird diese Darstellung durch eine kleine Aneinanderreihung von Porzellan aus China, Meißen und Frankenthal. Das übliche Eßgeschirr in einer angesehenen bürgerlichen Familie um 1800 bestand aus Zinn. Das Ausgestellte stammt vorwiegend aus den ersten Jahren des 19. Jh. Der Schwerpunkt liegt auch hier bei den Tellern von unterschiedlicher Größe und Form, die häufig Initialen und Jahreszahl tragen. Durch das Zinn deutlich von dem Grünstädter Steingut abgesetzt folgen farbig bemalte Fayenceschüsseln unbekannter Herkunft. Nach außen hin zeigte man gerne seinen Wohlstand und guten Geschmack, indem man seine Wohnung mit Zierrat und Sammlerobjekten ausschmückte. Diese Stücke entsprechen zum Teil nicht mehr dem heutigen Geschmack, sind aber doch typische Vertreter ihrer Zeit. _ Dazu zählten das Blumenmädchen mit Kavalier aus der Zeit um 1840 sowie die ägyptischen Statuetten. Farbiges Glas war etwas Erlesenes, so z.B. der Opalglas-Deckelpokal mit den aufgemalten zarten Blütenmotiven und die Jugendstil-Delphinvase. Dann gibt es Fayencen: Eine Mädchenfigur aus Höchst (um 1750), ein Goldteller aus Saargemünd und die im vergangenen Jahrhundert so beliebten Teller mit Landschaftsmotiven, wobei die Rhein- und Burgenromantik eine besondere Rolle spielte. Der geschnitzte Ständer für die Taschenuhr war ein dekorativer Gebrauchsgegenstand. Ein Kuriosum stellt eine kleine Truhe aus der Zeit der Jahrhundertwende dar, die mit den unterschiedlichsten Dingen beklebt ist, u.a. mit Münzen, Medaillen, Schmuckstücken, Knöpfen, Muscheln, Mineralien. Im 19. Jahrhundert waren Puppen kein richtiges Kinderspielzeug, sonderen hauptsächlich zum 6 7 Biedermeier-Puppe mit Porzellankopf Anschauen und vorsichtigem Spiel bestimmt, denn die inbrünstige Liebe eines Kindes wäre ihnen abträglich gewesen. Eine große Puppe mit lackiertem Kopf, Lederbalg und Holzgliedern, bekleidet mit einem weißen Tüll- kleid, stammt aus der Biedermeierzeit, um 1840/50, ebenso eine Kleine mit Porzellankopf mit strenger Biedermeierfrisur, ihre Glieder sind bereits aus Leder bzw. Stoff gearbeitet. Eine Puppe mit Tüllkleid, deren Gesichtsausdruck ostasiatisch anmutet, entstand ein bis zwei Jahrzehnte später. Aus der Zeit um 1870/80 stammen weitere mit wesentlich puppenhafteren Gesichtern, die kleineren davon haben hochempfindliche Wachsköpfe. Eine reichhaltige Puppengarderobe war nicht selten, zudem wurden diese vornehmen Damen mit Accessoires, wie z.B. Sonnenschirmen, ausgestattet. Mit Hilfe der Puppenstube wurden die Mädchen im Spiel zur Haushaltsführung erzogen. Daher stammen die kleinen, nicht einmal handgroßen Püppchen. Beim Puppengeschirr hat man gerne die Formen des normalen Geschirrs nachvollzogen. Es ist hochempfindlich und zerbrechlich, meist aus Glas gefertigt. Das Anfertigen von Handarbeiten nahm im Leben der Frau einen hohen Stellenwert ein. Einige Kostproben des Könnens wie Stickmuster und kostbar bestickte Kinderhäubchen sind hier mit diversen Handarbeitsutensilien, z.B. geschnitzte Nadelbüchschen aus Bein, kombiniert. Daneben liegen Fächer und Hutnadeln, Accessoirs, die früher für eine Dame unentbehrlich waren. Kleinformatige Taschenkalender wurden schon von unseren Vorfahren geschätzt, wobei einer aus dem Jahre 1825 mit einer Große von 13 x 18 mm außergewöhnlich zu nennen ist. Etwa vergleichbar mit dem heutigen Kinder-Poesiealbum war das Stammbuch der Erwachsenen, eine Sammlung loser Einzelblätter, die oft liebevoll mit kleinen Kunstwerken geschmückt wurden. Erinnerungsstücke von Freunden sind auch die Sandmalerei-Bilder mit Inschriften wie »Souvenir«. In 8 9 Angefangener Strickstrumpf aus weißer Baumwolle mit Nadelhaltern aus Bein Wohnzimmer einem Wohnzimmerschrank mit Glasaufsatz aus dem späten 19. Jh. steht vorwiegend Porzellangeschirr, darunter solches aus dem frühen 19. Jh., der Empirezeit, mit farbigen Landschaftsdarstellungen. Eine kleine Gemäldegalerie bilden die Pastellbilder aus den letzten Jahren des 18. Jh. mit den Portraits der Familie des Hofapothekers Joachim Emanuel Schultz aus Zweibrücken. An den Ausstellungsraum schließt sich eine Suite rekonstruierter bürgerlicher und bäuerlicher Räume an, die die Lebensweise vergangener Zeiten intensiver verdeutlichen sollen. Zuerst betritt man ein bürgerliches Wohnzimmer, Salon genannt, aus der 2. Hälfte des 19. Jh. Die Pfälzer Winzer waren zum Teil sehr gutsituiert und standen von ihrem Lebensstandard her reichen Stadtbürgern um nichts nach. Das Mobiliar ist größtenteils älter, aber selbst wohlhabende Familien konnten es sich nicht leisten, immer nach der neuesten Mode eingerichtet zu sein und so war es gerade in älteren Häusern durchaus üblich, daß man Altes mit derzeit Modernem kombiniert hat. Die Stuckdecken aus der Erbauungszeit des Hauses 1781 sind in alter Schönheit wiederhergestellt worden. Ein Blickfang ist der große, helle Kachelofen mit goldverzierten Barockornamenten. Nicht minder raumbeherrschend sind die Ölgemälde in schweren Goldrahmen mit den Portraits der ehemaligen Besitzer dieses Anwesens: Carl Catoir (1824-1905) und seine Gemahlin Barbara (1820 -1909). Weiterhin befinden sich in diesem Raum Pastell- Portraits von einem unbekannten älteren Ehepaar aus der 1. Hälfte des 19. Jh. und zwei Fotografien vom Ehepaar Graf, den ehemaligen Besitzern des alten Museumsgebäudes in der Eichstraße. Der Schrank aus den späten Jahren des 18. Jh., der durch seine vornehme Schlichtheit besticht, steht im Gegensatz zu dem fast zeitgleichen Sekretär und dem Tischchen, die beide mit Intarsien verziert sind und dem beschwingten Rokokostil angehören. In der Zeit der Jahrhundertwende, um 1800, ist der vergoldete Spiegel im Empire-Stil zwischen den Fenstern entstanden. Wenige Jahrzehnte jünger ist das Glasschränkchen im Biedermeier Stil in dem, wie es damals üblich war, wertvoller Hausrat ausgestellt ist: graviertes Glas, teilweise mit Initialen, Fayencekannen mit Genremotiven, Gewürzständer für die gepflegte Speisetafel, Bestecke mit verzierten Por- 10 11 zellangriffen und vieles mehr. Das weitere Mobiliar stammt vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert. In den späten Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden in Paris die schweren Wohnzimmervorhänge angefertigt mit zierlicher Stickerei und Applikationen auf den Schabracken. In derart ausgestalteten Räumen wohnten die Gründungsmitglieder des Altertumsvereins und die Stifter, die den ersten Grundstock für die Museumssammlungen legten. Bauernstube Der nächste Raum stellt eine Bauernstube des vergangenen Jahrhunderts dar. Auf den ersten Blick wirkt alles etwas älter, aber die barocken Formen haben sich bei derberem Mobiliar im ländlichen Bereich bis ins 19. Jh. hinein gehalten, viel länger als in der vornehmen Welt. Damals war es bei einfachen Bauern üblich, Wohn- und Schlafraum miteinander zu kombinieren. Er war meist einfacher und ärmlicher eingerichtet als diese Museumsstube. Das Bett stand in einem Alkoven, einem großen, schrankähnlichen Einbau. Der hier Präsentierte aus der Zeit um 1800 hat zusätzlich Platz für eine Kinderwiege und dient noch als Garderobe. Schweres Bettzeug war ein Zeichen des Wohlstandes. Unentbehrlich waren Waschschüssel mit Kanne und ein Spiegel. Eine Aussteuertruhe, die die Braut in die Ehe brachte, durfte nicht fehlen, man legte großen Wert auf das dekorative Äußere. Die Ausgestellte stammt laut Inschrift von Marie Engel-Moeller, Anno 1806. Beim Kleiderschrank dagegen, der wesentlich feiner und vornehmer gearbeitet ist, verbinden sich klassizistische Stilelemente mit barockem Schwung, er stammt ebenfalls