Original: Deutsch
"Rheinpfalz" DUrkheimer Ausgabe 10.07.1954
10.07.1954 Artikel (ri) "Verdienatroller
Förderer des Dürkheimer Museums"
Obervermessungsrat Max Frank:
Verdienstvoller Förderer des Dürkheimer Museums
ri. Bad Dürkheim. Immer wieder muß der
Blick zu dem Oelbild wandern, das in der
Ecke über unseren Plätzen hängt. Von Valen-
tin Dirion gemalt, stellt es den Mann dar,
dem unser Besuch bei seiner Tochter gilt.
Man hat das Gefühl, daß er auf uns herab-
schaute, an unserem Gespräch teilnehmen
möchte und vieles noch zu sagen hätte —
will man aber seinem Blick begegnen und
sieht schnell auf, dann ist sein braunes Auge
geradeaus gerichtet, in unbekannte Fernen.
Dann liegt wieder ein Abstand zwischen ihm
und uns — Vergangenheit und Gegenwart —
nur überbrückbar durch die Erinnerung.
„Sie werden nicht allzuviel von mir erfah-
ren können” — sagt Seppi Frank, die Tochter
von Obervermessungsrat Max Frank bedau-
ernd, denn für uns Kinder galt ein Sprüchlein:
„Die Eltern gingen beide aus, die Kinder blie-
ben stets zu Haus!----------“ Aber wenn die
kleine Seppi den Bruder bei der Hand nahm,
um die Eltern zu suchen, dann brauchten sie
nur zum Museum zu gehen. Das war das
Steckenpferd des Elternpaares.
Obwohl Rat Frank seine Berufsarbeit sehr
gewissenhaft erfüllte — er leitete 37 Jahre
lang das Dürkheimer Vermessungsamt —
mußte er seinem rastlosen Geist noch andere
Betätigungsfelder erschließen. Eins davon
war das Heimatmuseum. Er stand dem Um-
zug in das Grafsche Haus vor und man darf
darüber hinaus wohl sagen, daß die Gestalt,
der Wiederaufbau und Ausbau der naturwis-
senschaftlichen Sammlungen der „Pollichia”
sein Werk war. Der Krieg hat diese Arbeit
allerdings wieder zu einem guten Teil zu-
nichte gemacht. Bedeutende Kenntnisse hatte
Rat Frank in der Historie, besonders das
Holz interessierte ihn. Manches, was der Be-
sucher heute noch bewundern kann aus dem
reichen Schatz des Museums, hat er ergänzt
und zusammengebastelt. U. a. auch das im
Hof stehende Keltermodell. Auch die Aufstel-
lung der Bauernstube und Küche waren das
Werk von Max Frank und seiner Gattin, die
Übrigens als eine Schwester des nordpfäl-
zischen Heimatdichters Richard Müller die
schlagfertige dichterische Ader ihrer Tochter
vererbte.
Zu danken ist Rat Frank, daß er sich für die
Beschaffung einer Kopie der berühmten,
überlebensgroßen Limburgmadonna einsetzte.
Die Original-Holzplastik überstand in Köln
den Bombenhagel. In letzter Zeit nährte man
den Wunsch, die echte Figur, die ein wechsel-
volles Schicksal hat, möchte wieder nach Bad
Dürkheim zurückkehren, doch die Geldfrage
legt zu viele Hindernisse in den Weg. So ist
heute die Idee, vor Jahrzehnten eine Kopie
zu besorgen, doppelt zu begrüßen.
Das Rote Kreuz stellte den Unermüdlichen
vor weitere Aufgaben, denen er sich, wieder
zusammen mit seiner Frau, widmete. Beide
sind für ihre Verdienste, besonders im ersten
Weltkrieg, wo beide mehr im Lazarett als im
eigenen Hause anzutreffen waren, vielfach
ausgezeichnet worden. Nimmt man noch das
Amt des Vorstandes des Dürkheimer Alter-
tumsvereins, der „Pollichia“ der Pfalz, die
Geschäfte des Dürkheimer Verschönerungs-
vereins und die Mitgliedschaft der General-
synode u. a. mehr an und erfährt noch dazu,
daß er gerne im Freundeskreis sein Schöpp-
chen mit Dürkheimer Wein vor sich hatte,
dann meint man fast, in dem weißhaarigen
alten Herrn, der 1941 im Alter von noch nicht
85 Jahren starb, einen Vertreter der moder-
nen Zeit vor sich zu haben. Nur mit dem Un-
terschied, daß heute immer wieder Klagen
laut werden über die ungeheure Hetze und
Belastung. Auf dem Gesicht des alten Herrn
mit dem weißen Vollbart aber liegt die Ruhe
und das feste Verwurzeltsein, das uns heute
fehlt, das dem Menschen aber früher die
Kraft gab, jede Aufgabe, die an ihn herantrat,
geradezu organisch in sein Leben einzubauen
und sie dadurch schon halb zu meistern.