Aufruf
So wie überall im Reiche hat sich auch in hiesiger Stadt die Revolution ausgebreitet und sind von heute an alle städtischen Einrichtungen in unseren Händen.
Die Stadtverwaltung hat sich bereit erklärt den Anordnungen des neugebildeten Arbeiter- und Soldatenrates Folge zu leisten und so im Interesse der Stadt tätig zu sein. Alle Beamten bleiben in ihren bisherigen Stellungen und wird jeder Verstoß gegen das neue System mit sofortiger Entlassung ohne Pension bestraft.
Die ganze Lebensmittelversorgung untersteht der Kontrolle des Arbeiter- und Soldentrates und wird für eine rationelle und gerechte Verteilung Sorge getragen.
Für Ruhe und Sicherheit, Leben und Eigentum werden unsere durch rote Armbinden erkenntlichen Soldaten eintreten bei Tag und bei Nacht. Im Interesse eines jeden einzelnen und im Interesse unserer großen Sache brauchen wir auch die Mitarbeit eine jeden. Wir vertrauen auf die Mithilfe eines jeden Einwohners.
An die Bauern richten wir das Ersuchen alles restlos zur Ablieferung zu bringen, damit die Versorgung mit Lebensmitteln gesichert ist.
Arbeiter, Bürger und Bauern helft alle mit an unserem neubegonnenen Werk. Ein großes Werk gedeiht nur durch Einigkeit.
Grünstadt, den 11. November 1918.
Der Arbeiter- und Soldatenrat:
Georg Born, Julius Bohn,
Stricker, Bentz, Pohlmeier, Jäger, Lippmann,
Emmert, Knoll, Brückmann
Städtische Milchversorgung
Anmeldungen von Kranken, Säuglingen, werdenden und stillenden Müttern für eine geregelte Milchversorgung sind sogleich beim Bürgermeisteramt zu betätigen.
Grünstadt, den 11. November 1918.
Der Arbeiter und Soldentrat:
I. A.: Georg Born
Bekanntmachung.
Sämtliche Wirtschaften sind abends nach 6 Uhr zu schließen, Bierwirtschaften um 8 Uhr. Nach 8 Uhr darf niemand mehr auf der Straße sein im Interesse der Sicherheit. Später die Straßen passierende Personen müssen sich entsprechend ausweisen.
Grünstadt, den 11. November 1918.
Der Arbeiter- und Soldatenrat:
I. A.: Georg Born
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Druck von Emil Sommer, Grünstadt