aus der Zeit um 1800. Zum Wohnbereich gehörte eine Kombination aus Tisch und Bank, die gleichzeitig eine Truhe war (von 1839), sowie das Spinnrad mit Zubehör. Ein Prachtstück aus dem späten 19. Jh. ist die ehemalige Petroleumlampe über dem Tisch mit ihren reichen Verzierungen. Die schöne barocke Standuhr aus dem 18. Jh. stellte gewiß einmal den Stolz ihrer Besitzer dar, das Uhrwerk ist bezeichnet: »Johann Paul Keber Dürck- heim 1766«. Üblich war es, solche Stuben mit mancherlei liebenswerten Kleinigkeiten auszuschmücken, mit Familienbildern, Handarbeiten, Erinnerungsstücken oder auch mit einem Vogelkäfig. Küche Der Rundgang führt weiter in eine Küche aus dem 19. Jahrhundert. Vom Grundkonzept her waren damals alle Küchen so eingerichtet wie diese Museumsküche. Armut oder Reichtum spiegelten sich in der Ausstattung wieder. In wohlhabenden Häusern wurde die Küche als reiner Zweckraum zur Zubereitung von Speisen genutzt und war mit wertvollen Küchengeräten ausgestattet, in ärmeren dagegen war sie zusätzlich Eß-und Aufenthaltsraum. Hier jedoch mußte letztendlich ein Küche 12 13 Kompromiß gefunden werden: auf verhältnismäßig kleinem Raum soll sowohl der Lebens- und Arbeitsbereich Küche dargestellt werden und gleichzeitig ein Überblick über das Küchengerät vergangener Tage gegeben werden mit seiner ganzen Formenvielfalt und besonders ausgefallenen oder kostbaren Stücken. Obligatorisch waren ein offener, gemauerter Herd mit Rauchmantel und ein Wasserstein mit Abfluß ins Freie. Zur Herdausstattung gehörten Kessel, die an einem eisernen Herdhaken über der Feuerstelle aufgehängt wurden sowie verschiedene flache und tiefe Pfannen mit und ohne Stiel aus Kupfer, Messing oder Gußeisen. Auch Abstellroste zählten dazu. Offene Pfannen aus Keramik und Bräter mit Deckel aus Keramik oder Gußeisen waren unentbehrlich. Gußeiserne Waffeleisen, oft mit langem Stiel, waren in der Regel mehrfach vorhanden. Ein Backofen war in der Küche nicht vorgesehen. Auf dem Abstellbord des Rauchmantels und auf dem Tellerregal standen die unterschiedlichsten Keramikgefäße. Töpfe und Teller mit siebähnlichen Löchern wurden zur Bereitung von Käse benötigt. Zu den Tellern aus Steingut kamen in den Regalen feine Fayenceteller hinzu, so zeigte man, daß man mit der Mode der Zeit gehen konnte. Schöpfkellen und Sieblöffel, meist aus Messing, waren ebenso notwendig für den täglichen Gebrauch wie auch dekorativ. Für eine große Auswahl unterschiedlicher, vielfach figürlicher Keramikformen in Braun- und Gelbtönen, Backformen, Puddingformen, Formen für Sülze und ähnliches mehr, aufgestellt in einem spätbarocken Eckschränkchen mit Regalaufsatz, konnten sich damals wie heute Hausfrauen begeistern. Ebenso schätzte man eine reiche Auswahl an kupfernen Backformen in unterschiedlichen Größen und Formen, auch in Fischform, und Küchensiebe. Oft mußte man sich aber mit einfachem Blechgerät begnügen. Beim Wasserstein stand eine schlichte Wasserbank mit den Wassereimem, vorzugsweise aus Kupfer. Der Treppenhaus Küchenschrank, hier ein Barockschrank aus der 2. Hälfte des 18. Jh. mit geschnitzten Verzierungen und einem verglasten Aufsatz, barg das weitere Küchengerät. Neben Kaffeekannen sind ganz unterschiedliche Milchtöpfe, Gewürzdosen, Näpfe und Fayencegeschirr jetzt ausgestellt. Eine Vielzahl von Backmodeln, Butterformen und kleinem Küchengerät ist zur Ergänzung in einer Vitrine zu sehen. Der Tisch, an dem bäuerliche Stühle stehen, ist für ein einfaches Essen aus Schüsseln in rustikaler Hafnerkeramik gedeckt. Der Weg zum 1. und 2. Obergeschoß wird von verschiedenen Bildern mit Motiven aus Dürkheim und Umgebung begleitet. Im Flur des 1. Obergeschosses sowie im angrenzenden Treppenhausbereich werden gezielt Werke Dürkheimer Künstler vorgestellt, soweit möglich finden hierbei Dürkheimer Motive eine Berücksichtigung. Eine Auswahl typischer Gemälde geben einen Einblick in das reichhaltige Schaffenswerk von Else Wemz (über 600 Gemälde und Zeichnungen sind bekannt). Sie wurde am 20. Mai 1871 als Tochter des Mühlenbesitzers Johann Wemz in der Untermühle in Erpolzheim geboren. Über ihren Bildungsweg als Künstlerin ist sehr wenig bekannt. Das große Vorbild war Max Liebermann (1847 -1935), sie sammelte Bilder aus seinem Schülerkreis. Ein bevorzugtes Thema ihres umfangreichen Werkes waren Motive aus der näheren Umgebung, aber auch Stilleben mit Blumen und Früchten und charaktervolle Personenstudien. Ihr Atelier richtete sie in Dürkheim im Holzweg ein. Als selbstbewußte und eigenwillige Künstlerin lehnte sie oft den Kontakt mit ihrer Umwelt ab. Sie starb am 23. Januar 1957. Einen nächsten Blickfang stellt das monumentale Ölgemälde »Die brennende Burgkirche«, die Zerstörung Dürkheims am 18. März 1945, dar. Neben weiteren kleineren, ebenfalls charakteristischen Bildern 14 15 Holzschnitt von Carl Korbmann: Klosterruine Limburg repräsentiert es das Werk Carl Korbmanns, der am 22. Dezember 1894 in Dürkheim geboren wurde. Er besuchte die Mannheimer Ingenieurschule, doch sein Studium wurde durch den 1. Weltkrieg unterbrochen. Anfang der 20er Jahre studierte er an der Landeskunstschule Hamburg, dann ließ er sich in der Lüneburger Heide nieder und konnte sich einen großen Namen als Heidemaler machen. 1949 kehrte er in seine Heimatstadt Dürkheim zurück. Der Ruine Limburg hat er sich in seinem Werk mehrfach gewidmet. Am 8. August 1958 starb er. Besonders beachtenswert sind die Werke von Professor Otto Dill, der einen überregionalen Ruf genießt und dessen Arbeiten auch in namhaften, großen Museen und Galerien ausgestellt werden. Am 4. Juli 1884 wurde er als Sohn des Postexpeditors Heinrich Dill in Neustadt geboren. Von 1908 -1914, nachdem er vorher eine kaufmännische Lehre abgeschlossen hatte, studierte er in München Malerei. Wie sein Lehrer Zügel schuf er im Stil des Impressionismus Tierstudien, Löwen und Tiger sowie Kühe und Pferde, außerdem Landschaftsdarstellungen. Alle Techniken, die Zeichnung sowie die Aquarell- und Ölmalerei, beherrschte er gleichermaßen perfekt. 1914 wurde er Inhaber eines Meisterateliers in München, 1924 Professor der Bildenden Kunst in München. Regelmäßig besuchte Dill seine Heimat, die Pfalz, und unternahm Studienreisen ins Ausland, u.a. zweimal nach Afrika, wodurch er sein umfangreiches Werk wesentlich bereichern konnte. Von 1930- 1941 wohnte er wieder in Neustadt, dann siedelte er nach Dürkheim über, wo er am 6. Juli 1957 starb. In der Sonnenwendstraße hatte er sein Haus mit Atelier. Ein neues, letztes Thema seines Schaffens war die Darstellung der Ludwigshafener Industrie. Am 4.6.1949, anläßlich seines 65. Geburtstages, wurde Dill in Dürkheim das Ehrenbürgerrecht verliehen und anläßlich seines 80. Geburtstages wurde die »Professor- Otto-DiH-Straße« nach ihm benannt. Obwohl er nur 16 Jahre in Dürkheim lebte, ist er der hier bedeutendste Maler geworden und durch seine Volkstümlichkeit war er sehr beliebt. Im Museum erscheint er persönlich als Portrait-Büste neben seinen Kunstwerken. Der Maler und Kunsterzieher August Wilde darf nicht fehlen. Er wurde am 3. August 1881 in Ludwigs- hafen/Rhein geboren. Bedingt durch den frühen Tod der Eltern verbrachte er einige Jahre im Schülerheim 16 17 der Bärmannschule in Dürkheim. Mit 21 Jahren konnte er an der Akademie in München sein Studium als Maler beginnen. Der Künstler Franz von Stuck, der damals gerade den Höhepunkt seines Erfolges erlebte, beeinflußte ihn besonders intensiv, von ihm erlernte er die Kunst des Portraitierens. Wilde lebte und arbeitete anschließend einige Zeit in Ludwigshafen. Dann ging er nach Dürkheim, wo er am »Institut Heeger« die Stelle des Zeichenlehrers annahm, er konnte es einrichten, daß ihm genug Zeit für sein eigenes künstlerisches Schaffen blieb. Viele Dürkheimer Familien ließen sich von ihm malen, denn seine große Stärke war die Portraitmalerei im Stil seines Lehrers Franz von Stuck. Die Landschafts- und Blumenmalerei trat dagegen in den Hintergrund. Eine bibliophile Rarität ist heute sein Bilderbuch von 1947 »Unsere lieben Haustiere«. Am 15. Juli 1950 starb Wilde. Stadtgeschichte Die Bad Dürkheimer Stadtgeschichte vom Mittelalter bis in unser Jahrhundert ist das Ausstellungsthema in den Räumen des 1. Obergeschosses. Die Stadtgeschichte wird zuerst in allgemeinen, groben Zügen dargestellt und dann werden wesentliche, spezielle Bereiche daraus im anschließenden Rundgang intensiviert. Zu Beginn steht ein Auszug aus dem Lorscher Codex, einer Schenkungsurkunde von 778, wo Bad Dürkheim - damals »Turincheim« - erstmals urkundlich erwähnt wird. Hinzu kommt das Gerichtssiegel von 1405 und die älteste bekannte Stadtansicht aus der Zeit um 1450. Daneben erscheint die vertraute Merian- Stadtansicht von 1645. In der Reihe der ausgestellten Siegel zählt das der Stadtverwaltung von 1741 zu den interessantesten, das Dürkheimer Stadtwappen läßt sich darauf deutlich erkennen: es sind 2 Bögen und es soll den »Rittern von Dürckheim« aufgrund ihrer Teilnahme an einem Kreuzzug verliehen worden sein. Abbildungen der »Limburger Rotel«, eine für Dürkheim maßgebliche Gesetzesschrift, die um 1281 nieder- „SIGILLUM CIVITATIS DURCKHE1MENSIS 1741” geschrieben wurde, und des Dürkheimer Stadtrechts von 1700, von Graf Johann Friedrich von Leiningen der Stadt verliehen, runden den Überblick über die ältere Stadtgeschichte ab. Gegenstände aus dieser Zeit tragen zur Veranschaulichung bei, so. z.B. mittelalterliche Keramikfunde, steinerne Geschützkugeln, die wohl von der Stadtzerstörung 1471 herstammen, oder ein Nachtwächterhorn von 1739. Zu den ausgestellten profanen Fundkomplexen zählen die spärlichen Keramikfunde der Ruine Schloßeck, einst eine Burg der Grafen von Leiningen, die bald nach 1200 ausgebaut wurde. Aus dem nahegelegenen Wachenheim, vorwiegend von der Geiersburg (Wachtenburg), kommen Keramikkrüge, Löffel aus Zinn, Schlüssel und Schlösser. 18 19 Hardenburg In diesem Zusammenhang wird die Hardenburg, eine der imposantesten Burganlagen der Pfalz, besonders eingehend vorgestellt. Sie befand sich seit ihrer Gründung bis zur Französischen Revolution im Besitz der Leininger. Graf Friedrich I. von Leiningen und Friedrich II., Graf von Saarbrücken, dem durch Erbschaft der Leininger Grafentitel zuteil wurde, ließen ab 1206 die Hardenburg widerrechtlich auf dem Territorium der Abtei Limburg erbauen. Häufig kam es zu Querelen mit dem Kloster. Zur Sicherung des Leininger Gebietes wurden als Geleitburgen an den Durchgangsstraßen gleichfalls im 13. Jahrhundert die Burg Nonnenfels, die Burg Schloßeck, die Dürkheimer Burg und die Burg Frankenstein ausgebaut. Die Hardenburg diente als Hauptsitz der Linie Leiningen - Dagsburg - Hartenburg bis 1725, danach wurde die Residenz in das Dürkheimer Schloß verlegt. Die spätromanische Burg erlitt bei kriegerischen Auseinan dersetzungen bis hin zum Krieg mit der Kurpfalz 1471 mehrfach Schaden. Laut Bauinschriften wurde die heutige Burganlage um 1500 unter Graf Emich VIII. begonnen, die Bautätigkeiten zogen sich über das ganze 16. Jahrhundert hin. Durch Mölacs Truppen wurde sie 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört. Nach der Erbauung des Schlosses in der Stadt vernachlässigten die Leininger sie nicht. Verwüstet wurde sie 1794 im Zuge der Französischen Revolution, 1820 kam die Ruine an das Königreich Bayern und seither befindet sie sich in staatlichem Besitz. Ansichten, besonders aus dem 19. Jh., und ein Modell der rekonstruierten Burg, angefertigt nach dem Relief auf dem Leininger- Grabmal von 1607 in der Dürkheimer Schloßkirche, verdeutlichen die Monumentalität und Großzügigkeit dieser Burganlage. Funde aus der frühneuzeitlichen Burg, besonders Keramik, runden das Bild ab. Stich von Jak. Chr. Roux, 1. H. 19. Jh.: Ruine Hardenburg Stadtgeschichte In der Stadtgeschichte stellt die Französische Revolution in den Jahren gegen 1800 einen gravierenden Einschnitt dar. Dürkheim wurde vorübergehend französisch, eine Kantonshauptstadt im Arrondissement Speyer, Departement Mont Tonnerre (Donnersberg) und dann, ab 1816, gehörte es wie die übrige Pfalz zum damaligen Königreich Bayern. Diese beiden Epochen werden durch Dokumente wie durch bayerische Verwaltungsschilder anschaulich gemacht. Dem französischen Einfluß kann man die gründliche Kartierung der Gegend im frühen 19. Jh. verdanken, ein Katasterblatt der Stadt und ein Plan des Limburg- Dürkheimer-Waldes, der seit jeher einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellte. Das 19. Jh. als Zeitalter der aufblühenden Technik äußerte sich u.a. im Bau der Eisenbahn, 1865 entstand die Bahnlinie Dürkheim-Neustadt, die zeitgenössische Eisenbahnliteratur wurde mit romantischen Stahlstichen illustriert. Vom Bau der Wasserleitung zeugen tönerne Rohre. 20 21

Original: Deutsch

Kloster Limburg An die lange Geschichte der Schulen erinnert eine Einladung zur Prüfung in der Knaben-Erziehungs- anstalt aus dem Jahr 1833. Im Druckereiwesen, besonders bei künstlerischen Gestaltungen, hielt die Lithographie ihren Einzug. Überregional bekannt wurde die lithographische Anstalt Rheinberger wegen ihrer kunstvollen Weinetiketten und der Ansichten aus dem Dürkheimer Raum. Hierzu zählt auch die Herstellung von Souvenir-Bildern und Postkarten, die Hand in Hand mit dem aufblühenden Kurbetrieb und dem Tourismus ging. Das erste Exemplar des »Dürkheimer Anzeigers« von 1864 steht für eine neue Epoche im hiesigen Zeitungswesen. Die Schattenseiten der Geschichte, die Nöte des 1. Weltkrieges und die Schrecken des 2. Weltkrieges mit der grauenvollen Bombardierung der Stadt am Palmsonntag 1945 dürfen nicht ausgelassen werden. Als Ergänzung zur Stadtgeschichte und den profanen Komplexen wird im Anschluß daran das mittelalterliche kirchliche Leben des Dürkheimer Raumes dargestellt. Das Kloster Limburg nimmt hierbei den ersten Platz ein. An der Stelle einer salischen Burg ließ der neugekrönte König und spätere Kaiser Konrad II. vermutlich am 12. Juli 1025 den Grundstein für das Benediktinerkloster legen, ein Geschenk an die Kirche für seine Königswahl. Die Limburg sollte der mächtigste Dom Europas und Grablege der Salier werden. Als Baumeister gilt Mönch Gumbert. Im August 1034 bezog Abt Poppo von Stablo mit 12 Mönchen das Kloster. Die Altäre in der Krypta konnten im März 1035 geweiht werden. Nach dem Tode Konrads II. 1039 führte sein Sohn Heinrich III. den Klosterbau fort, Weihe des Hochaltars 1040, und bis 1042 waren die Bauarbeiten wohl abgeschlossen. 1047 erhielt das Kloster eine Kreuzreliquie, als »Stift zum heiligen Kreuz« führte es als Wappen ein schwarzes Kreuz auf silbernem Feld. Nach dem Tode Heinrichs III. im Jahre Erstes Exemplar des „Dürkheimer Anzeigers” 1864 22 23 1056 wurde die Limburg dem Hochstift Speyer unterstellt und 1065 brachte man die Klosterschätze nach Speyer. Darunter befanden sich die Reichsinsignien, die bislang hier aufbewahrt wurden. Heinrich III. erste Gemahlin, Königin Gunhild, Tochter des Dänenkönigs Knut, starb 1038 und fand in der Vierung der Kirche ihre letzte Ruhestätte. 1206 wurden die Grafen von Leiningen als Lehensträger und Schirmvögte der Limburg eingesetzt. Bei Umbauten um 1300 errichtete man den gotischen Treppenturm, etwa gleichzeitig entstand die als »Limburger Madonna« bekannte Marienfigur, heute in der Kölner Kirche St. Maria im Kapitol, und um 1400 dann die Madonna, die sich in Fulda befindet. Nachdem die Leininger 1471 den Krieg gegen die Kurpfalz verloren hatten, wurde der Kurfürst von der Pfalz Schirmherr des Klosters. Das Verhältnis der Leininger zur Abtei Limburg und der Kurpfalz wurde seither gespannter denn je zuvor und bei weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen zerstörte Graf Emich VIII. im August 1504 das Kloster. Wenige Jahre danach begann der Wiederaufbau, der bis etwa 1554 dauerte. Unterbrochen wurde er u.a. durch den Bauernkrieg 1525. Im Zuge der Einführung der Reformation in der Kurpfalz und Leiningen wurde das Kloster 1574 aufgelöst und von einem weltlichen Schaffner weiter verwaltet. Während des 30-jährigen Krieges schlug der Versuch des Kölner Paters Johannes Jordans, die Limburg erneut mit klösterlichem Leben zu erfüllen, fehl. In der Französischen Revolution ging die kurpfälzische Limburg in staatlichen Besitz über und 1843 wurde sie von der Stadt Dürkheim angekauft. Die farbig gefaßte Kopie der gotischen Limburg- Madonna stellt ein prächtiges Zeugnis für den einstigen Glanz des Klosters dar. Als Fotografien fügen sich die Fuldaer Madonna an und die Reste von Wandmalereien aus dem 2. Viertel des 11. Jh., der Erbauungszeit der Kirche (Originale im Historischen Museum der Pfalz, Speyer). Das hohe Alter macht diese Malereien zu einer Besonderheit. Dargestellt sind männliche Figuren aus einem nicht mehr sicher definierbaren Zyklus. Limburger Madonna, um 1300, Original in Köln, St. Maria im Kapitol 24 25 Eine Kopie vom Grundstein des gotischen Turmes mit dem Kirchenmodell, Steinmetzzeichen und als Original ein Verputzstück aus der Krypta mit einer Inschrift können als weitere Dokumente zur Baugeschichte gelten. Ähnlich wie die Hardenburg wurde auch das Kloster Limburg im 19. Jh., dem Zeitalter der Romantik und des aufkommenden Geschichtsinteresses, vielfach von Künstlern dargestellt. Zu den Funden aus dem Klosterkomplex zählen tönerne Fußbodenfliesen, mittelalterliche Wasserrohre, Dachziegel, Gefäßkeramik, Schlüssel und Schließblech. Seebach Ein weiteres bedeutendes Kloster war das Benediktinerinnenkloster Seebach mit seiner St. Laurentiuskirche, vom Ritter Siegfried von Seebach um 1110 gegründet. Bis 1210 stand es unter der Aufsicht der Abtei Limburg, dann wurde Seebach selbst Abtei, abhängig vom Speyerer Bischof, unter der Schirmherrschaft der Grafen von Leiningen. 1471 bei der Zerstörung Dürkheims nahm es ebenfalls Schaden und ging, wie die Limburg, an die Kurpfalz über. Die Wiederherstellung fand im gotischen Stile statt. 1591 wurde die hochangesehene Abtei, die über reiche Pfründe verfügte, aufgelöst. In den Kriegen des 17. Jahrhunderts und während der Säkularisation wurden die Gebäude zerstört. Der Chorraum und die Vierung der Kirche wurden seit 1609 von den Reformierten für Gottesdienste genutzt und seit 1887 als evangelische Kirche. Die Kirche war ursprünglich eine kreuzförmige Anlage mit 3-schiffigem Langhaus. Erhalten ist der Chorraum und der 8-eckige Vierungsturm, die Querhausarme sind noch teilweise vorhanden bzw. rekonstruierbar. Die Gliederung der Wandflächen außen durch Rundbogenfriese und Lisenen weist starke Ähnlichkeit mit den Ostteilen des Wormser Domes (ab 1130) auf. Architekturformen vom Langhaus (ab 1160) und Westchor des Domes (um 1200 vollendet) wiederholen sich gleichfalls. Die Erbauung der Klosterkirche muß daher im späten 12. Jh. erfolgt sein. Nur weniges von diesem Zeichnung von Heinrich Hoffmann, 1873: Krypta der Abtei-Kirche Limbu 26 27 Kloster läßt sich zeigen: eine Urkunde der Äbtissin Margreth Clensin von Othspurg von 1546, eine Grundstücksangelegenheit betreffend, eine Darstellung des Kirchenrestes aus dem 19. Jh. und gotische Säulenkapitelle. Vom Kloster Schönfeld, an der Stelle des Krankenhauses gelegen und einst von Benediktinerinnen, später von Cölestiner-Mönchen bewohnt und 1571 aufgelöst, zeugt lediglich ein Biberschwanz-Dachziegel mit vier eingestempelten Engelsfiguren. Leininger Kallstadt Affe, Hund und Löwe, drei Sandsteinfiguren aus der Zeit um 1500, dienten einst als Sockelfiguren für den Taufstein in der Pfarrkirche St. Alban in Kallstadt. Taufsteine mit Tieren als Sockel, vorwiegend Löwen, erfreuten sich im Zeitalter der Spätgotik in der Pfalz, in Rheinhessen und im angrenzenden rechtsrheinischen Gebiet großer Beliebtheit. Löwe, Hund und Affe vom Taufstein aus Kallstadt, um 1500 Die Geschichte Dürkheims wurde durch die Grafen von Leiningen wesentlich mitbestimmt. Sie entstammen einem Grafengeschlecht, das im Nahegau und im Wormsgau ansässig war. Emicho, der durch seine Judenverfolgungen bekannt wurde und 1096 am 1. Kreuzzug teilnahm, gilt landläufig als Stammvater der Leininger. Sicher nachweisbar sind die Grafen von Leiningen erst in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Gründung des AugustinerChorherrenstifts Höningen und der Burg Altleiningen. Wegen der Darstellung in der »Manessischen Liederhandschrift« möchte man in Friedrich I. einen Minnesänger erkennen. Vom staufischen König Philipp wurde er 1205 zum Landvogt im Speyergau erhoben und zum Schutzvogt und Lehensträger der Limburg. Anschließend erfolgte der Bau der Hardenburg. Gegen 1214 starb er kinderlos. Sein Neffe Friedrich IL, ein gebürtiger Graf von Saarbrücken, wurde sein Nachfolger. Er nannte sich »Graf von Leiningen« wie auch »Graf von Hartenberg«. Seine Söhne wurden durch Heirat und komplizerte Erbschaft »Grafen von Dagsburg«. Nach dem Tode von Friedrich IV. erfolgte 1317 die Aufteilung der Grafschaft unter seinen beiden Söhnen. Jofried (Gottfried) erhielt die Hardenburg, sein Sohn Emich V. festigte dann den Dürkheimer Besitz. Dessen Enkel Emich VII., verheiratet mit der Erbin von Aspremont, war in Erbschaftsschwierigkeiten verwickelt und diese Komplikationen endeten mit der Zerstörung Dürkheims durch die Kurpfalz 1471 und dem Verlust der Schutzvogtei über das Kloster Limburg. Emich VIII., sein Sohn, baute ab 1500 die Hardenburg aus und bei weiteren Auseinandersetzungen mit der Kurpfalz ließ er 1504 die Limburg niederbrennen. Emich IX., der im Zeitalter der Reformation lebte, wollte bereits die lutherische Lehre in seiner Grafschaft einführen. Unter seinen Söhnen wurde das Territorium abermals geteilt, Johann Philipp I. erhielt den Dürkheimer Raum. Spätestens seit diesem Zeitpunkt nannten sich die »Dürkheimer Leininger«: 28 29 Stich: Wappen von Friedrich Magnus, Graf zu Leiningen und Daxburg, 1741 Leiningen - Dagsburg - Hartenburg. Unter seinem Sohn Emich XI. bzw. dessen Vormund Emich X. wurde ab 1563 die Reformation durchgesetzt. Nach den Zerstörungen des 30-jährigen Krieges und der Pfalzverwüstung 1689 bemühte sich Graf Johann Friedrich, gest. 1722, und dann sein Sohn Friedrich Magnus um den Wiederaufbau im Dürkheimer Raum. 1725 begann er mit dem Bau des Dürkheimer Schlosses und verlegte die Residenz dorthin. Dessen Sohn Karl Friedrich Wilhelm führte ab 1756 das väterliche Werk zu Ende. 1779 wurde er in den Fürstenstand erhoben. Im Zuge der Französischen Revolution mußte er 1793 mit seiner Familie über den Rhein flüchten. Durch den Reichsdeputationshauptschluß erhielt er 1803 als Entschädigung das Amorbacher Schloß als Residenz und die umliegenden Orte als Fürstentum zugeteilt. Schon 1806, mit der Auflösung des alten Deutschen Reiches, kam das neue leiningische Land an den Großherzog von Baden und 1810 an Bayern und Hessen. Das leiningische Fürstenhaus in Amorbach besteht heute noch. Beim Betreten des Raumes wird der Blick zuerst auf das Ziegelwappen gelenkt, das über dem Sandsteinkamin angebracht ist. Es ist das Wappen von Friedrich Emich, Graf zu Leiningen und Dagsburg, Herr zu Aspremont aus dem Jahre 1682 und stammt aus Herxheim am Berg. Die im Wappenschild dargestellten Adler bedeuten das Leininger Wappen, der Löwe mit dem Stern darüber das von Dagsburg und das Kreuz in der Mitte das von Aspremont. Eine Karte der Kurpfalz aus dem 18. Jh. zeigt dann die Größe des leiningischen Territoriums. Daran schließen sich Darstellungen bedeutender Leininger und ihrer Burgen an: Friedrich L, der sogenannte Minnesänger, der die Leininger Herrschaft in Dürkheim begründete und Karl Friedrich Wilhelm, der während der Französischen Revolution nach Amorbach flüchtete, dazu die Burgen Altleiningen, Neuleiningen, die Dagsburg im Elsaß, Frankenstein (Richtung Kaiserslautern), die Dürkheimer Burg (nach 1206 erbaut, mehrfach zerstört und 1725 der reformierten Gemeinde für den Bau der Burgkirche überlassen) und schließlich das Amorbacher Schloß. 30 31 Stich von J. Rieger, Mannheim 1787: Leininger Schloß in Dürkheim Schloßkirche Graf Friedrich Magnus verlegte seine Residenz von der Hardenburg in die Stadt. 1725 wurde mit dem Bau des Schlosses (an der Stelle des Kurhauses) begonnen und erst 1732 der Grundstein gelegt. Der kleine Schloßgarten im französischen Stil folgte 1739 (im Bereich der St. Ludwigskirche). Graf Karl Friedrich Wilhelm vollendete den Schloßbau: ab 1756 ließ er die Seitenflügel errichten und einen Landschaftspark im englischen Stil anlegen. 1779 wurde er in den Fürstenstand erhoben und weitere Baumaßnahmen in der Umgebung des Schlosses kamen hinzu, so auch das Hoftheater (an der Stelle der Volksbank). Der Mannheimer Schauspieler und Theaterdichter August Wilhelm Iffland, der häufig am fürstlichen Hofe in Dürkheim und im Schloß Jägertal weilte, war hier Theaterinten dant und Schauspieler. Sein Schauspiel »Die Jäger« erlebte im Hoftheater die Uraufführung. 1794, in den Wirren der Französischen Revolution, wurde das Schloß von den Franzosen zerstört. In einigen Ansichten ist es überliefert und an seinen einstigen Glanz erinnern einige Ausstattungsstücke: eine schmiedeeiserne Uhr, ein Kronleuchter aus Holz, Ornamentstücke eines Schrankes, Ausschnitte aus Gemälden, Schlüssel und 2 Bleiplatten aus dem Grundstein mit Angaben über die Grundsteinlegung und über die damaligen Lebensmittelpreise. Das Hoftheater mit Iffland findet ebenfalls seine Würdigung. Urkunden von den Leiningern bzw. sie betreffend fügen sich an. Die Dürkheimer Pfarrkirche St. Johannis, in ihrer heutigen Form um 1300 errichtet, war Grablege der Grafen von Leiningen und ab 1725, nach der Verlegung der Residenz in die Stadt, wurde sie »Schloßkhche« genannt. Das dortige Grabmal von Graf Emich XI. von Leiningen, gest. 1607, vom Speyerer Bildhauer David Voidel geschaffen, zeigt im Hintergrund eine Ansicht der unzerstörten Hardenburg, die als Vorlage für das schon genannte Hardenburg-Modell diente. Hier ist der Hardenburg-Ausschnitt in Originalgröße als Kopie zu sehen. Von der barocken Orgel der Schloßkirche sind geschnitzte Teile der Holzverkleidung ausgestellt. Das Jagdrecht hatten früher nur Privilegierte inne, deswegen ist die Jagd in Verbindung mit den Leiningern dargestellt. Alte Waffen - Saufedern und Hellebarden - stehen neben Jagdgewehren, die vorwiegend aus dem 19. Jh. stammen. Hinzu kommen Kugelgußzangen und Utensilien wie Pulverhörner und -beutel 32 33 Dürkheimer Persönlichkeiten und Jagdhörner, aber auch ein Zeugnis von 1750 über eine Ausbildung in der »Jäger-Kunst«. Das Speisegeschirr mit den Jagd- und Wildszenen datiert ins 19. Jh. Außer den Grafen von Leiningen gab es noch weitere bedeutende Dürkheimer Persönlichkeiten. An erster Stelle ist Valentin Ostertag zu nennen. Er, Velten von Türckheim, wurde zur Mitte des 15. Jh. geboren, über seine Herkunft berichten Legenden. 1470 begann er sein Studium an der Universität Heidelberg. Als »Doktor der beiden Rechte« war er Rechtsbeistand der Rhein- und Raugräfin Johanneta, dann Reichsgerichtsrat in Rottweil und schließlich Ratskonsulent und Repräsentant des Kaisers in Nürnberg. Dort verstarb er 1507. Verheiratet war er mit Margarethe Pfreniyn. Bei seinem Tode hinterließ er 2000 Goldgulden, die von einem Sechser-Collegium verwaltet wurden, das regelmäßig dem Rat in Neustadt Rechenschaft ablegen mußte. Von den Zinsen bekamen junge Paare eine Zuwendung für die Heirat, Stipendien wurden vergeben und Anne unterstützt. Zur Erinnerung an den Wohltäter Valentin Ostertag bekam die Dürkheimer Schuljugend am Valentinstag (14. Februar) den »Valentinsweck« geschenkt, jetzt erhalten ihn nur die Grundschüler. Der Sechserausschuß, der heute noch besteht, stiftete 1739 den Ostertag-Glaspokal mit einem vornehmen Lederetui, 1803 ein Aquarell, das kniend den Wohltäter Valentin Ostertag und seine Gemahlin zeigt und 1837 ein großes Ölgemälde, nach einem älteren Vorbild angefertigt, auf dem beide stehend dargestellt sind. In die Geschichte eingegangen ist gleichfalls Johann Goswin Widder, der 1734 in Dürkheim geboren wurde. Er stand in kurpfälzischen Diensten, zuletzt als Oberlandesregierungsrat und Hofkammer-Vizedirektor in Mannheim. Als Historiker wurde er bekannt durch sein Werk »Versuch einer vollständigen geographisch - historischen Beschreibung der Kurfürstlichen Pfalz am VALKNTJWVSS Ä TÜRCKHEIM , Noliilis ülieii;uius . Stich: Valentin Ostertag 34 35 Religiöses Leben Rhein«, zu Ende des 18. Jh. veröffentlicht. Bis heute ist es eine wichtige Quelle für Geschichtsforscher geblieben. Der Grabstein seines Vaters, Stiftsschaffner Johann Daniel Widder, steht in demselben Raum zwischen den Fenstern. Eine bedeutende Frau war die Triererin Anna Bergner geb. Marx, die 1828 Wirtin von den »Vier Jahreszeiten« wurde. Berühmtheit erlangte die »Schöne Anna« durch ihre hervorragende Kochkunst. Ihre Rezepte schrieb sie nicht nur für sich nieder, sie veröffentlichte sie als Kochbuch und so blieben sie für ihre Nachwelt erhalten. Ihre Fingerfertigkeit stellte sie mit dem Stickbild »Papst Leo XIII« unter Beweis. Der Lederhändler Jonathan Gernsheim zählte 1872 zu den Mitbegründern des Dürkheimer Altertumsvereins, jahrelang betreute er die Sammlungen und vergrößerte sie. Er war Jude und zu seiner Zeit gab es etliche hochangesehene jüdische Familien in Bad Dürkheim. Schon zu Beginn des 14. Jh. wohnten sie hier und seit 1748/49 gab es eine Synagoge, von der nur noch eine Inschrift existiert. Heute steht die Löwenapotheke an dieser Stelle. Während des 3. Reiches ging auch die hiesige jüdische Gemeinde unter. Erhalten ist eine Sabbatlampe, die in einem jüdischen Haushalt am Vorabend des Sabbat (Freitagabend) entzündet wurde. Ein Zinnteller mit der hebräischen Inschrift »Passah« wurde beim rituell festgelegten Mahl am Vorabend des Passahfestes, am Sederabend, benutzt. Der »Vorweiser eines Juden« von 1785 ist ein Zeugnis für ihre Unfreiheit vor der Französischen Revolution, für alle möglichen Angelegenheiten benötigten sie eine amtliche Genehmigung. Bei der Darstellung des Christentums mit seinen sakralen Gegenständen überwiegen die der katholischen Gemeinde, obwohl Graf Emich X. als Vormund von Graf Emich XL 1563 die Reformation im leiningi- schen Gebiet einführte, bis 1574 waren alle Pfarrstellen mit evangelisch-lutherischen Geistlichen besetzt. Aquamanile in Form eines Löwen, um 1250, aus Bronze Ab 1700 wurde den Katholiken wieder freie Religionsausübung gewährt und 1707 erhielten sie die St. Peters- kirche in Pfeffingen samt Friedhof zugeteilt. Die klassizistische Ludwigskirche neben dem heutigen Kurhaus konnte dann 1830 geweiht werden. Aus vorreformatorischer Zeit stammt ein frühgotisches Aquamanile, um 1250, in Form eines Löwen, es diente als Wassergefäß für rituelle Waschungen während des Gottesdienstes. Etwa zur Mitte des 18. Jh. entstand die kleine Figur der Anna Selbdritt - Anna, Maria und das Jesuskind - und das kleine Weihwassergefäß aus Zinn. Zeugnisse volkstümlicher Frömmigkeit stellen Osterlammbackformen dar und Kuriositäten wie 36 37 Luther-Bibel mit Merian-Illustrationen, 1704 ein Messinglöffel mit einem Griff in Form eines Mönches oder eine Mönchfigur, als Schreibzeug zerlegbar, und eine Nonne mit aufklappbarem Rock als Reliquiendöschen. Ein Brauch der Barockzeit war es, unverheiratet Verstorbenen eine Totenkrone anzufertigen, also Kindern grundsätzlich. Die hier ausgestellte entstand 1745 für ein Kind des Wachenheimer Burg-Vogts und Oberschultheißen. Die evangelische Konfession läßt sich weitaus schwieriger mit anschaulichen Gegenständen zeigen und so entspricht es letztlich ganz dem Sinne Luthers, daß sie durch Schriften dargestellt wird, durch eine Luther-Bibel mit Merian-Illustrationen von 1704, durch Gesangbücher aus der Kurpfalz und Leiningen. Die Hostiendose, in deren Inschrift u.a. »Dürkheim 1658« vermerkt ist, hergestellt von einem Wormser Silberschmied, kann nur von der evangelischen Gemeinde stammen, weil es damals keine katholische gab. Radierung von Rudi Müllers: Burgkirche um 1900 Die reformierte Gemeinde wurde erst im 18. Jh. in Dürkheim zugelassen, 1725 erhielt sie von Graf Friedrich Magnus von Leiningen das Gelände der ehemaligen Burg für den Bau der Burgkirche, ersichtlich durch die entsprechende Urkunde. Diese Kirche hatte ursprünglich einen spitzen, hohen Turm, wie man auf einer Radierung von Rudi Müllers aus der Zeit der Jahrhundertwende erkennen kann. 38 39 Saline Kurbetrieb Das neue Testament ist gleich mehrfach ausgestellt, in griechisch, seiner Ursprache, aber auch in syrisch und hebräisch. Bad Dürkheim ist heute eine weltbekannte Stadt, dazu haben die Saline, der Kurbetrieb und der Wurstmarkt beigetragen. Die salzhaltigen Quellen waren schon in fränkischer Zeit bekannt. 1595 erbaute der Pfälzer Kurfürst Friedrich IV. an der Stelle des aufgelösten Klosters Schönfeld die erste Salinenanlage und verpachtete sie. Nach 1716 wurde ein Gradierwerk errichtet, um die Anlage rentabler zu gestalten. 1736 übernahm Kurfürst Carl Philipp die Saline, die nach ihm »Philippshall« genannt wurde. In den folgenden Jahren erlebte sie einen starken Aufschwung: sechs Gradierwerke wurden erbaut, fünf Pumpwerke mit Wasserrädern förderten die Sole aus den Brunnen oder pumpten sie auf die Gradierwerke hinauf. In der Kurpfalz durfte nur Dürkheimer Salz vertrieben werden. Erst 1913 wurde die Salzerzeugung eingestellt. 1847 wurde der heutige Gradierbau von 333 m Länge vollendet und das Solbad eröffnet. Der damalige Salineninspektor Albert Schenk machte sich hochverdient, er wurde vom bayerischen König zum »Ritter von Schenk« geadelt. Prominente Kurgäste waren die bayerischen Könige Ludwig I. und Max II., die Gemahlin von Kaiser Wilhelm I. und der Berliner Arzt Geheimrat Dr. Virchow. 1872 gründete man den Bad- und Salinenverein (heute Staatsbad GmbH), der 1891 die zum Kurbetrieb gehörenden Liegenschaften (außer Kurgarten) übernahm. Seit 1905 trägt Dürkheim die offizielle Bezeichnung »Bad«. Die arsenhaltige Maxquelle bzw. ihre Neubohrung sind von besonders hohem Heilwert u. a. bei Rheuma und Katarrhen. Außerdem sind der Ludwigs- brunnen und die Fronmühlquelle zu nennen. Das Salinengitter, Soleleitungen, Salztrockenkörbe 40 41 1822-26 erbaute Stadthaus wurde 1936 zum Kurhaus umgebaut, neue Kuranlagen entstanden. Ab 1950 wurde der Kurgarten erweitert, 1972 das neue Kurhotel eröffnet, 1973 das Thermalbad, 1979 das Hotel »Leininger Hof«, 1981 das Kurmittelhaus, die Psychosomatische Fachklinik sowie die Rhein-Haardt-Klinik. Im Grundriß überliefert ist die Philippshaller Saline und der Verlauf einer Sole-Leitung. Endstücke von hölzernen Soleleitungen aus dem 18. Jh. und eine gewickelte Leitung aus Asphalt tragen zur Veranschaulichung bei. In die Salztrockenkörbe aus Weidengeflecht wurde das nasse Salz aus der Saline eingefüllt, die Feuchtigkeit konnte so gut entweichen. Auf den Stadtansichten des 19. Jh. wird mit Vorliebe der Gradierbau im Vordergrund dargestellt. An die Kurfürsten der Pfalz als Inhaber der Saline erinnert ein hölzerner Aufsatz mit dem Monogramm von Carl Philipp und ein schmiedeeisernes Salinengitter mit dem Monogramm von Carl Theodor, dazu sein Portrait. Das Kurwesen nahm mit der Eröffnung des Solbades 1847 seinen Aufschwung, Vorteile brachte der Anschluß Dürkheims an das Eisenbahnnetz 1865. KurReisen waren in der 2. Hälfte des 19. Jh. ein beliebtes Vergnügen für die Oberschicht. Neben den Kuren mit Heilwasser erfreuten sich die Traubenkuren im Herbst großen Zuspruchs. Der Kurgarten, aus dem Park des Leininger Schlosses hervorgegangen, wurde ein häufig dargestelltes Dürkheimer Motiv. Über die medizinische Versorgung von Kranken in Dürkheim gibt es schon im Mittelalter Nachrichten, über Apotheker erst seit dem 17. Jh. Von den ausgestellten Schriften zählt das Werk des Paracelsus heute noch zu den bekannten. Pillendosen mit Spendermechanismus oder Ring und Kettchen gegen Rheumatismus erscheinen ganz harmlos gegenüber den zahnärztlichen Instrumenten aus dem 18. und 19. Jh., der riesigen, angsteinflößenden Klistierspritze aus Zinn oder der Baderschüssel mit Schröpfköpfen und -messern. Der Aderlaß galt lange Zeit als Heilmittel bei nahezu allen Wursfmar/tZ Medizin: Schriften, Zahnarzt-Instrumente, Schröpfköpfe, Klistierspritze Krankheiten. Erschreckend für manche Frau dürfte auch der zusammenklappbare Gebärstuhl sein. Der Dürkheimer Wurstmarkt ist heute überall ein Begriff geworden. Er setzt die Tradition des St. Michaelismarktes am Michaelstag (29. September) fort. Dieser Jahrmarkt, ein von der Abtei Limburg abhängiger Klostermarkt, war ein reiner Verkaufsmarkt. Mit Sicherheit läßt er sich 1417 erstmals nachweisen, es ist jedoch anzunehmen, daß er älter ist. Er fand bei der St. Michaeliskapelle, einer Wallfahrtskapelle, auf dem gleichnamigen Berg statt, 1449 auf den Brühlwiesen, wenige Jahre danach wieder auf dem Berg. 1577 wurde der Markt vom Grafen von Leiningen erneut auf den Brühlwiesen abgehalten, wo er bis heute blieb. Seit 1797, nachdem der Fürst von Leiningen nach Amorbach flüchten mußte, ist die Stadt Bad Dürkheim der Marktherr. Der Michaelismarkt genoß überregionale 42 43 Lithographie von Valentin Dirion: Illustration zum Wurstmarktanzeiger 1912 Handwerk Bedeutung, die Kaufleute kamen u.a. aus dem Allgäu, aus Lothringen und aus dem Hunsrück. Für Dürkheim war er ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. In schlechten Zeiten, besonders in Kriegszeiten, wurde er verschoben oder mußte ausfalien, so auch im 1. und 2. Weltkrieg. Seit 1750 hat sich der Wurstverbrauch während der drei Markttage am Wochenende des Michaelstages drastisch erhöht und ab 1800 wurde er vorwiegend zum Vergnügungsfest. Um 1832 hat sich dann die Bezeichnung »Wurstmarkt« eingebürgert. Im Laufe der Zeit wurde der Markt verlängert und seit 1910 wird er am 2. und 3. Wochenende im September gefeiert. Mittlerweile ging man wieder dazu über, zusätzlich zu den Volksbelustigungen einen Verkaufsmarkt einzurichten. Unbestritten stellt der Wurstmarkt den Höhepunt des Jahres in Dürkheim dar. Aus frühen Zeiten des Marktes stammen, hier als Kopien, Urkunden von 1442 und 1443. In einem Brief von 1442 fordert der Rat der Stadt Speyer von Graf Emich VI. von Leiningen Begleitung für die Speyerer Kaufleute an, in einem Geleitbrief von 1443 sichert der Graf den Kaufleuten, die die Dürkheimer Märkte besuchen (Michaelsmarkt und Zwiebelmarkt am Hl. Kreuztag beim Kloster Schönfeld), freies Geleit zwei Tage vorher und zwei Tage nachher zu. Den Volksfestcharakter des Wurstmarktes verdeutlicht die Lithografie von Ludwig Müller, um 1832, und die Illustration zum Wurstmarktanzeiger 1912 von Valentin Dirion gibt eindrucksvoll die weinselige Stimmung wieder: drei Herren mit Wurstproviant haben ihre rechte Mühe, sich auf den Beinen zu halten, obwohl sie sich gegenseitig eingehängt haben. Die anderen Besucher sehen den Dreien belustigt zu und ein Hund haut mit ein paar Würsten ab. Ein Bub trägt das Schild »1911er« voran, der Wein dieses Jahrgangs gilt als Jahrhundertwein. Das Leben und die Gesellschaft wurde einstmals stark von den Handwerksberufen, den Zünften mit ihren Ordnungen, bestimmt. Weitere wichtige Faktoren waren Handel und Wirtschaft. Beim Meßgerät sind Zollstöcke vertreten, und, wie man der Einteilung entnehmen kann, war ein Zoll in den verschiedenen Landschaften unterschiedlich groß. Zinnkrüge dienten als Eichgefäße, gemessen wurde in Deziliter. Die Waagen mit den verschiedenen Gewichtssätzen waren Münzwaagen, erkenntlich durch ihre Beschriftung. Sie konnten auch als Apothekerwaagen Verwendung finden. Zur Aufbewahrung des Geldes benutzte man, den Erfordernissen entsprechend, Geldbeutel, teilweise sehr zierliche Handarbeiten aus dem 19. Jh., oder eiserene Geldtruhen aus dem 17./18 Jh. Die Zunftutensilien wurden in der Zunftkiste aufgehoben, meist war sie aus Holz gefertigt. Symbole verschiedener Handwerksberufe sind auf einem Zunft- und Steckmeisterschild von 1728 dargestellt. 44 45

Original: Deutsch

Siegel der Bauzunft und der Dürkheimer Kaufmannszunft Bei der Vorstellung der einzelnen Gewerbe folgt zuerst das Baugewerbe mit den dazugehörigen Berufen. Das Herbergsschild der Bauzunft von 1767 wies in Dürkheim eine Unterkunft für wandernde Handwerksgesellen aus diesen Berufssparten aus, durch Symbole allgemein verdeutlicht. Zum Handwerksgerät zählte die Lotwaage, über Jahrhunderte hinweg tat sie gute Dienste. Von der praktischen Anwendung her war sie ein Vorläufer der modernen Wasserwaage und von vergleichbar hoher Genauigkeit. Eine frühe Form der Bohrmaschine war ein Gerät, das aus Fidelbogen, Bohrkopf und Brustplatte bestand. Der Bohrkopf konnte eine recht hohe Umdrehungsgeschwindigkeit erreichen, seinerzeit war das ein äußerst nützliches Werkzeug. Der Zimmermannsberuf repräsentiert sich vorwiegend durch mittelalterliche Beschlagbeile, die in ähnlicher Form aus dem Altertum bekannt sind. Die Dachziegel der Häuser, gebrannte Tonziegel, sogenannte Biberschwänze, waren in der Regel einfach nur glattgestrichen. Vor allem in der Barockzeit wurde es zur Gewohnheit, verzierte Ziegel, mit Ritzornamenten und Inschriften versehen, als »Glücksziegel« zusätzlich anzubringen. Zur Innenausstattung der Häuser, besonders im 18. Jh., war Stuck sehr beliebt. Dieser wurde nicht rein manuell gefertigt, zur Vereinfachung benutzte man Model. Dasselbe tat man auch bei der Herstellung der Keramik-Ofenkacheln, die farbig glasiert wurden. Eine wichtige Rolle in der Keramikproduktion spielte die Herstellung von Gefäßen als Haushaltsgeschirr. Im Mittelalter kannte man bei uns noch keine farbige Glasur, diese kam erst in der Renaissancezeit, nach 1500, auf. Für die farbige Bemalung benutzte man Malhörnchen. Schwere Gefäße, aus Grafit hergestellt, dienten als Schmelztiegel bei der Metallgewinnung, ein Berufszweig, der im Dürkheimer Raum früher einmal eine Rolle gespielt hat. Das Schmiede- und Schlosserhandwerk zeichnet sich durch eine besonders reichhaltige Fülle interessanter Exponate aus. Das mit einem Pferd und mit Hufeisen geschmückte Aushängeschild des Schmiedemeisters Th. Minges wies ihn als Hufschmied aus, einst ein vielgefragter Beruf. Die Hufeisen waren recht unterschiedlich, auch in der Größe. Im Vergleich sieht das Hufeisen eines Esels winzig neben dem eines schweren Ackerpferdes aus. _ Die Schlosserarbeiten kann man zu einem großen Teil als Kunstschmiedearbeiten bezeichnen. Dazu gehören geschwungene Türbeschläge, Türriegel, Schließbleche, Schlüssel und Schlösser. Mittelalterliche Schlüssel sind zahlreich erhalten, die anderen Ausstellungsstücke stammen vorwiegend aus der Barockzeit. Die Tür- und Schrankschlösser sind vielfach mit feinen Ziselierungen geschmückt, hinzu kommen durchbrochene Ornamentmotive, wobei diese auch plastisch aus dünnem Metall getrieben sein können. Die Kästchen und Truhen, die zur Aufbewahrung kleiner Wertobjekte dienten, fallen durch reiche Verzierungen wie durch die interessanten Zuhalterungen des Schlosses auf. Die Herstellung von Waffen war gleichfalls Schmiedearbeit, dazu zählten Hieb- und Stichwaffen sowie 46 47 Kunstvolle Schmiedearbeiten: Türschlösser und Kästchen Feuerwaffen. Für Gewehre wurden im Lauf der Zeit ganz unterschiedliche Gewehrschlösser entwickelt. Nach der Ausbildungszeit war eine mehrjährige Wanderzeit bei den Handwerksgesellen früher üblich; nützlich, um eine reiche berufliche Erfahrung zu gewinnen. Für diese Tätigkeiten wurden Arbeitsbescheinigungen ausgegeben, z.B. eine der Stadt Frank- furt/M. für einen Dürkheimer Schuhmacher und eine der Stadt Dürkheim für einen Sattler. Die Ansichten der jeweiligen Städte sind darauf dargestellt. Ein Leumundszeugnis, das den guten Ruf und die eheliche Abstammung bestätigte, war eine Notwendigkeit für einen Handwerker, der sich niederlassen und eine eigene Familie gründen wollte. Ausgestellt wurde es durch das Gericht. Die Gesellenbriefe, die eine erfolgreiche Ausbildung bestätigten, wurden hier vom Grafen bzw. Fürsten von Leiningen ausgehändigt, in Dame im Rokokokleid mit Weinrankenmotiven von 1775 48 49 schöner Schrift geschrieben und reich verziert. Hier werden Metzgergesellenbriefe gezeigt. Im Zuge der Französischen Revolution wurde eigentlich das alte Zunftwesen abgeschafft, jedoch gibt es einen Dürkheimer Metzgergesellenbrief, der von der Zunft im kaiserlichen französischen Departement Donnersberg im Jahre 1808 ausgestellt wurde. Für das Metzgerhandwerk steht ein großer Zunftpokal aus Zinn, als weitere Handwerksberufe werden der Schuhmacher, der Sattler und der Küfer vorgestellt mit Handwerksstücken, teilweise Gesellenstücken. Siegel und bildliche Darstellungen kommen als Ergänzung hinzu. Ein Krug mit Schneidersymbolen und einer Krone weist seinen ehemaligen Besitzer als einen Hoflieferanten aus. Der Schneiderberuf, einst ein reiner Männerberuf, wird vor allem durch Kleidungsstücke aus vergangenen Tagen vorgeführt. Der Umschwung kam mit der Erfindung der Nähmaschine im 19. Jh. und seither konnten Frauen viel einfacher die Kleidung und Wäsche, vorwiegend für den Familienbedarf, herstellen. Die Ellen zum Abmessen des Stoffes mußten, wie man an den Stempeln erkennen kann, jährlich neu geeicht werden. Die Stoffe wurden mit geschnitzten Stoffdruckmodeln aus Holz bedruckt, vorherrschend war der Blaudruck. Die Bügeleisen wurden entweder direkt auf dem Herd erhitzt, oder man legte einen glühend heißen Stahl in sie ein. Ein rundes Eisen diente zum Bügeln von Halskrausen. Große Wäschestücke dagegen glättete man in einer Wäschemangel. Das Feuerlöschwesen wurde früher, vor der Gründung von Freiwilligen Feuerwehren, von der Stadt organisiert. Die Feuerwehrhelme und die textilen Eimer tragen daher häufig das Stadtwappen. 1820 wurde in Dürkheim die Feuerwehr durch eine neue Brandordnung geregelt, diese war notwendig geworden, weil man eine zweite Feuerspritze anschaffte und deswegen alles umorganisert werden mußte. Hambacher Fest, Revolution 1848 Den Abschluß der stadtgeschichtlichen Abteilung bildet die Darstellung der politischen Ereignisse im 19. Jh. in Bad Dürkheim: das Hambacher Fest 1832 und die Revolution 1848. Seitdem das Land nicht mehr unter napoleonischer- französischer Herrschaft stand, wartete das Volk auf die Einlösung des von den Königen und Fürsten gegebenen Verfassungsversprechens, auf die Einrichtung von Volksvertretungen, auf ein einiges Deutschland und auf wirtschaftliche und politische Sicherheit. Dies forderte man bei den Kundgebungen auf dem Hambacher Schloß am 27. Mai 1832. Der Tag der Bayerischen Verfassung war nur der äußere Anlaß für den Marsch auf das Schloß, zu dem Wirth und Siebenpfeiffer aufriefen. Die Teilnehmer kamen aus ganz Deutschland, hauptsächlich jedoch aus der Pfalz und Delegationen aus Frankreich und aus Polen. Vielerorts wurden nach französischem Vorbild Freiheitsbäume errichtet. In den Reden wurde immer wieder das Recht auf freie Meinungsäußerung und auf Pressefreiheit, auf Versammlungsfreiheit und auf Handel- und Wirtschaftsfreiheit gefordert. Um letzteres ging es vor allem den Dürkheimer Teilnehmern, die vorwiegend Weinbauern waren. Sie litten besonders stark unter den hohen Steuern und Zöllen, die auf ihren Wein erhoben wurden. Ihr führender Kopf war Johannes Fitz, auch der »rote Fitz« genannt, der mit dem Lehrer Friedrich Wilhelm Köbel bereits einen Dürkheimer Presseverein gegründet hatte. Von Köbel stammt das Lied, das die Dürkheimer beim Marsch auf das Hambacher Schloß sangen: Die Winzer ziehen mit schwarzer Trauerfahne Zum deutschen Feste heut. - Zu reißen die Regierung aus dem Wahne Wir seien reiche Leut’. - (Die erste von acht Strophen). Sie führten eine grüne Fahne mit sich mit der Inschrift »Die Weinbauern hoffen!« und die bekannte hier ausgestellte schwarze Fahne mit der Aufschrift: 50 51 Handschrift: Hambach-Lied der Dürkheimer Winzer »Die Weinbauren müssen Trauren«. Zu ihrer Bewaffnung gehörte unter anderem eine umgeschmiedete Sense. Johannes Fitz blieb nach dem Hambacher Fest weiterhin aktiv, für seine Tätigkeit wurde er einmal zu Festungshaft verurteilt. Während der 48er Revolution setzte er sich in einem Aufruf wieder für die Freiheiten ein, die schon 1832 gefordert wurden. Im Weinbau machte er sich einen Namen als Betreiber einer der ältesten Sektkellereien. Ergänzt wird die Dokumentation des Hambacher Festes durch zeitgenössische Druckschriften: 1. Schriften im Vorfeld der Ereignisse, im Januar 1832 herausgegeben, in denen die Forderungen, besonders die auf eine freie Presse, dargelegt wurden, 2. Aufrufe zum Fest, das Festprogramm, Lieder und Reden, die auf dem Schloß gehalten wurden und auch Gegenstimmen dazu, 3. Schriften über die Auswirkungen des Hambacher Festes, aus der Sicht von Teilnehmern und Gegnern. Durch Verordnungen wurden die Rechte der Landtage stärker eingeschränkt, die Presse einer strengeren Zensur unterworfen und politische Vereine verboten, eine direkte Folge war sogleich eine besonders starke Auswanderungswelle in die USA. Der Ausbruch der Revolution in Paris 1848, verbunden mit der Flucht des Königs und der Ausrufung der Republik, hatte auch hierzulande seine Folgen. Man forderte wieder dieselben Rechte wie beim Hambacher Fest 1832, verwurzelt im Ideengut der Französischen Revolution. In den deutschen Fürsten, die im Bund mit Rußland standen, sah man seine Feinde. In der Frankfurter Nationalversammlung riefen die Pfälzer Abgeordneten ihre Landsleute zum Ausharren im Kampf um die Souveränität des Volkes auf. Allerorts 52 53 Johannes Fitz wurden bewaffnete Bürgerwehren gewählt, deren Ziel es war, den Landesherren zur Anerkennung der Reichsverfassung zu zwingen. Der in Dürkheim war die Stimmung der Bürgerschaft nicht revolutionär und aktiv genug. Die Pfälzer Revolutionäre beschlossen im Mai 1849, eine Provisorische Regierung für die Pfalz einzusetzen. Im Juni verkündete der bayerische König den Kriegszustand in der Pfalz und warf mit Unterstützung preußischer Truppen den Aufstand nieder. Der Dürkheimer Gutsbesitzer Eduard Eppelsheim wurde 1846 in den bayerischen Landtag gewählt. Rudolf Christmann, geboren 1814 und 1867 gestorben, ein Dürkheimer Stadtrat, Jurist und Weingutsbesitzer, wurde ebenfalls 1846 in den bayerischen Landtag gewählt, 1848 war er im Vorparlament und bis zum 31.5.1849 Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung und im Stuttgarter Rumpfparlament, 1863 wurde er wieder in den bayerischen Landtag gewählt. Er gehörte der gemäßigten Linken an. Neben Portraits der beiden und anderer Parlamentarier aus der Pfalz werden weitere führende Persönlichkeiten der 48er Bewegung gezeigt, u.a. Robert Blum, Friedrich Hecker, Ludwig Kossuth, Louis Blanc und Gustav Struve. Blum und Hecker gibt es sogar als Schwefelmodel, mit Abdrücken. Karikaturen zu Personen und Ereignissen und allegorische Darstellungen der Freiheit fügen sich an, nicht zuletzt die Proklamation der provisorischen Regierung der Pfalz vom 18. Mai 1849. Treppenhaus Dokumente des Krieges gegen Frankreich 1870/71 befinden sich im Treppenhaus, das zum Weinmuseum im Keller führt. Es sind Gewehre der französischen, der bayerischen und der preußischen Armee, dazu ein bayerischer Küraß, ein Brustpanzer und Helm. 54 55 Gußeiserne Ofenplatten begleiten den Weg hinunter. Sie stammen vorwiegend aus dem 17. und 18. Jahrhun- dert und sind mit biblischen Szenen aus dem alten und dem neuen Testament geschmückt, eine davon mit dem Limburg-Dürkheimer Wappen. Unten stehen zwei alte Fahrräder: ein Veloziped, das zum Großteil noch eine Holzkonstruktion ist, und ein Hochrad. Bilder aus dem Weinbaubereich, Winzerportraits, besonders von der Dürkheimer Malerin Else Wernz, vermitteln eine Einstimmung zu einer anderen großen Museumsabteilung, dem Weinbaumuseum. Gußeiserne Ofenpiatte mit Darstellung aus Johannes X. „Der gute Hirte”. 56 57

Links/Dokumente

Gedruckt Gedruckt
1985
Graphische Kunstanstalt und Druckerei GmbH vormals Rheinberger
Bad Dürkheim
Herausgegeben Herausgegeben
1985
Stadtverwaltung Bad Dürkheim
Bad Dürkheim
1984 1987
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Objekt aus: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Der über 2000-jährigen Tradition des Weinbaus in Bad Dürkheim entsprechend, ist das Stadtmuseum in einem ehemaligen Weingut untergebracht. Auf über...

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Die Text-Informationen dieser Seite sind für die nicht-kommerzielle Nutzung bei Angabe der Quelle frei verfügbar (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Als Quellenangabe nennen Sie bitte neben der Internet-Adresse unbedingt auch den Namen des Museums und den Namen der Textautorin bzw. des Textautors, soweit diese ausdrücklich angegeben sind. Die Rechte für die Abbildungen des Objektes werden unterhalb der großen Ansichten (die über ein Anklicken der kleineren Ansichten erreichbar werden) angezeigt. Sofern dort nichts anderes angegeben ist, gilt für die Nutzung das gerade Gesagte. Auch bei der Verwendung der Bild-Informationen sind unbedingt der Name des Museums und der Name des Fotografen bzw. der Fotografin zu nennen.
Jede Form der kommerziellen Nutzung von Text- oder Bildinformationen bedarf der Rücksprache mit dem Museum.